Dass sich Lobbyismus in Deutschland zu einem bedeutenden Faktor der Politik entwickelt hat, ist längst nicht mehr zu übersehen. Da sind Skandale, wie um die CDU-Spenden oder Moritz Hunzinger , nur die Spitze des Eisberges – genauer gesagt der enormen Vernetzung von Politik und Wirtschaft. Um offiziell von Parlament und Regierung gehört zu werden, müssen sich seit 1972 alle Interessengruppen erfassen lassen. Wenn 1974 noch 635 Organisationen registriert waren , so arbeiten in Berlin bereits 1800 Organisationen und 4500 Lobbyisten. Im „Handbuch des deutschen Lobbyisten" geben Gunnar Bender und Lutz Reulecke dem Neuling inzwischen Tipps, wie sie erfolgreich auf dem Berliner Parkett agieren. Abgesehen von den recht wenigen Skandalen, welche durch die Medien gehen, agiert die Lobby jedoch meist völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit. So ist es eher selten der Fall, dass sich ein Lobbyist öffentlich zu seinem Fach äußert. Um so interessanter ist es denn auch, wenn ein entsprechendes Interview veröffentlicht wird. In „Die Stille Macht“ von Thomas Leif und Rudolph Speth befragt Speth nun den Vorsitzenden des Dreißiger-Multiplikatoren-Clubs-Berlin (DMC), Heinz Warnecke, zum Club und zum deutschen Lobbyismus im allgemeinen. Der DMC, 1972 gegründet, ist einer der alten Lobbykreise aus Zeiten der Bonner Republik.
Zu diesen zählen auch der Wirtschaftspolitische Kreis (1952 als erstes Nachkriegsnetzwerk gegründet), der Adlerkreis (1972 gegründet; „Senior Lobbyists“), der Dienstagskreiss (1955 gegründet; inländische Privatunternehmen) und der Montagskreis (1972 gegründet; staatliche Unternehmen / internationale Vertreter).
Im DMC selbst sind je 30 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft präsent. Als Vorsitzender dieses Kreises bietet Warnecke einen interessanten Einblick in die Situation des Lobbyismus in der Bundesrepublik.
Wenn man nun die Fragen und vor allem die Antworten genauer betrachtet, stellen sich einem unweigerlich Fragen nach der Funktion, Legitimität und Entwicklung des deutschen Lobbyismus.
Im folgenden sollen diese nun in gebotener Kürze untersucht werden, um vor allem zu erkennen, wohin sich der Lobbyismus entwickelt und welche Maßnahmen eventuell nötig sind, um zu verhindern, dass er sich zu einem Gegensatz unserer pluralistischen Gesellschaft entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Deutsche Interessenvertreter
- Wie die Lobby arbeitet
- Politik aus Hinterzimmern?
- Lobbyismus im Wandel
- Verbände: Interessenvertretung in Vergangenheit – und Zukunft?
- Lobbyismus in Zukunft als legitime Interessenvertretung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Lobbyismus in der deutschen Politik. Sie analysiert die Arbeitsweise von Lobbygruppen und betrachtet die Entwicklung des Lobbyismus im Wandel der Zeit. Darüber hinaus wird die Frage nach der Legitimität des Lobbyismus im Kontext einer pluralistischen Gesellschaft behandelt.
- Entwicklung des Lobbyismus in Deutschland
- Arbeitsweise von Lobbygruppen
- Einfluss von Lobbyismus auf politische Entscheidungen
- Legitimität und ethische Aspekte des Lobbyismus
- Zukunft des Lobbyismus in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung – Deutsche Interessenvertreter: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Lobbyismus in Deutschland ein. Es stellt fest, dass der Einfluss von Lobbygruppen auf die Politik zunehmend bedeutsam geworden ist und gibt einen Überblick über wichtige Akteure und Organisationen im Bereich des Lobbyismus.
- Wie die Lobby arbeitet: In diesem Kapitel wird die Arbeitsweise von Lobbyisten näher beleuchtet. Es werden verschiedene Methoden und Taktiken des Lobbyismus beschrieben, wie z.B. die Bereitstellung von Informationen, die Herstellung von Kontakten und die Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse.
- Politik aus Hinterzimmern?: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Lobbyismus die Demokratie gefährden kann. Es werden die potenziellen Risiken des Lobbyismus, wie z.B. die mangelnde Transparenz und die Möglichkeit der Einflussnahme auf die politische Agenda, diskutiert.
- Lobbyismus im Wandel: Dieses Kapitel betrachtet die Entwicklung des Lobbyismus im Laufe der Zeit. Es werden historische Entwicklungen des Lobbyismus in Deutschland beleuchtet und die Auswirkungen des Wandels auf die Art und Weise, wie Lobbygruppen arbeiten, analysiert.
- Verbände: Interessenvertretung in Vergangenheit – und Zukunft?: In diesem Kapitel werden die Rolle von Verbänden im Lobbyismus betrachtet. Es werden die traditionellen Formen der Interessenvertretung durch Verbände analysiert und die Frage nach der Zukunft dieser Organisationsformen im Kontext des sich verändernden Lobbyismus behandelt.
Schlüsselwörter
Lobbyismus, Interessenvertretung, Politikberatung, Deutschland, Verbände, Transparenz, Demokratie, Interessenkonflikte, Ethik, Medien, Öffentlichkeit, politische Entscheidungsprozesse, Machtverhältnisse, Gesetzgebung, Wirtschaftspolitik.
- Quote paper
- Steve Nowak (Author), 2005, Lobbyismus in Deutschland - Zeit der Veränderung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51732