Die vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit der Thematik, welche Faktoren und Einflüsse auf das Erinnerungsvermögen einwirken. Dies wird anhand verschiedener Forschungen und Theorien aus dem Bereich der Gedächtnisforschung dargelegt. Abschließend erfolgt eine Darstellung des Polizeibeamten als Zeuge vor Gericht unter dem Einfluss einer falschen oder nicht vorhandenen Erinnerung.
Manipulierte und verfälschte Erinnerungen sind für die meisten Menschen eine beängstigende Vorstellung. Erst recht wenn man davon ausgeht, dass der Mensch als Individuum die Summe seiner Erinnerungen ist. Ein Fundament auf dem alles aufbaut und dabei hilft den persönlichen Lebensweg zu verstehen. Stellt man sich nun vor, dass menschliche Erinnerungen von Grunde auf falsch sind und das eigene Gehirn einen in die Irre führt, auf welcher Basis könnte dann beispielsweise die Justiz anhand von Zeugenaussagen Urteile fällen?
Polizisten, Anwälte und Richter sind sich dessen bewusst, dass Zeugenaussagen fehlerhaft sein können. Über deren Ausmaß an Fehlerhaftigkeit vermögen diese aber keine Einschätzung abgeben zu können. Gedächtnisforscher gehen davon aus, dass falsche Erinnerungen eher die Regel als die Ausnahme sind. Die Rechtspsychologin Julia Shaw zeigte in einer ihrer Studien auf, dass Menschen sogar Straftaten gestehen, die sie niemals begangen haben. Dabei brachte sie die Probanden dazu, sich ein vorgestelltes Ereignis im Gedächtnis als Erinnerung abzuspeichern. Mit dem tatsächlichen Leben der Probanden hatte das Ereignis allerdings nichts zu tun. Ihre Erinnerungen stützen sich lediglich auf vorher suggerierte Aussagen der Eltern und nicht auf ihre eigenen tatsächlichen Erlebnisse. Das Ergebnis, 70 Prozent der Probanden waren sich am Ende der Versuchsreihe sicher die Straftat begangen zu haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bildung einer Erinnerung
- Fehler in der Erinnerung
- Die Fuzzy-Trace-Theorie
- Ich Assoziiere, Also Erinnere ich mich
- Verbale Überschattung
- Erinnerung als Teil einer sozialen Landschaft
- Erinnerungskonformität innerhalb einer Zeugenaussage
- Der Einfluss einer Gruppe
- Der Polizeibeamte als Zeuge
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Faktoren und Einflüsse auf das menschliche Erinnerungsvermögen, insbesondere im Kontext von Erinnerungsmanipulation und -verfälschung. Sie beleuchtet die Auswirkungen fehlerhafter Erinnerungen auf Zeugenaussagen, speziell im polizeilichen Kontext. Die Arbeit stützt sich auf verschiedene Theorien und Forschungsergebnisse aus der Gedächtnisforschung.
- Bildung und Speicherung von Erinnerungen
- Fehlerquellen und Mechanismen der Erinnerungsverfälschung
- Die Fuzzy-Trace-Theorie und ihre Erklärung von Erinnerungsfehlern
- Der Einfluss sozialer Faktoren auf die Erinnerung
- Die Rolle des Polizeibeamten als Zeuge und die Bedeutung genauer Erinnerungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der manipulierten und verfälschten Erinnerungen ein und verdeutlicht deren Bedeutung, insbesondere für die Rechtsprechung, die auf Zeugenaussagen angewiesen ist. Sie hebt die hohe Fehleranfälligkeit menschlicher Erinnerungen hervor und erwähnt Studien, die zeigen, wie leicht Menschen dazu gebracht werden können, sich falsche Ereignisse einzuprägen. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Faktoren an, die das Erinnerungsvermögen beeinflussen, sowie die Rolle des Polizeibeamten als Zeuge.
Bildung einer Erinnerung: Dieses Kapitel beleuchtet den Prozess der Gedächtnisbildung. Es beschreibt, wie Erfahrungen im Gehirn gespeichert werden, wobei die neuronale Plastizität und die Bildung von neuronalen Netzwerken im Fokus stehen. Es wird erläutert, dass Erinnerungen nicht einfach das Abrufen von Informationen sind, sondern aktive Prozesse der Rekonstruktion, die auf der Verbindung bestehender Gehirnzellen beruhen. Der Text verdeutlicht die Komplexität der Gedächtnisbildung anhand verschiedener Beispiele, einschließlich semantischer und autobiografischer Erinnerungen.
