ENTWICKLUNG DER MAYA-SCHRIFT
Die Monte-Albán-Kultur
Eine Vorläuferform der Maya-Schrift entstand um etwa 700 v. Chr. in Oaxaca. Auf Steinmonumenten der zapotekischen Monte-Albán-Kultur finden sich erste Anzeichen eines Schriftsystems. Aufgezeichnet wurden hier Hieroglyphen für Tage aus dem 260-tägigen Ritualkalender, der bei den Maya unter dem Namen Tzolkin bekannt ist. Verbunden wurden diese Daten mit historischen Ereignissen der zapotekischen Herrscher (Coe 1995: 90). Sie berichten von kriegerischen Auseinandersetzungen der verschiedenen Häuptlingstümer, Gefangennahmen, Opferungen und nennen die Namen der beteiligten Personen (vgl. Marcus, J.: The first appearance of Zapotec writing and calendrics. In: Flannery, K.V. und J. Marcus (ed.): The Cloud People. S. 91-96. London, 1983.).
Izapa und der Fund von La Mojarra
Ausgehend vom zapotekischen Hochland verbreitete sich der Kalender und das Schriftsystem über die späten Olmeken in verschiedenen archäologischen Zentren südlich des Isthmus von Tehuantepec bis zur olmekischen Peripherie im Hochland von Guatemala mit ihren wichtigen Zentren Abaj Talik, Kaminaljuyú und El Baúl. Monumente mit ersten narrativen Texten mit Kalenderdaten im Long Count stammen in der erstgenannten Region aus 50 v. Chr. bis 200 n. Chr. (Grube 1992: 222). An der mexikanischen Golfküste bildeten sich einige hochkomplexe Schriftsysteme. An der Pazifikküste von Chiapas und Guatemala entstanden Häuptlingstümer, die zu Ehren ihrer Herrscher Stelen mit einer größtenteils noch unlesbaren Schrift errichteten. Diese als Izapa-Stil bezeichneten Inschriften geben Ereignisse mit Daten der Kalenderrunde und des Long Count wieder.
Im Jahre 1986 wurde bei La Mojarra eine mit über 400 Hieroglyphen beschriebene Stele entdeckt, die ein Datum aus dem Jahr 156 n. Chr. trägt (Abb. 1). Die Zeichen haben Ähnlichkeiten mit den Maya-Hieroglyphen, scheinen aber nicht mit ihnen verwandt zu sein. Das System arbeitete wahrscheinlich bereits mit Silbenzeichen und gibt einen Text in Proto-Zoque wieder. Ein Teil konnte bereits entziffert werden. (Grube 1992: 219, 222).
Die weitere Entwicklung im Maya-Land
Aus der olmekischen Peripherie gibt es aus der Protoklassik Beispiele, daß in Inschriften Maya-Wörter vorkommen, auch wenn nicht bekannt ist, welche der 31 verschiedenen Maya-Sprachen in dieser Region gesprochen wurde. Inwieweit die Hieroglyphenschrift ihren Ursprung bei den Epi-Olmeken hat, kann nicht hinreichend beantwortet werden (Riese 1990: 105)...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Entwicklung der Maya-Schrift
- Die Monte-Albán-Kultur
- Izapa und der Fund von La Mojarra
- Die weitere Entwicklung im Maya-Land
- 2. Aufbau und Bestandteile der Maya-Schrift
- Logogramme
- Syllabogramme
- Phonetisches Komplement
- Determinative
- Kombination von Zeichen
- Homophonie
- Emblemglyphen und sonstige Titel
- Ereignisglyphen
- Zahlensystem und Kalender
- Syntax und Textgestaltung
- 3. Die schriftlichen Quellen
- Die öffentlichen Monumente
- Die Codices
- Keramiken
- 4. Entzifferung der Maya-Schrift
- 5. Das Landa-Alphabet
- Erste Entzifferungsversuche
- Die Hegemonie von Thompson
- Der phonetische Ansatz
- Rückblick und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat untersucht das Schriftsystem der Maya, seine Entwicklung, seinen Aufbau und seine Entzifferung. Es beleuchtet den multikulturellen und -lingualen Kontext der Entstehung der Schrift und beschreibt die verschiedenen Komponenten des logosyllabischen Systems.
