Die hier vorliegende Arbeit wird in Orientierung an den Konstruktivismus im Allgemeinen und Kessler/ McKenna und Hirschauer mit ihrem Fokus auf die Ebene der intersubjektiven Interaktion im Besonderen, genau dieser Frage, der Frage nach der Konstruktion von Geschlecht nachgehen: Wie wird Geschlecht ‚gemacht‘, wie findet die interaktionistische Konstruktion statt? Spielfilme etwa sind Teil der gesellschaftlicher Sinnproduktion, Sozialisation und Sozialisierung. Von dieser Annahme ausgehend, soll vorliegende Filmanalyse als Gesellschaftsanalyse verstanden werden.
Die Erkenntnis, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, gilt in der Frauen- und Geschlechterforschung fast schon als Mainstream. Doch steht diese entgegengesetzt zu dem meist unhinterfragten alltagsweltlichen Wissensbestand kompetenter Akteur*innen. In der ‚Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit‘ (Hageman-White 1984) gilt es als selbstverständlich, dass es mit ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ genau zwei und nur zwei Geschlechter gibt, alle Menschen immer eindeutig und lebenslang dem einen oder anderen angehören und dass dieses binäre Geschlechtersystem ein universal gültiges ist – geschichts- und kulturübergreifend.
Die Zuschreibung des Geschlechts erfolgt bei der Geburt eines jeden Menschen mit der Begutachtung seiner äußeren Genitalien, das heißt anhand biologischer Eigenschaften, die als ‚primäre Geschlechtsmerkmale‘ festgelegt wurden, sodass das Mann- oder Frausein als ‚naturgegeben‘ aufgefasst wird. Aus diesen ‚natürlichen Anlagen‘ ergibt sich eine ‚natürliche
Zugehörigkeit‘ und letztlich ein ‚natürlicher‘ Unterschied, aus dem geschlechtsspezifische Eigenschaften und Erwartungen an das jeweilige Verhalten und Handeln abgeleitet werden. Auf diese Weise wird gesellschaftliche Differenzierung auf Basis dieser scheinbar ‚natürlichen Tatsache‘ bedingt und legitimiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorien, Begriffe und Konzepte
- 2.1 Sozialkonstruktivismus
- 2.2 Heteronormativität und Queer Theory
- 2.3 Sex und gender
- 2.4 Interaktionistischer Konstruktivismus
- 2.5 Doing Gender
- 2.6 Transsexualität, Transidentität oder Transgender?
- 3. Methodischer Zugang und die Bedeutung von Spielfilmanalysen in der Soziologie
- 4. Die interaktionistische Konstruktion von Geschlecht in „Mein Leben in Rosarot“ und „Tomboy“ (Analyse)
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die soziale Konstruktion von Geschlecht und hinterfragt die allgegenwärtige Annahme eines binären Geschlechtersystems. Ziel ist es, die konstruktivistischen Theorien und deren Anwendung auf die Analyse von Spielfilmen zu beleuchten. Die Arbeit analysiert, wie Geschlecht in sozialen Interaktionen hergestellt und reproduziert wird.
- Soziale Konstruktion von Geschlecht
- Das binäre Geschlechtersystem und seine Kritik
- Interaktionistischer Konstruktivismus und Doing Gender
- Analyse von Spielfilmen als methodischer Zugang
- Theorien der Queer Theory und Heteronormativität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, im Gegensatz zum alltäglichen Verständnis von zwei eindeutigen und unveränderlichen Geschlechtern. Sie führt in die Problematik ein und veranschaulicht die weitverbreitete Akzeptanz der Zweigeschlechtlichkeitstheorie, trotz Widersprüchen in der Realität, beispielsweise durch den Erfolg von Büchern, die geschlechtsspezifische Unterschiede auf biologische Faktoren reduzieren. Die Einleitung betont die Bedeutung der Medien bei der Reproduktion gesellschaftlichen Wissens und weist auf die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels hin.
2. Theorien, Begriffe und Konzepte: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Übersicht relevanter Theorien und Konzepte zur sozialen Konstruktion von Geschlecht. Es werden der Sozialkonstruktivismus, die Queer Theory und Heteronormativität, die Unterscheidung zwischen Sex und Gender, der Interaktionistischer Konstruktivismus, Doing Gender und verschiedene Perspektiven auf Transsexualität, Transidentität und Transgender erörtert. Das Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die spätere Filmanalyse und die kritische Auseinandersetzung mit dem binären Geschlechtersystem.
