In der vorliegenden Analyse wurde die Beziehung zwischen ausgewählten geld-politischen/makroökonomischen Variablen und den Aktien- und Immobilienmärkten in den USA empirisch getestet. In der Literatur wurde dieser Zusammenhang für verschiedene Länder untersucht. Allerdings wird zum ersten Mal eine solche Kombination dieser Variablen in die Analyse herangezogen.
Nach dem schweren Börsencrash im Jahr 1929 wurde die amerikanische Notenbank kritisiert, nicht präventiv auf die Entwicklungen an der Börse reagiert zu haben. Die Fed hätte mit einer restriktiven Geldpolitik der Spekulation entgegenwirken sollen, um negative realwirtschaftliche Folgen einer groß gewordenen Spekulationsblase zu vermeiden. In jüngeren Papieren wird der US-Notenbank sogar vorgeworfen die Krise mit ausgelöst zu haben. Ähnliche Auffassungen gibt es nach dem Ausbruch der Subprime-Krise, weil sie eine lockere Geldpolitik betrieb und die Kreditvergabe begünstigte. Die Wechselwirkungen zwischen Geldpolitik und Aktien-sowie Immobilienmärkten sind also von großer Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Bestimmungsgründe bezüglich der Auswirkung auf die Aktien und Immobilienmärkte
2.1 Instrumente der Geldpolitik
2.2 Der Zusammenhang zwischen der Geldpolitik und dem Aktienmarkt
2.3 Der Zusammenhang zwischen Geldpolitik und dem Immobilienmarkt
2.4 Reaktion der Aktien- und Immobilienmärkte auf geldpolitische Veränderungen
3. Bisherige empirische Studien
3.1 Die Auswirkungen der Geldpolitik der Fed auf den US- amerikanischen Aktienmarkt
3.2 Die Reaktion des Immobilienmarktes auf die Geldpolitik
3.3 Die Beurteilung Geldpolitik in Zeiten der Krise
4. Eine ökonometrische Analyse der Effekte der Geldpolitik
4.1 Eine vorläufige Analyse der Daten und Überprüfung auf Stationarität
4.2 Die ökonometrische Methode
4.2.1 Methode der kleinsten Quadrate
4.2.2 Vektorautoregressive Modell
4.2.3 Test auf Kointegration nach Engle und Granger
4.3 Defizite des Modells
5. Empirische Evidenz
5.1 Überprüfung der Daten auf Stationarität
5.2 Der Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Aktienmarkt
5.3 Der Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Immobilienmarkt
6. Fazit und Schlussfolgerungen
Quellenverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: S&P 500 und Dow Jones, 1975 bis 2013
Abb. 2: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Geldmengenaggregat M2
Abb. 3: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Effective Federal Funds Rate
Abb. 4: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Unemployment Rate
Abb. 5: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Consumer Price Index, Indexierung 1982 - 1984 = 100
Abb. 6: Der Zusammenhang zwischen House Price Index und Geldmengenaggregat M2
Abb. 7: Der Zusammenhang zwischen HPI und EFFR
Abb. 8: Der Zusammenhang zwischen HPI und UR
Abb. 9: Der Zusammenhang zwischen HPI und CPI
Abb. 10: Geldpolitische Transmissionskanäle
Abb. 11: Streudiagramm der S&P 500 und Renditen
Abb. 12: Logarithmierte Veränderung des Aktienkurses
Abb. 13: Logarithmierte Veränderung des HPI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zentrale Variablen
Tabelle 2: Schätzergebnisse für den Aktienkurs
Tabelle 3: Zusammenfassung der Ergebnisse des ADF- und PP-Test auf Stationarität
Tabelle 4: Ergebnisse der OLS Schätzung, S&P 500
Tabelle 5 : Alternative Schätzung mit der OLS Methode, DJIA
Tabelle 6: Ergebnisse der OLS Schätzung mit Dummy Variablen, S&P 500
Tabelle 7: Bestimmung der Optimalen Lag Länge, S&P 500
Tabelle 8: Ergebnisse des VAR - Modells, S&P 500
Tabelle 9: Residuen für den Aktienmarkt
Tabelle 10: Ergebnisse der OLS Schätzung, HPI
Tabelle 11: Ergebnisse der OLS Schätzung mit Dummy Variablen, HPI
Tabelle 12: Bestimmung der Optimalen Lag Länge, HPI
Tabelle 13: Ergebnisse des VAR - Modells, HPI
