Das französische Morphosyntax-System verfügt wie die meisten anderen Sprachen auch über einfache und komplexe Sätze. Der einfache Aussagesatz besteht dabei aus einer Nominalgruppe oder einem Pronomen, die Subjektfunktion übernehmen, und einer Verbalgruppe, die die Rolle des Prädikates trägt.
Von einem komplexen Satz spricht man dann, wenn der einfache Satz durch einen anderen erweitert wird. Daher besteht der komplexe Satz immer aus mehreren Teilsätzen (propositions), die in einer Satzreihe oder einem Satzgefüge miteinander verbunden werden können. Eine Satzreihe stellt dabei immer eine unverbundene Reihung (juxtaposition), oder eine nebenordnende Reihung (coordination) z.B. durch Konjunktion dar, wohingegen ein Satzgefüge immer eine unterordnende Verknüpfung (subordination) von Hauptsatz und Gliedsatz ist. Letztere unterteilen sich in Subjekt- und Objektsätze, Adverbialsätze und schließlich Relativsätze, die das Thema der vorliegenden Arbeit sind und im Folgenden näher untersucht werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
A. Einleitung
B. Hauptteil
I. Theorie
1. Definition
2. Form
3. Gebrauch
3.1. qui
3.2. que
3.3. dont
3.4. où
3.5. quoi
3.6. lequel
4. Formoppositionen
4.1. qui – que
4.2. qui – lequel
4.4. ce qui – ce que – ce dont – ce à quoi
5. Stellung
6. Wiederholung der Relativpronomen
7. Der Relativsatz
7.1. Der Relativsatz als Erweiterung einer Nominalgruppe
7.2. Relativsätze als Gliedsätze
7.3. Restriktiver und explikativer Relativsatz
C. Schluss
Bibliographie
A. Einleitung
Das französische Morphosyntax-System verfügt wie die meisten anderen Sprachen auch über einfache und komplexe Sätze. Der einfache Aussagesatz besteht dabei aus einer Nominalgruppe oder einem Pronomen, die Subjektfunktion übernehmen, und einer Verbalgruppe, die die Rolle des Prädikates trägt.
Von einem komplexen Satz spricht man dann, wenn der einfache Satz durch einen anderen erweitert wird. Daher besteht der komplexe Satz immer aus mehreren Teilsätzen (propositions), die in einer Satzreihe oder einem Satzgefüge miteinander verbunden werden können.
Eine Satzreihe stellt dabei immer eine unverbundene Reihung (juxtaposition), oder eine nebenordnende Reihung (coordination)z.B. durch Konjunktion dar, wohingegen ein Satzgefüge immer eine unterordnende Verknüpfung (subordination)von Hauptsatz und Gliedsatz ist.
Letztere unterteilen sich in Subjekt- und Objektsätze, Adverbialsätze und schließlich Relativsätze, die das Thema der vorliegenden Arbeit sind und im Folgenden näher untersucht werden sollen.
B. Hauptteil
I. Theorie
Betrachtet man wissenschaftliche Beiträge oder Grammatiken in Bezug auf die französischen Relativpronomen, bzw. –sätze, so fällt auf, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Definitionen gibt. Je nach Grammatik werden andere Akzente gesetzt, die Beiträge variieren in Ausführlichkeit und die verschiedenen Grammatiker verwenden sogar unterschiedliche Terminologien. Deshalb soll ein kurzer Blick in exemplarisch ausgewählte Grammatiken als Hinleitung zu dem behandelten Thema dienen.
1. Definition
Zu Beginn soll eines der wichtigsten und ausführlichsten grammatischen Regelwerke, derBon usagevon Grevisse stehen. Dort findet sich eine recht ausführliche und differenzierte Definition:
Les pronoms relatifs, qu’on appelle parfois conjonctifs, servent à introduire une proposition qu’on appelle elle-mêmerelative;à la difference des conjonctions de subordination (qui introduisent aussi une proposition)
1) ils ont une fonction dans cette proposition: celle de sujet, de complément, parfois d’attribut
2) ils ont un genre, un nombre, une personne, même s’ils ne portent pas visiblement les marques
3) s’ils sont représentants, ils ont un antécédent
Confais[1]dagegen verwendet die relativ kurze und allgemeine Formulierung:
„Das Relativpronomen stellt eineRelation(Verbindung) her zwischen dem Satz, den es einleitet und in dem es eine grammatische Funktion erfüllt, und dem Wort, das es vertritt (Bezugswort)“
Die genauere Untergliederung von Grevisse unter Punkt 1-3 fehlt hier also vollständig.