3. Methodischer Zugang und die Bedeutung von Spielfilmanalysen in der Soziologie: Dieses Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit, mit dem Fokus auf die Anwendung von Spielfilmanalysen in der soziologischen Geschlechterforschung. Es rechtfertigt die Wahl dieser Methode und erläutert deren Potenzial für die Untersuchung der sozialen Konstruktion von Geschlecht. Der methodische Ansatz wird detailliert dargelegt und seine Eignung für die Fragestellung begründet.
4. Die interaktionistische Konstruktion von Geschlecht in „Mein Leben in Rosarot“ und „Tomboy“ (Analyse): Dieses Kapitel analysiert die interaktionistische Konstruktion von Geschlecht anhand der ausgewählten Spielfilme „Mein Leben in Rosarot“ und „Tomboy“. Es untersucht, wie Geschlecht in den Filmen dargestellt wird, welche Strategien der Geschlechtsdarstellung verwendet werden und wie die Figuren mit den Erwartungen und Normen der Gesellschaft umgehen. Die Analyse beleuchtet die sozialen Prozesse der Geschlechterkonstruktion und ihre Auswirkungen auf die Figuren und ihre Handlungen. Die Ergebnisse werden im Kontext der zuvor vorgestellten Theorien interpretiert.
Schlüsselwörter
Soziale Konstruktion von Geschlecht, Zweigeschlechtlichkeit, Heteronormativität, Queer Theory, Interaktionistischer Konstruktivismus, Doing Gender, Transidentität, Spielfilmanalyse, Geschlechterforschung, Sex und Gender.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Soziale Konstruktion von Geschlecht in Spielfilmen"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die soziale Konstruktion von Geschlecht und hinterfragt die Annahme eines binären Geschlechtersystems. Sie analysiert, wie Geschlecht in sozialen Interaktionen hergestellt und reproduziert wird, insbesondere anhand von Spielfilmanalysen.
Welche Theorien werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene Theorien, darunter den Sozialkonstruktivismus, die Queer Theory, Heteronormativität, den interaktionistischen Konstruktivismus und die "Doing Gender"-Theorie. Diese Theorien werden verwendet, um die Darstellung von Geschlecht in den ausgewählten Filmen zu analysieren.
Welche Filme werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Filme "Mein Leben in Rosarot" und "Tomboy", um die interaktionistische Konstruktion von Geschlecht zu untersuchen. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie Geschlecht in den Filmen dargestellt wird und wie die Figuren mit gesellschaftlichen Erwartungen und Normen umgehen.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet Spielfilmanalysen als methodischen Zugang. Das Kapitel zum methodischen Zugang rechtfertigt diese Wahl und erläutert das Potenzial dieser Methode für die Untersuchung der sozialen Konstruktion von Geschlecht in der soziologischen Geschlechterforschung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Theorien, Begriffe und Konzepte, Methodischer Zugang, Filmanalyse ("Mein Leben in Rosarot" und "Tomboy") und Fazit. Die Einleitung stellt die These auf, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist. Kapitel 2 bietet eine umfassende Übersicht relevanter Theorien. Kapitel 3 beschreibt die methodische Vorgehensweise. Kapitel 4 analysiert die ausgewählten Filme. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen.
Was sind die zentralen Themen?
Die zentralen Themen sind die soziale Konstruktion von Geschlecht, die Kritik am binären Geschlechtersystem, der interaktionistische Konstruktivismus, Doing Gender, Queer Theory und Heteronormativität, sowie die Anwendung von Spielfilmanalysen in der soziologischen Geschlechterforschung. Die Arbeit beleuchtet auch verschiedene Perspektiven auf Transsexualität, Transidentität und Transgender.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Soziale Konstruktion von Geschlecht, Zweigeschlechtlichkeit, Heteronormativität, Queer Theory, Interaktionistischer Konstruktivismus, Doing Gender, Transidentität, Spielfilmanalyse, Geschlechterforschung, Sex und Gender.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die konstruktivistischen Theorien und deren Anwendung auf die Analyse von Spielfilmen zu beleuchten und zu zeigen, wie Geschlecht in sozialen Interaktionen hergestellt und reproduziert wird. Sie hinterfragt die allgegenwärtige Annahme eines binären Geschlechtersystems.
- Quote paper
- Josefa Aygün (Author), 2017, Doing Gender. Die interaktionistische Konstruktion von Geschlecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509847