Fehler in der Erinnerung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Problematik fehlerhafter Erinnerungen und der Frage, wie das Gedächtnis in die Irre geführt werden kann. Es werden verschiedene Forschungsergebnisse und Theorien vorgestellt, die die Manipulation und Verfälschung von Erinnerungen erklären. Es wird insbesondere die Fuzzy-Trace-Theorie erläutert, die zwei Arten von Erinnerungsspuren, die gist trace und die verbatim trace, unterscheidet und deren unterschiedlichen Beitrag zu Erinnerungsfehlern aufzeigt.
Schlüsselwörter
Erinnerungsverfälschung, Gedächtnisforschung, Zeugenaussagen, Fuzzy-Trace-Theorie, neuronale Plastizität, Rechtspsychologie, Polizeibeamte, Erinnerungsmanipulation, Fehlerhafte Erinnerungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Seminararbeit über Erinnerungsverfälschung
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Faktoren und Einflüsse auf das menschliche Erinnerungsvermögen, insbesondere im Kontext von Erinnerungsmanipulation und -verfälschung. Ein besonderer Fokus liegt auf den Auswirkungen fehlerhafter Erinnerungen auf Zeugenaussagen, speziell im polizeilichen Kontext.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Bildung und Speicherung von Erinnerungen, Fehlerquellen und Mechanismen der Erinnerungsverfälschung, die Fuzzy-Trace-Theorie, den Einfluss sozialer Faktoren auf die Erinnerung und die Rolle des Polizeibeamten als Zeuge.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel Einleitung, Bildung einer Erinnerung, Fehler in der Erinnerung (inkl. Unterkapiteln zur Fuzzy-Trace-Theorie, verbaler Überschattung, Erinnerungskonformität und dem Einfluss von Gruppen), Der Polizeibeamte als Zeuge und Fazit.
Was ist die Fuzzy-Trace-Theorie und ihre Bedeutung für die Arbeit?
Die Fuzzy-Trace-Theorie ist eine zentrale Theorie in der Arbeit, die zwei Arten von Erinnerungsspuren unterscheidet: gist trace (sinngemäße Erinnerung) und verbatim trace (wörtliche Erinnerung). Die Theorie erklärt, wie diese unterschiedlichen Spuren zu Erinnerungsfehlern beitragen.
Welche Rolle spielt der soziale Kontext bei der Erinnerung?
Die Arbeit untersucht den Einfluss sozialer Faktoren auf die Erinnerung, insbesondere die Erinnerungskonformität innerhalb einer Zeugenaussage und den Einfluss von Gruppen auf die Erinnerungsgestaltung.
Welche Bedeutung hat die Arbeit für die Rechtsprechung?
Die Arbeit betont die hohe Fehleranfälligkeit menschlicher Erinnerungen und deren Bedeutung für die Rechtsprechung, die oft auf Zeugenaussagen angewiesen ist. Sie verdeutlicht, wie leicht Erinnerungen manipuliert und verfälscht werden können.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Erinnerungsverfälschung, Gedächtnisforschung, Zeugenaussagen, Fuzzy-Trace-Theorie, neuronale Plastizität, Rechtspsychologie, Polizeibeamte, Erinnerungsmanipulation, fehlerhafte Erinnerungen.
Wie wird der Prozess der Gedächtnisbildung beschrieben?
Das Kapitel "Bildung einer Erinnerung" beschreibt den Prozess der Gedächtnisbildung, die neuronale Plastizität und die Bildung neuronaler Netzwerke. Es betont, dass Erinnerungen aktive Rekonstruktionsprozesse sind und nicht einfach nur das Abrufen von Informationen.
Wie werden Fehler in der Erinnerung erklärt?
Das Kapitel "Fehler in der Erinnerung" befasst sich mit verschiedenen Forschungsergebnissen und Theorien, die die Manipulation und Verfälschung von Erinnerungen erklären. Es werden verschiedene Mechanismen der Erinnerungsfehler erläutert.
Welche Rolle spielt der Polizeibeamte als Zeuge?
Die Arbeit untersucht die Rolle des Polizeibeamten als Zeuge und betont die Bedeutung genauer Erinnerungen im polizeilichen Kontext.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2019, Die Manipulation von Erinnerungen. Erinnerungsverfälschung und ihre Folgen für Polizeizeugen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520933