Wasser ist ein besonderes Gut. Es ist für die Menschheit lebensnotwendig. Auf der einen Seite als Lebensmittel, auf der anderen Seite als Rohstoff in der Landwirtschaft und Industrie. 75% der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Allerdings beträgt der Anteil des Süßwassers davon nur 2,5%. Fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas werden in absehbarer Zeit aufgebraucht sein. Multinationale Konzerne, wie Nestlé oder Danone haben das Wasser als profitablen Markt für sich entdeckt. Gleichzeitig sind im südasiatischen Raum über 220 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dieser Zustand wirkt sich vor allem negativ auf die arme Bevölkerung aus, denn Menschen mit teilweise weniger als einem Dollar Lohn pro Tag können sich teures, abgepacktes Flaschenwasser nicht leisten. Schlechte Abwassersysteme und unzureichend vorhandene sanitäre Anlagen verschlimmern die Gefahr von verseuchtem Trinkwasser. Schwere Magen-Darm Krankheiten, Tuberkulose oder Hepatitis können sich so einfacher ausbreiten. Betroffen sind in der heutigen Zeit von diesen Problemen vor allem Entwicklungsländer. Länder, die keine finanziellen Mittel für die Bereitstellung einer flächendeckend einwandfreien Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung zur Verfügung haben. Im gleichen Atemzug schreitet die Globalisierung und mit ihr der Kapitalismus in enormer Geschwindigkeit voran. Auf Seiten der Privatisierungsbefürworter gibt es profitorientierte Unternehmen, wirtschaftliche Lobbynetzwerke und global agierende Handelsinstitutionen wie die Weltbank oder den IWF, die sich für die Liberalisierung eines weltweiten Binnenmarktes aussprechen. Dadurch wird ihnen der Zugang zu sämtlichen Sektoren in zahlreichen Ländern auf der Welt vereinfacht. In diesem Essay werden die Folgen und Ursachen der Privatisierung von Wasser thematisiert. Als Beispiel dient der multinationale Konzern Nestlé mit seinen Wassergeschäften im Entwicklungsland Pakistan. Das Land wurde als Fallbeispiel ausgewählt, da es Nestlé als Testmarkt bei der Einführung der Wassermarke „Nestlé Pure Life“ diente. Es wird zunächst ein geschichtlicher Überblick über den Konzern Nestlé gegeben. Danach wird erläutert, was Privatisierung im Bezug auf Wasser bedeutet. Der Theorieteil wird anschließend am Fallbeispiel analysiert und es wird aufgezeigt, welche Folgen für die beteiligten Akteure entstehen und welche Ursachen es gibt.
Einleitung und Problemstellung
Wasser ist ein besonderes Gut. Es ist für die Menschheit lebensnotwendig. Auf der einen Seite als Lebensmittel, auf der anderen Seite als Rohstoff in der Landwirtschaft und Industrie. 75% der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Allerdings beträgt der Anteil des Süßwassers davon nur 2,5% (vgl. Henn et al. 2012: 9). Fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas werden in absehbarer Zeit aufgebraucht sein. Multinationale Konzerne, wie Nestlé oder Danone haben das Wasser als profitablen Markt für sich entdeckt. Gleichzeitig sind im südasiatischen Raum über 220 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser (Statista 2008). Dieser Zustand wirkt sich vor allem negativ auf die arme Bevölkerung aus, denn Menschen mit teilweise weniger als einem Dollar Lohn pro Tag können sich teures, abgepacktes Flaschenwasser nicht leisten. Schlechte Abwassersysteme und unzureichend vorhandene sanitäre Anlagen verschlimmern die Gefahr von verseuchtem Trinkwasser. Schwere Magen-Darm Krankheiten, Tuberkulose oder Hepatitis können sich so einfacher ausbreiten. Betroffen sind in der heutigen Zeit von diesen Problemen vor allem Entwicklungsländer. Länder, die keine finanziellen Mittel für die Bereitstellung einer flächendeckend einwandfreien Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung zur Verfügung haben. Im gleichen Atemzug schreitet die Globalisierung und mit ihr der Kapitalismus in enormer Geschwindigkeit voran. Auf Seiten der Privatisierungsbefürworter gibt es profitorientierte Unternehmen, wirtschaftliche Lobbynetzwerke und global agierende Handelsinstitutionen wie die Weltbank oder den IWF, die sich für die Liberalisierung eines weltweiten Binnenmarktes aussprechen. Dadurch wird ihnen der Zugang zu sämtlichen Sektoren in zahlreichen Ländern auf der Welt vereinfacht. In diesem Essay werden die Folgen und Ursachen der Privatisierung von Wasser thematisiert. Als Beispiel dient der multinationale Konzern Nestlé mit seinen Wassergeschäften im Entwicklungsland Pakistan. Das Land wurde als Fallbeispiel ausgewählt, da es Nestlé als Testmarkt bei der Einführung der Wassermarke „Nestlé Pure Life“ diente. Es wird zunächst ein geschichtlicher Überblick über den Konzern Nestlé gegeben. Danach wird erläutert, was Privatisierung im Bezug auf Wasser bedeutet. Der Theorieteil wird anschließend am Fallbeispiel analysiert und es wird aufgezeigt, welche Folgen für die beteiligten Akteure entstehen und welche Ursachen es gibt. Im Schlussteil werden die Ergebnisse resümiert und geschaut, wer letztendlich profitiert und wer nicht.
