Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung von Funktionsverbgefügen in der türkischen und deutschen Sprache im Rahmen der Kontrastiven Linguistik. Diese Zusammensetzungen, welche durch die Vereinigung von einem Substantiv und einem Verb entstehen, werden zwar im Deutschen als eine grammatische Kategorie abgehandelt, im Türkischen jedoch immer noch nicht genug untersucht. Die in der deutschen Sprache verwendeten entscheidenden Kriterien werden auch auf die türkische Sprache ausgeübt und man stellte daraufhin fest, dass die Funktionsverbgefüge, die in Verbalkomplexen abgehandelt werden, sich in diese grammatische Kategorie einfügen.
Es wurde festgestellt, dass die Substantiv-Verb Zusammensetzungen in beiden Sprachen hinsichtlich des Morphologischen, Syntaktischen und Semantischen über gemeinsame Merkmale verfügen. Da diese Strukturen meistens in der Schriftspracheverwendet werden, werden in dem praktischen Teil der Arbeit Substantiv-Verb Zusammensetzungen in der deutschen und türkischen Pressesprache untersucht. Am Ende dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass die betreffende Struktur in beiden Sprachen Anwendung findet und ähnliche Merkmale hat. Auch stellte sich heraus, dass im Deutschen die präpositionalen Strukturen mehr Anwendung finden, während in türkischen Strukturen wie der Akkusativ mehr gebraucht werden sowie eine passive Bedeutung haben können.
INHALTSVERZEICHNIS
ÖZET
SUMMARY
ZUSAMMENFASSUNG
VORWORT
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
I. THEORETISCHER TEIL
1. ERKLÄRUNG DER GRUNDBEGRIFFE
1.1. Funktionsverb und Vollverb
1.2. Was sind Funktionsverbgefüge?
2.KLASSIFIZIERUNG DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE
2.1. MorphologischeFormen
2.1.1. Funktionsverben mit Präpositionalgruppe
2.1.2. Funktionsverben mit Akkusativ
2.2. Passivische und aktivische Bedeutung
2.3. Festigkeit der Funktionsverbgefüge
2.4. Aktionsarten und semantische Beziehungen
3.KRITERIEN DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE
3.1. Syntaktische Kriterien der Funktionsverbgefüge
3.2. Semantische Kriterien der Funktionsverbgefüge
4. FUNKTIONSVERBGEFÜGE IM TÜRKISCHEN
4.1. Verbalkomplexe
4.2. Klassifizierung der Verbalkomplexe
4.3. Semantisch-Zusammengesetzte Verben
5. KRITERIEN DER FVG IM TÜRKISCHEN
5.1. Syntaktische Kriterien der Verbalgefüge
5.2. Semantische Kriterien der Verbalgefüge
6. SCHLUSSBETRACHTUNGEN ZUM THEORETISCHEN TEIL
II. PRAKTISCHER TEIL
7. DIE PRINTMEDIEN - Charakteristik der untersuchten Zeitungen
7.1. Die ZEIT
7.2. Hürriyet
8. ANALYSE DER FVG IN DEN AUSGEWÄHLTEN ZEITUNGEN
8.1. DIE ZEIT
8.1.1. Nominale Teil der FVG
8.1.2. Präpositionale FVG
8.1.3. Akkusativische FVG
8.1.4. Passivwertige FVG
8.1.5. Durative-Kausative-Inchoative FVG
8.1.6. Negation + FVG
8.1.7. Häufigkeit der FVG
8.1.8. Kommunikationsreihen der FVG
8.1.9. Attribute und FVG
8.2. HÜRRIYET
8.2.1. Nominale Teil der FVG
8.2.3. Präpositionale und Akkusativische FVG
8.2.4. Passivwertige FVG
8.2.5. Negation + FVG
8.2.6. Häufigkeit der FVG
8.2.7. Kommunikationsreihen der FVG
8.2.8. AttributeundFVG
9. VERGLEICH DER ERGEBNISSE AUS DEN ZEITUNGEN DIE ZEIT VW HÜRRIYET
10. SCHLUSSFOLGERUNGEN
11. LITERATURVERZEICHNIS
T.C.
SELJUK ÜNiVERSiTESi
Sosyal Bilimler Enstitüsü Müdürlügü
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
OZET
Bu gali§manin amaci, Almancada ve Turkgede anlamca kayna§mi§ birle§ik eylemleri karsitsal dilbilim gergevesinde incelemektir. Bir ad ve bir eylemin birle§mesiyle olu§an bu yapilar Almancada bir dilbilgisi kategorisi olarak ele alinmaktadir. Buna karsin, bu yapilarin Turkgede henuz yeterince ara§tirilmadigi gorulmektedir. Almancada kullanilan belirleyici kriterler Turkge igin de uygulanmi§ ve birle§ik eylemler iginde ele alinan anlamca kayna§mi§ ad-eylem yapilarinin bu kategoriye uydugu tespit edilmi§tir. Ad-eylem birle§melerinin her iki dilde morfolojik, sozdizimsel ve anlamsal ortak ozellikler ta§idigi belirlenmi§tir. Incelenen bu yapilarin ozellikle yazi dilinde sik kullanilmasi nedeniyle gali§mamn uygulama bolumunde Almanca ve Turkge basin dilindeki ad-eylem birle§meleri ara§tirilmi§tir. Ara§tirma sonucunda yapinin her iki dilde sik kullamldigi ve benzer ozellikler gosterdigi, ad bolumunun genellikle bir fiilden turedigi, Almancada ilgegli yapilarin daha sik kullamldigi, Turkgede ise belirtme durumdaki yapilarin daha gok kullanim buldugu ve yapinin edilgen anlam ta§iyabildigi tespit edilmi§tir.
Anahtar kelimeler: FVG, Anlamca Kaynasmis Birlesik Eylemler, Basin Dili, Almanca, Turkge
T. C.
SELJUK ÜNiVERSiTESi
Sosyal Bilimler Enstitüsü Müdürlügü
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SUMMARY
The aim of this study is to investigate the light verb constructions in German and Turkish within the framework of contrastive linguistics. These constructions are obtained by combining a noun and verb and regarded as a grammatical category in German. On the other hand, it is seen that these constructions have not been investigated adequately in Turkish. The determiner criteria in German were applied for Turkish and it was determined that the light verb (noun-verb) constructions discussed in compound verbs fit into this category. It was also determined that nounverb compounds have common morphological, syntactic and semantic characteristics in both languages. The noun-verb compounds in press language of both German and Turkish were investigated in the application part of this study as these constructions are used especially in written language. As a result of the study, it was determined that these constructions are frequently used in both languages and share similar characteristics, the noun sections are generally derived from a verb, the prepositions are more frequently used in German, the accusative cases are more frequently used in Turkish and these structures may have passive meanings.
Keywords: light verb constructions, compound verbs, Turkish, German, Press language
T. C.
SELCUK ÜNiVERSiTESi
Sosyal Bilimler Enstitüsü Müdürlügü
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ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung von Funktionsverbgefügen in der türkischen und deutschen Sprache im Rahmen der Kontrastiven Linguistik. Diese Zusammensetzungen, welche durch die Vereinigung von einem Substantiv und einem Verb entstehen, werden zwar im Deutschen als eine grammatische Kategorie abgehandelt, werden dennoch im Türkischen immer noch nicht genug untersucht. Die in der deutschen Sprache verwendeten entscheidenden Kriterien werden auch auf die türkische Sprache ausgeübt und man stellte daraufhin fest, dass die Funktionsverbgefüge, die in Verbalkomplexen abgehandelt werden, sich in diese grammatische Kategorie einfügen.
Es wurde festgestellt, dass die Substantiv-Verb Zusammensetzungen in beiden Sprachen hinsichtlich des morphologischen, syntaktischen und semantischen über gemeinsame Merkmale verfügen. Da diese Strukturen meistens in der Schriftsprache verwendet werden, werden in dem praktischen Teil der Arbeit Substantiv-Verb Zusammensetzungen in der deutschen und türkischen Pressesprache untersucht. Am Ende dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass die betreffende Struktur in beiden Sprachen Anwendung findet und ähnliche Merkmale hat. Auch stellte sich heraus, dass im Deutschen die präpositionalen Strukturen mehr Anwendung finden, während in türkischen Strukturen wie der Akkusativ mehr gebraucht werden sowie eine passive Bedeutung haben können.
