Die fundamentale Arbeitsteilung zwischen Geistes- und Naturwissenschaft wollte Kant durch eine mathematische Grundlegung der Metaphysik überwinden. Gelänge dieses Konzept, reduzierte sich Geisteswissenschaft auf ein naturwissenschaftliches zu betreibendes Studium eines Automaten. Fatalerweise hält Kant aber in ihm einen Herr-Knecht-Automatismus bei, jenseits dessen Freiheit ihren Ort hätte. Es gibt ihn nicht auf dieser Erde, weil Kant den Ewigen Frieden in der Weise eines Rechtsmathematikers durch die Kugelgestalt der Erde erzwingen will. Durch die Kugelgestalt der Erde muss der Krieg die Menschen eines Tages friedensgesinnt zusammenführen, während die unendliche Fläche immer wieder die Gelegenheit zu einem weiteren Anlauf zum Kriege gäbe. Schon Heraklit wusste: Der Krieg führt die Menschen zusammen. Und die Kugelgestalt lässt letztendlich nur die Friedensoption offen.
„So wie ein Automat sich selbst erhalten kann“
ZUR DIALEKTISCHEN KRITIK EINES MECHANISCHEN GESELLSCHAFTSMODELLS
„Die Anschauung, welche unter der Herrschaft des Privateigentums und des Geldes von der Natur gewonnen wird, ist die wirkliche Verachtung, die praktische Herabwürdigung der Natur. In diesem Sinn erklärt es Thomas Müntzer für unerträglich, „…daß alle Kreatur zum Eigentum gemacht worden sei, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden.“ 1.
Die fundamentale Arbeitsteilung zwischen Geistes- und Naturwissenschaft wollte Kant durch eine mathematische Grundlegung der Metaphysik überwinden. Gelänge dieses Konzept, reduzierte sich Geisteswissenschaft auf ein naturwissenschaftliches zu betreibendes Studium eines Automaten: „…bis endlich einmal, teils durch die bestmögliche Anordnung der bürgerlichen Verfassung innerlich, teils durch eine gemeinschaftliche Verabredung und Gesetzgebung äußerlich, ein Zustand errichtet wird, der einem bürgerlichen gemeinen Wesen ähnlich, so wie ein Automat sich selbst erhalten kann.“ 2. Fatalerweise hält Kant aber in ihm einen Herr-Knecht-Automatismus bei, jenseits dessen Freiheit ihren Ort hätte. Es gibt ihn nicht auf dieser Erde, weil Kant den Ewigen Frieden in der Weise eines Rechtsmathematikers durch die Kugelgestalt der Erde erzwingen will. Durch die Kugelgestalt der Erde muss der Krieg die Menschen eines Tages friedensgesinnt zusammenführen, während die unendliche Fläche immer wieder die Gelegenheit zu einem weiteren Anlauf zum Kriege gäbe. Schon Heraklit wusste: Der Krieg führt die Menschen zusammen. Und die Kugelgestalt lässt letztendlich nur die Friedensoption offen.
In der Tat saugen die Naturwissenschaften bei ihrer völligen Quantifizierung der Natur beständig an den Mutterbrüsten der Mathematik. Mathematisierung der Natur geht einher mit ihrer Entqualifizierung. Während kleinbürgerliche Intellektuelle heute zärtlich zur Natur, zur Pflanze und zum Baum sich verhalten, ist die kreativste Potenz der Natur, der tätige Arbeiter, durch die technische Revolution reduziert auf „…ein bloßes Zubehör der Maschine…“ 3. Er ist Ding, Ware, Arbeitsinstrument.
