Die Industrie 4.0 verändert viele Abläufe in der Produktion und Logistik von Unternehmen. Die RFID Technologie und autonome Fahrzeuge verbessern in der Logistik zum Beispiel die Lagerung und den Transport von Waren. Ein funktionierendes Produktionscontrolling liefert außerdem genauere Vorhersagen und Entscheidungsgrundlagen.
Die neuen Möglichkeiten bedeuten jedoch gleichzeitig auch neue Anforderungen an den Controller. Doch wie genau verändern sich das Controlling von Logistik und Produktion in einem Unternehmen? Welche Chancen und Risiken sind damit verbunden? Und über welche Kompetenzen sollte ein Controller in Industrieunternehmen verfügen?
Manuel Börger beleuchtet die Auswirkungen der Industrie 4.0 auf den Bereich Logistik und Produktion. Dabei stellt er Grundlagen des Produktions- und Logistikcontrollings vor und gibt Handlungsempfehlungen, mit denen Unternehmen ihre Prozesse optimieren können. Börger richtet sich mit seiner Publikation an Unternehmen und Führungskräfte im Bereich Produktions- und Logistikcontrolling.
Aus dem Inhalt:
- Big Data;
- Digitalisierung;
- Datenanalyse;
- Forecasts;
- Smart Factory
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Management Summary
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Forschungszusammenhang
1.3 Vorgehensweise
2 Industrie 4.0
2.1 Historischer Hintergrund
2.2 Definition
2.3 Grundlegende Begriffe
2.4 Chancen und Risiken
3 Grundlagen des Produktions- und Logistikcontrollings
3.1 Definition Controlling Abgrenzung
3.2 Produktions- und Logistikcontrolling
3.3 Grundlegende Logistikcontrollinginstrumente
3.4 Grundlegende Produktionscontrollinginstrumente
3.5 Aktuelles Kompetenzprofil eines Controllers
4 Auswirkung von Industrie 4.0 auf das Produktions- und Logistikcontrolling
4.1 Auswirkungen von Industrie 4.0 auf das Logistikcontrolling
4.2 Auswirkungen von Industrie 4.0 für das Produktionscontrolling
5 Kompetenzprofil eines Controllers in der Zeit von Industrie 4.0
5.1 Aufgabenfeld eines Controllers bei Industrie 4.0
5.2 Anforderungssteigerung und Anforderungsverschiebungen des Controllers
5.3 Weiterbildung
5.4 Rollenbild des Controller
6 Schluss
Literaturverzeichnis
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Impressum:
Copyright © EconoBooks 2020
Ein Imprint der GRIN Publishing GmbH, München
Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt, Germany
Covergestaltung: GRIN Publishing GmbH
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklungen der Industrie im Verlaufe der Geschichte
Abbildung 2 Einstufige Deckungsbeitragsrechnung
Abbildung 3 Zuschlagskalkulation
Abbildung 4: Overall Equipment Effectiveness
Abbildung 5: Rollenbild des Controllers
Abbildung 6 Prozessoptimierung in den unterschiedlichen Unternehmensbereichen
Abbildung 7: Prozessablauf nach Einführung von RFID Technologie bei Scheren
Abbildung 8: Die Stufen des automatisierten Fahrens
Abbildung 9: Statistik 1
Abbildung 10: Statistik 2
Abbildung 11: Kernkompetenzen eines Controllers bei Industrie 4.0
Abbildung 12:Weiterbildung von Mitarbeiterkompetenzen durch Industrie 4.0
Abbildung 13: Rollenbild des Controllers
Management Summary
Industrie 4.0 hat sich in den letzten Jahren zu einem Modethema entwickelt. In der Bachelorarbeit werden die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf das Produktions- und Logistikcontrolling in Industrieunternehmen erläutert. Des Weiteren wird auf die Veränderung des Kompetenzprofils eines Controllers durch Industrie 4.0 eingegangen.