Ähnlich ist es auch bei der Definition bei Dubois, die die Relativpronomen als
Ensemble de segments (qui, que, qoui, où,etc) qui ont comme fonction de se substituer à un syntagme nominal et de permettre une expansion de type phrastique
klassifiziert.
Auch Klein/ Kleineidam definieren knapp:
Das Relativpronomen vertritt im untergeordneten Satz eine Nominalgruppe, die die gleichen Lebewesen, Dinge oder Sachverhalte bezeichnet wie die Nominalgruppe, von der der Relativsatz abhängt.
Implizit beinhaltet dieses Formulierung allerdings die bei Grevisse unter Punkt 2 und 3 genannte Definition.
Die Definition abschließen soll die Unterscheidung zwischen Relativpronomen und Interrogativpronomen, die zwar ausdrucksseitig gleich sind, aber eine andere grammatische Funktion innehaben.
So beziehen sich Relativpronomen (relatifs-„référents“) immer auf ein bestimmtes Nominalsyntagma (antécédent), während die Interrogativpronomen (interrogatifs-„anticipants“) ein Nominalsyntagma vorwegnehmen, oder kein Bezugssyntagma haben:
QUI vivra, verraàQuiistinterrogatif(Dubois, 1965, 169).
2. Form
Man unterscheidet im Französischen zwischen einer einfachen und einer zusammengesetzten Form (formes simples, formes composés):
- einfach:qui,que, quoi, dont, où
- zusammengesetzt:lequel, laquelle, lesquels, lesquelles
Dieeinfachen Formensind unveränderlich, d.h. sie haben weder Numerus- noch Genusmarkierung, verlangen aber denaccordbei den Verben und Partizipien gemäß der Syntagmen, von denen sie abhängen:
La mère qui est heureuse
Les hommes qui sont arrivés
Die zusammengesetzten Formen dagegen variieren in Numerus und Genus je nachantécédent.
Sie sind zusammengesetzt aus demarticle définiund demdéterminant interrogatif.
Für beide Formen gilt, dass dasantécédenteinen Begleiter haben muss. Dementsprechend wäre folgender Satz ungrammatisch:
* Il demande JUSTICE, qui ne lui a pas été faite.[2]
Eine Erklärung für dieses Phänomen bietet die nähere Bestimmung des Objekts im Nebensatz, was obligatorisch den bestimmten Artikel verlangt.
Zur besseren Übersicht soll je eine Tabelle des Formensystems nach Riegel und Krassin dienen:
SYSTEM DER FORMEN:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
( nach Riegel, 1997, 209)
In der Tabelle spielt der Begriff desantécédenteine tragende Rolle, deshalb soll er einer etwas detaillierteren Betrachtung unterzogen werden.
Dasantécédentkann auf sechs verschiedene Arten realisiert werden.
Zum einen kann es ein Nomen, bzw. ein Nominalsyntagma darstellen
Rends-moi le livre que je t’ai prêté.[3]
In diesem Fall braucht das Nomen obligatorisch einen Artikel. Der Satz
Il s’est conduit avec une bravourquej’admire
wäre demnach ohne den unbestimmten Artikel vor dem Nomen, auf das sich das Relativpronomen bezieht, ungrammatisch
* Il s’est conduit avec bravourquej’admire.
Daneben kann dasantécédentPronomen sein
J’ai entendu raconter par ma mèrececi, que j’ignorais alors(Proust),
oder ein Adjektiv, bzw. Partizip in Verbindung mit einemquealsattribut
Inquietsetagitésquenous sommes,...(Bremond).
Außerdem kann dasantécédentin bestimmten Fällen Adverb sein, beispielsweise bei Ortsangaben:
Là oùvous êtes, vous ferez du bon travail[4]
In verschiedenen Fällen kann es schließlich ein Satz, oder zumindest Teil eines Satzes sein.
