Seit einiger Zeit steht das Spannungsverhältnis zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit im sprachwissenschaftlichen Bereich sowie in zunehmend übersetzungsbezogenen Studien im Vordergrund. Dabei belegen die Erfindung der Massenkommunikation, des Internets und auf die anschließende Verbreitung immer neuer Kommunikationsformen wie E-Mail, SMS und Chat zweifellos eine ausschlaggebende Rolle. Schwitalla und Tittula zufolge (2009) seien diese neuen Kommunikationsmittel für das „Fallen“ der konventionellen Grenzen zwischen dem Gesprochenen und dem Geschriebenen zuständig und hätten zu einer Intensivierung der Verschränkung dieser zwei Dimensionen beigetragen. Daraus ergibt sich eine immer stärkere Aufwertung der gesprochenen Sprache, die sich heutzutage fast in allen Lebensbereichen abzeichnet und zu erheblichen Veränderungen auch in den traditionellen Kommunikationsformen führt.
Einer von diesen Bereichen stellt der literarische Bereich dar, in dem sich immer mehr Autoren mit der gesprochenen Sprache beschäftigen. Groesch (1985) spricht dabei von „Fingierte Mündlichkeit“.
Im Besonderen bezeichnet der Begriff den dosierten und stilbezogenen Rückgriff in literarischen Texten auf Merkmale, die auf die gesprochensprachliche Dimension beschränkt und daher in der Schriftsprache nicht vorkommend sind. Um die Atmosphäre einer typisch mündlichen Kommunikation zu kreieren, muss der Autor für eine besonders geschickte Sortierung markierter Elemente und ihre Distribution im Text sorgen. Denn es handelt sich bei den literarischen Texten um medial und konzeptionell schriftliche, d.h. „an eine geradezu typische Distanz-Situation gebundene“ Äußerungsformen (Nicklaus, 2015).
Einer der Autoren, die heutzutage am besten diese neue Tendenz vertreten, ist der Österreicher Wolf Haas. Bei seiner Brenner-Reihe spielt die Sprache eine sehr entscheidende Rolle und wird sogar zum Protagonisten des ganzen Werkes.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Buch
- 2.1 Der Roman und seine Erneuerungen
- 3. Ausgangstext
- 4. Zieltext
- 5. Ausgangs- und Zieltextanalyse
- 5.1 Phonologische Ebene
- 5.2 Morphologische Ebene
- 5.3 Lexikalische Ebene
- 5.4 Syntaktische Ebene
- 5.5 Semantische und Stilistische Ebene
- 6. Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die sprachlichen Besonderheiten in Wolf Haas' Roman "Der Brenner und der liebe Gott" und untersucht die Herausforderungen bei der Übersetzung dieser Merkmale ins Deutsche. Das Ziel ist es, die "fingierte Mündlichkeit" im Originaltext zu identifizieren und zu analysieren, sowie die Übersetzungsstrategien zu beleuchten, die notwendig sind, um die stilistische Wirkung im Zieltext zu erhalten.
- Analyse der "fingierten Mündlichkeit" in Wolf Haas' Schreibstil
- Identifizierung umgangssprachlicher Elemente und deren Funktion im Text
- Untersuchung der Übersetzungsprobleme bei der Wiedergabe umgangssprachlicher Merkmale
- Bewertung verschiedener Übersetzungsstrategien
- Vergleich zwischen Ausgangs- und Zieltext
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der "fingierten Mündlichkeit" in der Literatur ein und betont die wachsende Bedeutung der gesprochenen Sprache in verschiedenen Bereichen, inklusive der Literatur. Sie stellt Wolf Haas als Beispiel für einen Autor vor, der diese Tendenz in seinen Werken, insbesondere der Brenner-Reihe, konsequent umsetzt. Die Arbeit skizziert die Methodologie, die für die Analyse des Romans "Der Brenner und der liebe Gott" angewendet wird, und kündigt den Vergleich zwischen Original und Übersetzung an.
2. Das Buch: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über Wolf Haas' Roman "Der Brenner und der liebe Gott" und dessen stilistische Besonderheiten. Es geht auf die innovative Verwendung der Sprache als zentralen Bestandteil des Werks ein, wobei die "Nähesprache" mit ihren umgangssprachlichen Elementen im Mittelpunkt steht. Es wird auf Interviews mit dem Autor verwiesen, um seine Intentionen und seine Faszination für die Musikalität der Sprache zu verdeutlichen.