Bereits Descartes überlegte sich das Tier als Maschine. Der Lebensakt der Materie war für ihn die mechanische Bewegung. 4. Dieser cartesianische Ansatz, dem die strikte Trennung von Leib und Seele zugrunde liegt, bricht mit dem Materiebegriff der aristotelischen Tradition, in dem eidos (forma) einen bestimmenden Einfluss auf hyle (materia) hatte. Descartes glaubte bei der Erklärung der Funktionszusammenhänge der Materie ohne Mitwirkung einer qualitas occulta (sprich: Seele) auszukommen. „Descartes erfand ein technomorphes Modell des Organismus, indem er die Befunde der Astronomen, der Feuerwerker. der Uhrmacher, der Konstrukteure optischer Geräte und mechanisch arbeitender Automaten zum Aufbau einer neuen Biotechnik verwertete.“ 5. Der ideale Arzt ist ein Maschinenbauer. Die Ablehnung metaphysischer Spekulation durch die Aufklärung hat den Menschen vollends auf eine Maschine reduziert. Der französische Atheist und Arzt La Mettrie, der seine Kritik der Religion folgerichtig in eine der philosophischen Spekulation ausweitete, sah als überzeugter Naturwissenschaftler im Menschen eine senkrecht kriechende Maschine. Die Grenzen zwischen Mensch Tier Pflanze Maschine geraten bei La Mettrie provokativ durcheinander. (Diese Auffassungen waren zu ihrer Zeit progressiv und hatten eine große geschichtliche Berechtigung, La Mattrie zog aus der Leugnung der Unsterblichkeit der Seele direkt atheistische Konsequenzen und seine Auffassungen passierten am preußischen Hofe Friedrichs II. gerade noch als Narretei. Er war seinen Zeitgenossen voraus und spielte den Narren, um zu überleben). Mit der Entsetzung des Arbeiters vom Produktionsprozess, mit der Verdrängung des Zubehörs durch seine Maschine ist die Quantifizierung der Natur scheinbar zu einem unausbleiblichen Resultat gekommen, die bürgerliche Gesellschaft von Robotern wäre dieser Automat, der sich selbst erhalten kann. Die Verwendung menschlicher Arbeitskräfte im Dienst einer Robotergeneration, die den Durchbruch zur Überwindung menschlicher Roboterbeherrschung geschafft hat, steht zwar noch in den Sternen, man fragt sich aber, wie lange noch?
Die über die Mehrwertproduktion ihrer Sklaven verfügenden Klassen haben immer aus Gründen der Herrschaftsabsicherung alles getan, dass die immer mehr zunehmende Quantität der Enteignung und Entfremdung nicht in die Qualität eines bewaffneten Sklavenaufstandes umschlägt. Die heutigen Medien sind massenmanipulativ insbesondere darin, dass sie versuchen, die sklavische Konstellation von Lohnarbeit und Kapital als anthropologisch konstante in die Köpfe der Lohnsklaven einzutrichtern. (Schon der Gedanke, dass es eine Geschichte der Sklaverei gibt, kann subversiv sein, die Kapitalisten mögen keine Arbeiter/innen, die sich mit der Geschichte ihrer Bewegung befassen). Das Kapital schafft sich die Welt nach seinem Bilde und nach seiner Bildung: Der Ent-Dialektisierung der Natur korrespondiert die Ent-Historisierung der Geschichte. Aus dieser wechselseitigen reduktiven Ergänzung bildet sich die bürgerliche Ideologie, „bildet“ hier sogar in doppelsinniger Bedeutung: bürgerliche Bildung reduziert sich auf arbeitsteilige wissenschaftsdisziplinäre Anhäufung von Fakten, ohne deren inneren Zusammenhang vermitteln zu können, schon ganz zu schweigen von dem inneren Zusammenhang zwischen Natur- und Gesellschaftswissenschaften.
Unlösbar innerhalb des Rahmens der bürgerlichen Gesellschaft ist die zunehmende Kollektivierung durch den kapitalistischen Produktionsprozess und die ideologische Propaganda der Individualität des Menschenrechts, alle gesellschaftlichen Alternativen zum Kapitalismus werden diskussionsmäßig zugelassen als Varianten einer auf dem individuellen Menschenrecht basierenden Gesellschaftmodelle außer der kommunistisch-kollektiven, bei der Zuspitzung des Klassenkampfes, in der dieser Widerspruch zur kollektivistischen Lösung pocht, wird über den Ausnahmezustand die KP verboten, der innere Schweinehund will den Sieg über das brüderliche Kollektiv Schillers und Beethovens den Sieg davontragen. Denn in der Tat ist es der Alptraum des Geldsackes, im Kollektiv unter gleichem Arbeitszwang aller zu stehen. Individuelle Lösungen des Konflikts werden zugelassen in der Anarchie der Produktion. ( Der Anarchist Max Stirner verfasste das Werk: „Der Einzige und sein Eigentum“, was eine schöne Überschrift für die kapitalistische Gesellschaft abgibt und warum ihre Ideologen sie als freie postulieren). So sind zum Beispiel die Anarchisten für die ökonomische Gesellschaftsformation des Kapitalismus ungefährlich. „Die Weltanschauung der Anarchisten ist eine umgestülpte bürgerliche Weltanschauung. Ihre individualistischen Theorien und ihr individualistisches Ideal sind das gerade Gegenteil vom Sozialismus. Ihre Ansichten drücken nicht die Zukunft der bürgerlichen Gesellschaftsordnung aus, die unaufhaltsam zur Vergesellschaftung der Arbeit führt, sondern die Gegenwart, ja sogar die Vergangenheit dieser Ordnung, die Herrschaft des blinden Zufalls über den vereinzelten, alleinstehenden Kleinproduzenten.“ 6.