- Entwicklung der Maya-Schrift und ihre Vorläufer
- Aufbau und Bestandteile des Maya-Schriftsystems (Logogramme, Syllabogramme, etc.)
- Die verschiedenen Arten schriftlicher Quellen (Monumente, Codices, Keramiken)
- Der Prozess der Entzifferung der Maya-Schrift
- Die Bedeutung des Kontextes für das Verständnis der Schrift
Zusammenfassung der Kapitel
1. Entwicklung der Maya-Schrift: Dieses Kapitel verfolgt die Entstehung des Maya-Schriftsystems von seinen Vorläufern in der Monte-Albán-Kultur über Izapa und La Mojarra bis hin zur Entwicklung im Maya-Land. Es beschreibt die ersten Anzeichen eines Schriftsystems auf Steinmonumenten in Oaxaca, die Verwendung des 260-tägigen Ritualkalenders (Tzolkin) und die Aufzeichnung historischer Ereignisse. Die Verbreitung des Kalenders und des Schriftsystems über die späten Olmeken und die Entstehung komplexer Schriftsysteme an der mexikanischen Golfküste und in Chiapas/Guatemala werden beleuchtet. Das Kapitel betont den multikulturellen und -lingualen Kontext der Entstehung und die Herausforderungen bei der Rekonstruktion der Entwicklung aufgrund unlesbarer Inschriften und der sprachlichen Vielfalt. Der Fund von La Mojarra mit seinen Ähnlichkeiten zu Maya-Hieroglyphen, aber gleichzeitig auch seiner Proto-Zoque-Natur, wird als wichtiger Fundstück hervorgehoben.
2. Aufbau und Bestandteile der Maya-Schrift: Dieses Kapitel analysiert detailliert den Aufbau der Maya-Schrift als logosyllabisches System, das sowohl Logogramme als auch Syllabogramme verwendet. Es erklärt die Funktion von Logogrammen als Bildzeichen, die semantische Dimension repräsentieren, und die komplexeren Syllabogramme, die auf Konsonant-Vokal-Kombinationen basieren. Der wichtige Aspekt der Polyphonie von Zeichen und die Verwendung phonetischer Komplemente zur Vermeidung von Missverständnissen wird erläutert. Determinative, die die Bedeutung von Zeichen präzisieren, und die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten von Zeichen werden beschrieben. Das Kapitel widmet sich auch der Homophonie, der Existenz mehrerer Varianten für die gleichen Laute, und der Verwendung von Emblemglyphen als Stadtwappen und Titeln zur Kennzeichnung von Herrschern und Ereignissen. Die verschiedenen Schreibweisen und die ästhetischen Aspekte der Schrift werden ebenfalls thematisiert.
3. Die schriftlichen Quellen: Das Kapitel beschreibt die verschiedenen Arten von Quellen, auf denen die Maya-Schrift gefunden wurde. Es behandelt die öffentlichen Monumente, wie Stelen und Tempelinschriften, als Hauptquelle für Informationen über Herrscher und Ereignisse. Die Codices, handgeschriebene Bücher auf Maya-Papier, werden als wichtige Quelle für verschiedene Themen und Wissensgebiete vorgestellt. Schließlich werden Keramiken mit ihren Inschriften als weitere Quelle für schriftliche Zeugnisse der Maya-Kultur erwähnt. Der Fokus liegt auf der Vielfalt der Quellen und ihrer jeweiligen Bedeutung für das Verständnis des Maya-Schriftsystems und der damaligen Kultur.
4. Entzifferung der Maya-Schrift: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Entzifferung der Maya-Schrift. Es beschreibt die verschiedenen Ansätze und Herausforderungen, die die Forscher bei der Entschlüsselung der komplexen Schriftzeichen und ihrer Bedeutung bewältigen mussten. Das Kapitel wird auf die bedeutenden Meilensteine und die zentralen Personen eingehen, die an diesem Prozess beteiligt waren. Die Entwicklung von der frühen, hypothetischen Interpretation des Landa-Alphabets bis hin zu den modernen Methoden der phonetischen Analyse wird erläutert.
