Diese Hausarbeit behandelt die Konzeption und die Funktion von Rache in Friedrich Torbergs Novelle "Mein ist die Rache". Das Thema Rache wird dabei als Begriff literarisch zwischen den Sphären der Psychologie und der Religion auf mehreren Ebenen verhandelt. Vor dem persönlichen Hintergrund Friedrich Torbergs als Jude sowie der Jahrhunderte umfassenden Diaspora erscheint diese Thematik spannend wie prekär und wirft die Frage auf, welche Art von jüdischer Moral Torberg in diesem Werk verarbeitet, wie sich diese Verarbeitung gestaltet und welche Funktion das Thema innerhalb der Novelle erfüllt.
Um sich dem Thema anzunähern, werden im Rahmen dieser Seminararbeit die zentralen Aspekte der Thematik anhand einschlägiger jüdischer Fachliteratur skizziert. Dabei wird zunächst das Gottesbild aus Psalm 94 der Tora näher betrachtet und daraus abzuleitende, moralische Konsequenzen für das Thema der Rache aus jüdisch-religiöser Sicht beleuchtet. Danach wird in einem zweiten theoretischen Punkt das jüdische Volk in seiner Funktion und seinem Selbstverständnis als Volk Israel diskutiert und schließlich wird innerhalb der Seminararbeit auch auf die damit eng zusammenhängenden Theorien rund um eine jüdische Weltverschwörung aus historischer Sicht eingegangen. Es handelt sich bei diesen Ausführungen lediglich um grobe Skizzierungen der einschlägigen Begriffe, um ein tieferes Verständnis für die religiösen und moralischen Fundamente zu erlangen, die Torberg mit dem Thema der Rache in seiner Novelle anspricht.
Nach Klärung dieser Begriffe der jüdischen Religion und Kultur wird das jüdische Selbstverständnis des Autors beleuchtet, um nachzuvollziehen, welche Auffassungen und Aspekte im Zusammenhang mit dem Judentum als Religion und Kultur zentral für dessen Leben und vor allem auch für dessen Schaffen waren. Denn es ist davon auszugehen, dass Friedrich Torberg als jüdischer Autor einen sehr persönlichen Bezug zur Thematik dieser Seminararbeit hatte und dies seine Arbeit geprägt hat. Zwar ist Vorsicht dabei geboten, das reale Leben eines Autors mit den Inhalten seiner Texte zu vermischen, doch die Diskurse der Werke, insbesondere bei solch persönlichen Themen, haben doch meist ganz grundsätzlich eine Verbindung zu den Interessensgebieten und Wertefundamenten des Autors selbst, wenn auch konkrete Ausformungen und Meinungskonzepte innerhalb der Werke nicht auf den Autor zurückgeworfen werden dürfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Rachebegriff und die jüdische Identität Torbergs
- Der Begriff von Rache aus der Sicht jüdischer Moralfundamente
- Der Gott der Rache in der Tora/Psalm94
- Die jüdische Weltverschwörung
- Friedrich Torbergs Fundierung seiner moralischen Verfassung im Judentum
- Haltung zum Judentum und religiöse Einflüsse
- Das Judentum Torbergs: moralisches Fundament und literarischer Fundus
- Ausarbeitung des Rachebegriffs als literarisches Motiv in der Novelle Mein ist die Rache
- Die jüdische Weltverschwörung als existentielle Frage ohne Wahlmöglichkeit
- Aschkenasy und der autodiegetische Erzähler: Zwei Pole einer Glaubensfrage verdichtet im Individuum
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Konzeption und Funktion von Rache in Friedrich Torbergs Novelle „Mein ist die Rache“. Die Arbeit fokussiert auf die jüdische Identität Torbergs und die Rolle, die Rache in seiner moralischen Verfassung spielt. Sie analysiert, wie der Rachebegriff in der Novelle als literarisches Motiv ausgearbeitet wird und welche Botschaft Torberg damit vermitteln möchte.
- Das Gottesbild aus Psalm 94 und die daraus abzuleitenden moralischen Konsequenzen für Rache
- Die jüdische Weltverschwörungstheorie und deren Einfluss auf das Selbstverständnis des jüdischen Volkes
- Die Rolle des Judentums in Torbergs Leben und Werk
- Die Debatte um den freien Willen und die Frage nach der Wahlmöglichkeit im Kontext der Novelle
- Die Funktion des Rachebegriffs als Motiv in Torbergs Novelle
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Novelle "Mein ist die Rache" ein, beschreibt ihre Entstehungsgeschichte und beleuchtet Torbergs literarische und persönliche Situation im Exil. Sie hebt die Bedeutung des Rachebegriffs in der Novelle hervor und stellt die Forschungsfragen der Seminararbeit dar.
- Der Rachebegriff und die jüdische Identität Torbergs: Dieser Abschnitt untersucht den Rachebegriff aus der Perspektive jüdischer Moralfundamente. Er beleuchtet den "Gott der Rache" in der Tora/Psalm 94 und diskutiert die Thematik der jüdischen Weltverschwörung. Schließlich wird Torbergs eigene jüdische Identität und sein Verhältnis zur jüdischen Religion beleuchtet.
- Ausarbeitung des Rachebegriffs als literarisches Motiv in der Novelle Mein ist die Rache: Dieses Kapitel fokussiert auf die literarische Umsetzung des Rachebegriffs in der Novelle. Es analysiert die jüdische Weltverschwörung als existentielle Frage und untersucht die beiden Figuren Aschkenasy und den autodiegetischen Erzähler als Vertreter unterschiedlicher Glaubenshaltungen.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Rache, jüdische Identität, Weltverschwörung, Moral, Religion, Literatur, Exilliteratur, Friedrich Torberg, "Mein ist die Rache", und der österreichischen Exilliteratur.
- Quote paper
- Marina Molnar (Author), 2019, Der Rachebegriff in Friedrich Torbergs Novelle "Mein ist die Rache", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/508844