Der Bereich des Logistikcontrollings ist erheblichen Veränderungen ausgesetzt. Dabei kommt in Zukunft mehr RFID Technologie zum Einsatz. Diese Technologie führt dazu, dass Logistikabläufe, wie zum Beispiel die Lagerung und der Transport von Waren, optimiert werden. Außerdem beeinflussen autonome Fahrzeuge das Logistikcontrolling. Die Transportlogistik wird durch die autonomen Transportmittel verbessert. Das Controlling ist für das Auswerten von Daten zuständig, die durch Sensoren gesammelt werden. Außerdem muss das Controlling hierbei Entscheidungen über die Rentabilität der Investitionen treffen, um einen möglichst großen unternehmerischen Erfolg zu erzielen.
Auch im Bereich der Produktion gibt es in Zukunft große Veränderungen. Das Produktionscontrolling wird durch Industrie 4.0 in Zukunft wie das Logistikcontrolling verstärkt mit der Auswertung von Produktionsdaten zu tun haben. Vorausschauendes Warten von Produktionsanlagen wird durch Industrie 4.0 möglich, sodass Störungen in der Produktion schon im Voraus vermieden werden können. Im Bereich der Produktionskennzahlen gilt es, die wichtigsten Daten in Form von neuen Kennzahlen darzustellen. Im Bereich Forecast wird die Vorhersage durch die große Anzahl der Daten genauer. Die Kalkulationen und Kostenrechnungen werden durch die größere Flexibilität in der Fertigung vor Herausforderungen gestellt, sodass eine genaue Bestimmung der Kosten erschwert wird und für das Controlling Veränderungen in der Ermittlung vorhanden sind.
Der Controller der Zukunft muss sich vermehrt mit der Auswertung von Daten und Informationstechnik vertraut machen. Dafür sind Weiterbildungen von Vorteil. Er steht mit den Führungskräften bei strategischen und operativen Entscheidungen enger in Kontakt. Das Anforderungsprofil für den Controller in Zeiten von Industrie 4.0 wird etwas ansteigen.
Das Management darf die Industrie 4.0 Trends im Bereich der Logistik und der Produktion nicht vorübergehen lassen, ohne Veränderungen in Richtung Industrie 4.0 aktiv voranzutreiben. Nur dadurch bleiben Unternehmen konkurrenzfähig. Zu einem späteren Zeitpunkt lässt sich nicht mehr alles auf einmal nachholen. Insgesamt gibt es erhebliche Auswirkungen im Bereich des Logistik- und Produktionscontrollings. Diese lassen sich zukunftsgerichtet im Voraus noch nicht exakt einschätzen, sodass sich Unternehmen fortlaufend mit den aktuellen Trends im Rahmen von Industrie 4.0 beschäftigen müssen, um gegebenenfalls aktiv auf Veränderungen reagieren zu können.