Tabelle 14: Residuen für den Immobilienmarkt
Tabelle 15: Fehler - Korrektur - Modell, Aktienmarkt
Tabelle 16: Fehler - Korrektur - Modell, Immobilienmarkt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
„Stock market is the dog, Economy is the owner walking the dog. They can go opposite direction for awhile, but eventually end up at the same place 1.“
André Kostolany (1906-1999), amerik. Börsenkolumnist
Nach dem schweren Börsencrash im Jahr 1929 wurde die amerikanische Notenbank kritisiert, nicht präventiv auf die Entwicklungen an der Börse reagiert zu haben. Die Fed2 hätte mit einer restriktiven Geldpolitik der Spekulation entgegenwirken sollen, um negative realwirtschaftliche Folgen einer groß gewordenen Spekulationsblase zu vermeiden. In jüngeren Papieren wird der US- Notenbank sogar vorgeworfen die Krise mit ausgelöst zu haben. Ähnliche Auffassungen gibt es nach dem Ausbruch der Subprime-Krise, weil sie eine lockere Geldpolitik betrieb und die Kreditvergabe begünstigte. Die Wechselwirkungen zwischen Geldpolitik und Aktien-sowie Immobilienmärkten sind also von großer Bedeutung.
Mitte der 70er Jahre entstanden auch die ersten Forschungsarbeiten, die sich mit den Auswirkungen einer national betriebenen Geldpolitik auf realwirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Größen einzelner Wirtschaftsräume auseinander setzen3. Aus bestimmten Gründen konnte mit den verwendeten ökonometrischen Methoden (Verwendung nicht-stationärer Daten, einfache Kleinst-Quadrate-Schätzungen), der Einfluss von geldpolitischen Maßnahmen nicht hinreichend getestet werden4. Nach dem starken Anstieg der Aktien-und Immobilienpreise in den 90er Jahren, stehen die Auswirkungen von Asset- preisschwankungen auf realwirtschaftliche Größen im Fokus der Ökonomen5. In den jüngeren empirischen Untersuchungen werden modernere ökonometrische Verfahren eingesetzt, um die theoretischen Modelle besser abzubilden.
Die Zentralbank beeinflusst Aktienkurse über den Zinssatz und über Informationen, die sie den Interessenten zur Verfügung stellt. Umgekehrt haben Aktienkurse Auswirkungen auf die Investitionen und die Liquiditätsnachfrage. Auf beides kann die Geldpolitik reagieren. Wenn das Vermögen z.B. zunimmt, steigt der Konsum, weil sich die Eigentümer reicher fühlen. Dadurch können Aktien-und Immobilienpreise die laufenden Konsumentscheidungen beeinflussen. Die Notenbank kann mit einer Leitzinssenkung diesen Prozess beschleunigen. Kapitel 2 gibt einen detaillierten Überblick über diese Zusammenhänge. Über verschiedene Transmissionskanäle wird der Einfluss der geldpolitischen Maßnahmen auf die Aktien-und Immobilienpreise gezeigt.
Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Bachelorarbeit ist eine empirische Analyse der Auswirkungen von geldpolitischen Maßnahmen auf die Aktien-und Immobilienmärkte in den USA6. Die dabei verwendete ökonometrische Methode basiert auf dem Kointegrationsansatz. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern eine dauerhafte Gleichgewichtsbeziehung mit temporären Abweichungen zwischen verschiedenen volkswirtschaftlichen Größen (genauer Geldmengenaggregat M2, Leitzins, Verbraucherpreisindex, Arbeitslosenquote, S&P-Aktienkursindex und Immobilienpreise) besteht. Bevor die ökonometrischen Verfahren in Kapitel 4 und die empirischen Ergebnisse in Kapitel 5 vorgestellt werden, wird in Kapitel 3 auf die bisherigen Studien eingegangen. Das Ziel ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Aktien-und Immobilienmärkten hinsichtlich ihrer Reaktionen auf Veränderungen bestimmter geldpolitischer Indikatoren zu identifizieren. In einem Fazit werden die wichtigsten Ergebnisse dieser Bachelorarbeit zusammengefasst. In einer Schlussfolgerung wird diskutiert, welche weiteren Schritte basierend auf die hier vorgestellte Methodik vorgenommen werden könnten.