Schlüsselwörter: Funktionsverbgefüge, Verbalkomplexe, Türkisch, Deutsch, Pressesprache
VORWORT
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen meines Magisterstudiums am Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Selguk in Konya/Türkei und wurde im Sommersemester 2016/2017 von dem Institut für Sozialwissenschaften als Magisterarbeit angenommen.
Eine ganze Reihe von Personen haben durch vielfältige Unterstützung zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen. An dieser Stelle möchte die Gelegenheit nutzen, ihnen zu danken.
Mein tiefer Dank gilt insbesondere Herrn Professor Dr. Zeki USLU, der mir als Betreuer meiner Magisterarbeit zur Seite gestanden hat. Er war für mich bereits bei der Themenfindung eine große Unterstützung und auch im Schreibprozess hat er sich immer Zeit für mich genommen und mir mit konstruktiver Kritik weitergeholfen.
Einen herzlichen Dank möchte ich mich bei Herrn Professor Dr. Yilmaz KOQ für den hilfreichen motivationalen Beistand und sein stets offenes Ohr bedanken.
Abschließend gilt mein ganz besonderer Dank meiner Frau Pinar DܧÜNCELI, die mich während der Bearbeitung meiner Arbeit zu jedem Zeitpunkt in allen Belangen unterstützt hat.
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
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EINLEITUNG
„Wir kämpfen mit der Sprache. Wir stehen im Kampf mit der Sprache.“ - Ludwig Wittgenstein
Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass das Wort zu den Grundbausteinen der Sprache gehört (vgl. Duden, 1995: 21) oder mit anderen Worten ausgedrückt, die Wörter die Grundelemente einerjeden Sprache bilden. An der Spitze dieser Elemente kommen besonders die Verben, denn sie sind typischerweise das Zentrum des Satzes. Es gibt verschiedene Arten und Verwendungen von Verben. Sie können nicht nur allein das Prädikat eines Satzes bilden, sondern auch mit anderen Elementen eine feste Verbindung eingehen.
Im Deutschen gibt es eine besondere Art von Verben, die auf den ersten Blick wie die Vollverben aussehen. Dennoch unterscheiden sie sich von Vollverben vor allem dadurch, dass sie zusammen mit einem Substantiv auftreten und eine semantische Einheit bzw. das Prädikat bilden. Man nennt solche Verben Funktionsverben (=FV) und die ganze Konstruktion wird als Funktionsverbgefüge (=FVG) bezeichnet. Dabei ist allerdings zu beachten, dass nicht alle Verben im Deutschen in diesem Zusammenhang verwendet werden können.
Diese Verbindungen weisen eigene syntaktische und semantische Kriterien auf und sie werden im Deutschen als eine grammatische Kategorie dargestellt. In solchen Verbindungen nimmt das Substantiv eine besondere Rolle ein: Es ist zum eigentlichen Bedeutungsträger geworden, wobei das Verb (=FV) seine eigene Bedeutung verliert oder verblasst. Es übt nur noch eine grammatisch-syntaktische Funktion aus, wie es bei Beispielen Frage stellen und zur Sprache bringen der Fall ist. Die Verben stellen und bringen haben in diesen Verbindungen nicht mehr inhaltliche Bedeutungen, dagegen tragen die Substantive vor allem die Bedeutung der ganzen Wortgruppe.
Auch im Türkischen sind derartige Konstruktionen, die aus einem Verb und einem Substantiv bestehenden Fügungen wie bilgi vermek, anla^ma saglamak, ara^tirma yapmak vorhanden (Gencan; 1979; Korkmaz, 2003). Da Verbalgefüge (=VF) im Türkischen noch nicht ausreichend und explizit unter die Lupe genommen worden sind, wird ihre Existenz nicht als selbständige grammatische Kategorie eingestuft. Hingegen werden verbale Wortgruppen in der türkischen Literatur als Birle§ik Fiiller (dt. Verbalkomplexe) bezeichnet (vgl. Gencan, 1979; Banguoglu, 1990). Allerdings kann man im Türkischen unter dem Titel Verbalkomplexe alle VerbNomen-Verbindungen unter einem Dach bringen (Gencan, 1979; Ergin, 1993; Korkmaz, 2003). Daneben gibt es auch eine Vielzahl von anderen Formen dieser Verbindungen, die unter dem Titel Verbalkomplexe wie z.B. Nomen+Verb dile dü§mek, deren nominale Teile im Stamm nicht einem Verb entsprechen, oder Nerb+Nerb yapabilmek oder özlemekl özlem duymak vorhanden sind. Wenn man diese Verbindungen näher betrachtet, erkennt man deutlich, dass die morphologischen, syntaktischen und semantischen Eigenschaften diesen Fügungen völlig anders sind. Es ist noch unklar, welche von ihnen gleichwertig mit FVG im Deutschen sind (Gündogdu: 2003, Uzuntas: 2011). Das führt im Türkischen zu einem Problem der Abgrenzung der oben erwähnten verbalen Fügungen von anderen Wortgruppen.
Da die Verbalgefüge bislang im Türkischen noch nicht systematisch genug beschrieben sind, und eine grammatische Unterschiede in der Kategorie zwischen der türkischen und deutschen Sprache vorhanden sind, bereiten den Deutschlernenden insbesondere in der geschriebenen Sprache Verständnisschwierigkeiten, in denen die FVG eine wichtige Rolle spielen und häufig vorkommen. Wenn diese Erscheinungen im Türkischen syntaktisch und semantisch ausreichend beschrieben werden können, kann es auch leichter werden, direkte Entsprechungen aus anderen Sprachen zu finden, und somit, für den Deutschlernenden den Lernprozess besser zu gestalten (vgl. Uslu, 2016: 1-2).
Ich bin der Meinung, dass eine vergleichende Analyse der FVG im Deutschen und im Türkischen dazu beitragen kann, eine wichtige Lücke, sowohl im Fremdsprachenunterricht als auch in der kontrastiven Grammatik zu schließen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Funktionsverbgefügen im Deutschen und Türkischen mit einer besonderen Orientierung auf die Printmedien. Mein Ziel ist es, die bearbeiteten Eigenschaften der Funktionsverbgefüge im Deutschen auf ähnliche Erscheinungen des Türkischen anzuwenden, die Existenz von dem Funktionsverbgefüge im Türkischen zu erfragen und den Gebrauch von Funktionsverbgefüge in deutschen und türkischen Zeitungen miteinander vergleichend zu untersuchen.
Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Teilen: aus dem theoretischen und dem praktischen Teil.
Im theoretischen Teil werde ich versuchen, das Thema Funktionsverbgefüge (FVG) im Deutschen zu erforschen und näher darzustellen. Hierfür werde ich zunächst charakteristische Eigenschaften der Funktionsverbgefüge im Deutschen bearbeiten. Dann versuche ich die Kriterien der FVG im Deutschen auf ähnliche Erscheinungen des Türkischen anzuwenden. Bevor ich die bearbeiteten Kriterien für das Deutsche im Türkischen anwende, stelle ich in diesem Kapitel zunächst Erscheinungsweisen der Verbalkomplexe und deren Subklassen Semantisch-Zusammengesetzte Verben im Türkischen vor. In diesem Zusammenhang werden die Stellung, Eigenschaft und Klassifizierung der Verbalkomplexe und Semantisch-Zusammengesetzte Verben angesichts der türkischen Grammatiken eingeführt.
Im praktischen Teil konzentriere ich mich auf eine kontrastive Analyse in Printmedien. Zu diesem Zweck werde ich die deutsche Zeitung Die ZEIT und die türkische Zeitung Hürriyet verwenden. Zuerst werden alle Funktionsverbgefüge nach einem bestimmten Kriterienkatalog in beiden Zeitungen untersucht. Danach werden alle gefundenen Funktionsverbgefüge nach ihren syntaktischen und semantischen Eigenschaften analysiert und damit wird der Gebrauch von Funktionsverbgefüge in beiden Zeitungen festgelegt.
