Der deutsche Sozialstaat steckt in der Krise. Diese These – von ihrer Gültigkeit einmal abgesehen – wird in Deutschland seit einigen Jahren heftig diskutiert. Bereits 1997 veröffentlichte Franz-Xaver Kaufmann das Buch „Herausforderungen an den Sozialstaat“, welches sich intensiv mit den – und darauf legt Kaufmann besonderen Wert – unterschiedlichen Ursachen dieser Krise auseinandersetzt. Da werden die Folgen der Globalisierung als Verursacher der Krise benannt, an anderer Stelle wird Deutschland als schlechter Standort angeprangert oder aber es sind die demografischen Veränderungen, die den deutschen Sozialstaat mehr und mehr in Bedrängnis geraten lassen. Kaufmann zeigt mit seinem Werk, das nach knapp einem Jahrzehnt zwar an Aktualität, nicht aber an Relevanz eingebüßt hat, eindeutig die Entwicklung des deutschen Sozialstaats auf. Auf die Frage, was denn nun in Deutschland falsch gemacht wird, könnte fast zeitgleich die nächste folgen: Was machen andere Länder besser? Einfach gefragt: Was haben die, was wir nicht haben?
Um eine Antwort darauf zu erhalten, braucht es einige theoretische Grundlagen. Das Schlüsselwort lautet „Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung“ – die Wissenschaft, die sich mit den verschiedenen Theorien zum Vergleich von Wohlfahrtsstaaten beschäftigt. Als klassische Referenz wird hier der Vertreter Gøsta Esping-Andersen gesehen.
Seine Theorie zum Vergleich von Wohlfahrtsstaaten, die sogenannten „Three worlds of welfare capitalism“, führt allerdings zu einer zu rationalen und deshalb mangelhaften Einteilung in die verschiedenen Typen von Wohlfahrtsstaaten. Zu Beginn soll aufgezeigt werden, warum Vergleiche zwischen Wohlfahrtsstaaten überhaupt notwendig sind. Der wichtigste Vertreter und seine Theorien – Gøsta Esping-Andersen – wird im Anschluss vorgestellt. Parallel dazu sollen auch seine Kritiker zu Wort kommen. Am Schluss meiner Ausführungen folgt ein Fazit, das die oben angeführte These erneut aufgreift.
Am Ende dieser Arbeit soll keine Antwort darauf geben werden, warum der schwedische Wohlfahrtsstaat ein soviel besserer zu seien scheint als der deutsche oder was die Briten gegenüber den Dänen hinsichtlich ihrer sozialpolitischen Maßnahmen noch für Nachholbedarf haben. Vielmehr geht es um die Basics – um die Grundlagen, die Politik-, Sozial- oder Wirtschaftswissenschaftlern beim Anstellen eines Vergleichs zwischen Sozialstaaten helfen sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gründe für den Vergleich von Wohlfahrtsstaaten
- Wie vergleicht man Wohlfahrtsstaaten?
- Dekommodifizierungsgrad und Indikatoren zum Vergleich
- „Drei Welten des Wohlfahrtsstaates“
- Vorschlag von Gøsta Esping-Andersen
- Typen und Dimensionen des Wohlfahrtsstaates
- Der liberale Wohlfahrtsstaat
- Der konservative Wohlfahrtsstaat
- Der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat
- Wege zu den unterschiedlichen Wohlfahrtsmodellen
- Wege und Stand der Forschung
- Konzeptionelle Hinsicht
- Theoretische Richtungen und Kontexte
- Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Theorie der „Drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus“ von Gøsta Esping-Andersen und untersucht, ob sie als Meilenstein in der Wohlfahrtsstaatsforschung anzusehen ist oder lediglich eine widersprüchliche Theorie darstellt. Dabei werden die verschiedenen Typen des Wohlfahrtsstaates beleuchtet und die Argumente von Esping-Andersen mit kritischen Perspektiven verglichen.
- Vergleich von Wohlfahrtsstaaten
- Dekommodifizierung
- Liberale, konservative und sozialdemokratische Wohlfahrtsstaaten
- Kritik an Esping-Andersens Theorie
- Relevanz der Theorie für die Wohlfahrtsstaatsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problematik des deutschen Sozialstaates dar und führt in die Thematik der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung ein. Der Fokus liegt auf der Theorie von Gøsta Esping-Andersen und der Frage, ob sie einen Meilenstein oder lediglich eine widersprüchliche Theorie darstellt.
- Gründe für den Vergleich von Wohlfahrtsstaaten: Der Aspekt des „Voneinander-Lernens“ und die methodischen Vorteile der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung werden erläutert. Kritikpunkte, wie die Über-Quantifizierung und die Abschottung von anderen Forschungszweigen, werden ebenfalls angesprochen.
- Wie vergleicht man Wohlfahrtsstaaten?: Die Bedeutung des Dekommodifizierungsgrades und die Auswahl relevanter Indikatoren für den Vergleich von Wohlfahrtsstaaten werden diskutiert.
- „Drei Welten des Wohlfahrtsstaates“: Esping-Andersens Theorie wird vorgestellt und die drei Typen des Wohlfahrtsstaates (liberal, konservativ, sozialdemokratisch) werden detailliert beschrieben. Die Entstehung der unterschiedlichen Modelle und der Stand der Forschung werden ebenfalls erörtert.
Schlüsselwörter
Wohlfahrtsstaat, Dekommodifizierung, Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, Gøsta Esping-Andersen, Drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus, Liberaler Wohlfahrtsstaat, Konservativer Wohlfahrtsstaat, Sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat, Kritik, Methodologie.
- Quote paper
- Nancy Fischer (Author), 2005, Wohlfahrtsstaatenforschung. Gøsta Esping-Andersens: The three worlds of welfare capitalism. Widersprüchliche Theorie oder Meilenstein, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51694