Wohl keine Phrase wird so häufig mit Rousseau in Verbindung gebracht wie „Zurück zur Natur!“. Obwohl längst bekannt ist, dass er diese Worte niemals so formuliert hat, hält sich diese Assoziation hartnäckig. Rousseau gilt auch heute noch unter vielen als Begründer einer natürlichen Pädagogik, deren Grundsatz „wachsen lassen“ zur Passivität des Erziehers aufruft und den Zögling ganz seiner natürlichen Entwicklung überlassen will. Jede pädagogische Intervention wird nach diesem Verständnis als Störung aufgefasst. Die Aufgabe des Erziehers besteht darin, so wenig als möglich in diese natürliche Entwicklung einzugreifen und den Zögling vor schädlichen Einflüssen zu schützen.
Der „Emile“ lässt in der Tat an einigen Stellen eine solche Auslegung des Textes zu, es gibt jedoch auch ebenso viele Argumente gegen diese Interpretation. Es stellt sich daher die Frage, wie sich ein derart verzerrtes Rousseau Verständnis über Hunderte von Jahre bis in die heutige Zeit halten konnte, und wieso dieser Roman trotzdem so einflussreich für die Pädagogik war. Vor einer Auseinandersetzung mit seiner Rezeption ist es allerdings unverzichtbar, zunächst einmal auf das Erziehungskonzept von Rousseau selbst einzugehen, denn nur so lassen sich die Differenzen zu den verschiedenen Rezeptionen herausarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Die Rousseau Rezeption: Ein großes Missverständnis?
- Natürliche Erziehung bei Rousseau
- Naturmensch oder Staatsbürger
- Rousseaus Naturbegriff
- Natürliche Entwicklung
- Beispiele zur Rousseau Rezeption
- Rousseaus Einfluss auf die Philanthropen
- Pestalozzis Verhältnis zu Rousseau
- Rousseau als Grundstein für Fröbels Kindergarten?
- Wieso war Rousseau für die Pädagogik so einflussreich?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Erziehungsbegriff des Philosophen Jean-Jacques Rousseau und analysiert seine Rezeption in der Pädagogikgeschichte. Die Analyse zielt darauf ab, Rousseau's Konzeption der "natürlichen Erziehung" zu beleuchten und aufzuzeigen, wie sein Werk die Entwicklung der Pädagogik beeinflusst hat.
- Rousseaus Kritik an der gesellschaftlichen Dekadenz und seine Suche nach einer alternativen Erziehungsphilosophie
- Der Begriff der "natürlichen Erziehung" und seine Bedeutung für Rousseaus Erziehungskonzept
- Die Bedeutung von Natur und Gesellschaft in Rousseaus Werk
- Der Einfluss Rousseaus auf bedeutende Pädagoginnen und Pädagogen wie Pestalozzi und Fröbel
- Die nachhaltige Relevanz von Rousseaus Ideen für die heutige Pädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Rousseau Rezeption: Ein großes Missverständnis?
Das erste Kapitel stellt fest, dass Rousseaus Erziehungsphilosophie häufig falsch interpretiert wird und er als Begründer einer passiven, "wachsend-lassenden" Erziehung angesehen wird. Es wird jedoch argumentiert, dass Rousseau eine aktive Form der Erziehung vertrat und den Zögling nicht einfach seiner "natürlichen Entwicklung" überlassen wollte.
Kapitel 2: Natürliche Erziehung bei Rousseau
In diesem Kapitel wird Rousseaus Erziehungskonzept im Detail beleuchtet. Es wird gezeigt, dass Rousseaus Vorstellungen von Erziehung eng mit seiner Gesellschaftskritik verknüpft sind. Er sieht die Gesellschaft als entartet und sucht nach einer Möglichkeit, den Einzelnen vor den negativen Einflüssen der Gesellschaft zu schützen.
Kapitel 3: Beispiele zur Rousseau Rezeption
Das dritte Kapitel beleuchtet den Einfluss von Rousseau auf die Philanthropen, die Pädagogik Pestalozzis und die Entstehung des Kindergartens. Es wird gezeigt, wie Rousseau's Ideen in verschiedenen pädagogischen Strömungen aufgegriffen und weiterentwickelt wurden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen der natürlichen Erziehung, Rousseau's Gesellschaftskritik, die Rezeption von Rousseaus Ideen in der Pädagogikgeschichte, Philanthropie, Pestalozzi, Fröbel, sowie die Bedeutung von Natur und Gesellschaft in der Erziehung.
- Quote paper
- Maria Benz (Author), 2004, Rousseaus Begriff der natürlichen Erziehung und seine ideengeschichtlichen Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51119