2. Theoretische Bestimmungsgründe bezüglich der Auswirkung auf die Aktien und Immobilienmärkte
2.1 Instrumente der Geldpolitik
Zur Stabilisierung des Banken- und Finanzsystems in den USA wurde 1913 das Federal Reserve System gegründet7. Die Ziele des Federal Reserve System kristallisierten sich erst nach etlichen Gesetzesänderungen wie dem Employment Act von 1946 und dem Full Employment and Balance Growth Act von 1978 heraus. Darin heißt es: Das Board of Governors und das Federal Open Market Committee8 sollen das Wachstum der Geldmengenaggregate in Einklang mit langfristigem Produktionswachstum derart gestalten, dass ein maximaler Beschäftigungsgrad, stabile Preise und moderate langfristige Zinsen zu erzielen sind9.
Die Fed verfügt über drei Steuerungsinstrumente um die übergeordneten Ziele umzusetzen: Mindestreserven, Diskontpolitik und Offenmarktgeschäfte.
1) Mindestreserven
Nach dieser Regel müssen die Banken einen gewissen Prozentsatz ihrer Einlagen als Zentralbankgeld bei den Federal Reserve Banks halten. Somit kann eine Verringerung der Mindestreserve dazu führen, dass mehr Geld in die Wirtschaft gelangt, was eine Form der expansiven Geldpolitik darstellt. Sie setzt Rahmenbedingungen für den Einsatz der übrigen geldpolitischen Instrumente und besitzt eher ordnungspolitischen Charakter.10
2) Diskontpolitik (Discount Window)
Bei diesem Instrument, gewährt die Fed Kredite an andere Kreditinstitute. Der Zinssatz lag bisher immer unterhalb der Federal Funds Rate und wird als Diskontsatz bezeichnet. Eine Inanspruchnahme von Diskontkrediten setzt jedoch voraus, dass ein Kreditinstitut keine anderen Möglichkeiten mehr hat, sich Liquidität zu beschaffen. Somit ist eine Vergabe von Diskontkrediten nur an Kreditinstitute mit Liquiditätsschwierigkeiten gedacht11.
3) Offenmarktgeschäfte
Das Federal Open Market Committee, das zur Durchführung und Kontrolle der Offenmarktgeschäfte und der Federal Funds Rate12 berufen ist, betreibt für das Federal Reserve System eine klassische Form von Verkäufen bzw. Käufen von Staatspapieren, insbesondere von kurzfristigen Schatzwechseln, den sogenannten Treasury Bills. Durch die hohe Liquidität in dieser Anleiheform zählen die T-Bills zu den wichtigsten Instrumenten im Geldmarkt13.
2.2 Der Zusammenhang zwischen der Geldpolitik und dem Aktienmarkt
Aufgrund des Einflusses, den die Geldpolitik auf die Finanzierungsbedingungen (nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf die Verfügbarkeit von Krediten oder die Bereitschaft der Banken, bestimmte Risiken einzugehen) in einer Volkswirtschaft ausübt und auch aufgrund ihres Einflusses auf Konjunktur- und Inflationserwartungen kann die Geldpolitik auf Güterpreise, Vermögenspreise (im Besonderen Aktien- und Immobilienpreise) sowie auf Konsum und Investitionen einwirken.
Im Folgenden wird darauf eingegangen, welcher Zusammenhang zwischen der Geldpolitik (genauer zwischen bestimmten geldpolitischen Variablen) und dem Aktienmarkt besteht. Die USA hat diverse Aktienindizes. In dieser Arbeit ist der Standard & Poor's 50014 Index Gegenstand der Untersuchung, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. Der S&P 500 ist nach der Marktkapitalisierung gewichtet und gehört zu den meistbeachteten Aktienindizes der Welt15. Ein weiterer wichtiger Index der USA ist der Dow Jones Industrial Average16. Er setzt sich heute aus 30 der größten US-Unternehmen zusammen[17].
Abb18. 1: S&P 500 und Dow Jones, 1975 bis 2013
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis, eigene Darstellung
Die obere Abbildung zeigt deutlich, dass der S&P 500 und der DJIA sich nahezu identisch Verhalten. In den folgenden Kapiteln wird allerdings primär der S&P 500 zur weiteren Analyse verwendet, da dieser aus Signifikanzgründen besser geeignet ist. Beim DJIA ist die Gefahr von Verzerrungen größer. Steigen die Aktienkurse nur eines Unternehmens, welche hoch gewichtet werden, so wird auch der gesamte Aktienkursindex steigen. Daraus können falsche Schlüsse auf die Entwicklung der anderen Aktienkurse, die im DJIA gelistet sind, getroffen werden.
