Die Idee für das Thema „Entwurf einer pädagogischen Konzeption einer integrativen Tagesstätte für Kinder mit und ohne Behinderung im Rahmen von Integrativen Kooperationsklassen an Grundschulen in Bayern“ entwickelte sich im Zusammenhang mit meinem Praktikum in einer Integrativen Kooperationsklasse an der Melchior-Franck-Schule in Coburg und der dort angeschlossenen Tagesstätte.
Immer wieder habe ich während meiner Arbeit in der Integrativen Kooperationsklasse Begriffe gehört wie Behinderung und Nichtbehinderung, Integration und Ausgrenzung, normal und behindert. Je mehr ich mich mit diesen Themen auseinander setzte, desto mehr Fragen ergaben sich: „Was steckt eigentlich hinter diesen Begrifflichkeiten? Warum ist die Auseinandersetzung mit Definitionen und bestehenden Gesetzen von so großer Bedeutung? Warum schult man nicht einfach alle Kinder gemeinsam in eine Schule ein? Welches ist denn nun der „richtige“ Weg der Integration?“
Ich spüre oft die Angst und Unsicherheit, wenn ich mit Freunden über Behinderung spreche bzw. sie mit Menschen mit Behinderung persönlich konfrontiert werden. Wiederholt bekam ich zu Ohren: „Wieso Integration? – Die sind nun mal nicht die Norm, also sind sie doch in ihren Sondereinrichtungen besser aufgehoben.“
Während des Praktikums in der ‚Integrativen Kooperationsklasse’ von September 2002 bis März 2003 beobachtete ich, wie die Kinder nach anfänglicher Unsicherheit mehr und mehr ohne Scheu miteinander agierten. Dies hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Wenn die Kinder in der Lage sind derart unbefangen mit dem jeweils „Anderen“ umzugehen, warum bereitet uns dann die Frage nach der Notwendigkeit von Integration überhaupt Kopfzerbrechen?
Ziel meiner Arbeit ist es, die Problematiken von Integration zu erörtern und zu analysieren sowie Wege einer gelingenden Integration aufzuzeigen, um schließlich mit dem Entwurf einer pädagogischen Konzeption die Grundlage für professionelles integratives Arbeiten zu schaffen.
Ich möchte in diesem Sinne versuchen, eine pädagogische Konzeption zu entwickeln, welche die integrative Arbeit in der heilpädagogischen Tagesstätte an der Melchior-Franck-Schule ermöglicht. Sie soll den Mitarbeitern als Grundlage für ihre pädagogische Arbeit dienen und ihnen Orientierung und Sicherheit geben.Durch eine mögliche praktische Umsetzung der Konzeption möchte ich dazu beitragen, dass Unterrichtsschluss nicht zwangsläufig „Integrationsschluss“ sein muss.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- BEGRIFFSKLÄRUNG
- Konzept versus Konzeption
- Behinderungsbegriffe und ihre Integrationsrelevanz
- Der medizinische Behinderungsbegriff
- Der erziehungswissenschaftliche Behinderungsbegriff
- Das normative Verständnis von Behinderung
- Das Behinderungsverständnis der Bundesregierung
- Die Definitionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
- Behinderung als Etikett
- Abweichung von der Norm
- Behinderung als „Systemfolge"
- Auswirkungen auf die Integration
- Integration: Ein Begriff — viele Bedeutungen
- Allgemeines
- Ulrich Bleidicks Operationalisierung des Integrationsbegriffs
- Integration als Ziel und Mittel
- Dialektik von Integration
- Bereiche der Integration
- Stufen der Integriertheit
- Selektive Integration
- Totale Integration
- „Echte" und scheinbare Integration
- Die sieben Gegensatzpaare von Emil E. Kobi