Dies ist zum Beispiel in einigen festen Ausdrücken wiequi plus est, qui mieux estder Fall, aber auch bei einer Verbindung von Präposition undquoi,bzw. d’où.
Il a été arresté,contre quoiil protèste.
Il a refusé,d’oùrésulte maintenant que nous sommes dans l’impasse[5]
Außerdem in der literarischen Sprache mitquiunddont
Je risquerai de me faire [...] suspecter, au choix, de pédantisme ou d’ironie;qui[...] serait injuste.(Hermat)
Silvia ne le connaissait plus,/dontil sentit une douleur extrême.(Musset)
In der normalen gesprochenen Sprache wird der vorangegangene Satz dagegen wieder mitcebzw. choseaufgegriffen:
Il me pria de donner mon adresse,ce queje fis.
Il se leva et,chosequ’il n’avait pas faite depuis longtemps, il alla l’embrasser.[6]
Schließlich kann das Relativpronomen auch ohneantécédentstehen, allerdings mit einigen Einschränkungen. So kann beispielsweise das Relativpronomenquinur für Personen, bzw. Lebewesen stehen. Dabei erscheint es häufig in Subjektfuntkion, selten als Objekt undattribut.
Quiundquoiwerden ohneantécédentverwendet, wenn sie Ergänzung eines Infinitivs sind:
Je ne sais plusque /quoifaire.
3. Gebrauch
Nach der Systematisierung des Formenbestandes soll nun im Folgenden der Gebrauch der Relativpronomen im Einzelnen dargestellt werden.
3.1. qui
An erster Stelle soll dabei, einer Ordnung nach dem Kasussystem folgend, das Relativpronomenquistehen, da es im Satz die Subjektfunktion übernimmt. Dabei kann sichquiauf einantécédentbeziehen, das als Pronomen oder Nomen realisiert Subjekt des Satzes ist und entweder eine Person oder eine Sache bezeichnet.
Toi,quim’as consolé / Rends-moi […]/ la fleur qui plaisait tant à mon cœur désolé. (Nerval)
Daneben kann es sich aber auch auf einen ganzen Satz beziehen, wobei es dann einen Teil dieses Satzes bildet.
Le plus grand esprit de ce temps! Et,qui mieux est[…][7]
Neben seiner Funktion als Subjekt des Satzes kannquiauch als Präpositionalergänzung verwendet werden. Dabei wird es immer mit einer Präposition eingeleitet und bezieht sich lediglich auf Personen.
Voilà nos amisavec quinous sommes partis en vacances.[8]
In festen Redewendungen und der literarischen Sprache kannquischließlich auch nominal gebraucht werden.
Quia bu boira.
Quivivra verra.
Soweit ich sehe, erwähnt Grevisse als einziger der Grammatiker den Verlust der Funktion als Relativpronomen in bestimmten Fällen.
So beispielsweise in distributiver Bedeutung
Ils portaientquiun épée,quiun couteau[9],
in Redewendungen alspronom indéfiniqui dedroit(mit der Bedeutung«celui qui exerce l’autorité»)
Le Gouverneur adresse leurs justes revendications àqui de droit.( Cendrars)
und schließlich in adverbialen Redewendungen ab dem 16. Jahrhundert
À qui mieux mieux[10].
3.2. que
Auchquekann verschiedene syntaktische Funktionen im Satz übernehmen.
Zum einen kann essujet réeleines Satzes sein
Les oragesqu’il y a eu la semaine dernière […][11],
daneben kannqueauch alsattributgebraucht werden, wobei dasantécédentmehrere Realisierungsmöglichkeiten hat.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die dritte syntaktische Funktion desantécédentist die descomplément adverbial.
In derlangue communewird es alscomplément adverbial de mesure
Les dix grammesquecette lettre pèse[12]
verwendet, sowie als adverbiale Angabe der Zeit, wenndepuis, voilà, voici, il y aodercela faitvorangehen.
[...]
[1]Confais S. 163
[2]Grevisse, S.1041
[3]ebd.
[4]ebd.
[5]ebd.
[6]ebd.
[7]Grevisse, S. 1043
[8]Dethloff/Wagner, S. 530
[9]Grevisse, S. 1046
[10]ebd.
[11]Grevisse, S. 1047
[12]Grevisse, S. 1049
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