Der Verlauf vom S&P 500 wird direkt und indirekt von verschiedenen Variablen beeinflusst. Im Folgenden wird untersucht wie sich
I. Geldmengenaggregat M2
II. Effective Federal Funds Rate19
III. Unemployment Rate20
IV. Consumer Price Index21 von 1975 - 2013 zum S&P 500 verhalten.
I. Geldmengenaggregat M2
Das Geldmengenaggregat M2 der Fed umfasst hauptsächlich Finanzanlagen vom privaten Haushalten. Es setzt sich zusammen aus M1 plus alle US-DollarEinlagenzertifikate (z. B. US-Dollar-Staatsanleihen) und alle US-Dollar- Geldmarkt-Kontenbestände unter 100.000 US-Dollar, sowie die laufenden US- Dollar-Girokontenbestände22. Ein positiver Zusammenhang zwischen diesem Geldmengenaggregat und der Aktienkurse wurde von vielen Forschern identifiziert. Der Mechanismus ist der Folgende: Eine expansive Geldpolitik führt zu einer Senkung der Zinssätze und zu einem Anstieg der Nachfrage nach Aktien, da Anleihen aus Sicht der Anleger unattraktiv werden. Diese Portfolioumschichtung beeinflusst die Aktienkurse positiv23.
Abb. 2: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Geldmengenaggregat M2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis, eigene Darstellung
Bei einem Vergleich der Charts in Abb. 2 zeigt sich, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen einer Erhöhung der Geldmenge und dem Aktienkurs gibt. Beide zeigen einen positiven Trend. Deutlich erkennbar ist dies in den Krisenjahren 2000 und 2007. Wo es im Zuge der Dotcom-Blase und der Weltwirtschaftskrise zu einer Senkung der Aktienkurse kam. In dieser Zeit wurde die Geldmenge weiter angehoben, so dass sich die Aktienkurse stabilisierten. Somit sind Aktienkurse, ein Indikator für die Geldmenge und nicht umgekehrt.
II. Effective Federal Funds Rate
Die EFFR entspricht dem Preis, zu dem die amerikanischen Finanzinstitute sich untereinander Geld leihen, um ihre Salden im Rahmen der Mindestreserveverpflichtungen bei der Zentralbank auszugleichen. Dabei ist auch die Rede vom overnight credit, da dies täglich geschieht. Der effektive Zinssatz kann vom nominalen abweichen, weshalb zur Steuerung und Einhaltung der als geldpolitisches Ziel formulierten nominalen Verzinsung hauptsächlich Offenmarktgeschäfte eingesetzt werden24. Der EFFR ist ein wichtiges geldpolitisches Instrument, welches bei einer Änderung zu Variationen der Aktienkurse führt. Eine Zinssenkung trägt zum Beispiel zu einer Verringerung der Kreditkosten bei, die zu höherer Investitionstätigkeit sowie zum Kauf langlebiger Güter führt. Die Erwartung eines Konjunkturaufschwungs kann die Banken auch dazu veranlassen, ihre Kreditvergabepolitik zu lockern, was wiederum dazu führt, dass Unternehmen und Haushalte ihre Ausgaben erhöhen können. Bei niedrigeren Zinssätzen werden Aktien attraktiver (siehe Abb. 3), sodass das Vermögen der Haushalte steigt, was ebenfalls zu höheren Konsumausgaben beiträgt, während für Unternehmen die Attraktivität ihrer Investitionsprojekte zunimmt. Bei einer Erhöhung der Investitionen nehmen die Gewinne der Unternehmen zu und somit auch die Dividendenausschüttungen. Die Investoren werden mehr Aktien nachfragen und deren Kurse werden steigen. Eine Senkung der Zinssätze führt tendenziell zu einer Abwertung der Währung. Die Preise für Importgüter steigen, so auch die Nachfrage nach inländischen Gütern. Um die Nachfrage zu befriedigen, erhöhen die Unternehmen ihre Produktion, was auch eine höhere Beschäftigung sowie höhere Investitions- und Konsumausgaben bewirkt. Somit sind Güter- und Arbeitsmärkte ausgelastet, dass kann dann dazu führen das die Preise und Löhne ansteigen25.
