Einleitung
Hartmanns von Aue „Erec“ ist eines der berühmtesten mittelhochdeutschen Epen. Entstanden ist es um 1180 nach einer Vorlage von Chrétien de Troyes’ „Erec et Enide“. Trotz seiner hohen Bekanntheit sind nur wenige Handschriften überliefert, nur eine „einzige fast vollständige Handschrift gehört dem Anfang des 16. Jahrhunderts an“ (Mertens 51). Diese Handschrift A, gehört in das Ambraser Heldenbuch und seine Vorlage ist vermutlich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. (Mertens 51) Der Anfang fehlt und außerdem sind viele Namen durch Falschverstehen entstellt. Neben der Handschrift A gibt es noch drei weitere unvollständige ältere Handschriften (K, W, V).
In Hartmanns Werk geht es um Erec, Sohn des Königs Lac und Mitglied von Artus’ Hof. Als junger Königssohn wird er im Beisein der Gemahlin von König Artus beleidigt und reitet aus, um seine Ehre wieder herzustellen. Er gewinnt dabei die Hand Enites, die Tochter eines verarmten Grafen ist. Doch dort ,,verliegt" er sich - er ist durch die Liebe zu seiner jungen Frau so gefesselt, dass er sich von den Menschen isoliert und seine Pflichten als Herrscher vernachlässigt. Er verliert seine Ehre. Enite begleitet ihn auf aventiure, um die verlorene Ehre wieder herzustellen. Während der Fahrt verhält sich Erec Enite gegenüber ungewöhnlich, belegt sie unter anderem mit einem Sprechverbot. Nach zahlreichen bestandenen Abenteuern gelingt es, die Ehre wiederzuerlangen. Das Paar versöhnt sich und kommt nun seinen Herrscherpflichten nach.
In der Literatur wird Hartmanns „Erec“ viel diskutiert. Kuhn (1973) beschreibt das Werk als „Machwerk“ (Kuhn 17) und „höchst subtil zusammengefügte[s] Ganze{s]“, kurz: Er stehe „im [G]anzen nicht sehr überzeugend vor uns“. (Kuhn 1969, 133) Hiermit impliziert er Geringschätzung des frühen Werkes von Hartmann oder zumindest, dass Probleme und Widersprüche bei genauerem Hinsehen auftreten. Es wird dem modernen Leser bei der Lektüre der riesigen Menge an Sekundärliteratur schnell klar, wie heiß diskutiert und schwer zugänglich der Text ist. Vor mehr als 800 Jahren hatten die Menschen andere Werte und Richtlinien und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Erecs Verhalten als seltsam oder gar ungerecht beurteilen. „Erec“ gibt Einblick in eine Zeit, die sich sehr von der Moderne unterscheidet, und dennoch reizvoll ist. Auch muss man sich vor Augen halten, dass die mittelalterlichen Werke nicht als Spiegel der Gesellschaft benutzten, sondern als „Lebenslehre“. (Viscardi 23)...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rollenverteilung in der höfischen Gesellschaft
- Das minne-Konzept
- Die höfische Dame
- Der Artusritter
- Erec und Enite bei Hartmann von Aue: Wer trägt die Schuld am verligen?
- Enite als vrouwe
- Erec als Artusritter
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der verligen Problematik in Hartmanns von Aues "Erec". Sie soll den Lesern einen Zugang zum Werk erleichtern und verschiedene Interpretationsansätze zur verligen Problematik darlegen. Hierfür wird zunächst die Rollenverteilung am mittelalterlichen Hof und das minne-Konzept vorgestellt. Die Arbeit analysiert, wie sich die verligende Problematik auf Erec und Enite auswirkt und untersucht die Frage, wer die Schuld am verligen trägt.
- Die höfische Rollenverteilung und die Bedeutung von Ehre, Minne und Treue im mittelalterlichen Kontext
- Die Darstellung der verligen Problematik in Hartmanns von Aues "Erec"
- Die Analyse von Erecs und Enites Verhalten im Kontext der verligen Problematik
- Die Untersuchung der Frage nach der Schuld am verligen
- Die Interpretation von Hartmanns "Erec" in Bezug auf die gesellschaftlichen und kulturellen Normen des Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung führt in das Thema der verligen Problematik in Hartmanns von Aues "Erec" ein. Sie stellt das Werk und seine Entstehung im Kontext der höfischen Literatur vor und beleuchtet die Schwierigkeiten der Interpretation aufgrund der mangelnden Quellenlage.
Die Rollenverteilung in der höfischen Gesellschaft
Dieses Kapitel befasst sich mit den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen am mittelalterlichen Hof. Es erläutert das Konzept der höfischen Minne und ihre Bedeutung für die Rolle des Ritters und der Dame.
Erec und Enite bei Hartmann von Aue: Wer trägt die Schuld am verligen?
In diesem Kapitel werden verschiedene Interpretationsansätze zur verligen Problematik in "Erec" dargestellt und diskutiert. Es analysiert das Verhalten von Erec und Enite im Kontext der verligen Problematik und untersucht die Frage, wer die Schuld an Erecs Verfehlung trägt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche der höfischen Literatur, verligen Problematik, Minne, Ehre und die Rollenverteilung im mittelalterlichen Kontext. Es werden die Werke von Hartmann von Aue und Chrétien de Troyes analysiert, wobei wichtige Aspekte wie die höfische Minne, die Bedeutung von Ehre und die Darstellung der verligen Problematik im Mittelpunkt stehen.
- Quote paper
- Kristina Müller (Author), 2005, Die"verligen" Problematik in Hartmanns von Aue "Erec", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51481