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Nach der ersten industriellen Revolution (Maschinenzeitalter), der zweiten Revolution (Revolution der Akkord und Fließarbeit) und der dritten industriellen Revolution (Revolution der Informationstechnik) folgt aktuell die vierte industrielle Revolution. Unter der vierten industriellen Revolution versteht man die Digitalisierung der Industrie. Produkte werden individuell, je nach Kundenwunsch und mit einer hochflexiblen Produktion bis zur Losgröße eins hergestellt. Industrie 4.0 gehört aktuell zu den wirklichen Trendthemen im deutschsprachigen Raum. Davon kann man sich auch durch die vielen neu erschienenen Artikeln in Zeitschriften und neuen Büchern überzeugen lassen. Auch die Bundesregierung hat Industrie 4.0 auf der Agenda und unterstützt bis heute die Forschung in diesem Bereich mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag.1
In dem Bundestagswahlkampf 2017 zeigte sich bei der Freien Demokratischen Partei, dass das Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung in der Politik Beachtung findet und von der Bevölkerung angenommen wird. Beispielhaft sind hierfür die Aussagen des FDP Parteichefs Christian Lindner, der Deutschland hinsichtlich Industrie 4.0 besser aufstellen und die Digitalisierung vorantreiben will. Des Weiteren setzte die FDP im Wahlkampf verstärkt auf Social Media Auftritte.2 Bei der anschließenden Bundestagswahl im September 2017 erhielten die Freien Demokraten 10,7 Prozent der Wählerstimmen und feierten einen großen Wahlerfolg.3
Der Bereich Produktion wird oft als Hauptbestandteil eines betrieblichen Unternehmens betrachtet und ist somit eine Grundlage für einen Fertigungsbetrieb. Ziel der Produktion ist es, eine Wertschöpfung zu schaffen, sodass der Input (z.B. Materialien, Arbeitskräfte, Maschinen) zum Output (fertiges Erzeugnis) in einem positiven Verhältnis steht.4 Der Logistikbereich nimmt in vielen Unternehmen einen immer größeren Posten ein. So werden durch die Zunahme von Global Sourcing die Herausforderungen in der Logistik größer, sodass der Gesamtkostenvergleich zur Lieferantenauswahl eine immer größere Komplexität aufweist. Somit müssen vor der Entscheidungsfindung für eine Sourcingstrategie die Lieferanten nach Kostengesichtspunkten genauestens beurteilt werden.5
Dadurch nimmt die Bedeutung des Controllings in diesen beiden Bereichen auch immer weiter zu. Ein wesentlicher Teil des Controllings wird in der Produktion und Logistik auch über Kennzahlen vorgenommen und steht durch das aktuelle Thema Industrie 4.0 vor einer großen Herausforderung.
Die Bachelorarbeit konzentriert sich explizit auf das Themenfeld des Produktions- und Logistikcontrollings in Zeiten von Industrie 4.0 und beschäftigt sich somit nur mit einem Teilbereich des Controllings und der Industrie 4.0.
Hauptziel dieser Bachelorarbeit ist es, die aktuellen Herausforderungen, Chancen und Risiken zu erläutern, die durch das aktuelle Thema Industrie 4.0 in Zukunft im Bereich der Logistik und Produktion auftreten werden. Industrieunternehmen, die vor der aktuellen Herausforderung Industrie 4.0 stehen, sollen Handlungsempfehlungen, Verbesserungsvorschläge und Konzepte im Bereich der Produktion und Logistik und hier besonders im Bereich des Controllings erhalten, um auf die Digitalisierung besser vorbereitet zu sein.
Somit stellt sich die Frage: Welche Herausforderungen sind mit dem aktuellen Modethema Industrie 4.0 für das Produktions- und Logistikcontrolling verbunden?
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse ist es wichtig, für das betriebliche Logistik- und Produktionscontrolling eines produzierenden Unternehmens und für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess eines Unternehmens eine Untersuchung über dieses Thema durchzuführen.
1.2 Forschungszusammenhang
Controlling im Bereich Logistik und Produktion wurde in vielen wirtschaftswissenschaftlichen Lehrbüchern schon erforscht. Auch wurden schon viele wissenschaftliche Bücher über Kennzahlen der Produktion und Logistik geschrieben. So gibt es beispielsweise das Buch von der Autorin Juliane Gottmann, die sich explizit mit dem Thema Produktionscontrolling, den Kennzahlen in der Produktion und den Optimierungspotenzialen in diesem Bereich beschäftigte.6
Über Industrie 4.0 finden sich nur wenige Bücher, denn das Thema wurde erst in den letzten drei Jahren flächendeckend bekannt. Ein grundlegendes Buch in Bezug auf Industrie 4.0 mit dem Titel „Industrie 4.0 als unternehmerische Gestaltungsaufgabe“ ist von dem Herausgeber Obermaier im Jahr 2016 erschienen, wobei es hier nur in Abschnitten des Buches um das Produktions- und Logistikcontrolling geht.7 Die Anzahl von Zeitschriftenartikeln nimmt aber rasant zu, da das Thema aktuell häufig in den Medien diskutiert wird. So erscheint einmal jährlich eine Fachzeitschrift mit dem Namen „Industrie 4.0“ im deutschsprachigen Raum.8 Auch die großen deutschen Tageszeitungen enthalten immer häufiger Artikel über Industrie 4.0 und Digitalisierung. Insgesamt gibt es aber nur wenig Literatur in Bezug auf Industrie 4.0 im Zusammenhang mit Produktions- und Logistikcontrolling, da Industrie 4.0 noch ein neues Thema ist und erst seit 2014 einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Auf diesen Aspekt wird in der Bachelorarbeit verstärkt eingegangen. In der weiteren Abwicklung wird überwiegend Sekundärforschung in Form von Literaturrecherche und Internetrecherche betrieben. Darüber hinaus werden Ansätze von Industrie 4.0 mit Praxisbeispielen näher erläutert.