Abb. 3: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Effective Federal Funds Rate
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis, eigene Darstellung
Es ist fest zu halten, dass Zinsen grundsätzlich als Indikator für die langfristige oder mittelfristige Aktienkursentwicklung herangezogen werden können.
III. Unemployment Rate
Die Arbeitslosenquote bezeichnet den Prozentsatz, der arbeitslosen Erwerbsfähigen in den 50 Staaten der USA und beschränkt sich auf Personen ab dem 16. Lebensjahr. Ausgeschlossen werden Personen, die sich im aktiven Wehrdienst befinden, oder die sich in Straf- und psychischen Anstalten oder Altersheimen aufhalten26. Die Arbeitslosenquote gehört zu den wichtigsten volkswirtschaftlichen Größen. Aus diesem Indikator können Informationen über die Lage der Gesamtwirtschaft gewonnen werden. Eine Senkung der Arbeitslosenquote ist ein Indiz für einen positiven Trend der Volkswirtschaft, da die Arbeitnehmer über höhere Einnahmen verfügen und mehr als zuvor ausgeben können. Ein stabiler Arbeitsmarkt hat einen positiven Effekt auf die Börse, da weniger Arbeitslose steigende Konsumausgaben und höhere Umsätze bedeuten. Um die gestiegene Nachfrage befriedigen zu können, werden Unternehmen noch mehr Arbeitskräfte einstellen. Daraus resultiert wiederum eine weitere Verbesserung der gesamtvolkswirtschaftlichen Situation. Summa Summarum führt eine Senkung der Arbeitslosigkeit zu einem Anstieg der Aktienkurse und vice versa27.
Abb. 4: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Unemployment Rate
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: U.S. Department of Labor: Bureau of Labor Statistics, Federal Reserve Bank of St. Louis eigene Darstellung
Ab 1993 ist ein optimaler Zusammenhang zwischen S&P 500 und der Arbeitslosenquote zu erkennen. Bei steigendem Aktienkurs sinkt die Arbeitslosenquote. Den Unternehmen geht es gut, es kommt zu keinen Entlassungen. Vor allem im Jahr 2007 ist ein Anstieg der UR nahezu identisch mit dem Rückgang vom Aktienkurs.
IV. Consumer Price Index
Die CPI ist ein Index, der die monatlichen Preisentwicklungen wiedergibt, wofür die Verbraucher für einen repräsentativen Korb von Waren und Dienstleistungen zahlen. Für die Ermittlung der Inflation wird errechnet, um wie viel der CPI in einem bestimmten Zeitraum prozentual im Vergleich zum CPI des vorhergehenden Zeitraums gestiegen ist. Diese Maßzahl kann über verschiedene Kanäle die Aktienmärkte beeinflussen. Mit voranschreitender Inflation geht die Kaufkraft des Papiergeldes verloren und die Unternehmensgewinne werden dadurch beeinträchtigt. Auf der einen Seite verzerrt eine höhere Inflation die Aktienperformance, weil eine Inflationsunsicherheit die Risikoprämien für Aktien erhöht und die Kursentwicklung dämpft. Auf der anderen Seiten können Aktien als Hedge gegen Inflation dienen, falls die nominale Rendite im selben Verhältnis mit der Teuerungsrate variiert. Angesichts der hohen Verschuldung, der ultraexpansiven Geldpolitik und steigender Rohstoffpreise in Folge der Nachfrage aus den Emerging Markets fürchten viele Anleger einen Wechsel des Inflationsregimes. Die Investoren sind aufgrund ihrer hohen Gewichtungen in finanziellen Assetklassen wie Staatsanleihen oder andere Finanzinstrumente besorgt, dass sie bei unerwartet hohen Inflationsraten Realwertverluste ihres Vermögens erleiden könnten. Unter diesen Umständen suchen viele Anleger Investments in Sachwerte zur Diversifikation und Realwertsicherung. Zu den Sachwerten gehören neben „Hard Assets“ wie Immobilien, Grundstücke und Rohstoffen auch Aktien. Im Gegensatz zu den anderen Sachwerten sind Aktien durch eine hohe Liquidität, Transparenz und Hedge- barkeit gekennzeichnet. Die Eignung von Aktien als Inflationsschutz ist für die Anleger eine entscheidende Frage. Einerseits lässt sich in fast allen Märkten nachweisen, dass die realen Returns von Aktien in allen Regimes mit höherer Inflation größer sind als die von Renten und auch fast immer positiv.