Als es Henri Nestlé im Jahr 1867 gelang, Milch zu einem löslichen Pulver zu verarbeiten bei dem die Nährstoffe nicht verloren gingen, hatte er noch keine Ahnung, dass seine damalige Firma „Farine Lactée Henri Nestlé“ 150 Jahre später zum weltgrößten Nahrungsmittelkonzern der Welt avancierte. Ein wichtiger Meilenstein von Nestlé war die Fusion mit dem damaligen Konkurrenten, der Anglo-Swiss Condensed Milk Company im Jahre 1905 (vgl. Schwarz 2000: 22). Seither hat sich das „Nestlé-Imperium“ explosiv entwickelt. Mit der Eingliederung von verschiedenen Schokoladenherstellern Ende der zwanziger Jahre und der Entwicklung von löslichem Kaffee Ende der dreißiger Jahre, hat Nestlé stetig neue Produktgruppen erschlossen. Des Weiteren erstreckt sich das Sortiment nicht nur im Lebensmittelsektor. Der multinationale Konzern besitzt Anteile an der Kosmetikmarke L'Oreal von über 25%. Dazu kommen führende Positionen im Bereich der Augenheilkunde und Heimtiernahrung (vgl. Althaler 2005: 17). Entscheidend für den Erfolg von Nestlé ist die strategische Ausrichtung, mit der man nicht nur die Expansion des Unternehmens forcierte, sondern auch zum anderen die Konkurrenz behinderte. Dazu gehören Absprachen mit anderen Unternehmen für Marktanteile und Preisdumping, um andere (vor allem kleinere) Unternehmen vom jeweiligen Markt zu verdrängen. In Ländern mit ungünstigen Zolltarifen wurden örtlich ansässige Firmen und deren Vertriebsgebäude aufgekauft. Zusätzlich hat Nestlé zuerst einzelne Zulieferbetriebe kontrolliert und anschließend komplett übernommen. Damit konnte der Konzern in aufstrebenden Märkten seinen Firmennamen anbieten ohne direkt ansässig sein zu müssen (vgl. Althaler 2005: 20). Der Umsatz von Nestlé im Jahr 2016 betrug über 89 Mrd. Schweizer Franken. Dies entspricht umgerechnet circa 78 Mrd. Euro (Statista 2017). Der Konzern ist in 194 Ländern weltweit präsent, verfügt 468 Fabriken in 86 Ländern und beschäftigt 339.000 MitarbeiterInnen (Nestlé 2017).
Der ehemalige Nestlé-Chef Helmut Maucher sagt „Wasser wird weltweit immer knapper. Deshalb wollen wir die Hand auf die Quellen halten.“ Peter Brabeck, aktueller Chef von Nestlé entgegnet „Uns wird das Wasser weit schneller ausgehen, als das Öl“. Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde und das hat Nestlé verstanden. Im Jahr 1968 stieg der Konzern in das Mineralwassergeschäft ein. Mittlerweile ist Nestlé mit seiner zuständigen Gruppe Nestlé Waters führend auf dem Markt für Flaschenwasser, gefolgt von den Marken Danone, Coca-Cola und Pepsi Cola. Bekannte Wassermarken von Nestlé sind beispielsweise Perrier, Vittel, San Pellegrino und Nestlé Pure Life (vgl. Althaler 2005: 83f). Um seine Nachfrage nach Trinkwasser zu stillen, kauft der Konzern weltweit Nutzungsrechte für Wasser und kauft privatisierte Quellen auf. Was Nestlé hier macht, ist die Aneignung eines Gemeinguts durch Privatunternehmen. Es werden marginale Pachtbeträge und Summen bezahlt und in der Folge macht der Konzern gigantische Profite (vgl. Althaler 2005: 84).
