Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, warum armutserzeugende Verhältnisse nicht allein durch wirtschaftliche Reformen abgeschafft werden können und warum lediglich fiskalpolitische Ansätze nicht zur Lösung grundlegender struktureller Probleme ausreichen. Warum ist die wirtschaftliche Lage Ägyptens trotz der vielen Reformen und des 1990 durchgesetzten Strukturanpassungsprogramms des IWFs (Internationale Währungsfond) weiterhin kritisch? Wie hat sich die wirtschaftliche Situation seit den politischen Umbrüchen im Jahr 2011 weiterentwickelt? Konnten die Demonstranten ihre Forderungen auf bessere Lebensverhältnisse seither einholen?
Angesichts der zahlreichen Reformen unter den unterschiedlichen Präsidenten seit dem Sturz der Monarchie 1952 überrascht es, dass sich die wirtschaftliche Situation in Ägypten immer weiter verschlechtert hat. Das Wirtschaftswachstum, welches anhand des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bestimmt wird, ist zu gering um die steigende Bevölkerungszahl entgegenzuwirken. Aufgrund der anhaltend steigenden Inflations- und Arbeitslosenrate, leben 20% der Ägypter in tiefster Armut. Um nachvollziehen zu können unter welchen Gesichtspunkten die armutserzeugenden Verhältnisse geschaffen wurden, bedarf es einer Betrachtung des Ursprungs, welcher auch in der Republikgründung Ägyptens im Jahr 1952 mündet. Die Regierung unter Gamal Nasser versuchte durch die Verstaatlichung sämtlicher Unternehmen einen sozialen Ausgleich zu ermöglichen. Mit der Verstaatlichung bildeten sich Herrschaftseliten, die bis heute Bestand haben. Die daraus resultierenden Machtverhältnisse wurden in den darauffolgenden Regierungen zur Bereicherung einer Minderheit ausgeschöpft, worunter die Bevölkerung seit jeher leidet.
Im Jahr 2011, im Zuge des arabischen Frühlings, entstand auch eine Bewegung in Ägypten, die sich gegen die anhaltende Korruption richtete, und schaffte die Absetzung des seit 30 Jahren herrschenden Präsidenten Hosni Mubarak. Die Lebensverhältnisse der Ägypter haben sich durch die Absetzung Mubaraks jedoch nicht verbessert. Während die Lebensmittelpreise aufgrund der hohen Inflationsrate stiegen, litt die Bevölkerung zunehmend unter Armut.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Abgrenzung
- Fragestellung und Ziel der Arbeit
- Vorgehensweise
- Begriffsklärungen und Erläuterungen
- Reformen
- Renten und Staatsbürokratie
- Extraktive Institutionen
- Das Strukturanpassungsprogramm des IWF
- Der Pariser Club
- Die Instrumentalisierung staatlicher Interventionen
- Liberalisierung vs. Demokratisierung
- Staatseingriffe in den Finanzsektor
- Politische Einflussnahme über den Unternehmenssektor
- Politische Reformen und wirtschaftliche Situation Ägyptens seit 1952
- 1952 bis 1970 - Revolution und Sozialismus unter Gamal Nasser
- 1970 bis 1981 - Liberalisierung und Kapitalismus unter Anwar as-Sadat
- 1981 bis 2011 - Phase der extremen Liberalisierung und Oligarchie unter Hosni Mubarak
- Das Strukturanpassungsprogramm des IWF und die Schuldenkrise der 1990er Jahre
- Der arabische Frühling - Auslöser und Ursachen der ägyptischen Revolte
- Auslöser und Ablauf der Revolte im Jahr 2011
- Demographische Entwicklungen in Ägypten
- Studie des Weltwirtschaftsforums: Strukturelle Probleme belasten Ägyptens Wirtschaft
- Post-Mubarak Ära – eine unvollendete Revolution
- 2012 bis 2013 - Realpolitik der Muslimbruderschaft unter Mohammed Mursi
- Seit 2013 - Erweiterung der Militärwirtschaft unter Abd al-Fattah as-Sisi
- Wirtschaftliche Entwicklung
- Analyse der wichtigsten Indikatoren seit 1990
- Wichtige Faktoren für die Entwicklung der jeweiligen Indikatoren
- Eine Analyse - Ägypten 7 Jahre nach dem Arabischen Frühling
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Reformprogramme Ägyptens seit 1952 mit dem Fokus auf die Spannungsfelder zwischen Wirtschaftspolitik und Herrschaftssicherung. Sie untersucht die Auswirkungen dieser Programme auf die wirtschaftliche Entwicklung und die politische Situation des Landes.
- Die verschiedenen Phasen der Wirtschaftspolitik in Ägypten seit 1952
- Die Rolle des Staates und der internationalen Finanzorganisationen bei der Gestaltung der Wirtschaftspolitik
- Der Einfluss der Wirtschaftspolitik auf die politische Stabilität Ägyptens
- Die Herausforderungen und Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung Ägyptens
- Die Auswirkungen der Reformen auf die ägyptische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung und Abgrenzung der Arbeit ein, erläutert die Fragestellung und das Ziel der Arbeit sowie die Vorgehensweise. Kapitel 2 widmet sich der Klärung wichtiger Begriffe wie Reformen, Renten und Staatsbürokratie, extraktive Institutionen, das Strukturanpassungsprogramm des IWF und der Pariser Club. In Kapitel 3 wird die Instrumentalisierung staatlicher Interventionen im Kontext der Liberalisierung versus Demokratisierung, der staatlichen Eingriffe in den Finanzsektor und der politischen Einflussnahme über den Unternehmenssektor untersucht. Kapitel 4 beleuchtet die politischen Reformen und die wirtschaftliche Situation Ägyptens seit 1952, aufgeteilt in die Epochen unter Gamal Nasser, Anwar as-Sadat und Hosni Mubarak.
Schlüsselwörter
Ägypten, Reformprogramme, Wirtschaftspolitik, Herrschaftssicherung, Strukturanpassungsprogramm, IWF, Arabischer Frühling, politische Reformen, wirtschaftliche Entwicklung, Liberalisierung, Staatseingriffe, Finanzsektor, Unternehmenssektor, Demokratie, Sozialismus, Kapitalismus, Oligarchie, Bevölkerungsentwicklung, Armut, Inflationsrate, Arbeitslosenrate, Handelshemmnisse, Indikatoren, Wirtschaftswachstum, Bruttoinlandsprodukt (BIP)
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- Funda Karakus (Author), 2018, Ägyptens Reformprogramme seit 1952, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/508263