Die anfängliche Opposition gegen die Große Industrie, die in Diebstahlsverbrechen und im Luddismus bestand, der in gewisser Weise eine Flucht nach vorn darstellte und in dem der Handelsartikel, die Ware Prolet konkurrierende Waren vernichtete, , hat sich konserviert in individuell anarchistischen Protesten gegen die mathematisierte Natur- und Gesellschaftsmaschinerie, heute oft eine verweigernde Flucht, die statt in der bürgerlichen Metaphysik und Kunst mehr und mehr im Drogenrausch ihr Heil sucht. Die durch die alle Lebensbereiche umfassende kapitalistische Kalkulation am meisten Leidenden werfen im Rausch die Fessel der Mathematik kurzzeitig ab, um ihr sodann umso mehr zu erliegen. Indes sind das Dionysische als auch das Apollinische nur zwei Seiten des gleichen weltgeschichtlichen Horrors: die Aufklärung hatte ihre hellsten Köpfe guillotiniert: „…er ist also der kälteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung als das Durchschlagen eines Kohlhauptes oder ein Schluck Wassers.“ 7. Die Emanzipation des aufgeklärten Subjekts fand in dieser Reduktion ihren Abschluss. In ihrer emanzipativen Wendung gegen die Metaphysik hatte die Aufklärung lediglich die Physik des Terrors hervorgebracht. „Diese seine Realität findet aber das absolutfreye Selbstbewußtsein ganz anders als ihr Begriff von ihr selbst war, daß nemlich der allgemeine Willen nur das positive Wesen der Persönlichkeit sei, und dieses in ihm sich nur positiv oder erhalten wisse.“ 8. Welche reaktionären Momente auch immer in Hegels Kritik der Aufklärung liegen, in äußerst scharfsichtiger Weise hat er sich gegen eine Dominanz der Mathematik in den Wissenschaften gewandt – der Dialektiker will gegen die sich durch das Zeitalter der Aufklärung drohend abzeichnende Eindimensionalität das Qualitative der menschlich natürlichen Beziehungen retten. „Ihr Zweck oder Begiff ist die Größe. Diß ist gerade das unwesentliche, begrifflose Verhältnis. Die Bewegung des Wissens geht daher auf der Oberfläche vor, berührt nicht die Sache selbst, nicht das Wesen oder den Begriff, und ist deßwegen kein Begreifen. Der Stoff, über den die Mathematik den erfreulichen Schatz von Wahrheiten gewährt, ist der Raum und das Eins.“ 9.
Buchstäblich hat die Computertechnologie im Verbund mit den Massenmedien den intellektuellen Tod der Völker eingeläutet. Dem vom Computer gesteuerten Arbeitsablauf folgt die mediale Infantilisierung zur eindimensionalen Weltauffassung. Der tätige Mensch soll selbst „das Eins“ werden, dessen Wissen nur noch an der Oberfläche fortgeht. Der Computer hat „…fixierte todte Sätze, bey jedem derselben kann aufgehört werden, der folgende fängt für sich von neuem an, ohne daß der erste sich selbst zum andern fortbewegte und ohne daß auf diese Weise ein nothwendiger Zusammenhang durch die Natur der Sache selbst entstünde.“ 10.