I. THEORETISCHER TEIL
1. ERKLÄRUNG DER GRUNDBEGRIFFE
1.1. Funktionsverb und Vollverb
Im Deutschen gibt es einige Verben wie bringen, kommen, geben, machen, ... deren eigene Bedeutungen gleichfalls verblasst oder verloren gegangen sind, wenn sie mit einem als Objekt fungierenden Verbalsubstantiv verwendet werden (vgl. Jie: 1983), wie in den folgenden Beispielen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Verben in diesen Konstruktionen bzw. Gefügen haben also nur noch die Funktion eines Verbs, sind aber nicht mehr isoliert und selbständig benutzbar. Sie heißen daher Funktionsverben1 und sind stets mit einem Abstraktum, das häufig von einem Verb oder Adjektiv abgeleitet ist, zu einem Gefüge verbunden. Man nennt diese ganze Struktur auch Funktionsverbgefüge2 (vgl. Götze/Hess-Lüttich, 1989: 80). Aus diesen Gründen lassen sich FVG nach Helbig/Buscha (1996: 79) zu einer eigenen Klasse von Verben zusammenschließen: Aus den finiten Verben werden die Funktionsverben als die Gruppe von Verben ausgesondert, die in einer bestimmten Verwendung im Satz das Prädikat nicht allein ausdrücken.
Im Vergleich zur Gruppe der Vollverben handelt es sich bei den Funktionsverben um Verben, welche wie Vollverben aussehen, diejedoch nicht dazu fähig sind, das Prädikat eines Satzes allein zu bilden. Sie müssen andere zusätzliche Elemente zur Hilfe nehmen, um das Prädikat zu bilden (vgl. Helbig/Buscha, 1996: 50; Hentschel, E. und Weydt, H, 2013: 61). Deswegen können Funktionsverben nach Auffassung mehrerer Grammatiken (Helbig/Buscha, 1996; Eisenberg, 2013; Grundzüge, 1981; Duden 4, 1998, van Potteiberge, 2001; Zifonun, 1997 usw.) als Verbklasse neben den Modal-, Hilfs- und Kopulaverben stehen (vgl. Fuhrhop, 2007: 86).
Um dieses Verhältnis bzw. diese Verwandtschaft besser zu verstehen, möchte ich zunächst den Unterschied zwischen Vollverben und Nicht-Vollverben mit einigen Beispielen verdeutlichen: wenn das Verb allein im Satz das Prädikat bilden kann, nennt man es Hauptverb bzw. Vollverb, aber wenn das Verb nicht allein, sondern nur zusammen mit zusätzlichen Elementen das Prädikat bilden kann, nennt man diese Nicht-Vollverben.
Zu den Nicht-Vollverben werden die folgenden Verben gezählt: Hilfsverben, Funktionsverben, Phasenverben, bekommen-Verben, Modalverben und modifizierenden Verben, welche gemeinsam mit anderen sprachlichen Elementen komplexe Prädikate erzeugen. Im Vergleich zu den Vollverben können Hilfsverben das Prädikat nur in Verbindung mit dem Partizip Perfekt oder dem Infinitiv eines Vollverbs bilden. Modalverben bilden das Prädikat nur in Verbindung mit dem Infinitiv eines Vollverbs. Kopulaverben und Funktionsverben nehmen eine Sonderstellung ein: Sie bilden das Prädikat zusammen mit einem Nominativ oder einem Adjektiv (vgl. Helbig/Buscha, 1996: 50-51). z.B.
Ich gehe in die Schule. (=Vollverb)
(gehen)
Ich bin in die Schule gegangen. (=Hilfsverb)
(bin/gehen)
Ich muss in die Schule gehen. (=Modalverb)
(muss/gehen)
Ich brachte in der Schule ein wichtiges Thema zur Sprache. (=Funktionsverb)
(zur Sprache/bringen)
Dass er den Wagen zu reparieren anfängt. (=Phasenverben)
(zu reparieren/anfangen)
Er bekommt das Handy geschenkt. (=bekommen-Nerben)
(bekommen/schenken)
Wie Sie an den Beispielen deutlich erkennen können, liegt der wesentliche Unterschied zwischen den Vollverben und Nicht-Vollverben in der Art und Weise wie sie das Prädikat bilden. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass FV nicht auf allen Ebenen mit Hilfs-, Kopula- und Modalverben ähnlich oder vergleichbar sind. z.B. Hilfsverben nehmen im Unterschied zu Funktionsverben keinen Einfluss auf die Valenzstruktur3 des Satzes (vgl. Van Potteiberge, 2001).
Im Vergleich zu den Vollverben können Funktionsverben auch als gleichlautende Vollverben vorkommen. Diese Vollverben haben jedoch als FV im FVG ihren semantischen Gehalt stark reduziert und haben auch ihre lexikalische Bedeutung verloren, d.h. das FV ist dem entsprechenden Vollverb semantisch entfremdet (v. Polenz, 1987: 172). Sie sind zu grammatischen4 Wörtern (wie die Hilfsverben) geworden (vgl. Helbig/Buscha, 1996: 80). Diese auffallende Eigenschaft der Funktionsverben kann man am ehesten mit einem Beispiel so erklären:
a. Ich stelle die Vase auf den Tisch.
(Vollverb, Ortsveränderung)
b. Ich stelle die Frage zur Diskussion.
(FV, keine Ortsveränderung)
(vgl. Götze/Hess-Lüttich, 1989: 80)
Wenn man diese Beispiele näher betrachtet, findet man, dass es sich in beiden Sätze um ein und dasselbe Verb stellen handelt. Aber im Fall a) hat das Verb seine ursprüngliche Bedeutung noch voll erhalten, d.h. das Verb hat Bedeutung der Ortsveränderung (Punkt x bewegt sich auf y hin). Dagegen hat im Fall b) das Verb seine ursprüngliche Bedeutung verloren, deshalb hat es nicht mehr die Bedeutung der Ortsveränderung. Indem das Verb FV stellen im Beispiel b) zu einer Art Hilfsverb herabsinkt, verliert es zwar die Fähigkeit, einen vollen begrifflichen Gehalt auszudrücken. Zwar muss man hier beachten, dass es sich hier um keine völlige Bedeutungsentleerung der FV und um keine Reduktion bloßer morphologischsyntaktischer Funktionen handelt (vgl. Helbig, 1979: 274). Hingegen besitzen FV die Fähigkeit, geringe aber sehr allgemeine semantische Informationen in das gesamte FVG einzubringen, somit können die FVG (im Verhältnis zu den ihnen entsprechenden Vollverben) ein Geschehen als dauernd, als beginnend bzw. einen Zustand verändernd oder als bewirkend markieren (Helbig, 1979: 274).
Außerdem sind bei FVG die häufigsten vorkommenden Funktionsverben: kommen und bringen. Dann treten stehen, geraten, setzen, halten und nehmen am häufigsten auf (vgl. Eisenberg, 2013: 36). Eine ähnliche Liste findet sich bei Admoni: Die wichtigsten Funktionsverben scheinen folgende zu sein: bringen, kommen, finden, führen, geben, gehen, geraten, halten, manchen, nehmen, setzen, stehen, stellen, ziehen (Admoni, 1983: 293).
Daraus lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: FV sind Verben, die das Prädikat zusammen mit einem Nomen bilden. In den FVG ist der nominale Bestandteil der eigentliche Bedeutungsträger. Ohne diesen Bestandteil können FV das Prädikat nicht ausdrücken. Deshalb unterscheiden sie sich von Vollverben und werden meist zu Nicht-Vollverben gezählt. Diese Kombination eines FV mit einem Nomen - das von einem Adjektiv oder Verb abgleitet ist -, nennt man Funktionsverbgefüge. Obwohl in den FVG die Bedeutung der FV stark reduziert ist, sind FV wichtig für die grammatische Struktur wie Modus, Tempus und Person. FV können auch als gleichlautende Vollverben vorkommen z.B. stellen als FV in den FVG (Ich stelle die Frage zur Diskussion - zur Diskussion stellen) und als Vollverb (Ich stelle die Vase auf den Tisch - stellen). Eine wesentliche Charakteristik, welche FV von anderen Verbklassen unterscheidet ist es, dem durch das Nomen ausgedrückten Ereignis eine bestimmte Perspektive zu geben, d.h. FV können meist einen Zustand [durf eine Zustandsveränderung [caus] oder das Bewirken einer Zustandsveränderung [incho] ausdrücken.
1.2. Was sind Funktionsverbgefüge?
Die im Deutschen als eine grammatische Kategorie dargestellte Funktionsverbgefüge5 bezeichnet man im Allgemeinen als eine feste Verbindung von einem Verb (=FV) und einem nominalen oder präpositionalen Bestandteil (Yuan, 1983; Polenz, 1987; Eisenberg, 2013).
