In zahlreichen Dramen Shakespeares, vor allem aber in den Historien und Tragödien, finden sich häufig Bezüge auf Schicksalsmächte, die mit den Bezeichnungen fortune und stars belegt werden. Die Charaktere spielen auf Vorstellungen an, die mit diesen Mächten assoziiert werden, und berufen sich auf sie. King Lear setzt sich von Shakespeares anderen Werken insofern ab, als dass in dieser Tragödie die Bezüge auf die Glücksgöttin Fortuna und die Sterne eine noch zentralere Rolle einnehmen. Dieser Sachverhalt kann schon anhand der außergewöhnlich hohen Zahl der Bezüge auf sie aufgezeigt werden.
Die vorliegende Arbeit wird sich damit beschäftigen, wie die Konzeption der Fortuna und der Sterne im dramatischen Kontext eingesetzt werden. Dabei soll herausgearbeitet werden, inwiefern die Konzeption der beiden Schicksalsmächte dazu beiträgt, die Darstellung des tragischen Schicksals der Protagonisten zu unterstützen. Gerade King Lear überschreitet den Rahmen der poetic justice, des angemessenen Verhältnisses von Fehlern der Charaktere und der daraus resultierenden Konsequenzen. Dadurch werden die Ereignisse nicht mehr auf moralischer Basis erklärbar und schließen das Verderben von Schuldlosen wie von Schuldigen gleichermaßen mit ein. Die Ursache hinter den Ereignissen wird in Gestalt der Schicksal stiftenden Mächte, insbesondere als Wirken von Fortuna und den Sternen, visualisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzeption der Fortuna
- Traditionell
- In der Renaissance
- Der Einfluss der Sterne
- Traditionell
- In der Renaissance
- Fortuna in King Lear
- Determinismus oder Selbstbestimmung
- Gloucester als Beispiel für den Glauben an den Determinismus und das Schicksal
- Edmund als Beispiel für den Glauben an die absolute Selbstbestimmung
- Gerechtigkeit oder Willkür - Haben die Charaktere ihr Schicksal „verdient“?
- Abschließendes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konzeption der Fortuna und der Sterne in Shakespeares Tragödie King Lear. Sie beleuchtet, wie diese Schicksalsmächte die Darstellung des tragischen Schicksals der Protagonisten unterstützen. Die Arbeit beleuchtet die Interpretationen dieser Konzepte in der antiken und Renaissance-Philosophie und analysiert, wie Shakespeare diese in King Lear verwendet.
- Die Konzeption der Fortuna in der Antike und der Renaissance
- Der Einfluss der Sterne auf das menschliche Schicksal
- Die Rolle der Fortuna in King Lear
- Der Konflikt zwischen Determinismus und Selbstbestimmung
- Die Frage nach der Gerechtigkeit und Willkür in der Tragödie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik von Schicksalsmächten in Shakespeares Dramen, insbesondere in King Lear. Sie beleuchtet die zentrale Rolle der Fortuna und der Sterne in der Tragödie und verdeutlicht die Besonderheit von King Lear, die den Rahmen der „poetic justice“ sprengt.
In den folgenden Kapiteln wird die historische Entwicklung der Fortuna-Konzeption von der Antike bis zur Renaissance dargestellt. Es werden die beiden wichtigsten Varianten der Fortunabetrachtung vorgestellt: die „Fortuna Panthea“ und das Gegensatzpaar Fortuna-Virtus.
Im dritten Kapitel wird die Rolle der Sterne in der antiken und Renaissance-Philosophie beleuchtet. Es wird gezeigt, wie die Sterne als einflussreiche Schicksalsmacht gesehen wurden und wie diese Vorstellung in der Renaissance durch die Astrologie weiterentwickelt wurde.
Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse von Shakespeares Verwendung der Fortuna in King Lear. Es werden die spezifischen Elemente der Tragödie betrachtet, die auf die Rolle der Fortuna hindeuten und die Darstellung des tragischen Schicksals der Protagonisten beeinflussen.
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Determinismus und Selbstbestimmung. Es werden die Figuren Gloucester und Edmund als Beispiele für den Glauben an die absolute Macht des Schicksals bzw. für die absolute Freiheit der eigenen Entscheidungen vorgestellt.
Das sechste Kapitel untersucht die Frage nach der Gerechtigkeit oder Willkür in King Lear. Es wird analysiert, ob die Charaktere ihr Schicksal „verdient“ haben oder ob es durch Zufall oder höhere Mächte bestimmt wurde.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Konzepte von Fortuna und Sternen, Determinismus und Selbstbestimmung, sowie die Interpretation von Gerechtigkeit und Willkür in Shakespeares King Lear. Es werden zentrale Begriffe wie Schicksalsmacht, Tragödie, poetic justice, antike Philosophie, Renaissance-Philosophie und Astrologie behandelt.
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- Philipp Helle (Autor), 2005, Aberglaube und Götteranrufung in Shakespeares King Lear, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52518