Insofern bietet die Beimischung von Aktien zu Anleihenportfolios sowohl eine Diversifikation als auch einen gewissen verbesserten realen Werterhalt im Inflationsfall. Andererseits ist der Inflationsschutz begrenzt, denn die Korrelation von realen Aktienreturns und Inflation ist negativ: Je höher die Inflation ansteigt, desto geringer werden tendenziell die realen Returns von Aktien. Negativ werden die realen Returns aber erst in einem Umfeld extrem hoher Inflation. Die fallenden realen Returns von Aktien bei steigender Inflation können in starkem Maße durch die Risikoaversion der Anleger erklärt werden. Je höher und volatiler die Inflation, desto risikoaverser werden die Anleger, und desto niedrigere Bewertungen an den Aktienmärkten sind sie zu zahlen be-reit. 28
Abb. 5: Der Zusammenhang zwischen S&P 500 und Consumer Price Index, Indexierung 1982 - 1984 = 100
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: U.S. Department of Labor: Bureau of Labor Statistics, Federal Reserve Bank of St. Louis, eigene Darstellung
Die Federal Reserve hat als Zentralbank der USA den Auftrag, für stabile Preise und Wirtschaftswachstum zu sorgen. Dies spiegelt sich in Abb. 5 wieder. So zeigt sich, dass die jährliche prozentuale Veränderung des CPI nicht Volatil ist und sich um 0 bewegt.
2.3 Der Zusammenhang zwischen Geldpolitik und dem Immobilienmarkt
Vermögensmärkte weisen zum Teil erhebliche Preisvolatilitäten auf. Die Finanzmarktturbulenzen der letzten Jahre wurden durch Entwicklungen im Immobiliensektor ausgelöst. Diverse empirische Untersuchungen weisen darauf hin, dass ein signifikanter Einfluss von geldpolitischen Entscheidungen auf die Immobilienmärkte nachgewiesen werden kann. Zu den primären Zielen von Zentralbanken gehören die Erreichung von Preisniveaustabilität sowie die Maximierung der Beschäftigung. Es besteht hingegen kein Konsens darüber, ob Zentralbanken vor dem Hintergrund finanzieller Stabilität auf Vermögenspreisschwankungen reagieren sollten. Kommt es an den Vermögensmärkten zu extremen Preisanstiegen, könnten die Notenbanken durch eine entsprechend restriktive Geldpolitik versuchen, entgegenzusteuern und so potenzielle Blasenbildungen und deren gravierende Folgen für die Realwirtschaft verhindern.
Nachfolgend wird gezeigt wie sich der House Price Index28 29 zum
I. Geldmengenaggregat M2
II. Effective Federal Funds Rate
III. Unemployment Rate
IV. Consumer Price Index in den Jahren 1975 - 2013 verhält.
I. Geldmengenaggregat M2
Monetäre Aggregate dienen als wichtige Indikatoren für die Einschätzung der mittel- bis langfristigen Preisentwicklung und damit der Risiken für die Preisstabilität. Der Zusammenhang zwischen der Geldmenge und des Preisniveaus ist in der wissenschaftlichen Debatte nicht unumstritten. Während die einen die Geldmenge als die zentrale Größe bei der Preisbestimmung ansehen, billigen die anderen monetären Aggregaten höchstens eine passive Funktion zu, die nicht dazu geeignet ist, Informationen über zukünftige Preisbewegungen zu 30 gewinnen .
Eine wesentliche Ursache für den systematischen Einfluss der Geldmenge auf die Immobilienpreise ist die Senkung der Leitzinsen. So führen Leitzinserhöhungen zu einem Rückgang der Immobilienpreise, denn die Kreditaufnahme zur Immobilienfinanzierung wird teurer, so dass die Nachfrage nach Immobilien sinkt und Immobilienpreise bei konstantem Angebot zurückgehen.