1.3 Vorgehensweise
Um die Forschungsfrage „Welche Chancen, Risiken und Herausforderungen sind mit dem aktuellen Thema Industrie 4.0 für das Produktions- und Logistikcontrolling verbunden?“ zu beantworten, wird in der Bachelorarbeit nach folgenden Schritten vorgegangen.
Im Kapitel zwei der Bachelorarbeit geht es um das aktuelle Trendthema Industrie 4.0. Dabei wird unter anderem der Begriff Industrie 4.0 in den historischen Kontext der drei zuvor stattgefundenen industriellen Revolutionen eingeordnet und grundlegende Begriffe, wie zum Beispiel Smart Factory und Cyber-physische Systeme aus dem Thema definiert. Anschließend werden Chancen, Risiken und Herausforderungen, welche durch Industrie 4.0 für Unternehmen vorhanden sind, näher erläutert. In diesem Bereich der Arbeit erhält man so einen grundlegenden Überblick über Industrie 4.0.
Nach einer ausführlichen Erläuterung dieses Themas im zweiten Teil der Arbeit wird dann im dritten Abschnitt der Bachelorarbeit auf die Grundlagen des Produktions- und Logistikcontrollings in Industrieunternehmen eingegangen. Zuerst werden die wichtigsten Controllingbegriffe wie zum Beispiel operatives und strategisches Controlling erläutert, bevor als nächstes eine Abgrenzung des Produktions- und Logistikcontrollings zum Controlling durchgeführt wird. Darauffolgend werden die verbreitetsten Produktions- und Logistikcontrollinginstrumente vorgestellt und das aktuelle Anforderungspotenzial eines Controllers in einem Industrieunternehmen aufgezeigt.
Der vierte Teil der Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen von Industrie 4.0 auf das Produktions- und Logistikcontrolling und stellt auch den größten Teil der Abschlussarbeit dar. Es werden aktuelle Produktions- und Logistikherausforderungen (Chancen und Risiken), die in Verbindung mit Industrie 4.0 stehen, aufgezeigt und nachfolgend ihre Auswirkungen auf das Controlling beschrieben. Außerdem wird auf die nötigen Kompetenzen eines Controllers der Zukunft, in Zeiten von Industrie 4.0 und Digitalisierung, hingewiesen und die Unterschiede zur heutigen Zeit aufgezeigt. Zum Schluss folgt das Fazit der Bachelorarbeit. Hier werden die wichtigsten Forschungsergebnisse aus der Abschlussarbeit noch einmal in kurzer Form zusammengefasst.