Die weltweite Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wird größtenteils von öffentlichen Einrichtungen betrieben. Im Jahr 2006 waren lediglich 10% der Versorgung in den 400 größten Städten der Welt ist privat. Als europäische Ausnehmen sind hier zum einen Frankreich und Großbritannien zu nennen (vgl. Henn et al. 2012: 47). Während die Wasserversorgungen und Abwasserentsorgungen schon seit ihrem Bestehen in privater Hand sind, wurden die Anlagen in Großbritannien im Zuge der Thatcher-Regierung 1989 vollständig privatisiert. Grund hierfür waren anstehende Kosten in Wartung und Erneuerung der Anlagen (vgl. Stadler/Hoering 2003: 91). Neben reiner öffentlicher beziehungsweise privater Verantwortung gibt es darüberhinaus auch Mischformen. Diese Modelle werden als „Public Private Partnership“(PPP) bezeichnet (vgl. Henn et al. 2012: 22f).
Im Folgenden werde ich auf Ursachen eingehen, warum es zur Privatisierung kommt. Dabei ist zu beachten, dass es keinen einzigen zentralen Akteur gibt. Es ist viel mehr eine Reihe von Gesetzen und Akteuren. Die beiden wichtigsten globalen Institutionen aus dem Finanzsektor sind hierbei die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF). Die Weltbank finanziert seit 1996 Wasserprojekte in Entwicklungsländern. Gleichzeitig fungiert sie als Berater für die Wasserversorgung. Die Standardempfehlung der Weltbank: Privatisierung staatlicher Betriebe. Der IWF vergibt ebenfalls Kredite und empfiehlt Privatisierungen (vgl. Henn et al. 2012: 51). Die Weltbank orientiert sich bei seiner Wasserversorgungsstrategie an den Beschlüssen der Wasser- und Umweltkonferenz von Dublin aus dem Jahr 1992. Hierbei ist vor allem der vierte Beschluss erwähnenswert. Er weist Wasser einen wirtschaftlichen Wert zu und man sollte Wasser als wirtschaftliches Gut betrachten. Somit wird Wasser nicht mehr als Allgemeingut der Menschheit behandelt, sondern es avancierte zur Handelsware (vgl. Stadler/Hoering 2003: 46f). Ein weiterer globaler Unterstützer der Privatisierung ist die Welthandelsorganisation (WTO). Sie spielt eine weitere Schlüsselrolle bei der Marktöffnung für multinationale Unternehmen wie Nestlé. Wichtigster Bestandteil des WTO-Regelwerks ist das GATS-Abkommen (General Agreement on Trade in Services). Es definiert die Wasserversorgung als Dienstleistung. Das Ziel des Abkommens ist eine zunehmende Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen (vgl. Henn et al. 2012: 52). Neben einzelnen Institutionen spielt auch die Europäische Union eine wichtige Rolle wenn es um die Frage geht, ob Wasser privat oder öffentlich verwaltet wird. Zwar darf der Staatenverbund nicht direkt in die Eigentumsordnungen seiner Mitgliedsstaaten eingreifen, allerdings beeinflusst er Entscheidungen durch seine liberale Marktorientierung hin zu einem gemeinsamen europäischen Binnenmarkt entscheidend. Es werden immer mehr Sektoren liberalisiert und dadurch auch privaten Unternehmen der Zugang erleichtert (vgl. Henn et al. 2012: 53). Mit dem Weltwasserrat (WWC) wurde 1996 ein supranationaler „Thinktank“ gegründet. Initiatoren sind die beiden französischen und global führenden Konzerne Veolia und GDF Suez. Der WWC veranstaltet seit 1997 alle drei Jahre das Weltwasserforum und setzt sich mit weltweiten Wasserproblemen auseinander. Allerdings ist der Weltwasserrat kein demokratisch neutrales Gremium, sondern er ist stark mit der Wasserindustrie und der Weltbank vernetzt. Deutlich wird dies an den handelnden Personen. William Cosgrove ehemaliger Vizepräsident der Weltbank war bis 2004 Leiter des Weltwasserrates. Sein Nachfolger Loic Fauchon ist Chef der „Groupe des Eaux de Marseille“ die im elementaren Kern zu den Wasserkonzernen Veolia und GDF Suez gehört (vgl. Henn et al. 2012: 50).Aus Kritikerkreisen wird der Weltwasserrat auch als das „Politbüro der Privatisierung“ bezeichnet (vgl. Stadler/Hoering 2003: 47). Mithilfe dieser Lobbynetzwerke beeinflussen die multinationalen Konzernriesen die Gesetzgebung zu ihren Gunsten. Letztendlich spielt aber auch die nationale beziehungsweise lokale Politik eine entscheidende Rolle wenn es zur Frage kommt, ob etwas privatisiert wird oder nicht. Dabei spielt oftmals die Finanzpolitik eine Rolle, denn viele Gemeinden und Kommunen stehen durch falsche Steuerpolitik in Finanznot (vgl. Henn et al. 2012: 54).
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- Dennis Schmidt (Author), 2017, Die Folgen und Ursachen der Privatisierung von Wasser. Nestlé in Pakistan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513690
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