3. Ausgangstext: Dieses Kapitel präsentiert den Ausgangstext, welcher als Grundlage für die Analyse und die anschließende Übersetzung dient. Es wird detailliert beschrieben, warum dieser spezielle Text für die Untersuchung ausgewählt wurde.
4. Zieltext: Dieses Kapitel präsentiert die eigene Übersetzung des ausgewählten Textes. Es dient als Vergleichsgrundlage zur Analyse der Übersetzungsstrategien und der Herausforderungen beim Transfer der "fingierten Mündlichkeit" in die Zielsprache.
5. Ausgangs- und Zieltextanalyse: Dieser umfangreiche Abschnitt bietet eine detaillierte sprachliche Analyse des Ausgangs- und des Zieltexts, aufgegliedert in phonologische, morphologische, lexikalische, syntaktische, semantische und stilistische Ebenen. Der Fokus liegt dabei auf dem Vergleich beider Texte und der Analyse der jeweiligen sprachlichen Mittel, um den erzielten Effekt der "fingierten Mündlichkeit" zu beurteilen und die Übersetzungsprobleme aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Fingierte Mündlichkeit, Wolf Haas, Der Brenner und der liebe Gott, Übersetzung, Sprachvergleich, Umgangssprache, Dialekt, Nähesprache, Sprachstil, Übersetzungsstrategien, Literaturanalyse.
Häufig gestellte Fragen zu "Der Brenner und der liebe Gott": Sprachliche Analyse und Übersetzung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert die sprachlichen Besonderheiten, insbesondere die "fingierte Mündlichkeit", in Wolf Haas' Roman "Der Brenner und der liebe Gott" und untersucht die Herausforderungen bei der Übersetzung dieser Merkmale ins Deutsche. Im Mittelpunkt steht der Vergleich zwischen Originaltext und einer selbst erstellten Übersetzung.
Welche Aspekte der Sprache werden untersucht?
Die Analyse umfasst verschiedene sprachliche Ebenen: Phonologie, Morphologie, Lexik, Syntax, Semantik und Stilistik. Es wird untersucht, wie umgangssprachliche Elemente, Dialekt und die "Nähesprache" im Originaltext eingesetzt werden und welche Übersetzungsstrategien notwendig sind, um die stilistische Wirkung im Zieltext zu erhalten.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die "fingierte Mündlichkeit" in Wolf Haas' Schreibstil zu identifizieren und zu analysieren. Weiterhin sollen die Übersetzungsprobleme bei der Wiedergabe umgangssprachlicher Merkmale beleuchtet und verschiedene Übersetzungsstrategien bewertet werden. Ein detaillierter Vergleich zwischen Ausgangs- und Zieltext bildet den Kern der Analyse.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung, eine Beschreibung des Romans, die Präsentation des Ausgangs- und Zieltextes, eine detaillierte sprachliche Analyse auf verschiedenen Ebenen und abschließende Schlussfolgerungen. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel erleichtern die Navigation.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Fingierte Mündlichkeit, Wolf Haas, Der Brenner und der liebe Gott, Übersetzung, Sprachvergleich, Umgangssprache, Dialekt, Nähesprache, Sprachstil, Übersetzungsstrategien, Literaturanalyse.
Welche Textstellen werden analysiert?
Die Arbeit analysiert einen ausgewählten Textauszug aus "Der Brenner und der liebe Gott". Die Auswahlkriterien für diesen Textauszug werden im Kapitel zum Ausgangstext detailliert erläutert.
Was ist mit "fingierter Mündlichkeit" gemeint?
Der Begriff "fingierte Mündlichkeit" beschreibt die stilistische Gestaltung eines literarischen Textes, die die Merkmale der gesprochenen Sprache nachahmt, obwohl es sich um einen schriftlichen Text handelt. Wolf Haas ist bekannt für seine Verwendung dieser Technik.
Wie wird der Vergleich zwischen Original und Übersetzung durchgeführt?
Der Vergleich zwischen Ausgangs- und Zieltext erfolgt auf allen oben genannten sprachlichen Ebenen. Die Analyse zeigt auf, welche sprachlichen Mittel im Originaltext verwendet werden, welche Herausforderungen sich bei der Übersetzung ergeben und welche Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen eingesetzt wurden.
- Quote paper
- Vera Calia (Author), 2018, Die fingierte Mündlichkeit. "Der Brenner und der Liebe Gott". Eine Übersetzungsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520441