Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die Hälfte der Weltbevölkerung unter kolonialer Fremdherrschaft. Das Zeitalter des Imperialismus hatte seinen Höhepunkt erreicht und europäische Staaten bestanden zunehmend darauf sich überseeische Gebiete anzueignen. Doch im Vordergrund des Kolonialismus stand zumeist die Ausbeutung der indigenen Bevölkerung und die Bereicherung der Kolonialmacht auf Kosten der eroberten Gebiete. Ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wuchs das Interesse der europäischen Mächte an der Eroberung von afrikanischen Gebieten. Dies hatte zur Folge, dass Afrika bis Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig unter europäischer Besetzung stand und 1885 auf der Berliner West-Afrika Konferenz ("Kongokonferenz") schließlich zwischen den einzelnen Großmächten aufgeteilt wurde. Dem Deutschen Reich wurde dabei das Festland des heutigen Tansania mit Ruanda, Burundi, Kamerun und Togo sowie Südwestafrika, heutiges Namibia, zugesprochen.
Fast alle afrikanischen Völker verloren bis dahin ihre Freiheit und standen unter der Gewalt ausländischer Regierungen. So auch die in Südwestafrika ansässigen Stämme der Herero und Nama. Rassismus, Unterdrückung und fehlende Selbstbestimmung bekam die einheimische Bevölkerung täglich zu spüren. Dies führte in den deutschen Kolonie zu katastrophalen Zuständen. Daraufhin riefen die Stammesoberhäupter 1904 zum Widerstand gegen die deutsche Besetzungsmacht auf, welcher letztlich in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich endete. In diesem Krieg begann das ehemalige Deutsche Reich eines seiner größten und verheerendsten Kolonialverbrechen, indem es die fast vollständige Vernichtung eines afrikanischen Stammes herbeiführte.
Dieser Krieg gilt aufgrund seiner menschenverachtenden Kriegsführung als erster Genozid des 20. Jahrhunderts. Ungeachtet der mehrheitlichen Einstimmigkeit von Historikern zu dieser Thematik, meiden deutsche Politiker dennoch das Wort "Genozid" in diesem Zusammenhang zu verwenden und geben über Jahrzehnte hinweg weder eine offizielle Erklärung noch eine Entschuldigung diesbezüglich ab.
Inhaltsverzeichnis
- Der Völkermord am Stamm der Herero (1904-1908)
- Anerkennung und Aufarbeitung eines deutschen Kolonialverbrechens
- Der Beginn der deutschen Kolonialisierung Südwestafrikas
- Rassismus und Unterdrückung der Herero und Nama
- Der Aufstand der Herero
- Die deutsche Reaktion
- Die deutsche Kriegsführung und der Völkermord an den Herero
- Die barbarische Kriegsführung
- Der Völkermord an den Herero und Nama
- Der Waterberg und die Deportation der Herero
- Die Aufarbeitung des Genozids an den Herero und Nama
- Die deutsche Reaktion auf das Massaker
- Die Einstufung als Völkermord
- Die Rolle der UN-Völkermordkonvention
- Die deutsche Verantwortung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit dem Völkermord am Stamm der Herero in Südwestafrika (1904-1908) und analysiert die deutsche Verantwortung für dieses Verbrechen. Die Arbeit untersucht die historischen Hintergründe und die konkrete Durchführung des Genozids und beleuchtet die langwierige und schwierige Aufarbeitung dieses Kapitels deutscher Kolonialgeschichte.
- Die deutsche Kolonialisierung Südwestafrikas und die Entstehung eines rassistischen Herrschaftssystems
- Der Aufstand der Herero und die brutale Reaktion des Deutschen Reiches
- Die systematische Vernichtung des Herero-Stammes und die Merkmale des Völkermords
- Die Aufarbeitung des Genozids und die deutsche Verantwortung
- Die aktuelle Debatte um Entschädigung und Anerkennung
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Darstellung der historischen Rahmenbedingungen, die zur deutschen Kolonialisierung Südwestafrikas führten. Hierbei wird der Fokus auf die Rassismus und Unterdrückung der Herero und Nama gelegt, die durch das deutsche Herrschaftssystem erlitten. Es wird deutlich, wie die einheimische Bevölkerung durch Diskriminierung, Enteignung und Gewalt in eine unzumutbare Situation gebracht wurde. Der Essay schildert detailliert den Aufstand der Herero im Jahr 1904, der von der deutschen Kolonialmacht brutal niedergeschlagen wurde. Hierbei werden die barbarischen Kriegsmethoden des Deutschen Reiches, die im Verlauf des Aufstandes zur Vernichtung des Herero-Stammes führten, beschrieben. Der Essay untersucht die deutsche Kriegsführung und die Merkmale des Völkermords, die durch die systematische Tötung von Herero und die Zerstörung ihrer Kultur geprägt waren. Der Essay schildert die Deportation der Herero in Konzentrationslager und die katastrophalen Zustände, die dort herrschten. Im letzten Abschnitt werden die Aufarbeitung des Genozids und die deutsche Verantwortung diskutiert. Der Essay betrachtet die langjährige Verweigerung Deutschlands, den Völkermord an den Herero anzuerkennen, und beleuchtet die aktuelle Debatte um Entschädigung und Anerkennung.
Schlüsselwörter
Der Essay behandelt zentrale Themen wie Kolonialismus, Völkermord, Rassenideologie, deutsche Verantwortung, Entschädigung, Anerkennung, deutsche Kolonialgeschichte, Herero, Nama, Südwestafrika, Namibia.
- Quote paper
- Vanessa Beyer (Author), 2016, Der Völkermord am Stamm der Herero und Nama (1904-1908), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/511522