2 Industrie 4.0
2.1 Historischer Hintergrund
Bevor in das Thema Industrie 4.0 eingestiegen wird, ist es von Vorteil, sich erst einmal einen geschichtlichen Überblick über die drei vorausgegangenen industriellen Revolutionen zu verschaffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklungen der Industrie im Verlaufe der Geschichte9
Unter der ersten industriellen Revolution versteht man heute die Erfindung der Dampfmaschine im Laufe des 18. Jahrhunderts. Die Industrialisierung hatte einen großen Einfluss auf die Welt, denn sie war der Grundstein für die Textilindustrie und den Eisenbahn- und Schiffsbau. Ab diesem Zeitpunkt ließ sich auch Kohle und Stahl besser gewinnen und nutzen, was einen großen wirtschaftlichen Aufschwung zu Folge hatte.10
Die zweite Industrialisierungswelle vollzog sich Anfang des 19. Jahrhunderts. Grundstein hierfür legte Henry Ford, der erstmals Autos am Fließband produzieren ließ. Des Weiteren wurden in dieser Zeit erste Ansätze der Globalisierungstendenzen sichtbar.11 Henry Ford gelang es, das Auto unter minimalen Kosten in Form von Massenproduktion am Fließband herzustellen. Er achtete dabei aber nicht auf die sozialen Komponenten gegenüber seinen Mitarbeitern, auch wenn Ford immer wieder nach Optimierungspotenzialen in der Produktion Ausschau hielt.12
Anfang der 70er Jahre mit der IT und Elektronik, begann dann die vorerst letzte industrielle Revolution. Eine neue Industrie wurde dadurch geschaffen, dass Computer in Unternehmen und privaten Haushalten zum Einsatz kamen.13 Die Automatisierung der Fertigung wurde vor allem in der deutschen Industrie zu einer Erfolgsgeschichte. Der Mensch hat dadurch oft nur noch die Funktion der Überwachung, denn viele Arbeitsbereiche werden von nun an von Maschinen ausgeführt. Die dritte industrielle Revolution wurde aber erst publik, als Industrie 4.0 schon definiert worden war.14
Industrie 4.0 geht aus den Hightech-Strategien der Bundesregierung hervor. Ziel ist es, den Industriestandort Deutschland für die Zukunft besser aufzustellen.15
Industrie 4.0 ist die erste Revolution in der Industrie, die schon vor dem tatsächlichen Eintreten der Revolution als industrielle Revolution benannt wurde. Die drei Revolutionen, die zuvor stattgefunden haben, wurden erst am Ende des jeweiligen Revolutionszeitraums als solche bezeichnet.16 Die Zukunft wird zeigen, ob es sich dabei um eine industrielle Revolution auch im Nachhinein handelt oder ob die Geschichte noch einmal umgeschrieben werden muss.
2.2 Definition
Auf der Hannover Messe hat die Politik, die Wissenschaft und die Wirtschaft, Industrie 4.0 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Hannover Messe, welche vor allem für aktuelle Trends und Zukunftsinnovationen eine bekannte Adresse ist und auf der Produzenten aus verschiedensten Bereichen anwesend sind, eignete sich dafür als idealer Ort.17
Der Begriff Industrie 4.0 wird einer immer breiteren Öffentlichkeit bekannt und das Thema wurde zu einem Modewort im deutschsprachigen Raum, sodass es in den Medien stetig an Aktualität gewonnen hat. Ebenso ist es aktuell ein Thema auf Industriemessen.18
In Rahmen von Industrie 4.0 gibt es unzählige Definitionen. Die weit verbreitetste Definition, die auch häufig in Lehrbüchern verwendet wird, stammt von der Internetseite „Plattform Industrie 4.0“. Plattform Industrie 4.0 wurde von den drei Industrieverbänden BITKOM, VDMA und ZVEI gegründet und steht unter der Führung des Bundeswirtschafts- und des Bundesforschungsministeriums.19 Auf diese Definition wird auch in der Bachelorarbeit zurückgegriffen.