Um diese Gefüge besser zu verstehen, werde ich zunächst auf die Begriffstrennung zwischen Funktionsverb und Funktionsverbgefüge eingehen. Der Begriff Funktionsverb (v. Polenz, 1963) gilt als eine Bezeichnung für das Verb, das mit bestimmten Nomen kombinierbar ist, wobei der Begriff Funktionsverbgefüge6 (Engelen, 1968) für die ganze Verbindung gilt. Zum Beispiel: Das Gefüge Frage stellen besteht aus einem Verb (stellen) und einem nominalen Bestandteil (Frage). Zusammen (Frage+stellen) stellen sie eine semantische Einheit dar und bilden das Prädikat (vgl. Helbig/Buscha, 1996: 79).
In der deutschen Fachliteratur kann man auch andere Bezeichnungen7 bzw. Termini für die Funktionsverbgefüge finden. So werden sie unter anderem als Funktionsverbformel (von Polenz, 1963), nominale Umschreibungen (Daniels, 1963), Funktionsverbgefüge (Engelen, 1968; Herrlitz, 1973; Persson, 1975; Eisenberg, 1986;
Engel, 1988; Helbig & Buscha, 1999), Funktionsverbfügung (Bahr, 1977), Streckform (Schmidt, 1968) verbaler Mehrwortausdruck (Seelbach, 1991), Funktionsverb (Weinrich, 1983), Nominalprädikat (Detges, 1996), verbnominale Konstruktion (Van Pottelberge, 2001) bezeichnet. Außerdem werden Bezeichnungen wie nominale Umschreibung (Daniels, 1963) oder analytische Verbalverbindungen (Riesel, 1959) verwendet (vgl. Briem, 2009: 25).
Die Bezeichnung Funktionsverbformel von v. Polenz (1963) soll nach Heringer vermieden werden, weil es nicht um Formeln, d.h. erstarrte Verbindungen handelt, sondern um eine lebendige grammatische Fügungsmöglichkeit der deutschen Sprache, die bis zu einem hohen Grade systematisiert ist (Heringer, 1968: 25).
Wenn auch heutzutage FVG in der deutschen Sprache eine wichtige Rolle spielen, wurden sie früher von den germanistischen Linguisten über lange Zeit ignoriert und nicht untersuchungswert empfunden. Aus diesem Grund haben Linguisten diese Gefüge vor allem nur unter stilistischen Gesichtspunkten betrachtet und bis etwa 1965 wurden FVG fast ausschließlich der Stilkritik überlassen. Ein Grund für diese späte Aufdeckung liegt in der Abwertung der FVG von Sprachwissenschaftlern als negativ wie Papieridiome. Sprachbeulen, Stilkrankheit und Hauptwörterseuche und so weiter (vgl. Helbig, 1967: 273).
Die neueren Forschungsarbeiten sind über FVG zu anderen Ergebnissen gekommen (Rees, 2011: 7). Karl-Heinz und Daniels legten gegen diese einseitige und subjektive Stillkritik der FVG erste wichtige Arbeiten vor. In den Arbeiten von KarlHeinz und Daniels wurden FVG erstmals im Rahmen der semantischen, syntaktischen und kommunikativen Leistungen untersucht. Diese Untersuchungen von Daniels und Heinz haben bei den Linguisten ein großes Interesse erweckt und das Thema FVG ist erstmals zum Gegenstand linguistischer Untersuchungen geworden. Erst seit den 1960'ern konnten sich die Linguisten auf FVG konzentrieren und es erschien eine umfangreiche Literatur(vgl. Rösch, 1994: 17).
Obwohl seit den ersten Studien eine sehr umfangreiche Literatur8 zu diesem Thema erschien, gibt es keine klare und allgemeingültige Definition für FVG in der Fachliteratur9 . Der Grund dafür ist nach Antje Heine, dass FVG innerhalb der deutschen Grammatik verschiedene linguistische Bereiche tangieren und damit auch aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet werden (Heine, 2006: 17-18).
Die Funktionsverbgefüge wurden in der Reihe von Forschungsarbeiten wie folgt definiert: Nach Yuan sind FVG Prädikativgefüge , die aus einer Nominal- oder Präpositionalphrase und einem FV bestehen (Yuan, 1983: 33), v. Polenz definiert die FVG als komplexe Prädikatsausdrücke , die aus einem FVund einem FVG-Substantiv bestehen (Polenz, 1987: 171), Rösch bezeichnet FVG als eine syntaktische Fügung , die aus einem präpositionalen Objekt und einem Funktionsverb besteht (Rösch, 1994: 14), Eisenberg und Bußmann definieren FVG als eine Verknüpfung vom FV und Präpositionalphrase (Eisenberg, 1999: 300; Bußmann, 2002: 231).
In der Deutschen Grammatik von Helbig/Buscha aus dem Jahre 1996 wird Funktionsverbgefüge als eine grammatische Kategorie10 dargestellt und im Detail untersucht. Nach seiner Auffassung besteht ein FVG aus einem FV und einem nominalen Bestandteil (i.d.R. Substantiv im Akkusativ oder Präpositionalgruppe), die beide zusammen eine semantische Einheit darstellen und als solche das Prädikat bilden. Das FV kann nicht ohne den nominalen Teil des FVG vorkommen (oder umgekehrt) (Helbig/Buscha, 1996: 79).
Eine ähnliche Definition findet man auch bei Engel (1996), Detges (1996) und Bußmann (2002). Nach ihren Auffassungen bilden Funktionsverben zusammen mit einer Nominalphrase oder Präpositionalphrase ein Gefüge. In diesem Gefüge ist der nominale Kern der eigentliche Sinnträger, während das Verb fast nur noch eine grammatische Funktion erfüllt.
Aus den oben aufgeführten Definitionen kann man gleich entnehmen, dass sich die Grammatikforscher darauf einigen, dass sich Funktionsverbgefüge immer aus einem FV und einem nominalen Bestandteil zusammensetzen und beide eine semantische Einheit darstellen und als solche das Prädikat bilden (vgl. Götze/Hess- Lüttich, 1989: 80; Helbig/Buscha, 1996: 79, Engel; 1996: 230). Nur Eisenberg weist eine andere Betrachtungsweise auf. Ihm nach bilden diese Fügungen keine grammatische Kategorie. Denn der Begriff selbst ist noch nicht klar definiert. Und die Kriterien für FVG sind nicht so klar, dass man sie deutlich von anderen Konstruktionen unterscheiden kann (vgl. Eisenberg, 2013: 309).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das grundlegendste Kriterium für die Bildung der FVG, eine Struktur ist, die durch Verknüpfung von einem FV und einem Substantiv gebildet wird. Die anderen Kriterien sind wie Winhart (2005) in seiner Doktorarbeit angedeutet hat, problematisch11. Denn die von Linguisten gesetzten Kriterien nicht klar sind und i.d.R. für Interpretationen offen.
Im nächsten Kapitel werde ich mich in erster Linie an die Arbeit (Deutsche Grammatik) von Helbig/Buscha aus dem Jahre 1996 halten, weil diese Arbeit die Forschung der FVG über Jahrzehnte prägte und in vielen Werken als Grundlage dient.
2. KLASSIFIZIERUNG DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE
In seinem Buch Deutsche Grammatik teilen Helbig/Buscha (1996: 97-105) das Thema Funktionsverbgefüge nach bestimmten Merkmalen in Unterklassen auf. Zu diesen Klassifikationen gehören morphologische Formen, aktivische/passivische Bedeutung, Festigkeit, Aktionsarten und schließlich semantische Beziehungen. Die morphologische Form basiert auf dem nominalen Glied des FVG, das die lexikalische Bedeutung im Prädikat trägt. Danach unterscheidet man in zwei Hauptklassen: Funktionsverben mit Akkusativ (den Tod finden, Kritik üben , Abschied nehmen) und Funktionsverben mit Präpositionalgruppe (zur Sprache bringen, zur Verfügung stehen, in Angst geraten). Diese zwei Hauptklassen der FVG lassen sich noch nach Helbig/Buscha in drei Unterklassen einteilen: Funktionsverben, die nur mit einer Präpositionalgruppe vorkommen, Funktionsverben, die nur mit Akkusativ vorkommen und letztlich FV, die sowohl mit einer Präpositionalgruppe als auch mit Akkusativ vorkommen. Darüber hinaus lassen sich FVG auch nach den Aktionsarten durativ (zur Diskussion stehen), inchoativ (in Kraft treten) und kausativ (in Gang setzen) einteilen. Zusätzlich dazu werden FVG nach ihrer passivischen (Angst bekomme = geängstigt werden, unter Einfluss stehen = beeinflusst werden) und aktivischen Bedeutung (Abschied nehmen, in Druck geben) aufgegliedert. Im Hinblick auf ihre Festigkeit werden FVG in zwei Klassen eingeteilt: eigentliche oder lexikalisierte FVG (zur Durchführung bringen, Gefahr laufen) und uneigentliche oder nicht-lexikalisierte FVG (zum Abschluss bringen, Anspruch erheben). Außerdem können die Funktionsverben entweder in synonymischen Beziehungen, in konversen Beziehungen oder in regulären Beziehungen stehen.
