Welchen Einfluss hatten die Atomwaffen während des Kalten Kriegs auf die Politik, auf internationale Beziehungen, auf staatliche Akteure und auf die Gesellschaft? Und welchen Einfluss haben sie auf die aktuellen internationalen Beziehungen?
Die amerikanischen Politikwissenschaftler Kenneth Waltz (Begründer der Neorealismus), John Mueller, Scott Sagan (Professor of Political Science an der Stanford University) und der „Deputy Assistant Secretary of Defense for Strategy and Force Develoment“ Elbridge Colby stellen unterschiedliche Ansätze und Argumentationen dar, ob und welchen Einfluss Atomwaffen auf die Internationalen Beziehungen hatten und haben werden. Die Ansätze werden kurz vorgestellt und daraufhin diskutiert.
Nuklearwaffen spielen seit dem Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle in den internationalen Beziehungen. Besonders durch das Wettrüsten im Kalten Krieg zwischen Russland und den USA erlangten die Waffen einen bedrohlichen und zerstörerischen Ruf. Eine unvorstellbare Menge von staatlichen Investitionen wurden zu dieser Zeit in die Aufrüstung des Nuklearwaffenarsenals gesteckt. Offiziell besitzen aktuell, neben Russland und den USA, die Mächte Frankreich, China und Großbritannien Atomwaffen. Der Besitz dieser Waffen in diesen Staaten ist durch den Atomwaffensperrvertrag, der die Abrüstung erweitern, die Proliferation verhindern und die „friedliche“ Nutzung von Nuklearenergie gewährleisten soll, (Non-Proliferation Treaty, NPT) international akzeptiert und festgehalten. Die Staaten Indien, Pakistan und Nordkorea besitzen ebenfalls Atomwaffen, haben den Vertrag aber weder unterzeichnet noch ratifiziert.
Zudem geht man davon aus, dass Israel Atomwaffen besitzt. Dies haben sie aber nie offiziell bestätigt und konnte ihnen offiziell auch nicht nachgewiesen werden. In letzter Zeit sind vor allem die Debatten das Atomwaffenprogramm von Nordkorea und die Debatte um den Iran (USA kündigt IRAN-Atomabkommen) in die Schlagzeilen der internationalen Medien geraten. Seit dem zweiten Weltkrieg wurden Atomwaffen nicht mehr zu Kriegszwecken eingesetzt (Tests sind hiervon ausgenommen). Lediglich die Atombombenabwürfe der USA auf Hiroshima und Nagasaki (August 1945) verzeichnen die einzigen kriegerischen Einsätze von Atomwaffen (Einsatz mündetet in der Kapitulation Japans im WW II). Die Welt hat sich seit diesen Vorfällen drastisch verändert.
Inhalt
1 Einleitung
2 Kenneth Waltz: Die Abschreckung als Friedensgarant?
2.1 Allgemeines
2.2 Diskussion
3 Scott. D. Sagan: „Non-Proliferation“ und “Global Zero“ als Lösungsansatz?
3.1 Allgemeines
3.2 Diskussion
4 John Mueller: Nuklearwaffen sind ein nutzloses Statussymbol
4.1 Allgemeines
4.2 Diskussion
5 Elbridge Colby: „If you want war, prepare for nuclear war”
5.1 Allgemeines
5.2 Diskussion
6 Persönliches Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Nuklearwaffen spielen seit dem Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle in den Internationalen Beziehungen. Besonders durch das Wettrüsten im Kalten Krieg zwischen Russland und den USA erlangten die Waffen einen bedrohlichen und zerstörerischen Ruf. Eine unvorstellbare Menge von staatlichen Investitionen wurden zu dieser Zeit in die Aufrüstung des Nuklearwaffenarsenals gesteckt. Offiziell besitzen aktuell, neben Russland und den USA, die Mächte Frankreich, China und Großbritannien Atomwaffen (Dreckmann, 2017). Der Besitz dieser Waffen in diesen Staaten ist durch den Atomwaffensperrvertrag, der die Abrüstung erweitern, die Proliferation verhindern und die „friedliche“ Nutzung von Nuklearenergie gewährleisten soll, (Non-Proliferation Treaty, NPT) international akzeptiert und festgehalten. Die Staaten Indien, Pakistan und Nordkorea besitzen ebenfalls Atomwaffen, haben den Vertrag aber weder unterzeichnet noch ratifiziert. Zudem geht man davon aus das Israel Atomwaffen besitzt. Dies haben sie aber nie offiziell bestätigt und konnte ihnen offiziell auch nicht nachgewiesen werden. In letzter Zeit sind vor allem die Debatten das Atomwaffenprogramm von Nordkorea und die Debatte um den Iran (USA kündigt IRAN- Atomabkommen) in die Schlagzeilen der internationalen Medien geraten. Seit dem zweiten Weltkrieg wurden Atomwaffen nicht mehr zu Kriegszwecken eingesetzt (Tests sind hiervon ausgenommen) (Rose, 2018). Lediglich die Atombombenabwürfe der USA auf Hiroshima und Nagasaki (August 1945) verzeichnen die einzigen kriegerischen Einsätze von Atomwaffen (Einsatz mündetet in der Kapitulation Japans im WW II). Die Welt hat sich seit diesen Vorfällen drastisch verändert. Ebenso ist der Rüstungswettkampf zwischen den USA und Russland (damals UdSSR) im kalten Krieg Vergangenheit.
Doch welchen Einfluss hatten die Atomwaffen während des Kalten Kriegs auf die Politik, auf Internationale Beziehungen, auf staatliche Akteure und auf die Gesellschaft? Und welchen Einfluss haben sie auf die aktuellen Internationalen Beziehungen?
