Diese Arbeit behandelt das Thema Erlebnispädagogik. Aufgrund der Aktualität und der kontroversen Diskussionen über die Erlebnispädagogik soll die Wirkung entsprechender Maßnahmen begründet und beurteilt werden. Immer wieder wird in Frage gestellt, ob diese Methode Sinn macht oder überhaupt als solche anerkannt werden kann. Die Fragen, die in dieser Arbeit beantwortet werden sollen sind folgende:
Was soll durch erlebnispädagogische Maßnahmen vermittelt werden? Auf welche Art und Weise soll dies geschehen? Wie kann das Gelernte aus den „künstlich“ hergestellten Situationen in den realen Lebensalltag übertragen und dort angewendet werden? Ist das überhaupt möglich und wie lange halten sich erlebnispädagogische Erfahrungen?
Um diese Fragen zu beantworten, werden im zweiten Punkt zunächst die Hintergründe dargestellt, vor denen die Basistheorie von Kurt Hahn entstanden ist. Auch die Zeit der Reformpädagogik ist sehr bezeichnend, da die von Hahn beklagten Mangelerscheinungen der Gesellschaft in der heutigen Zeit zunehmend wieder zu finden sind.
Der dritte Teil liefert allgemeine Informationen zur Erlebnispädagogik, zu den Zielen, Zielgruppen, Prinzipien und Methoden.
Der vierte Teil bezieht sich auf die Wirkung von erlebnispädagogischen Maßnahmen. Dieser Abschnitt bildet den Grundstein zur Beantwortung der eben gestellten Fragen, wirft aber auch Kritik auf, die anschließend näher beleuchtet wird.
Im Fazit wird noch einmal zusammengefasst und zur Wirksamkeit von erlebnispädagogischen Maßnahmen Stellung bezogen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Geschichtlicher Hintergrund
2.1 Die Refompädagogik und die Zeit danach
2.2 Kurt Hahns Erlebnistherapie
3. Erlebnispädagogik
3.1 Begriffsbestimmungen
3.2 Ziele, Zielgruppen und Problemlagen
3.3 Prinzipien
3.4 Methoden
4. Bezugstheorien der Erlebnispädagogik
4.1 Lernmodelle der Erlebnispädagogik
4.2 „Flow“ oder Intrinsische Motivation
4.3 Transfer und Nachhaltigkeit des Gelernten
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit behandelt das Thema Erlebnispädagogik. Aufgrund der Aktualität und der kontroversen Diskussionen über die Erlebnispädagogik soll die Wirkung entsprechender Maßnahmen begründet und beurteilt werden. Immer wieder wird in Frage gestellt, ob diese Methode Sinn macht oder überhaupt als solche anerkannt werden kann. Die Fragen, die in dieser Arbeit beantwortet werden sollen sind folgende:
Was soll durch erlebnispädagogische Maßnahmen vermittelt werden? Auf welche Art und Weise soll dieses geschehen? Wie kann das Gelernte aus den „künstlich“ hergestellten Situationen in den realen Lebensalltag übertragen und dort angewendet werden? Ist das überhaupt möglich und wie lange halten sich erlebnispädagogische Erfahrungen?
Um diese Fragen zu beantworten, werden im zweiten Punkt zunächst die Hintergründe dargestellt, vor denen die Basistheorie von Kurt Hahn entstanden ist. Auch die Zeit der Reformpädagogik ist sehr bezeichnend, da die von Hahn beklagten Mangelerscheinungen der Gesellschaft in der heutigen Zeit zunehmend wieder zu finden sind.
Der dritte Teil liefert allgemeine Informationen zur Erlebnispädagogik, zu den Zielen, Zielgruppen, Prinzipien und Methoden, welche jedoch zu umfangreich sind, um sie ausführlich zu erläutern.