2.1. Morphologische Formen
Nach Helbig/Buscha (1996: 93) können FVG hinsichtlich ihrer Bildung bzw. morphologischen Form in zwei Gruppen eingeteilt werden: a) Funktionsverben mit einer Präpositionalgruppe und b) Funktionsverben mit Akkusativ. Eine ähnliche Klassifizierung findet man auch im Duden: Laut dem Duden kommen Funktionsverbgefüge in zwei Varianten vor a) als Verbindung aus Funktionsverb und deverbalem Substantiv im Akkusativ und vor allem b) als Verbindung aus Funktionsverb und Präposition mit deverbalem Substantiv (Duden, 2016: 425). Es ist zu beachten, dass nach Helbig/Buscha bei diesen Hauptgruppen die FVG nach der morphologischen Form des nominalen Gliedes auch in drei Klassen eingeteilt werden: Die FV, die nur mit einer Präpositionalgruppe vorkommen. FV, die nur mit einem Akkusativ vorkommen und FV, die sowohl mit einer Präpositionalgruppe als auch mit Akkusativ vorkommen.
2.1.1. Funktionsverben mit Präpositionalgruppe
Hierbei handelt sich um Funktionsverben, die mit Präpositionalgruppe vorkommen. Bei FV mit Präpositionalgruppe kommen verschiedene Präpositionen in Betracht:
auf aus, außer, bei, hinter, in, um, zu, unter
von denen in und zu am häufigsten und unter und außer am seltensten sind (Helbig/Buscha, 1996: Duden, 2016: 429). Nach Herrlitz kommen in FVG als Präpositionen vor allem in und zu, seltener außer und unter, ganz vereinzelt auf, bei und von vor. Lediglich in und außer kommutieren miteinander:
Die Maschine ist in Betrieb.
(außer}
Das Gesetz bleibt in Kraft.
(außer}
(Herrlitz, 1973: 20).
Nach dem Duden (2016: 429) werden präpositionale FVG in erster Linie mit Verben gebildet, die sich als Vollverben mit Richtungs- oder Ortsadverbialien verbinden. Die entsprechende syntaktische Leerstelle wird in den FVG durch die Präpositionalphrase gefüllt. Zur Bildung FV+Präpositionalgruppe werden sowohl intransitive (kommen, gehen, geraten, gelangen) als auch transitive Verben (bringen, stellen, setzen oder nehmen, ziehen) angewendet.
Die wichtigsten hierhergehörenden Funktionsverben sind: bringen., stellen., setzen, nehmen, ziehen, kommen, gehen, geraten, gelangen, sein, stehen', bleiben, haben', halten (vgl. Duden, 2016: 429-430)
z.B. Präposition + Substantiv + Funktionsverb
zur Verfügung stehen
„Ihnen stehen Sanitäranlagen zur Verfügung , so dürftig diese [...]“
(Die ZEIT, 6. Oktober 2016, Politik, Calais? Gut, hier zu sein)
in Bewegung geraten
„Jetzt aber gerät das Denken wieder in Bewegung“
(Die ZEIT, 6. Oktober 2016, Chancen: Prof.Dr. Mutlos)
2.1.2. Funktionsverben mit Akkusativ
Bei Funktionsverben mit Akkusativ handelt sich um ein akkusativisch angeschlossenes Verbalsubstantiv. Das akkusativische Verbalsubstantiv selbst ist meistens von einem transitiven Verb abgeleitet. Die wichtigsten hierhergehörenden Funktionsverben sind leisten, machen, erheben, üben,führen, nehmen, geben, erteilen, finden, erfahren, genießen, bekommen, erhalten, haben.
z.B.
Substantiv (Akkusativ) + Funktionsverb
Abschied nehmen
„Barak Obama hat auf dieses Problem eine vernünftige Antwort gesucht. Insbesondere in seiner zweiten Amtszeit nahm er Abschied vom Mainstream amerikanischer Außenpolitik [...]“
(Die ZEIT, 3. November 2016, „American Angst“)
Angst haben
„Heute haben allen Parteien Angst davor“
(Die ZEIT, 6. Oktober 2016, Politik, Die 10 Goldenen Regeln)
Helbig/Buscha (1996: 94) teilen FVG nach der morphologischen Form des nominalen Gliedes in drei Klassen ein:
1) FV, die nur mit einer Präpositionalgruppe vorkommen: sich befinden, bleiben, bringen, gehen, gelangen, geraten, kommen, liegen, sein, setzen, stehen, treten, versetzen z.B.
zur Sprache bringen
„Das wäre jedenfalls ein Grund, sofort zur Sprache zu bringen (...)“
(Die ZEIT, 6. Oktober 2016, Wirtschaft: „Der Teufel scheißt auf den größten
Haufen“)
2) FV, die nur mit einem Akkusativ vorkommen: anstellen, aufnehmen, ausüben, bekommen, besitzen, erfahren, erheben, finden, erhalten, erteilen, genießen, leisten, machen, treffen, üben, unternehmen
z.B. Kritik üben
„[...] Muslime und Nichtmuslime gemeinsam Islam kritik üben, aber gerecht“
(Die ZEIT, 6. Oktober 2016, Feuilleton: Urteile selbst!)
3) FV, die sowohl mit einem Akkusativ als auch mit einer Präpositionalgruppe vorkommen: führen, geben, haben, halten, nehmen, stellen
z.B.
eine Lösung bringen
„[...] das EU-Türkei-Abkommen bringt eine nachhaltige Lösung “
(Die ZEIT, 6. Oktober 2016, Politik, „Mitleid ist nicht mein Motiv“)
einen Antrag stellen
„[...] muss dafür nach Bundes-Immissionschutzgesetz einen Antrag stellen“
(Die ZEIT, 3. November 2016, „Eingefleischt“)
zur Rede stellen
„Sie wollen den Präsidenten zur Rede stellen“
(Die ZEIT, 3. November 2016, „Am Ende des Regenbogens“)
Helbig/Buscha (1996: 94) erwähnen, dass in seltenen Fällen der nominale Bestandteil der FVG auch in anderen morphologischen Formen wie Nominativ, Genitiv und Dativ vorkommen kann:
1. im Nominativ, eine Abrechnung erfolgt (es wird abgerechnet),
Die Einzelheiten sind Verhandlungssache; eine Abrechnung erfolgt (online)
2. im Genitiv (FV= sein, bleiben); der Meinung sein (meinen),
[...] Verkehrsgeltung für Zeitarbeit zu beweisen, und selbst, wenn das der
Meinung sein sollte [...] (online)
3. im Dativ (+Akkusativ): jn. einer Prüfung unterziehen
[...] Schweißer mussten sich einer Prüfung unterziehen. (online)
2.2. Passivische und aktivische Bedeutung
Mit Hilfe der FVG ist es auch möglich, dass Passiv zu umschreiben und manchmal auch schwierige Passivkonstruktionen zu vermieden (Helbig/Buscha, 1996, 104-105). z.B.
Das Buch ist allgemein anerkannt worden.
Das Buch hat allgemeine Anerkennung gefunden.
Die Herstellungstechnik ist stark vervollkommnet worden.
Die Herstellungstechnik hat eine starke Vervollkommnung erfahren.
