Das Forschungsinteresse dieser Arbeit liegt vor allem in den Besonderheiten des Sozialcharakters eines Gefängnisses. Dieses soll mit Hilfe einer Sequenzanalyse an zwei Auszügen aus dem Beobachtungsprotokoll der teilnehmenden Beobachtung aus einer Untersuchungshaftanstalt tiefer ergründet werden.
Das Gefängnis – ein Staatsapparat, der dem Rechtssubjekt Heilung und Besserung bescheren soll. Begibt man sich in dieses Forschungsfeld, lohnt es sich einen Blick auf den Sozialcharakter des Feldes zu werfen. Aufgrund der Abschottung könnte man meinen, das Leben in einem Gefängnis sei das Leben in einer Parallelgesellschaft. Aber das Gefängnis ist nicht nur ein Staatskonstrukt. Es ist so viel mehr. Dies auszuführen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Und so stellt sich im Zusammenhang dieser Arbeit also die Frage nach der Pluralität der sozialen Orte, die das Gefängnis sein kann.
Das Gefängnis als sozialen Raum zu betrachten, bedeutet im soziologischen Sinn, das Gefängnis auch stets als institutionelle Praxis und totale Institution zu sehen, die eine Reihe von Habitus erfordern und reproduzieren. Diese Habitus widersprechen teilweise den offiziellen Zielen der Institution. Bei dieser soziologischen Betrachtung ist es unumgänglich, zu Beginn dieser Arbeit, die Soziologen Michel Foucault und Erving Goffman zu erwähnen, die das weitverbreitete soziologische Verständnis von einem Gefängnis maßgebend prägen. Ihr wesentlicher Unterschied in der Betrachtung des Gefängnisses ist, dass Goffman sich zwar mit Foucault über die Überwachungsfunktion des Gefängnisses einig ist, nicht aber über die Disziplinarfunktion.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Gefängnis – Forschungsfeld und Interesse
- 2 Eine teilnehmende Beobachtung in der Untersuchungshaftanstalt
- 2.1 Die Beobachtung
- 2.2 Setting, Atmosphäre und eigene Position im Feld
- 2.3 Das Beobachtungsprotokoll
- 3 Die Sequenzanalyse
- 3.1 Erste Schlüsselsequenz
- 3.2 Zweite Schlüsselsequenz
- 4 Interpretationsansätze und Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Sozialverhalten von Häftlingen in einer Untersuchungshaftanstalt. Ziel ist es, mithilfe einer Sequenzanalyse von Beobachtungsprotokollen, die Besonderheiten der Gefängniskultur und die Interaktionsprozesse zwischen Insassen zu beleuchten.
- Das Gefängnis als sozialer Raum und institutionelle Praxis
- Die Rolle von Überwachungs- und Disziplinarfunktionen im Gefängnisalltag
- Die Herausbildung einer spezifischen Gefängniskultur
- Der Einfluss von Drogen, Gewalt und Gangrivalitäten auf das Sozialverhalten der Häftlinge
- Die Schwierigkeiten der Forschung im Gefängniskontext
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das Gefängnis als Forschungsfeld und stellt die Frage nach der Pluralität der sozialen Orte, die das Gefängnis sein kann. Es werden die soziologischen Theorien von Michel Foucault und Erving Goffman zur Analyse des Gefängnisses herangezogen und deren Unterschiede hinsichtlich der Überwachungs- und Disziplinarfunktion aufgezeigt. Des Weiteren wird das Forschungsinteresse auf die Prozesse der Zusammenstellung einer Gefängniskultur und deren Besonderheiten gegenüber der Mehrheitsgesellschaft gelegt.
Das zweite Kapitel widmet sich der teilnehmenden Beobachtung in der Untersuchungshaftanstalt. Es werden die Durchführung der Beobachtung, das Setting, die Atmosphäre und die Position des Forschenden im Feld beschrieben. Es wird ebenfalls auf die Schwierigkeiten der Beobachtung hingewiesen, die sich aus der Abschottung der Insassen und der Überwachung durch das Personal ergeben.
Schlüsselwörter
Gefängniskultur, Sozialverhalten, Häftlinge, Sequenzanalyse, teilnehmende Beobachtung, Untersuchungshaftanstalt, Überwachung, Disziplinarfunktion, Foucault, Goffman, Drogen, Gewalt, Gangrivalitäten.
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- Niklas Pernat (Autor), 2019, Das Sozialverhalten von Häftlingen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/518362