Solange der Computer eingeschaltet ist, ergibt sich ein Zusammenhang von Objektivität lediglich durch den Austausch seiner Daten, während die Individuen als isolierte vor dem Monitor sitzen. Am Abend verlangt dann der Quizmaster im Fernsehen von den Kandidaten „fixirte, todte Sätze“. Damit ergibt sich ein Verhältnis des Subjekts zur Objektivität, zur Veräußerung seiner Intellektualität, seines Lebens- und Weltzusammenhangs wie er typisch innerhalb warenproduzierender Gesellschaften ist. Das Zubehör der Maschine betet den Fetisch Ware an im Immanenzgitter einer wesensfremden Kommunikation, die über das Zubehör übergreift und seine periphere Lebensbestimmung theoretisch festschreibt. Der Kult des Individuums vervollständigt seine Daseinsweise als Registriernummer endgültig. Nicht mehr nachdenken soll der Arbeiter über den Zusammenhang seiner Klasse mit den Götzen Gott-Gold-Geld, zum Kapital, die Atomisierung in das Eins verhindert über die Zerstörung der Zusammenhangsreflexion den Zusammenhalt der Klasse, den die modernen Produktionsmittel faktisch herbeiführen. Die Zusammenkünfte unserer Medienzaren scheinen mir Wannseekonferenzen zu sein, auf denen die Endlösung der dialektischen Frage besprochen wird. Schon Marx hatte im Brief an Kugelmann vom 11. Juli 1868 darauf hingewiesen, dass das Problem der Werttheorie im Zusammenhang steht mit dem Interesse der herrschenden Klassen, die „Konfusion zu verewigen“ 11.
Dialektik, das Denken der Zusammenhänge in ihren gesetzmäßigen Abhängigkeiten, ist „…. dem Bürgertum und seinen doktrinären Wortführern ein Gräuel…“ 12. Wir sehen, wie sich der Kapitalismus auf die Spitze getrieben hat – und gerade auf dieser Spitze erfolgt der Umschlag. „Indem die kapitalistische Produktionsweise mehr und mehr auf die Verwandlung der großen, vergesellschafteten Produktionsmittel in Staatseigentum drängt, zeigt sie selbst den Weg an zur Vollziehung dieser Umwälzung. Das Proletariat ergreift die Staatsgewalt und verwandelt die Produktionsmittel zunächst in Staatseigentum. Aber damit hebt es sich selbst als Proletariat, damit hebt es alle Klassenunterschiede und Klassengegensätze auf, und damit auch den Staat als Staat.“ 13. Mit der Aufhebung des proletarischen Staates geht die Demathematisierung der Natur durch die revolutionäre Aufhebung der Ware-Geld-Beziehung als ihre Requalifizierung einher. Aber eigentümlicherweise führt diese Aufhebung nicht zum Ende der wissenschaftlichen Disziplin der Mathematik, die für jeden Produktionsprozess unentbehrlich ist, sondern zum Ende der die Naturwissenschaften endlich vom ideologischen Schutt freilassenden Geistes- bzw. Staatswissenschaften, das was Marx und Engels in der Deutschen Ideologie die idealistische Superstruktur 14. nannten.
Auf die immer größer werdende Bedeutung der Naturwissenschaften hat Lenin in seiner Schrift: „Über den streitbaren Materialismus“ hingewiesen. Die wissenschaftliche Entfaltung der Arbeiterklasse wird heute gerade dadurch gehemmt, dass sich die Elemente der unproduktiven Klassen mit den sogenannten Staatswissenschaften verschwistert haben und die Ideologie der Versklavung der produktiven Klassen qua Staat und Staatswissenschaften produzieren. Die „Staatswissenschaftler“ beherrschen ähnlich wie im Mittelalter die Pfaffen die Gedanken der Menschen, so kommt es, dass nur wenige ebenfalls aus den unproduktiven Klassen stammenden Naturwissenschaftler eine ihrem fachwissenschaftlichen Kenntnisstand adäquate Weltanschauung gewinnen: den atheistischen Materialismus. Die große Mehrzahl der Geistes- und Naturwissenschaftler in der bürgerlichen Gesellschaft ist schizophren auf Grund ihrer objektiven Klassenlage, vergessen wir nicht, dass von den Teilnehmern an der Wannseekonferenz zur Endlösung der Judenfrage außer dem Vorsitzenden Reinhard Heydrich alle Teilnehmer einen von einer deutschen Universität verliehenen Doktorgrad besaßen. Oder um einen anderes