Abb. 6: Der Zusammenhang zwischen House Price Index und Geldmengenaggregat M2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis und Freddi Mac, eigene Darstellung
Auffällig sind die neunziger Jahre (Ära Alan Greenspan): durch eine Erhöhung der Geldmenge kam es zu niedrigen Zinsen, mit denen die US-Zentralbank die zusätzliche Geldmenge in den Wirtschaftskreislauf gab. Dies führte zu einem Boom auf dem Immobilienmarkt mit der Folge, dass die Preise stiegen. Die Bildung der Blase war das Resultat eines Überangebotes von Liquidität, die 2007 die Blase platzen ließ. In der Literatur sind sich alle einig das es theoretisch zwar ein Zusammenhang zwischen Geldmenge und Immobilienpreisen gibt, dies kann aber nicht eindeutig geklärt werden.
II. Effective Federal Funds Rate
Die Wirkung einer Zinserhöhung sowie einer Zinssenkung wurde im Rahmen der Veränderung der Geldmenge bereits erläutert.
Abb. 7: Der Zusammenhang zwischen HPI und EFFR HP_FM EFFR
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis und Freddi Mac, eigene Darstellung
Zu erkennen ist ein eindeutiger negativer Zusammenhang: sinken die Zinssätze, so kommt billiges Geld in Umlauf. Die Kreditanfragen für Immobilien und andere Güter steigen. Die erhöhte Nachfrage nach Immobilien lässt die Preise steigen.
III. Unemployment Rate
Abb. 8: Der Zusammenhang zwischen HPI und UR
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis und Freddi Mac, eigene Darstellung
Nach dem Ausbruch der Subprime-Krise sind die Arbeitslosenzahlen in den USA stark gestiegen, da die Produktion fiel und viele Banken sowie Unternehmen Insolvenz anmeldeten. Die Auswirkungen der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise sind deutlich in der amerikanischen Bevölkerung zu spüren. Viele Bürger verloren nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihr Zuhause. Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, dann sinkt das Einkommen der Haushalte. Da weniger Güter nachgefragt werden, fahren die Unternehmen ihre Produktion zurück. Dies setzt eine weitere negative Spirale in Gang. Bei einem abnehmenden Einkommen fragen die privaten Haushalte weniger Kredite für den Bau von Häusern oder den Kauf von Immobilien nach. Das bedeutet, die Banken vergeben weniger Kredite, da die Bonität der Haushalte bei einem Einkommenseinbruch grundsätzlich sinkt, bzw. die Anforderungen (Hinterlegung von Sicherheiten oder Nachweis über ein bestimmtes Eigenkapital) nicht mehr erfüllt werden können. Wie auch aus der Abbildung 8 zu erkennen ist, war eine Erhöhung der UR vor allem in den Jahren 2006 bis 2010 mit einem Hauspreisrückgang verbunden30.
[...]
1 Vgl. Investor Village
2 Abk. Federal Reserve System
3 Vgl. Beare (1976), S. 57 ff. und Fishkind (1977) S. 77 ff.
4 Vgl. Heine (2002), S. 1.
5 Vgl. Nastansky (2008), S.1.
6 Abk. United States of America
7 Vgl. Henning (1994), S. 102.
8 Abk. FOMC
9 Vgl. Ruckriegel/ Seitz (2002), S. 14.
10 Vgl. Görgens/Ruckriegel (2007), S.135.
11 Vgl. Ruckriegel, K./Seitz (02-2002).
12 Abk. FFR, entspricht dem Preis zu dem sich Geschäftsbanken untereinander Geld leihen.
13 Vgl. Terlau (2004), S.49.
14 Abk. S&P 500
15 Vgl. Standard and Poors, Homepage.
16 Abk. DJIA.
17 Vgl. Dow Jones, Homepage.
18 Abk. Abbildung
19 Abk. EFFR
20 engl. Arbeitslosenquote = UR
21 engl. Inflations Rate = CPI
22 Fed of St. Louis
23 Vgl. Deutsche Bundesbank, (1994).
24 Fed of St. Louis
25 Vgl. Österreichische Zentralbank.
26 Im Vergleich zu Deutschland, alternativer Ansatz zur Messung der UR.
27 Vgl. Gern et al, (1999).
28 Abk. HP_FM=HPI
29 Vgl. Deutsche Bundesbank, (2005).
30 Vgl. Wissenschaftliche Hochschule Lahr (2010), S.56 ff.
- Quote paper
- Aykut Turgut (Author), 2013, Auswirkungen von geldpolitischen Maßnahmen auf den amerikanischen Aktien- und Immobilienmarkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512792
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.