5. Das Landa-Alphabet: Dieses Kapitel fokussiert sich auf das Landa-Alphabet, eine der ersten Versuche, die Maya-Schrift zu entziffern. Es wird die Geschichte dieses Alphabets, seine Bedeutung und seine Grenzen im Kontext der vollständigen Entzifferung erläutert. Die verschiedenen Ansätze, die auf dem Landa-Alphabet basierten, sowie deren Stärken und Schwächen werden diskutiert. Des Weiteren werden die Einflüsse und die weitreichenden Folgen für die Maya-Forschung beschrieben, und die Bedeutung des Alphabets für den weiteren Verlauf der Entzifferungsversuche herausgestellt.
Schlüsselwörter
Maya-Schrift, Logosyllabische Schrift, Logogramme, Syllabogramme, Phonetisches Komplement, Determinative, Homophonie, Emblemglyphen, Codices, Entzifferung, Monte Albán, Izapa, La Mojarra, Kalender, Long Count, Mesoamerika.
Häufig gestellte Fragen zum Referat: Die Maya-Schrift
Was ist der Inhalt des Referats "Die Maya-Schrift"?
Das Referat bietet einen umfassenden Überblick über das Schriftsystem der Maya. Es behandelt die Entwicklung der Schrift, ihren Aufbau und die Entzifferung, inklusive der Analyse verschiedener schriftlicher Quellen und der Erörterung wichtiger Meilensteine in der Forschung.
Welche Themen werden im Referat behandelt?
Die Hauptthemen umfassen die Entwicklung der Maya-Schrift von ihren Vorläufern bis zur vollständigen Form, den Aufbau des logosyllabischen Systems (Logogramme, Syllabogramme etc.), die verschiedenen schriftlichen Quellen (Monumente, Codices, Keramiken), den Prozess der Entzifferung und die Bedeutung des Kontextes für das Verständnis der Schrift. Die Rolle des Landa-Alphabets und die Herausforderungen bei der Entschlüsselung werden ebenfalls detailliert behandelt.
Welche Phasen der Entwicklung der Maya-Schrift werden beleuchtet?
Das Referat verfolgt die Entwicklung von frühen Schriftzeichen in Kulturen wie Monte Albán, Izapa und La Mojarra bis hin zur komplexen Maya-Schrift. Es beleuchtet den multikulturellen und -lingualen Kontext der Entstehung und die Herausforderungen, die sich aus unleserlichen Inschriften und sprachlicher Vielfalt ergeben.
Wie ist die Maya-Schrift aufgebaut?
Die Maya-Schrift ist ein logosyllabisches System, das sowohl Logogramme (Bildzeichen) als auch Syllabogramme (Lautschriftzeichen) verwendet. Das Referat erklärt die Funktion von Logogrammen, Syllabogrammen, phonetischen Komplementen, Determinativen und die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Zeichen. Die Homophonie (mehrere Varianten für gleiche Laute) und die Verwendung von Emblemglyphen werden ebenfalls erläutert.
Welche schriftlichen Quellen werden untersucht?
Das Referat untersucht verschiedene schriftliche Quellen, darunter öffentliche Monumente (Stelen, Tempelinschriften), Codices (handgeschriebene Bücher) und Keramiken mit Inschriften. Es betont die Vielfalt der Quellen und deren Bedeutung für das Verständnis des Schriftsystems und der Maya-Kultur.
Wie wurde die Maya-Schrift entziffert?
Das Referat beschreibt die Geschichte der Entzifferung, inklusive der Herausforderungen, die die Forscher bewältigen mussten. Es beleuchtet bedeutende Meilensteine, zentrale Personen und die Entwicklung von frühen, hypothetischen Interpretationen (wie dem Landa-Alphabet) bis hin zu modernen Methoden der phonetischen Analyse.
Welche Rolle spielt das Landa-Alphabet?
Das Referat widmet ein eigenes Kapitel dem Landa-Alphabet, einem frühen Versuch, die Maya-Schrift zu entziffern. Es analysiert dessen Geschichte, Bedeutung, Grenzen, die darauf basierenden Ansätze und dessen Einfluss auf die weitere Forschung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Referat?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Maya-Schrift, logosyllabische Schrift, Logogramme, Syllabogramme, phonetisches Komplement, Determinative, Homophonie, Emblemglyphen, Codices, Entzifferung, Monte Albán, Izapa, La Mojarra, Kalender, Long Count, Mesoamerika.
- Quote paper
- Sven Gronemeyer (Author), 1999, Das Schriftsystem der Maya, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51760