Untersucht man die biblische Vorstellung von der Entstehungsgeschichte des Menschen im Ersten Buch Moses (Genesis), so lässt sich feststellen, dass der Sündenfall Adams und Evas die wohl bedeutendste ökonomische Veränderung in der Geschichte des Menschen bewirkte. Nach den Vorstellungen über das Paradies war dieses durch unendlichen Reichtum an Rohstoffen und Nahrung bestimmt. Durch die Vertreibung durch Gott und die damit verbundene Auferlegung von Qualen im alltäglichen Leben entstand für den Menschen die Notwendigkeit, für sein Überleben zu arbeiten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit sah er sich einer Knappheit aller Güter, sowie der lebensnotwendigen Befriedigung eigener Grundbedürfnisse gegenüber. Die Natur und die Bedürfnisse anderer Menschen verhindern seitdem die Möglichkeit, alles zu bekommen, was man sich wünscht. Die Rationalisierung der Verwendung von Ressourcen, die Notwendigkeit der langfristigen Planung und nicht zuletzt die Ökonomie als Ganzes begründen auf dieser biblischen Vorstellung ihre Existenz.
Mit einer gewissen Übertreibung und Generalisierung ausgedrückt, kann man somit die Religion als Grundproblem der Ökonomie verstehen, woraus sich zwangsläufig die Frage nach der Lösung dieses Problems ergibt. Da die Bedürfnisse aller und die daraus entstehende Knappheit in der Realität wohl niemals überwunden werden kann, ergibt sich eine differenziertere Fragestellung, die auf die Minimierung der Knappheit abzielt.
Wenn jedoch die Religion das Problem der Ökonomie darstellt, muss auch gefragt werden, ob eine Lösung in genau diesem Bereich denkbar wäre. Dazu ist es notwendig, den Zusammenhang von Religion und Wirtschaft zunächst festzustellen und dann diesen auf Lösungs- bzw. Verbesserungsmöglichkeiten hin zu untersuchen. Bereits Adam Smith, der als der Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre gilt, nannte in seinem Werk „Wohlstand der Nationen“ von 1776, dass es eine Verbindung von Religion und Ökonomie gibt. Allerdings blieb dieser Aspekt für sehr lange Zeit in der Wirtschaftswissenschaft unberücksichtigt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Soziologe und nicht etwa ein Wirtschaftwissenschaftler diesen Bereich als erstes theoretisch analysierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Gang der Untersuchung
- Die Theorie der protestantischen Ethik nach Max Weber
- Die Person Max Weber und der historisch relevante Hintergrund seines Werkes
- Biografisches zu Max Weber
- Historischer Hintergrund zur Zeit Max Webers
- Der „Geist\" des Kapitalismus
- Arbeit, Beruf und Erwerb
- Gruppenethik
- Elemente der protestantischen Ethik
- Die Reformation durch Martin Luther
- Die Berufsethik
- Der calvinistische Prädestinationsglaube
- Freikirchen
- Ergebnis und inhaltliche Kritik an der Theorie der protestantischen Ethik
- Zusammenfassung der Theorie der protestantischen Ethik
- Kritik in der Literatur
- Der Methodenstreit am Beispiel der Auseinandersetzung mit Karl Fischer
- Die Frage nach der zeitlichen Entstehung des Kapitalismus durch Felix Rachfahl
- Folgen aus der Kritik für die Gültigkeit des Werkes
- Die Entstehung der protestantischen Reformation aus ökonomischer Sicht
- Charakterisierung des Marktes für Religion
- Allgemeine Probleme des Religionsmarktes
- Existenz eines Marktes für Religion und Charakterisierung des Produkts
- Informationsmängel und deren Lösung
- Anreize zur Fehlinformation
- Die Monopolstellung der katholischen Kirche vor der Reformation
- Die katholische Kirche als Franchiseunternehmen
- ,,rent-seeking“, Preisdifferenzierung und die Bedeutung des Fegefeuers
- Das Entstehen von Wettbewerb durch die Reformation
- Ökonomische Analyse de Entstehens von Wettbewerb
- Der Einfluss der Preispolitik auf das Entstehen von Konkurrenz
- Veränderung der Marktform
- Die ökonomischen Folgen der Reformation
