Bei der genaueren Auseinandersetzung mit der Dynastie der Habsburger im 16. Jahrhundert fällt auf, dass die Bestrebungen Karls V. nach der monarchia universalis neben innenpolitischen Problemfaktoren, wie den protestantischen Fürsten in den eigenen Landen auch durch Bedrohungen von außen erschwert wurden. So nahm der Kampf gegen Frankreich und das Papsttum eine dominierende Stellung in der habsburgischen Außenpolitik ein. Mindestens ebenso bedrohlich für die eigene Macht und die Hegemonie auf dem europäischen Kontinent sowie im Mittelmeer war jedoch das osmanische Reich, das im 16. Jahrhundert- wohl auch bedingt durch die Persönlichkeit Sultan Süleymans- im Zenit seiner Macht stand.
Aus diesem Grund soll in der vorliegenden Arbeit der Fokus auf die militärischen und politischen Auseinandersetzungen des Hauses Habsburg mit den Osmanen gelegt werden und Phänomene, wie die Einigkeit im Reich bezüglich der Türkenabwehr, näher beleuchtet werden.
Leichthin unter dem Begriff der Türkenkriege bekannt, zogen sich die habsburgischen Abwehrkriege gegen die expandierenden Osmanen über den Zeitraum vom ausgehenden Mittelalter bis hin in die Neuzeit und darüber hinaus bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hin. Versteht man allgemein unter den Türkenkriegen in ihrer Anfangsphase, die rein ideologisch und religiös begründete Abwehr der Bedrohung aus dem Osten und die Verteidigung des christlichen Abendlandes vor den ungläubigen Muslimen, so waren die Mechanismen, die den Dauerkonflikt der Habsburger mit dem osmanischen Reich auslösten und immer neu entfachten, rein machtpolitischer Natur. Aus den, an die Kreuzzüge erinnernden Kriegen gegen die Türken, die etwa ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in den südosteuropäischen Raum eindrangen, entwickelten sich ab dem 16. Jahrhundert reine Eroberungs- und Verteidigungskriege. In dieser Zeit nahm auch der Expansionsdrang der Osmanen spürbar zu, sodass die Hauptlast der militärischen Verantwortung von Karl V. und später vor allem von seinen Nachkommen in der österreichischen Linie getragen werden musste.
Schauplätze der Auseinandersetzungen waren im Wesentlichen der österreichische Teil des Habsburger Imperiums und der Mittelmeerraum bis zur Levante.
Da die Problematik der Auseinandersetzungen jedoch mit der Beschränkung auf den militärischen Ablauf nur unzureichend verdeutlicht werden kann, sollen auch wirtschaftliche und dynastische Probleme berücksichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die machtpolitische Konstellation in Europa
- Chronologie der wichtigsten militärischen Auseinandersetzungen
- Mittelmeer
- Lepanto
- Balkan
- Langer Türkenkrieg
- Mittelmeer
- Das Problem der wirtschaftlichen Konkurrenz
- Rückwirkungen des Konflikts auf das Reich
- Reichsversammlungen
- Reichstürkenhilfe
- Landesdefension und Kriegswesen
- Die österreichischen Erblande
- Der Wandlungsprozess in den beiden Großreichen
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den militärischen und politischen Auseinandersetzungen des Hauses Habsburg mit dem Osmanischen Reich im 16. Jahrhundert. Sie analysiert die machtpolitische Konstellation in Europa und die wichtigsten militärischen Konflikte, insbesondere im Mittelmeerraum und auf dem Balkan. Darüber hinaus werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der Konflikte auf das Reich sowie die Rückwirkungen auf die Reichsversammlungen, die Reichstürkenhilfe, die Landesdefension und das Kriegswesen beleuchtet. Die Arbeit untersucht auch den Wandel in der Herrschaftspolitik der beiden Großmächte und die Gründe für den Rückzug aus den Konflikten mit den Osmanen.
- Die machtpolitische Konstellation in Europa
- Die wichtigsten militärischen Auseinandersetzungen
- Die wirtschaftliche Konkurrenz zwischen Habsburg und dem Osmanischen Reich
- Die Rückwirkungen der Konflikte auf das Reich
- Der Wandel in der Herrschaftspolitik der beiden Großmächte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Bedeutung der Auseinandersetzungen zwischen Habsburg und dem Osmanischen Reich im 16. Jahrhundert. Sie stellt die machtpolitische Konstellation in Europa dar und verdeutlicht die Bedeutung des osmanischen Reiches als Gegner. Das Kapitel „Die machtpolitische Konstellation in Europa" beleuchtet die Beziehungen zwischen dem Habsburgerreich, Frankreich und dem Osmanischen Reich. Es zeigt, wie die Osmanen als Verbündete Frankreichs die Habsburger im Osten binden und in einen Mehrfrontenkrieg verstricken konnten. Das Kapitel „Chronologie der wichtigsten militärischen Auseinandersetzungen" beschreibt die wichtigsten militärischen Konflikte zwischen Habsburg und dem Osmanischen Reich, insbesondere im Mittelmeerraum und auf dem Balkan. Es behandelt die Belagerung Maltas (1565), die Seeschlacht von Lepanto (1571), die Belagerung von Sziget (1566) und den Langen Türkenkrieg (1593-1606). Das Kapitel „Das Problem der wirtschaftlichen Konkurrenz" analysiert die wirtschaftlichen Auswirkungen der Konflikte auf das Reich. Es zeigt, wie das Osmanische Reich durch seine offene Handelspolitik einen erheblichen wirtschaftlichen Vorsprung gegenüber Europa hatte und wie der Getreidehandel zwischen Europa und dem Osmanischen Reich zu Spannungen führte. Das Kapitel „Rückwirkungen des Konflikts auf das Reich" untersucht die Auswirkungen der Konflikte auf die Reichsversammlungen, die Reichstürkenhilfe, die Landesdefension und das Kriegswesen. Es zeigt, wie die Türkengefahr als einigender Faktor die Stände zusammenschweißte und die konfessionellen Streitfragen in den Hintergrund traten. Es beleuchtet auch die Herausforderungen für die Reichstürkenhilfe und die Entwicklung der Landesdefension. Das Kapitel „Der Wandlungsprozess in den beiden Großreichen" analysiert den Wandel in der Herrschaftspolitik der beiden Großmächte und die Gründe für den Rückzug aus den Konflikten mit den Osmanen. Es zeigt, wie sich die Interessen von Habsburg und dem Osmanischen Reich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts veränderten und wie die Konflikte mit den Osmanen im Hintergrund der Konflikte im Inneren des Reiches zurücktraten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Habsburger, das Osmanische Reich, Türkenkriege, Mittelmeer, Balkan, Lepanto, Langer Türkenkrieg, wirtschaftliche Konkurrenz, Reichsversammlungen, Reichstürkenhilfe, Landesdefension, Kriegswesen, Machtpolitik, Konfessionelle Gegensätze, Wandel der Herrschaftspolitik.
- Arbeit zitieren
- B.A. Malte Gaier (Autor:in), 2006, Probleme der Habsburger nach 1555: Die Auseinandersetzungen mit dem osmanischen Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52134
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