Nach Helbig/Buscha (1996: 94) können FVG entweder aktivische oder passivische Bedeutung12 tragen. Angesichts ihrer aktivischen und passivischen Bedeutung lassen sich FVG in zwei Klassen unterscheiden:
FVG mit passivischer Bedeutung: sich befinden, bekommen, bleiben, erfahren, erhalten, finden, gehen, gelangen, genießen, geraten, kommen, liegen, sein, stehen, zuziehen. Die zu dieser Kategorie gehörenden FVG können durch die Passivformen der Vollverben paraphrasiert werden. z.B.:
Das Theaterstück findet Anerkennung . Das Theaterstück wird anerkannt .
FVG mit aktivischer Bedeutung: anstellen, aufnehmen, ausüben, bringen, erheben, erteilen, führen, geben, halten, leisten, machen, nehmen, setzen, stellen, treffen, üben, unternehmen, versetzen, vornehmen, ziehen. Zu dieser Kategorie gehörende FVG können durch die Aktivformen der Vollverben paraphrasiert werden. z.B.
Wir bringen das Stück zur Aufführung . Wir führen das Stück auf.
Nach Hentschel (2010: 91) können FVG mit Akkusativ häufig nicht ins Passiv gesetzt werden: Selbst der Dorfbrunnen findet Erwähnung im Reiseführer gefunden Erwähnung wird selbst vom Dorfbrunnen im Reiseführer gefunden. Denn nach Helbig/Buscha (1996: 95) sind zur aktivischen Kategorie gehörende FV weitgehend äquivalent mit Passivkonstruktionen und deshalb als Passiv-Paraphrasen anzusehen.
Es ist zu beachten, dass zwischen passivische und aktivische FVG es noch eine kleine Gruppe von FV gibt, die weder ein Agens13 haben (also keine aktivische Bedeutung haben) noch als Passiv-Paraphrasen anzusehen sind. Sie geben Zustände wieder und deshalb werden sie zumeist durch Adjektive umschrieben. Diese Verben sind nach Helbig/Buscha (1996: 95) besitzen, haben, z. T. sein, stehen z.B.
Er hat Mut -> Erist mutig
2.3. Festigkeit der Funktionsverbgefüge
FVG werden im Hinblick auf ihrer Festigkeit in zwei Gruppen eingeteilt: Diese sind eigentliche oder lexikalisierte FVG, die einen hohen Grad von Festigkeit besitzen und uneigentliche oder nicht-lexikalisierte FVG, die nur einen geringen Grad von Festigkeit besitzen. Die erste Gruppe erfüllt ganz oder fast ganz die syntaktischen Kriterien der FVG und ihr Substantivteil ist nicht mehr referenzfähig und erweiterbar, d.h. sie haben eine feste Struktur und deshalb sind sie unveränderlich. Sie haben keine Fähigkeit sich auf ein Objekt der Wirklichkeit zu beziehen, z.B.:
zur Durchführung bringen, in Gebrauch haben, Gefahr laufen
Hingegen besitzen uneigentliche oder nicht-lexikalisierte FVG nur einen geringen Grad von Festigkeit. Sie erfüllen nicht alle syntaktischen Kriterien der FVG und ihr Substantivteil ist noch referenzfähig und erweiterbar, d.h. ihre Struktur veränderlich. Deshalb können diese FVG Plural bilden oder durch adjektivische Attribute erweitert werden z.B.
zum Abschluss bringen, Anspruch erheben, Verhandlungen aufnehmen
Helbig/Buscha (1996: 95) betonen, dass zwischen beiden Kategorien ein gradueller Unterschied besteht. Die Sprachentwicklung hat einen Einfluss darauf, d.h. der Unterschied zwischen beiden Kategorien steht auch mit dem Prozess der Grammatikalisierung der FV in Zusammenhang : ursprünglich lexikalische Wörter verwandeln sich zu grammatischen Wörtern . Durch den Prozess der Grammatikalisierung können wir bei den FVG zur Lexikalisierung oder der Stabilität innerhalb der Sprache kommen.
Wenn man die lexikalisierten und die nicht-lexikalisierten FVG mit den nach der morphologischen Form des nominalen Gliedes unterschiedenen Klassen in Beziehung setzt, bekommt man eine Kreuzklassifizierung: Es gibt sowohl lexikalisierte FVG mit Präpositionalgruppen und mit Akkusativen. Allerdings ist ein quantitatives Verhältnis erkennbar: Bei den FVG mit Präpositionalgruppe gibt es mehr lexikalisierte FVG, bei den FVG mit Akkusativ gibt es mehr nicht-lexikalisierte FVG (vgl. Helbig/Buscha, 1996: 96).
2.4. Aktionsarten und semantische Beziehungen
Unter der Aktionsart14 eines Verbs versteht man die Verlaufsweise und Abstufung des Geschehens, das vom Verb bezeichnet wird (Helbig/Buscha, 1996: 72).
In Deutsche Grammatik von Helbig/Buscha (1996: 96-97) werden FVG nach ihrer Aktionsart in drei Subklassen eingeteilt: durativ, inchoativ und kausativ und nach ihren semantischen Beziehungen: synonymisch, konverse und reguläre. Hingegen findet man bei v. Polenz im Hinblick auf die Aktionsart vier Arten: durativ-FVG, inchoativ-FVG, kausativ-FVG und Passiv-FVG. Eine ähnliche Klassifizierung ist auch bei Zifonun/Hoffmann/Stecker (1997) zu finden. Jedoch ist es zweifelhaft, ob es sich bei Passiv-FVG um eine eigene Klasse von FVG handelt (vgl. Kristel; Gisela; Daniel: 2006, 149).
FVG, die einen Zustand oder ein Geschehen in seinem Ablauf bezeichnen, nennt man durativ. Die durativen FV sind ausüben, sich befinden, besitzen, bleiben, führen, haben, leisten, liegen, machen, sein, stehen z.B.
Der olle (alte) Hansen liegt im Sterben.
14 Mit Aktionsart bezeichnet man die Art und Weise, wie das durch ein Verb bezeichnete Geschehen abläuft (Geschehenweise, Verlaufsweise, Handlungsart) (Duden, 1995: 142).
Ein guter Boxer bleibt ständig in Bewegung.
Ein neues Modell ist bereits in Arbeit.
Die These steht zur Diskussion.15
FVG, die die Veränderung eines Zustands oder Geschehens, den Übergang von einem Zustand in einen anderen bezeichnen, nennt man inchoativ. Die inchoativen FV sind aufnehmen, bekommen, erfahren, erhalten, erheben, finden, gehen, gelangen, geraten, kommen, nehmen, treten, übernehmen, sich zuziehen z.B.
Die Affäre war längst in Vergessenheit geraten.
Endlich geht das Buch in Druck.
Am 1.1. 2011 tritt die neue Regelung in Kraft.
Das Gesetz kommt zur Durchführung.
FVG, die das Bewirken einer Zustandsveränderung oder Vorgangsveränderung a) oder eines Zustands (Vorgangs) b) durch Fremdeinwirkung bezeichnen, nennt man kausativ. Die kausativen FV sind a) bringen, erteilen, führen, geben, setzen, stellen, versetzen b) halten, lassen, machen z.B.
Die Verwaltung bringt die Verordnung zur Anwendung.
Der Starter setzt den Motor in Gang.
Der Kunde gibt eine neue Serie in Auftrag.
Sein Sturz zog die ganze Belegschaft in Mitleidenschaft.
Im Hinblick auf ihren semantischen Beziehungen lassen sich die FVG in drei Subklassen unterscheiden : Diese sind synonyme16, konverse17 und reguläre18 Beziehungen.
Manche FV stehen in synonymischen Beziehungen, d.h. sind bedeutungsgleich oder -ähnlich19:
sich in Abhängigkeit befinden/sein
die Fähigkeit besitzen/haben
eine Anregung bekommen/erhalten
zur Kenntnis bringen/setzen
einen Befehl geben/erteilen
zu Ansehen kommen/gelangen
Hingegen stehen manche FV in konversen Beziehungen untereinander, bei denen eine relative Synonymie des gesamten Satzes erhalten bleibt, sich der syntaktische Status der einzelnen Glieder jedoch verändert, d.h. Subjekt wird Objekt und umgekehrt:
Die Bücher stehen Peter zur Verfügung.
Peter hat die Bücher zur Verfügung.