Der vierte Teil bezieht sich auf die Wirkung von erlebnispädagogischen Maßnahmen. Dieser Abschnitt bildet den Grundstein zur Beantwortung der eben gestellten Fragen, wirft aber auch Kritik auf, die anschließend näher beleuchtet wird.
Im Fazit wird noch einmal zusammengefasst und zur Wirksamkeit von erlebnispädagogischen Maßnahmen Stellung bezogen.
2. Geschichtlicher Hintergrund
Um eine kurze Einführung in die Wurzeln und die Entstehung der Erlebnispädagogik zu erhalten, ist ein Blick auf die Umstände zur Zeit der Reformpädagogik und auf den Begründer der Erlebnispädagogik – Kurt Hahn – ein sinnvoller Einstieg in die Thematik.
2.1 Die Reformpädagogik und die Zeit danach
Die Reformpädagogik bezeichnet eine Epoche großer Umwälzungen und Erneuerungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Besonders die Erziehung, Bildung und außerschulische Aktivitäten waren davon betroffen. Ausgehend von der gesellschaftlichen Situation stießen pädagogische Fragen auf ein öffentliches Interesse: Zunehmende Industrialisierung veränderte die Wirtschaft, es kam zur Verstädterung der Kultur und die Menschen waren mit neuen Problemlagen in der Sozial- und Arbeiterfrage, der Frauenbewegung und im Umwelt- und Naturschutz konfrontiert. Veränderte Lebensformen, die Notwendigkeit einer beruflichen Qualifizierung und die neue Auffassung vom Menschen als Individuum und Gemeinschaftswesen bildeten den Anstoß für das Vorhaben vieler Neuerungen. In dieser Arbeit seien nur einige der zahlreichen Reformansätze genannt:
Es wurden Landerziehungsheime gegründet, die es sich zur Aufgabe machten, den Menschen ganzheitlich zu erziehen und mit seinen geistigen, körperlichen und charakterlichen Anlagen zu bilden. Die Jugendbewegung entstand aufgrund der Tatsache, dass Jugendliche in den stetig anwachsenden Städten keinen eigenen Lebensraum mehr finden konnten. Sie suchten sich durch Wanderungen, Gemeinschaftsleben, gemeinsames Musizieren und künstlerisches Schaffen einen neuen Lebensrahmen. Es bildete sich eine eigene Jugendkultur heraus, die sich von der Vormundschaft durch die Erwachsenen lösen und innere Freiheit erlangen wollte. Durch das schnelle Anwachsen der Industrie kamen immer mehr ungelernte Arbeiter und Handwerker in Bedrängnis. Handwerker- und Arbeiterbildungsvereine sollten diese Menschen auffangen und es kam zu einer Volks- und Erwachsenen-bildung. Jugendliche gerieten zunehmend in Not oder in Konflikt mit dem Gesetz, sie wurden kriminell und zu sozialen Außenseitern. Daraus entstanden sozialpädagogische Impulse besonders für den Jugendstrafvollzug. Dieser sollte von nun an nicht mehr bestrafen, sondern erziehen, resozialisieren und zur Selbsterziehung motivieren. Zahlreiche neue Methoden erhielten so Einzug in die sozialpädagogische Praxis. Auch Schule und Unterricht sollten reformiert werden. Hierzu wurde ein neues Bild vom Kind entworfen: Ein Kind wurde seit dem als ein Mensch mit eigener Art, eigener Entwicklung und eigenen geistigen Interessen gesehen. Die Pädagogik wurde in dieser Zeit zur universitären Disziplin.[1]
