Verbundenheit und Nähe mit anderen Menschen sind sehr grundlegende Bedürfnisse, die wir in unseren verschiedenen Beziehungen zu befriedigen versuchen. Trotz der besten Absichten kommt es dabei regelmäßig zu Konflikten und Vertrauensbrüchen. Die möglichen Reaktionen darauf reichen von Rache und Vergeltung über Trennung und Vermeidungsverhalten bis hin zu Vergebung und Versöhnung. Letztere werden zwar immer noch stark mit religiösen Vorstellungen assoziiert, sind aber mittlerweile auch verstärkt Gegenstand psychologischer Forschung geworden, die sich ihnen aus wissenschaftlicher Perspektive nähert. Dabei geht es zunächst darum, die entsprechenden Prozesse überhaupt einmal zu beschreiben, sie dann aber auch zu erklären, theoretisch aufzuarbeiten, und die relevanten Determinanten herauszufinden, um schließlich diese Art von prosozialen Konfliktreaktionen gezielt fördern zu können. Die Forschung konzentriert sich dabei bisher vor allem auf Vergebung (als intrapersonales Konstrukt); Versöhnung macht einen weitaus geringeren Teil der Literatur aus, ist allerdings als interpersonaler Prozess, als tatsächlich beobachtbare Wiederherstellung von Verbundenheit und Nähe, praktisch gesehen sehr relevant. Dieses Review untersucht anhand von 27 Primärstudien zum einen, welche Prädiktoren für Versöhnung bisher in der sozialpsychologischen Forschung gefunden worden sind und zum anderen, mit welchen Interventionen Versöhnung erfolgreich gefördert werden kann. Dabei zeigt sich u.a. die enge Verflechtung zwischen Vergebung und Versöhnung und es ergibt sich eine komplexe Interaktion von Prädiktoren auf verschiedenen Analyseebenen, von den Kognitionen des Individuums bis hin zu kulturellen Einflüssen. Insgesamt scheint es trotz dieser Komplexität und trotz der methodologischen Herausforderungen möglich zu sein, die Einflussfaktoren auf Versöhnung zu bestimmen und gezielt zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Definitionen
- 2.2 Versöhnungstheorien
- 2.2.1 Needs-based model of reconciliation
- 2.2.2 FREE- und REACH-Modelle
- 2.2.3 Weitere relevante Theorien
- 2.2.4 Forschungsmethoden
- 2.3 Fragestellungen
- 3. Methode
- 3.1 Ein- und Ausschlusskriterien für Literatur
- 3.2 Vorgehen bei der Recherche
- 3.3 Einbezogene Quellen
- 4. Ergebnisse
- 4.1 Prädiktoren
- 4.1.1 Individuelle Analyseebene
- 4.1.1.1 Vergebung
- 4.1.1.2 Sozialkognitive Faktoren
- 4.1.1.3 Persönlichkeitsmerkmale
- 4.1.2 Analyseebene der Dyade
- 4.1.2.1 Merkmale des Übergriffs
- 4.1.2.2 Merkmale der Beziehung
- 4.1.3 Kollektive Analyseebene
- 4.1.1 Individuelle Analyseebene
- 4.2 Interventionsansätze
- 4.2.1 Forgiveness and Reconciliation through Experiencing Empathy (FREE)
- 4.2.2 Emotionsfokussierte Therapie (EFT)
- 4.2.3 Weitere Interventionsansätze
- 4.1 Prädiktoren
- 5. Diskussion
- Literaturverzeichnis
- Pressemitteilung
- Anhang
- Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem interpersonellen Prozess der Versöhnung und untersucht sowohl die Prädiktoren als auch Interventionsansätze, die zur Förderung dieser prosozialen Konfliktreaktion beitragen können. Die Arbeit beleuchtet die enge Verflechtung von Vergebung und Versöhnung und analysiert die komplexen Interaktionen von Prädiktoren auf verschiedenen Analyseebenen, von individuellen Kognitionen bis hin zu kulturellen Einflüssen. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis der Faktoren zu entwickeln, die die Versöhnung beeinflussen, um schließlich gezielte Interventionen zur Förderung dieses Prozesses zu ermöglichen.
- Definitionen und Theorien der Versöhnung
- Prädiktoren für Versöhnung auf verschiedenen Analyseebenen (individuell, dyadisch, kollektiv)
- Interventionsansätze zur Förderung von Versöhnung
- Die Rolle von Vergebung im Versöhnungsprozess
- Methodische Herausforderungen in der Forschung zur Versöhnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsbereich der Versöhnung einführt und die Relevanz des Themas beleuchtet. Im zweiten Kapitel wird der theoretische Hintergrund der Versöhnung erörtert, einschließlich Definitionen, relevanter Theorien und Forschungsmethoden. Das dritte Kapitel beschreibt die Methodik der Arbeit, einschließlich der Kriterien für die Auswahl der Literatur und das Vorgehen bei der Recherche. Kapitel vier präsentiert die Ergebnisse der Literaturrecherche, die sowohl Prädiktoren für Versöhnung als auch Interventionsansätze zur Förderung von Versöhnung umfasst. Die Diskussion im fünften Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen, reflektiert die Limitationen der Arbeit und gibt Ausblicke auf zukünftige Forschungsrichtungen.
Schlüsselwörter
Versöhnung, Vergebung, interpersonelle Beziehungen, Konfliktlösung, Prädiktoren, Interventionsansätze, Needs-based model of reconciliation, FREE-Modell, REACH-Modell, Emotionsfokussierte Therapie (EFT), Sozialkognitive Faktoren, Persönlichkeitsmerkmale, Merkmale des Übergriffs, Merkmale der Beziehung, kulturelle Einflüsse, methodische Herausforderungen.
- Quote paper
- Malwina Ulrych (Author), 2016, Versöhnung im interpersonalen Kontext. Prädiktoren und Interventionsansätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/517313