„Der Begriff Industrie 4.0“ steht für die vierte industrielle Revolution, einer neuen Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von Produkten. Dieser Zyklus orientiert sich an den zunehmend individualisierten Kundenwünschen und erstreckt sich von der Idee und dem Auftrag über die Entwicklung, Fertigung und Auslieferung eines Produkts an den Endkunden bis hin zum Recycling, einschließlich der damit verbundenen Dienstleistungen. Basis ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen in Echtzeit durch Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen, sowie die Fähigkeit, aus den Daten, den zu jedem Zeitpunkt optimalen Wertschöpfungsfluss abzuleiten. Durch die Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entstehen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie beispielsweise Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen.“20
2.3 Grundlegende Begriffe
In Verbindung mit Industrie 4.0 ist auch häufig in den Medien von Digitalisierung zu hören. Zuerst wurde die Thematik Industrie 4.0 grundlegend definiert. In Verbindung mit Industrie 4.0 stößt man häufig auf Begriffe, welche für das Verständnis der Thematik Industrie 4.0 bedeutend sind. Diese werden im folgenden Teil definiert und erläutert.
Cyber-physische Systeme sind die Basis von Industrie 4.0. Man versteht unter Cyber-physischen Systemen die Verbindung von Sachgegenständen mit der simulierten Wirklichkeit (z.B. Software), um die Produktion zu optimieren.21 Dies ist ein wichtiger Teilbereich der Industrie 4.0 und gehört auch zu den Hightech Strategien 2020 der Bundesregierung, welche monetär gefördert werden.22
Beispielhaft wird ein Cyber-physisches System von der Autorin Merz anhand eines Herstellers von Gehäusen erklärt. Bei der Einführung eines neuen Gehäuses wird anhand einer Computersoftware der sich ändernde Produktionsablauf dargestellt. Der Fertigungsdurchlauf und die Planung der Produktion werden nach unterschiedlichen Kriterien simuliert und so gut wie möglich optimiert und schließlich auf die realen Produktionsmaschinen im Unternehmen übernommen. Durch die Simulationsphase wird Zeit gespart, da die Maschinen nur einmal umgestellt werden müssen.23 Die Schwierigkeit der Cyber-physischen Systeme in Zukunft wird vor allem die Einigung auf gemeinsame Normen sein. Es müssen die Systeme in diesem Bereich trotz unterschiedlicher Techniken zusammenarbeiten können. Erst dann sind die Cyber-physischen Systeme in Unternehmen im Kontext von Industrie 4.0 vollständig optimiert.24
Unter Smart Factory versteht man die dezentrale Steuerung jedes einzelnen Produktionsschrittes. Dabei besteht keine Abhängigkeit von anderen Produktionsschritten. Die Überwachung erfolgt auf digitale Weise. Durch diese Produktionstechnik ist eine schnelle Reaktion auf Nachfrageänderungen möglich und die Produktion kann sich rascher an Nachfrageänderungen anpassen. Außerdem gelingt die Produktion von geringen Stückmengen ohne wesentliche Kostenerhöhungen (bis zur Losgröße 1).Vorzeigebeispiel ist hierfür die Automobilindustrie, welche früher nur per Massenfertigung produziert hat. Heute wird je nach Kundenwünschen produziert, sodass kein Auto mit der exakt selben Ausstattung nochmal produziert wird. Somit ist jedes Auto ein Unikat. Die Produktion nach Willen des Kunden ist aktuell im Trend.25 Der Begriff Smart Factory gehört auch zu den Hightech Strategien 2020 der deutschen Bundesregierung.26