Manche FV stehen in regulären Beziehungen der Bedeutungsveränderung untereinander, zwischen den durch die Aktionsart bestimmten semantischen Klassen [dur], [incho] und [caus]:
Die Schüler befinden sich in Verwirrung, [dur]
Die Schüler geraten in Verwirrung. [incho]
Wir versetzen die Schüler in Verwirrung, [caus]
3. KRITERIEN DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE
Seit den 60er Jahren wurden eine Vielzahl von Studien zu FVG verfasst. Trotz dieser intensiven Untersuchungen über FVG kamen die Forscher noch nicht zu einer Übereinstimmung, was ein FVG ist und welche Kriterien diese Konstruktion hat. Es gibt jedoch immer wieder verschiedene Ansätze von Forschern, den Begriff FVG genauer zu definieren und seinen Kriterienkatalog zu bestimmen.
Zur Eingrenzung des Phänomens FVG z.B. führt Detges (1996: 5) insgesamt 9 Kriterien ein, während Helbig/Buscha (1996: 97-102) 16 Kriterien einweisen. In einem seiner Artikel nennt Gerhard Helbig (1984: 168) die sechzehn Kriterien als Operationskriterien zur Ermittlung der FVG. Diese Kriterien erscheinen in einer anderen Arbeit Deutsche Grammatik als syntaktische Kriterien der Funktionsverben (vgl. Helbig/Buscha, 1996: 97-102). Bei den Arbeiten von W. Flämig (1991), Duden (1995), Engel (1996), Zifonun (1997) und Hentschel (2010) sind die Kriterien der FVG teilweise erwähnt.
Da die von Helbig/Buscha festgelegten Kriterien die Forschung der FVG über Jahrzehnte prägte und in vielen Arbeiten als Grundlage dienen, werde ich in Rahmen meiner Arbeit in erster Linie die sechzehn Kriterien der FVG von Helbig/Buscha (1996: 93-102) als Basis nehmen.
3.1. Syntaktische Kriterien der Funktionsverbgefüge
a. Nominaler Teil der FVG
Ein wichtiges Kriterium betrifft den nominalen Bestandteil der FVG. Denn in den FVG ist der nominale Bestandteil obligatorisch; seine Eliminierung führt entweder zur Bedeutungsveränderung oder zu ungrammatischen Sätzen. z.B.:
zum Abschluss bringen (=FVG)
Er bringt die Arbeit zum Abschluss (FV) Erbringt die Arbeit, (nicht möglich)
bringen (=VV)
Er bringt die Arbeit zum Lehrer (Vollverb) Er bringt die Arbeit, (möglich)
Bei dem nominalen Teil der FVG handelt es sich nach Helbig/Buscha (1996: 97) um ein Substantiv, das aus einem Verb oder aus einem Adjektiv abgeleitet ist, und deren Stamm zumeist den Basisverben/Basisadjektiven entspricht. Aus dieser Definition ergibt sich, dass der nominale Teil der FVG a) entweder von einem Verb b) oder einem Adjektiv ableitet werden. z.B. a) von dem Verb sich bemühen kann das Substantiv Mühe abgeleitet werden. Wenn das Funktionsverb geben sich mit dem Substantiv, das von dem Verb sich bemühen abgeleitet ist, Mühe eingehen, dann bilden sie zusammen ein Gefüge, die wir als Funktionsverbgefüge nennen: Mühe geben
a. Die Leute geben sich Mühe. (=FVG)
Als Beispiel für b) die von einem Substantiv abgeleitete nominalen Bestandteil der FVG kann ich das Adjektiv schwierig geben. Aus dem Adjektiv schwierig wird das Substantiv Schwierigkeit anhängt. Wenn das Substantiv Schwierigkeit in Verbindung mit dem Funktionsverb geraten eingeht, bilden sie zusammen eine semantische Einheit, nämlich das FVG in Schwierigkeit geraten.
b. Meine Familie ist finanziell in Schwierigkeiten geraten.
Bei Heringer (1968), Polenz (1987) und Eisenberg (2013) sieht man den Begriff Nomina actionis20. Mit Nomina actionis sind die Substantive gemeint, die die gleiche semantische Eigenschaft wie die Verben besitzen. z.B. Nach Eisenberg ist das typische Nominal ein deverbales Nomen Actionis. FVG und Basisverb sind dann semantische eng verwandt (Eisenberg, 2013: 307): z.B.
in Ordnung bringen - ordnen
Er brachte seine Papiere in Ordnung.
in Verlegenheit kommen - verlegen
Er kommt in Verlegenheit.21
zum Abschluss bringen - abschließen in Begeisterung bringen - begeistern zum Ausbruch bekommen - ausbrechen zur Diskussion stellen - diskutieren
b. Paraphrasierung der FVG
Ein weiteres Kriterium ist die Paraphrasierung. Nach diesem Kriterium kann man das FVG in den meisten Fällen durch das entsprechende Vollverb (bzw. Kopula + Adjektiv) paraphrasieren bzw. substituieren (aber ohne völlige Bedeutungsidentität): z.B.
zum Abschluss bringen - abschließen
Mein Freund hat ihre Diplomarbeit erfolgreich zum Abschluss gebracht. (=FV)
Mein Freund hat ihre Diplomarbeit erfolgreich abgeschlossen. (=Vollverb)
in Verlegenheit kommen - verlegen
Er kommt in Verlegenheit. (=FV)
Erwird verlegen. (Adjektiv+Kopula)
zur Diskussion stellen - diskutieren
Man soll das Thema zur Diskussion stellen. (=FV)
Man soll das Thema diskutieren (=Vollverb)
c. Substitution der FVG
Nach diesem Kriterium ist das FV im FVG in der Regel nicht durch ein anderes bedeutungsähnliches Verb substituierbar:
Er setzte das Kind in Schrecken. (FV)
Er legte/stellte das Kind in Schrecken. (nicht möglich)
Er setzte das Kind in Wagen. (Vollverb)
Er legte/stellte das Kind in den Wagen. (möglich)
Er gab dem Kind Antwort.
Er reichte!übergab dem Kind Antwort, (nicht möglich)
Er gab dem Kind Brot. (Vollverb)
Er reichte!übergab dem Kind Brot, (möglich)
d. Kommunikationsmöglichkeiten im FVG
Innerhalb der FVG stehen sowohl die FV als auch erst recht die nominalen Bestandteile in deutlich erkennbaren Kommunikationsreihen22:
in Abhängigkeit bringen / halten / sein / sich befinden / kommen / gelangen / geraten
zur Aufführung / zum Ausdruck / zur Anwendung / zu Ende / zum Einsturz / zum Halten / ums Leben /zur Ruhe / in Verwirrung /zur Verzweiflung bringen
Aufnahme / Berücksichtigung / Unterstützung / den Tod / Anwendung / Erwähnung/Beobachtung/... finden
e. Pronominalisierung im FVG
Die nominalen Bestandteile in den Lexikalisierten FVG (Präpositionalgruppe, Akkusative) können nicht -wie die Objekte und Adverbialbestimmungen - anaphorisiert d.h. durch ein Pronomen (oder Adverb) pronominalisiert (oder pro- adverbialisiert) werden:
Er gab dem Kind Antwort. (FV)
Er gab sie dem Kind, (nicht möglich)
Aber: Er gab dem Kind Brot. (Vollverb)
Er gab es dem Kind, (möglich)
Er brachte die Probleme zur Sprache. (FV)
-Al'.r brachte die Probleme dazu/dorthin. (nicht möglich)
Aber: Er brachte die Koffer zum Bahnhof, (Vollverb)
Er brachte die Koffer dorthin. (möglich)
Zugleich betonen Helbig/Buscha (1996: 98), dass bei nicht-lexikalisierten FVG eine Anaphorisierung möglich sein kann: z.B.
Er nimmt Verhandlungen mit dem Nachbarstaat auf.
Er nimmt sie auf.
Er bringt sie zur Verzweiflung,
Er bringt sie dazu.
f. Erfragbarkeit der FVG
In ähnlicher Weise, wie bei der Pronominalisierung, können die in den FVG stehenden Präpositionalgruppen und Akkusative nicht unmittelbar erfragt werden (wie die entsprechenden Adverbialbestimmungen oder Objekte):
Er setzte den Apparat in Betrieb. (FV)
-> Wohin setzte er den Apparat?
(muss nicht gefragt werden)
Wenn ich doch das FV als Vollverb verwende, ist dann eine Erfragung möglich:
Er setzte den Apparat auf den Tisch. (Vollverb)
-> Wohin setzte er den Apparat? (möglich)
Helbig/Buscha erwähnen, dass bei nicht-lexikalisierten FVG eine Erfragung - vor allem des Akkusativs - möglich ist:
Er bekommt von ihm eine Anregung. -> Was bekommt er von ihm?