- Georg Feusers Integrationsdefinition
- Weitere Definitionsversuche
- Neue Begriffe für ein „in die Jahre gekommenes" Thema
- Abschließende Gedanken
- VON DER VERGANGENHEIT ZUR GEGENWART: DIE ENTWICKLUNG DER INTEGRATION VON KINDERN UND JUGENDLICHEN MIT UND OHNE BEHINDERUNG
- Wurzeln des Integrationsgedankens
- Historischer Abriss
- Aktuelle Trends und Entwicklungen
- Gegenwärtiger Stand der Integrationsbemühungen
- Von der Integration zur Inklusion
- Gegenströmung: Förderung der Elite
- Eine allgemeine (integrative) Pädagogik
- Abschließende Gedanken
- FORMEN INTEGRATIVEN ARBEITENS MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN
- Grundsätze und Prinzipien von Integration
- Gemeinsame Erziehung im Elementarbereich
- Allgemeines
- Die Grundformen der Erziehung im Elementarbereich
- Richtungen der Konzeptentwicklung gemeinsamer Erziehung im Elementarbereich
- Gemeinsame Erziehung im Sekundarbereich
- Allgemeines
- Möglichkeiten schulischer Integration nach Empfehlung des deutschen Bildungsrates von 1973
- Formen schulischer Integration
- Organisationsformen schulischer Integration
- Erfahrungsberichte: Schwierigkeiten und Chancen schulischer Integration im Anschluss an die Grundschulzeit
- Integrative Freizeitangebote
- MÖGLICHKEITEN DER ÜBERTRAGUNG VON BESTEHENDEN KONZEPTEN FÜR BETREUUNGEN AM NACHMITTAG AUF INTEGRATIVE KOOPERATIONSKLASSEN AN GRUNDSCHULEN IN BAYERN
- Das Konzept der Integrativen Kooperation
- Allgemeines
- Das Coburger Modell
- Konzepte der Nachmittagsbetreuung von Schüler/innen der Integrativen Kooperationsklassen in bayerischen Grundschulen
- Allgemeines
- Betreuung am Wohnort
- Mittagsbetreuung an Volksschulen
- Heilpädagogische Tagesstätten der Schulen zur individuellen Lebensbewältigung nach dem Rahmenplan der Diakonie
- Kindertageseinrichtungen am Beispiel „Hort"
- Ganztagsschule
- Das Für und Wider vorhandener Konzepte
- Abschließende Gedanken
- Das Konzept der Integrativen Kooperation
- ENTWURF EINER PÄDAGOGISCHEN KONZEPTION FÜR EINE INTEGRATIVE TAGESSTÄTTE FÜR KINDER MIT UND OHNE BEHINDERUNG IM RAHMEN VON INTEGRATIVEN KOOPERATIONSKLASSEN AN GRUNDSCHULEN IN BAYERN
- Vorwort
- Grundlagen zum Thema
- Leitbild der Einrichtung
- Strukturen der Einrichtung
- Träger
- Gesetzliche Grundlagen
- Finanzierung
- Personelle Besetzung
- Gruppenzusammensetzung
- Lage
- Räumlichkeiten
- Öffnungszeiten
- Zielgruppe
- Zielsetzung
- Pädagogische Grundgedanken und Methoden
- Tagesablauf
- Mittagstisch
- Hausaufgabenbetreuung
- Freizeitgestaltung
- Arbeit mit dem Kind
- Gestaltung des Gruppenraumes
- Aufgaben der Mitarbeiter
- Teamarbeit
- Therapie und therapieunterstützende Arbeit
- Elternarbeit
- Vernetzungsarbeit
- Zusammenarbeit mit der Grundschule
- Zusammenarbeit mit der Förderschule
- Zusammenarbeit mit den Therapeuten
- Kooperation mit den Kindergärten
- Gemeinwesen- und Öffentlichkeitsarbeit
- Qualitätssicherung
- Nachwort
- ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
- LITERATURVERZEICHNIS
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Entwurf einer pädagogischen Konzeption für eine integrative Tagesstätte für Kinder mit und ohne Behinderung im Rahmen von Integrativen Kooperationsklassen an Grundschulen in Bayern. Die Konzeption soll die Integration von Kindern mit und ohne Behinderung im Anschluss an den regulären Unterricht fortsetzen und so eine barrierefreie Gesellschaft fördern.