Mit Einbruch des Zweiten Weltkrieges erlebten auch die Reformbewegungen einen Stillstand und wichtige erzieherische Elemente wurden für die nationalsozialistische Ideologie missbraucht, weshalb die Erlebnispädagogik noch heute zum Teil negativ behaftet ist. Nach dem Krieg waren größere Probleme zu lösen, als sich um die Ausreifung des erlebnispädagogischen Ansatzes zu kümmern. Erzieherberufe wurden aufgrund von Personalmangel von Soldaten und Offizieren ausgefüllt. In den letzten Jahren hat die Erlebnispädagogik zunehmend an Bedeutung gewonnen. Erzieherische Wertschätzung, außerschulische Wirkungsfelder und ein sozialpädagogischer und –therapeutischer Auftrag stellen eine neue Herausforderung dar.[2]
2.2 Kurt Hahn’s Erlebnistherapie
Kurt Hahn (1886–1974) wird als Wegbereiter der Erlebnispädagogik bezeichnet, und deshalb mit den Grundlagen seiner Pädagogik in dieser Arbeit näher erläutert. Trotz keinerlei erzieherischer oder pädagogischer Ausbildung bekam er über Beziehungen zum kaiserlichen Reichskanzler (Prinz Max von Baden) Zugang zum sozialpädagogischen Bereich. Er übernahm die Leitung des ersten Landerziehungsheimes „Schloss Salem“ und war an weiteren Gründungen beteiligt. Hahn hatte seine eigene Vorstellung von Erziehung, die auf folgenden Problemlagen in der Gesellschaft beruhte:[3]
Der Zerfall von körperlicher Tauglichkeit, der Mangel an Sorgsamkeit, der Verfall von Initiative und Spontaneität und der Mangel an menschlicher Anteilnahme. Seiner Meinung nach war die Gesellschaft krank und müsste geheilt werden. Ein weiteres Problem sah er darin, dass die Menschen Bedürfnisse wie Bequemlichkeit, Mode, Technik und Luxus entwickelten und die eigentlichen Lebensbedürfnisse des Menschen nach Gemeinschaft, Wagnis und Bewährung in den Hintergrund rückten. Dieser Entwicklung wollte er entgegenwirken.[4]
In seinem Konzept fanden drei Komponenten Berücksichtigung: Die natürlichen Neigungen des Menschen, die Problemlagen der Gesellschaft und darauf bezogen die Inhalte seiner Erlebnistherapie. In der folgenden Abbildung ist das Verhältnis dieser Komponenten zueinander dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: vgl.: Kern, H./ Schmidt, D. (2001): S. 44
(Es wurden einige formale, nicht inhaltliche Änderungen
durch den Autor dieser Arbeit vorgenommen!)
Anhand der Tabelle ist zu sehen, mit welchen Mitteln Hahn auf bestimmte Missstände in der Gesellschaft reagieren wollte. Zudem verfolgte er damit untergeordnete Ziele: Durch die Körperübungen wollte er Mut, Ausdauer und Überwindungskraft seiner Schüler fördern. In Projekten sollten individuelle Interessen geweckt und ausgelebt werden, die Expedition sollte zu Verantwortungsübernahme, Planung und Organisation führen. Das übergeordnete Ziel war die Stärkung und Förderung der Persönlichkeit des Menschen. Als Zielgruppe hatte er keinen spezifischen Personenkreis festgelegt. Im Grunde war sein Konzept für alle Menschen (jung und alt) gedacht. Da Jugendliche – seiner Meinung zufolge – jedoch empfänglicher sind für Veränderungen, hat er versucht, in Kurzschulen und Landerziehungsheimen danach zu lehren.[5]
[...]
[1] vgl.: Stimmer, Prof. Dr. F. (2000): S. 563 ff.
[2] vgl.: ebd.: S. 184 ff.
[3] vgl.: Ziegenspeck, J. (1986): S. 6 ff.
[4] vgl.: Internet. In: de.wikipedia.org/wiki/Erlebnisp%C3%dagogik und
vgl.: Internet. In: www.jugendprogramm.de/info/geschichte.htm
[5] vgl.: Kern, H./ Schmidt, D. (2001): S. 43 ff.
- Arbeit zitieren
- Christin Remmers (Autor:in), 2005, Erlebnispädagogik. Wirkung von erlebnispädagogischen Maßnahmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51050
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