Er gerät in Isolierung. -> Wohin gerät er?
g. Artikelgebrauch
Bei den Substantiven in lexikalisierten FVG ist der Artikelgebrauch festgelegt. Es steht entweder der Nullartikel (a) oder der bestimmte Artikel, der mit der vorangehenden Präposition obligatorisch ist (b):
Beispiele: (a)
Die neue Technik findet Anwendung. (=FVG)
Die neue Technik findet eine / die Anwendung.
Der Kranke nimmt die Hilfe des Arztes in Anspruch. (=FVG) Der Kranke nimmt die Hilfe des Arztes in den/einen Anspruch.
Beispiele: (b)
Er besitzt die Frechheit zu dieser Handlung. (=FVG)
Er besitzt eine Frechheit zu dieser Handlung.
Der Lehrer brachte die Angelegenheit zur Sprache. (=FVG)
Der Lehrer brachte die Angelegenheit zu einer Sprache.
Der Lehrer brachte die Angelegenheit zu der Sprache.
Helbig/Buscha betonen, dass bei den nicht-lexikalisierten FVG sind (vor allem bei Akkusativen) verschiedene Artikel möglich sind:
Er nimmt Kontakt / den Kontakt / einen Kontakt mit seinen Verwandten auf.
Wir haben ihn erst auf den / einen Gedanken gebracht.
Nach Eisenberg sind die Substantive bei der Artikelwahl noch beschränkter als bei den Attributen. Der Artikel taucht entweder in Form einer Verschmelzung (zur Entscheidung kommen', ins Gerede bringen) oder er ist unmöglich (in Verzug kommen', zu Fall bringen) (Eisenberg, 2013: 308). Er untersucht auch die Frage, wann eine Verschmelzung verwendet wird, wann eine einfache Präposition? Ihm nach hat man angenommen, der Artikel in Form einer Verschmelzung erscheine immer, wenn die Verschmelzung möglich sei. Jedoch gibt es auch Ausnahmen (Eisenberg, 2013: 308).
h. Singular/Plural Opposition bei FVG
Bei den lexikalisierten FVG ist oft auch die Opposition im Numerus zwischen Singular und Plural aufgehoben. Es muss beachtet werden, dass eine Pluralbildung bei FVG nicht möglich ist:
Wir bringen unsere Auffassungen zur Sprache.
Wir bringen unsere Auffassungen zu den Sprachen.
(nicht möglich)
Diese Lösung kommt nicht in Frage.
Diese Lösung kommt nicht in Fragen.
(nicht möglich)
Der Student erfährt Förderung.
Der Student erfährt Forderungen.
(nicht möglich)
i. Attribuierbarkeit der FVG
Nach diesem Kriterium ist es nicht möglich bei den lexikalisierten FVG den
nominalen Bestandteil von FVG durch adjektivische Attribute zu erweitern:
Die Polizei nahm von dem Einbruch schnelle Kenntnis.
(nicht möglich)
Er brachte die Angelegenheit zur sofortigen Sprache
(nicht möglich)
Wobei die Einfügung von verschiedenen Attributen möglich ist, wenn die FVG nicht-lexikalisiert sind:
Er stellte hohe (beachtliche, geringe, enorme} Anforderungen an seine Mitarbeiter.
Er hat große (schreckliche, furchtbare} Angst.
Es ist zu beachten, dass in lexikalisierten FVG an die Substantive kein
Attributsatz mit relativistischem Anschluss angeführt werden:
[...]
1 Abkürzung für Funktionsverben: FV
2 Abkürzung für Funktionsverbgefüge: FVG
3 Unter Valenz versteht man die Fähigkeit eines sog. Valenzträgers, etwa eines Verbs oder eines Adjektivs, eine bestimmte Anzahl anderer Elemente an sich zu binden, die je nach Beschreibungsansatz auch als Aktanten, Ergänzungen, Komplemente oder Argumente bezeichnet werden (Hentschel, 2010: 375).
4 Der Grammatikalisierung der FVG entspricht eine Lexikalisierung des gesamten FVG (Helbig/Buscha, 1996: 80).
5 Für die Verben (V) in diesen Syntagmen hat Polenz 1963 den Terminus ,Funktionsverben' (FV) geprägt; im Anschluss daran nennt Engelen 1968 das ganze Syntagma ,Funktionsverbgefüge' (FVG) (Herrlitz, 1973: 1).
6 Wir bezeichnen die gesamte Fügung von Verb und nominalem Teil als “Funktionsverbgefüge (=FVG), den verbalen Teil als “Funktionsverb” (FV) (Helbig, 1979: 273).
7 Die Inlands- und Auslandsgermanisten nennen diese Verben “Funktionsverben” (Polenz, 1963)“Hilfsverben” (Moser, 1967) “Streckverben” (Reiner, 1978, Möhn, 1976) u.a., und bezeichnen die aus solchen Verben und Nominalphrasen (oder Präpositionalphrasen) bestehenden Gefüge als „phraseologische Bildung“ (Admoni, 1960), „Funktionsverbformel“ (Polenz, 1963), „Funktionsverbgefüge“ (Engelen, 1968), „Funktionsverbfügung“ (Helbig/Buscha, 1974), „feste Verbindungen“ (Grebe, 1973), „Substantiv-Verbindungen“ (vgl. Jie, 1983).
8 Zu den Funktionsverbgefügen (FVG) im Deutschen gibt es seit den ersten Studien der „Gründerväter“ von Polenz und Daniels aus dem Jahre 1963 inzwischen eine umfangreiche Literatur (Kamber, online).
9 Eine klare, eindeutige Definition für Funktionsverbgefüge (FVG) ist in der Literatur nicht zu finden (Winhart, 2005: 1).
10 Einen interessanten Blick auf die Problematik der Funktionsverben bietet Peter Eisenberg. Er behauptet diese seien keine grammatische Kategorie. Wären sie es aber, dann sind sie neben den Vollverben, Kopulaverben und Modalverben anzusiedeln (Rees, 2011: 13).
11 Die Kriterien selbst sind jedoch problematisch, da sie unscharfe, wiederum intuitive Begriffe verwenden (Winhart, 2005: 1).
12 FVG dienen häufig als Umschreibung des werden-Passivs (“Vorgangspassiv”) (Götze/Hess-Lüttich, 1989: 82).
13 Als Agens bezeichnet man die Person, die eine Handlung ausführt oder ein Ereignis verursacht. In Sprachen wie Deutschen (sog. Nominativ- oder Subjektsprachen) wird diese Rolle im Normalfall, also im Aktivsatz, durch das Subjekt das Satzes ausgedrückt (Hentschel, 2010: 21).
14 Mit Aktionsart bezeichnet man die Art und Weise, wie das durch ein Verb bezeichnete Geschehen ablauft(Geschehenweise, Verlaufsweise, Handlungsart)(Duden, 1995:142)
15 Beispielen von Zifonun (1997: 704) übernommen.
16 Wörter mit sehr ähnlicher oder gleicher Bedeutung werden als Synonyme bezeichnet (Hentschel, 2010: 352).
17 Gegensätzlichkeit von Wörtern (Wahrig, 2005: 184).
18 Bedeutungsveränderung.
19 Zu vielen Funktionsverbgefügen existieren Synonyme in Gestalt eines Vollverbs: Erlaubnis geben/erlauben, eine Mitteilung machen/mitteilen, den Vorzug geben/bevorzugen, Hilfe leisten/helfen, Angaben machen/angeben (Götze/Hess-Lüttich, 1989: 81).
20 Ein Nomen actionist ist ein von einem Verb abgeleitetes Substantiv, das einen Vorgang oder eine Handlung bezeichnet: Sprung, Gerenne,Beseitigung (Hentschel, 2010: 197).
21 Beispielen von Helbig/Buscha (1996: 93-102) übernommen.
22 Die FVG treten meistens in Kommunikationsreihen auf. Erst durch Reihenbildung ist die systematische Modifikation der Bedeutung des FVG möglich (Tao: 1997).
- Arbeit zitieren
- Derya Koray Düşünceli (Autor:in), 2017, Funktionsverbgefüge im Deutschen und Türkischen. Eine kontrastive Analyse in Printmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/514925
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