Die Frage des Referates „Do Nukes Matter?“, auf dem diese Arbeit basiert wird im Folgenden aus vier verschiedenen Perspektiven erörtert. Die amerikanischen Politikwissenschaftler Kenneth Waltz (Begründer der Neorealismus), John Mueller, Scott Sagan (Professor of Political Science an der Stanford University) und der „Deputy Assistant Secretary of Defense for Strategy and Force Develoment“ Elbridge Colby, stellen unterschiedliche Ansätze und Argumentationen dar, ob und welchen Einfluss Atomwaffen auf die Internationalen Beziehungen hatten und haben werden. Die Ansätze werden kurz vorgestellt und daraufhin diskutiert.
2 Kenneth Waltz: Die Abschreckung als Friedensgarant?
2.1 Allgemeines
In seinem Artikel „Nuclear Myths and Political Realities” den Kenneth Waltz im September 1990 in der Zeitschrift „The American Political Science Review“ (Vol. 84/3) veröffentlichte, möchte Waltz den „schlechten“ Ruf, den Nuklearwaffen oftmals in vielen Gesellschaften haben, widerlegen. Er sieht Atomwaffen als den Faktor an, der seit dem Zweiten Weltkrieg, „schlimmere“ Kriege oder gar einen dritten Weltkrieg verhindert hat. Die zentrale Komponente ist hierbei die Abschreckung, beziehungsweise die abschreckende Wirkung durch einen möglichen Einsatz von Atomwaffen. Durch Atomwaffen ist die Kriegsführung und eine mögliche Verteidigung irrelevant geworden, da die Zerstörungskraft der Atombomben sehr groß ist:
„Nuclear warheads eliminate the necessity of fighting and remove the possibility of defending[...]”
(Waltz, 1990, S. 732).
Um ein anderes Land abschrecken zu können, muss der „drohende“ Staat die Möglichkeit haben das ganze Land des Gegners zu zerstören. Dieser Faktor schreckt den Gegner ab. Jedoch ist es schwierig einen Gegner so zu treffen, dass man sich sicher sein kann keinen Vergeltungsschlag zu erhalten. Der „First-Strike“ müsste alle möglichen nuklearen Vergeltungsmaßnahmen des Gegners zerstören. Die „second- strike-capability“ schreckt daher einen möglichen Angreifer ab. Keiner hat einen Vorteil den anderen anzugreifen und kein (rationaler) Staatsführer kann solch ein Risiko seinem Volk gegenüber verantworten. Somit entsteht ein „Gleichgewicht der Abschreckung“ (im Kalten Krieg auch als „balance of terror“ bezeichnet [Wohlstetter, 1959]), das den Frieden zwischen Atommächten garantiert. Zudem spricht er sich für eine weitere (gemäßigte) Proliferation/Verteilung von Atomwaffen aus, für Staaten, die in der internationalen Politik für die Sicherheit in ihrer Region selbst verantwortlich sind (Waltz, 1981, S.4). Auch einem „Global Zero“ steht er kritisch gegenüber. Dies könnte den schon lange bestehenden Frieden gefährden, da das Wissen wie Atomwaffen gebaut werden weiterhin besteht und Kriege mit konventionellen Waffen seiner Ansicht dadurch häufiger werden.
2.2 Diskussion
Kenneth Waltz Argumentation scheint sich auf den ersten Blick besonders auf die Zeit im Kalten Krieg zu beziehen, bei der durch ein Wettrüsten der beiden Großmächte USA und Russland ( damals UdSSR), eine große Abschreckung entstand. Durch die großen Atomwaffenarsenale konnten beide Staaten jederzeit den anderen komplett zerstören und auch die Möglichkeit eines „Second-Strike“ war durch die große Anzahl gegeben. Waltz sagt sogar, dass die Anzahl viel zu hoch gewesen ist und auch immer noch sei, weshalb er sich auch für „leichte“ Abrüstung („second-strike-capability muss erhalten bleiben) ausspricht. Seine Argumentation lässt sich aber auch auf die heutige Zeit übertragen:
“Yet since the end of World War II, states with nuclear weapons have never fought one another”
(Waltz, 2010, S.92).
Es sind weiterhin keine kriegerischen Akte (durch Atomwaffen) zu verzeichnen. Er begründet zum Beispiel den anhaltenden Frieden zwischen Indien und Pakistan mit dem Besitz von Atomwaffen beider Staaten (ebd., S.93). Jedoch trugen Indien und Pakistan den Konflikt mit konventionellen Waffen aus, obwohl sie zu dieser Zeit schon Atomwaffen besaßen. Seine „Abschreckungstheorie“ greift hier also nicht voll. Eine komplette Abrüstung, oftmals im politischen Diskurs als „Global Zero“ bezeichnet, würde die Leistungen der Atomwaffen durch Abschreckung in den letzten Jahrzehnten zu Nichte machen.
Trotzdem kann nicht abgestritten werden, dass seit dem WW II keine Atomwaffen in Kriegen mehr eingesetzt wurden. Ob dieser „Verdienst“ allein der Abschreckung zuzuschreiben ist lässt sich aber nicht eindeutig belegen. Leider äußert sich Waltz in seinen aktuellen Beiträgen nur selten zur Atommacht China, die in der aktuellen Debatte, einen großen Einfluss auf die Internationalen Beziehungen haben könnten. Seine Argumentation der Abschreckung in Bezug auf China wäre ein interessanter Beitrag zur aktuellen Debatte.
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- Quote paper
- Patrick Schulze (Author), 2019, Do Nukes Matter? Argumentationen von Waltz, Sagan, Mueller und Colby zur Relevanz von Atomwaffen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512706
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