Beispiel zu nennen: ist etwa nicht wahr, dass die Arbeiter/innen im Krankheitsfall von Ärztinnen/Ärzten behandelt werden, denen der Produktionsprozess völlig fremd ist? Gegenüber den Ärzten seiner Zeit hatte schon Rousseau ein wohlbegründetes Misstrauen. Eine sehr gute Darstellung des Verhältnisses Arzt Patient findet sich in Georg Büchners „Woyzek“. Stalin wies und kurz vor seinem Tod durch die Aufdeckung der Ärzteverschwörung auf die Gefährlichkeit dieser Akademiker hin, bekommt man in Arztpraxen mit, wie heute in der BRD arbeitende Menschen von Ärzten behandelt werden, so muss man sagen, dass an der Wiege der BRD-Medizin SS Traditionen standen. (Zum Verhältnis von Theorie und Praxis ist ein epochemachendes Buch „Die Lage der arbeitenden Klassen in England“ von Friedrich Engels. Während Buchgelehrte sie nur als leidend erfassten, brach Engels aus dem akademischen Ghetto aus und lebte monatelang selbst unter den Arbeiterfamilien in Manchester mit der Erkenntnis des emanzipativen Gehalts, das in diesen Klassen schlummert). Diese Schizophrenie zwischen produktiven und unproduktiven Klassen würde zur Ausmerzung der Völker führen, wenn nicht die Arbeiterklasse qua objektiver Lage in der bürgerlichen Gesellschaft, genauer kraft ihrer ökonomischen Rolle in der Großproduktion, gezwungen sein würde, die unproduktiven Kannibalen, die die Völker quälen und vergiften, lähmen und krankmachen mit Feuer und Schwert auszurotten. Es ist der Bürgerkrieg „…in seiner fürchterlichsten Gestalt, der Krieg der Arbeit und des Capitals.“ 15.
Im historischen-dialektischen Materialismus sind Existenz und Entwicklung der Gesellschaftswissenschaften an Existenz und Entwicklung von Klassengesellschaften und den ihnen immanenten entfremdeten Beziehungen unter den Menschen gebunden. Klassengesellschaften bedürfen Gesellschaftswissenschaften wie Gesellschaften ohne Klassen nur noch Naturwissenschaften. Wird bei zunehmender Kollektivierung der Produktion die revolutionäre Kampfpartei aufgehoben, so wissenschaftsgeschichtlich der Marxismus selbst als die letzte mögliche Gesellschaftswissenschaft in Klassengesellschaften. Mit dem proletarischen Staat stirbt der Marxismus ab. „Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Teil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen. Die Naturwissenschaft wird später ebensowohl die Wissenschaft von dem Menschen wie die Wissenschaft von dem Menschen die Naturwissenschaft unter sich subsumieren: es wird eine Wissenschaft sein.“ 16. Man muss diese letzten fünf Worte von Marx eigentlich mit großen Lettern schreiben. Eine merkwürdige „Verschwisterung“ zwischen Gesellschafts- und Naturwissenschaften finden wir dagegen im von Manfred Buhr und Georg Klaus 17. herausgegebenen Philosophischen Wörterbuch der DDR Stichwort Wissenschaft: „…daß die Verwandlung der Wissenschaft in eine unmittelbare Produktivkraft der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft keine Angelegenheit der Naturwissenschaften allein ist, sondern im Zusammenwirken von Naturwissenschaft und Gesellschaftswissenschaft erfolgt.“ 18. Das Nebeneinander von Naturwissenschaft und Gesellschaftswissenschaft deutet auf eine Klassenspaltung in produktive und unproduktive Klassen hin, es kann im Kommunismus keine Gesellschaftswissenschaft geben, wie Marx sagt: ES WIRD EINE WISSENSCHAFT SEIN. Es ist die geschichtliche Natur und die natürliche Geschichte des Menschen in eins, was Bruno Bauer vor Marx und Engels in seinem Artikel „Charakteristik Ludwig Feuerbachs“ in „Wigand´s Vierteljahrschrift“ (1845) 19. und Buhr/Klaus nach den beiden spaltete. Der Kommunismus ist im Übrigen keine Gesellschaft, in der alle Marxisten sind.
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- Heinz Ahlreip (Author), 2019, Dialektische Kritik am Mechanizismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/514873
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