Internet der Dinge bezeichnet Wertgüter, die sich gegenseitig verständigen können und Aufforderungen entgegennehmen können. Ziel ist es, durch Internet der Dinge eine Automatisierung von Maschinen und Objekten zu erreichen, sodass der Mensch keine Aufgabe dabei ausführen muss. Die Maschinen lassen sich oftmals von einem Anwender bedienen, der von einem beliebigen Standpunkt aus Anweisungen erteilt. In Verbindung mit Industrie 4.0 soll die selbständige Organisation von unternehmerischen Abläufen möglich sein, damit die gesamte Produktionskette leistungsfähiger und kostengünstiger wird. Voraussetzung für Internet der Dinge, beziehungsweise der technische Ausgangspunkt dafür, ist die Verwendung von immer stärkeren Mikroprozessoren, welche sich problemlos mit elektronischem Know How ausrüsten lassen. Anweisungen werden den Objekten zum Beispiel über drahtlose Internetverbindung oder Bluetooth erteilt. Die Gefahr des Sabotierens und Manipulierens der Produktion nimmt durch die großflächige Automatisierung und Verbindungen von der Produktion mit dem Internet zu, sodass auf diesen Sicherheitsaspekt Rücksicht genommen werden muss.27
Unter Big Data versteht man eine enorme Anzahl an Datensätzen, die aus allen möglichen Bereichen stammen können und nach definierten Kriterien analysiert werden.28 Die Schwierigkeit besteht dabei oft in der Anzahl der vom Internet gespeicherten Informationen. Diese sollten möglichst zielbringend untersucht werden, um das bestmögliche Endresultat für den Kunden zu erzielen.29 Beispielhaft seien hier die Bereiche Smartphones, Bankkarten oder Verkehrsmittel wie Flugzeuge aufgezählt, in denen eine große Anzahl von unternehmerischen Daten gesammelt und analysiert werden können. Big Data hat auch einen großen Einfluss auf die Betriebswirtschaft. Durch diese Datensätze kann das Handeln des potenziellen Käufers besser eingeschätzt werden, um Rückschlüsse auf dessen Kaufverhalten zu ziehen. Darüber hinaus werden die jeweiligen Daten gespeichert. Die Unternehmen erhalten dadurch die Chance, ihre Produktion besser auf die Kunden abzustimmen. Dies führt dazu, dass die Produktion den Bedürfnissen der Kunden schneller nachkommen kann, sodass die gewünschten Produkte schneller absatzbereit im Sortiment verfügbar sind.30 Hier finden sich große Parallelen zu Industrie 4.0, da Industrie 4.0 auf eine Flexibilisierung der Produktion Wert legt. Dies wurde schon im zurückliegenden Kapitel 2.2 beschrieben. Mit Big Data ist aber auch ein hohes Gefahrenpotenzial verbunden. Oft treten Datenschutzprobleme auf, da der Kunde die Einwilligung für das Verwenden von personenspezifischen Daten geben muss und dieser Vorgang dokumentierbar sein muss. Es besteht die Nachweispflicht für Unternehmen. Eine neue Datenschutzverordnung wurde auf dieser Grundlage schon verfasst und tritt europaweit am 25. Mai 2018 in Kraft.31
[...]
1 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (o.J.).
2 Vgl. Caspari (2017).
3 Vgl. Niederberger (2017).
4 Vgl. Gottmann (2016), S.18.
5 Vgl. Buchinger (2010).
6 Vgl. Gottmann (2016).
7 Vgl. Obermaier (2016).
8 Vgl. Industrie 4.0 Magazin (2016).
9 Schlick et al.(o.J.).
10 Vgl. Sendler (2016) S.3 f.
11 Vgl. Wuttke (2015).
12 Vgl. Wolf (2016).
13 Vgl. Frick (2017).
14 Vgl. Sendler (2016), S.5.
15 Vgl. Visser (2014).
16 Vgl. Flessner (2016).
17 Vgl. Industrie 4.0 Magazin (2015), S.2.
18 Vgl. Knust (2015).
19 Vgl. Obermaier (2016), S.7.
20 Plattform Industrie 4.0 (2015), S.8.
21 Vgl. Obermaier (2016), S.8.
22 Vgl. BMBF, Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013).
23 Vgl. Merz (2015).
24 Vgl. Neubauer (2014).
25 Vgl. Die Bundesregierung (2016).
26 Vgl. BMBF, Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013).
27 Vgl. Litzel (2016).
28 Vgl. Springer Gabler Verlag (2018).
29 Vgl. Gleich et al. (2016), S. 146.
30 Vgl. Springer Gabler Verlag (2018).
31 Vgl. Haar (2017).
- Quote paper
- Manuel Börger (Author), 2020, Die Industrie 4.0 und ihre Auswirkungen auf das Produktions- und Logistikcontrolling. Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Controller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/514985
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