- Einfluss der Reformation auf die Marktstrukturelemente
- Effizienz auf dem duopolistischen Markt für Religion
- Schaffung von freiem Wettbewerb durch die Reformation
- Zusammenfassung
- Bedeutung der Weber-These in empirischen Analysen
- Der Zusammenhang von Religion und wirtschaftlichem Wachstum zur Zeit der protestantischen Reformation
- Aufbau und Fragestellung der Studie
- Wirtschaftliche Entwicklung in Europa zwischen 1500 und 1750
- Deskriptive Analysen der Unterschiede zwischen Nord- und Südeuropa
- Netzwerkstrukturen in den protestantischen Gebieten
- Empirischer Test
- Datensatz
- Ergebnisse der Untersuchung
- Schlussfolgerungen
- Analyse aktueller Entwicklungen anhand der Theorie der protestantischen Ethik
- Das ökonometrische Modell von Benito Arruñada
- Theoretische Überlegungen der Studie
- Komparative Analyse der christlichen Moralhindernisse
- Die Struktur des Glaubens und die Folgen
- Zwangsmechanismen
- Homogenität der Moral und Transaktionskosten
- Methodisches Vorgehen bei der Untersuchung
- Direkte Effekte
- Institutionelle Effekte: Substitution zwischen den Zwangsmechanismen
- Institutionelle Effekte: Transaktionskosten
- Die multivariante Regressionsanalyse als angewandtes Verfahren
- Probleme des Datensatzes
- Ergebnisse
- Direkte Effekte
- Zwangsmechanismen
- Transaktionskosten
- Zusammenfassung und Kritik
- Der Effekt der Religion auf die wirtschaftliche Entwicklung am Beispiel ehemaliger Kolonien
- Hintergrund und Fragestellung der Studie
- Methodisches Vorgehen
- Variablen in der Wachstumsgleichung
- Variablen in der Einkommensgleichung
- Ergebnisse
- Einfluss von Religion auf das wirtschaftliche Wachstum
- Einfluss der Religion auf das reale Pro-Kopf-Einkommen
- Kritik
- Schlussfolgerung und Ausblick
- Zusammenfassung
- Der „Geist“ des Kapitalismus und seine Verbindung zur protestantischen Ethik
- Die ökonomische Analyse des Religionsmarktes und die Folgen der Reformation
- Die empirische Überprüfung der Weber-These durch Studien zum Zusammenhang von Religion und wirtschaftlichem Wachstum
- Die Analyse aktueller Entwicklungen im Kontext der Theorie der protestantischen Ethik
- Kapitel 1 stellt die Fragestellung der Arbeit dar und skizziert den Gang der Untersuchung.
- Kapitel 2 beleuchtet die Theorie der protestantischen Ethik nach Max Weber. Es werden die Person Max Weber und der historische Kontext seines Werkes, sowie die Elemente der protestantischen Ethik und ihre Verbindung zum „Geist“ des Kapitalismus behandelt.
- Kapitel 3 untersucht die Entstehung der protestantischen Reformation aus ökonomischer Sicht. Es analysiert den Markt für Religion und die Monopolstellung der katholischen Kirche vor der Reformation, sowie das Entstehen von Wettbewerb durch die Reformation und die ökonomischen Folgen dieser Entwicklungen.
- Kapitel 4 untersucht die Bedeutung der Weber-These in empirischen Analysen. Es werden Studien zum Zusammenhang von Religion und wirtschaftlichem Wachstum zur Zeit der protestantischen Reformation und zur Analyse aktueller Entwicklungen im Kontext der Theorie der protestantischen Ethik vorgestellt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Theorie der protestantischen Ethik von Max Weber aus ökonomischer Perspektive und untersucht deren Auswirkungen auf die Entstehung des Kapitalismus. Sie befasst sich mit den historischen und religiösen Wurzeln des Kapitalismus und analysiert die ökonomischen Folgen der Reformation.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Protestantische Ethik, Kapitalismus, Max Weber, Reformation, Religion, Markt für Religion, Wirtschaftswachstum, Empirische Analyse
- Quote paper
- Matthias Diemer (Author), 2005, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Eine ökonomische Analyse der Theorie Max Webers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52164