Einleitung
Urs Widmers 1996 erschienener Roman „Im Kongo“ ist eine Meisterleistung, mit der es dem „Schweizer Weltautor“1, wie er in der Zeitung „Welt“ genannt wird, gelungen ist, sich in die Nachfolge von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt zu stellen. Widmer begibt sich mit diesem Werk, wie seine Vorgänger es bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert getan haben, in die nationalsozialistische Vergangenheit. Allerdings geht Widmer noch einen Schritt weiter und greift ein bisher in der Literatur wenig behandeltes Thema, vielleicht sogar ein Tabuthema, auf: Die Rolle seiner Heimat während der Zeit des Nationalsozialismus. Der Schweizer zeichnet ein Bild, in dem Schuld, Ahnungslosigkeit und Geheimnisse vor einem exotischen Hintergrund eng miteinander verflochten werden. Zwei Zeitebenen, die Schweiz der neunziger Jahre und die des NS-Regimes, werden vernetzt und ergeben ein postmodernes Werk, das sowohl in der Schweiz sowie im „Herzen der Finsternis“, im afrikanischen Urwald, spielt.
Die vorliegende Hausarbeit mit dem Thema „Im Kongo – ein exotischer Roman?“ beschäftigt sich zunächst mit der Eingrenzung und Definition des Begriffs „exotischer Roman“. Danach wird gezeigt, in wieweit Urs Widmer den Wald als literarischen Raum konstruiert und mit dem Leser und dessen spezifischer Erwartung an den Text spielt. Hierbei werden die klassischen Klischees der Westeuropäer über das exotische Afrika aufgegriffen und dargestellt. Im letzten Teil der Arbeit wird der Konstruktcharakter des Romans anhand von inhaltlichen Spiegelungen und Parallelen dargelegt. Abschließend wird versucht, mögliche Interpretationen noch einmal darzustellen und die in dem Titel gestellte Frage unter Berücksichtigung der vorher herausgearbeiteten Erkenntnisse zu beantworten.
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1 Widmer, Urs: Im Kongo. Zürich 1996, Klappentext.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist ein exotischer Roman?
- Der Wald als literarischer Raum
- Das Spiel mit der Leseerwartung
- „Im Kongo\" als Konstrukt
- inhaltliche Spiegelungen
- strukturelle Parallelen
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Urs Widmers Roman "Im Kongo" im Hinblick auf seine Konstruktion als exotischer Roman. Die Arbeit beleuchtet die literarischen Mittel, die Widmer einsetzt, um den Wald als Raum der Exotik zu gestalten und das Spiel mit den Erwartungen des Lesers zu analysieren. Darüber hinaus wird untersucht, wie der Roman als Konstrukt funktioniert, indem inhaltliche und strukturelle Parallelen aufgezeigt werden.
- Der exotische Roman als Genre
- Der Wald als literarischer Raum
- Das Spiel mit der Leseerwartung
- Konstruktion des Romans: Inhaltliche und strukturelle Parallelen
- Interpretationen des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Roman "Im Kongo" von Urs Widmer vor und skizziert die zentralen Themen der Arbeit. Sie beleuchtet die Rolle des Romans im Kontext der Schweizer Literatur und die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit.
- Was ist ein exotischer Roman?: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs "exotischer Roman" und dessen Entwicklung in der Literatur. Es beleuchtet die Sehnsucht der Europäer nach dem Exotischen und die historischen und kulturellen Hintergründe der Genreentwicklung.
- Der Wald als literarischer Raum: Der Wald als zentraler Ort des Romans "Im Kongo" wird in diesem Kapitel beleuchtet. Es werden die literarischen Mittel analysiert, mit denen Widmer den Wald als Raum der Exotik konstruiert und wie dieses Motiv mit den Erwartungen des Lesers spielt.
- Das Spiel mit der Leseerwartung: Dieses Kapitel analysiert, wie Widmer mit den klassischen Klischees des exotischen Afrikas spielt und die Erwartungen des Lesers bewusst manipuliert, um eine vielschichtige Interpretation des Romans zu ermöglichen.
- „Im Kongo\" als Konstrukt: Der letzte Abschnitt der Arbeit konzentriert sich auf den Konstruktcharakter des Romans. Hier werden inhaltliche Spiegelungen und strukturelle Parallelen untersucht, um die Komplexität der Konstruktion und die verschiedenen Interpretationsebenen des Romans aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Exotischer Roman, Urs Widmer, "Im Kongo", Wald, Afrika, Kolonialismus, Postkolonialismus, Schweizer Literatur, Nationalsozialismus, Leseerwartung, Konstrukt, Interpretation, Literaturwissenschaft, Literatursoziologie
- Arbeit zitieren
- Kristina Müller (Autor:in), 2003, Urs Widmers "IM KONGO" - ein exotischer Roman?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51479