- Behinderungsbegriffe und ihre Relevanz für die Integration
- Integration als Methode und Ziel
- Historische Entwicklung der Integration in Deutschland
- Aktuelle Trends und Herausforderungen der Integration
- Formen integrativen Arbeitens in Kindergarten, Schule und Freizeit
Zusammenfassung der Kapitel
- EINLEITUNG: Die Einleitung beschreibt den Hintergrund und die Motivation der Arbeit. Die Autorin erläutert ihre Erfahrungen im Praktikum in einer Integrativen Kooperationsklasse und die daraus entstandenen Fragen und Beobachtungen. Sie stellt das Ziel der Arbeit dar, die Problematiken der Integration zu erörtern und Wege zu einer gelingenden Integration aufzuzeigen.
- BEGRIFFSKLÄRUNG: Dieses Kapitel widmet sich der Klärung grundlegender Begriffe wie „Konzept" und „Konzeption". Die Autorin analysiert verschiedene Definitionen von Behinderung und Integration und diskutiert die unterschiedlichen Ansätze. Sie stellt ihre eigene Sichtweise auf Behinderung und Integration dar, die als Ausgangspunkt für den praktischen Teil der Arbeit dient.
- VON DER VERGANGENHEIT ZUR GEGENWART: DIE ENTWICKLUNG DER INTEGRATION VON KINDERN UND JUGENDLICHEN MIT UND OHNE BEHINDERUNG: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Integrationsgedankens in Deutschland. Es werden die Wurzeln des Integrationsgedankens in der Heilpädagogik, die Entstehung von Sonderschulen und die Anfänge der Integration in den 1970er Jahren beleuchtet. Die Autorin analysiert die aktuellen Trends und Entwicklungen in der Integration, einschließlich der Diskussion um Inklusion und die Herausforderungen durch die Förderung der Elite.
- FORMEN INTEGRATIVEN ARBEITENS MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über verschiedene Formen des integrativen Arbeitens mit Kindern und Jugendlichen in Kindergarten, Schule und Freizeit. Die Autorin beschreibt die Grundsätze und Prinzipien der Integration, die unterschiedlichen Formen der gemeinsamen Erziehung im Elementarbereich und im Sekundarbereich sowie integrative Freizeitangebote.
- MÖGLICHKEITEN DER ÜBERTRAGUNG VON BESTEHENDEN KONZEPTEN FÜR BETREUUNGEN AM NACHMITTAG AUF INTEGRATIVE KOOPERATIONSKLASSEN AN GRUNDSCHULEN IN BAYERN: Dieses Kapitel befasst sich mit der Übertragung bestehender Konzepte für die Nachmittagsbetreuung auf Integrative Kooperationsklassen an Grundschulen in Bayern. Die Autorin stellt das Konzept der Integrativen Kooperation sowie verschiedene Konzepte für die Nachmittagsbetreuung, wie Mittagsbetreuung, heilpädagogische Tagesstätten, Kinderhorte und Ganztagsschulen, vor. Sie analysiert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte im Hinblick auf ihre Integrationstauglichkeit.
- ENTWURF EINER PÄDAGOGISCHEN KONZEPTION FÜR EINE INTEGRATIVE TAGESSTÄTTE FÜR KINDER MIT UND OHNE BEHINDERUNG IM RAHMEN VON INTEGRATIVEN KOOPERATIONSKLASSEN AN GRUNDSCHULEN IN BAYERN: Dieses Kapitel stellt den Entwurf einer pädagogischen Konzeption für eine integrative Tagesstätte vor. Die Autorin beschreibt das Leitbild der Einrichtung, die Strukturen, die Zielsetzung, die pädagogischen Grundgedanken und Methoden, die Vernetzungsarbeit und die Qualitätssicherung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Förderschwerpunkt Lernen, den inklusiven und exklusiven Unterricht sowie die schulische Inklusion, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Rahmenbedingungen und Herausforderungen der inklusiven Beschulung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt), die die Leistungsentwicklung und das Wohlbefinden von Schülern in inklusiven und exklusiven Förderarrangements vergleicht. Weitere Themen sind Förderempfehlungen, die Herausforderungen der Inklusion sowie Implikationen für die Schulentwicklung und Inklusionspraxis.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Sozialpäd. Nadine Schuster (Autor:in), 2004, Pädagogische Konzeption für eine integrative Tagesstätte für Kinder mit und ohne Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52367