Unser Menschenbild ist geprägt von der Annahme des freien Willens. Wir empfinden unser Handeln als selbstbestimmt, fühlen uns frei eine Handlung auszuführen oder sie zu unterlassen. Auch das Strafrecht stützt sich auf die Annahme des freien Willens, so dass Straftäter für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden können. Schon vor 2000 Jahren stellten sich Menschen die Frage ob es den freien Willen gibt. Zuerst wurde die Diskussion um den freien Willen von der Philosophie bestimmt und geprägt. Anfangs des 20. Jahrhunderts nahmen sich die Psychologen dem Thema an. Nach längerer Stille um den freien Willen haben nun zahlreiche Hirnforscher dieses Thema in den letzten Jahren wieder aufgegriffen und versuchen aus Sicht der Neurobiologischen Wissenschaft der Frage nach dem freien Willen auf den Grund zu gehen. Experimente aus der Klinik sollen Beweisen, dass der freie Wille nur eine Illusion ist. Was die Philosophie nie lösen konnte, soll nun naturwissenschaftlich gelöst werden. Müssen sich die Menschen an ein neues Menschenbild gewöhnen? Ist der Mensch ein Opfer der eigenen Neurone, die für alle Handlungen und Gefühle verantwortlich sind? In dieser Hausarbeit soll der neueste Forschungsstand aufgezeigt werden. Dabei werden zuerst die Theorien von zwei der aktuell bedeutensden Hirnforscher, Wolf Singer und Roth diskutiert, die den freien Willen nur als Illusion sehen. Im letzten Abschnitt der Arbeit werden aktuelle Ansichten über die Existenz sowie Nicht-Existenz des freien Willens anhand von Zeitungsberichten sowie Interviews diskutiert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wolf Singer und die Illusion des freien Willens
- 3. Alternativismus und Libertarismus und die subjektiv empfundene Willensfreiheit
- 3.1 Zusammenhang zwischen dem Determinismus und der Willensfreiheit
- 3.2 Zusammenhang zwischen handlungspsychlogischen Erkenntnissen und Willensfreiheit
- 3.3 Die Bedeutung des Experiments von Benjamin Libet und seine Folgen für die Debatte um die Willensfreiheit
- 3.4 Bewusstes und distanziertes Abwägen. Kann man da von Willensfreiheit sprechen?
- 3.5 Was bedeutet die Funktion des Gefühls der Willensfreiheit?
- 3.6 Sind die Menschen nun deshalb nur neurobiologische Maschinen?
- 4. Bin ich mein Gehirn?
- 5. „Das Hirn trickst das Ich aus“
- 6. Unser Wille ist frei
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den aktuellen Forschungsstand zur Frage des freien Willens, insbesondere im Lichte neurobiologischer Erkenntnisse. Sie beleuchtet divergierende Positionen und diskutiert die Implikationen für unser Menschenbild.
- Die Illusion des freien Willens aus neurobiologischer Perspektive
- Der Konflikt zwischen der subjektiven Erfahrung von Willensfreiheit und deterministischen Erklärungen
- Die Rolle von bewusstem und unbewusstem Handeln bei Entscheidungen
- Das Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein
- Soziale und kulturelle Konstrukte im Zusammenhang mit dem freien Willen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des freien Willens ein und skizziert die historische Entwicklung der Debatte von philosophischen Anfängen bis hin zu aktuellen neurobiologischen Ansätzen. Sie stellt die zentrale Frage nach der Vereinbarkeit von subjektiver Willenserfahrung und naturwissenschaftlichen Erklärungen und kündigt die Auseinandersetzung mit relevanten Forschungsergebnissen an. Die Arbeit untersucht die Implikationen für unser Menschenbild, insbesondere die Frage, ob der Mensch ein "Opfer seiner Neuronen" ist.
2. Wolf Singer und die Illusion des freien Willens: Dieses Kapitel präsentiert die Sichtweise des Neurobiologen Wolf Singer, der den freien Willen als Illusion betrachtet. Singer differenziert zwischen der Ersten-Person-Perspektive (subjektive Erfahrung) und der Dritten-Person-Perspektive (naturwissenschaftliche Betrachtung). Er argumentiert, dass bewusste Entscheidungen das Ergebnis eines komplexen, unbewussten Entscheidungsprozesses sind, der durch neuronale Prozesse determiniert ist. Obwohl die subjektive Erfahrung von Willensfreiheit bestehen bleibt, sieht Singer diese als soziales Konstrukt, das sich evolutionär entwickelt hat und durch kulturelle Überlieferung tradiert wird. Die Unvereinbarkeit der beiden Perspektiven wird als zentrale Problematik aufgezeigt.
3. Alternativismus und Libertarismus und die subjektiv empfundene Willensfreiheit: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen philosophischen Positionen zum Thema Willensfreiheit, wie dem Determinismus und dem Libertarismus. Es untersucht den Zusammenhang zwischen diesen Konzepten und handlungspsychologischen Erkenntnissen. Die Bedeutung des Experiments von Benjamin Libet und dessen Auswirkungen auf die Debatte um die Willensfreiheit werden analysiert. Der Abschnitt hinterfragt, ob bewusstes und distanziertes Abwägen tatsächlich mit dem Konzept der Willensfreiheit in Einklang steht. Die Frage nach der Funktion des Gefühls der Willensfreiheit wird erörtert, und die Problematik des neurobiologischen Determinismus wird in Bezug auf das menschliche Selbstverständnis diskutiert.
4. Bin ich mein Gehirn?: Dieses Kapitel setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit unser Selbstverständnis und unsere Identität vom Gehirn abhängen. Es wird kritisch hinterfragt, ob das Gehirn als alleinige Quelle unseres Denkens, Fühlens und Handelns betrachtet werden kann oder ob andere Faktoren eine bedeutende Rolle spielen.
5. „Das Hirn trickst das Ich aus“: Dieses Kapitel analysiert die Diskrepanz zwischen der subjektiven Erfahrung des freien Willens und den neurobiologischen Erkenntnissen über deterministische Prozesse im Gehirn. Die Metapher "Das Hirn trickst das Ich aus" wird im Kontext der diskutierten Forschungsergebnisse interpretiert, beleuchtet die potentiellen Ursachen für diese Diskrepanz und deren Folgen für unser Selbstverständnis.
6. Unser Wille ist frei: Dieses Kapitel präsentiert alternative Perspektiven und Argumente, die die Existenz des freien Willens unterstützen. Es präsentiert Gegenargumente zu den neurobiologischen Ansätzen und diskutiert mögliche Limitationen der bisherigen Forschung. Es wird untersucht, welche Aspekte der Willensfreiheit der neurobiologischen Betrachtung entgehen könnten.
Schlüsselwörter
Freier Wille, Neurobiologie, Determinismus, Libertarismus, Bewusstsein, Gehirn, Handlungspsychologie, Menschenbild, Subjektivität, Objektivität, Experiment Libet, Wolf Singer.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Freier Wille - Illusion oder Realität?
Was ist der Hauptgegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den aktuellen Forschungsstand zur Frage des freien Willens, insbesondere im Lichte neurobiologischer Erkenntnisse. Sie beleuchtet verschiedene Positionen und diskutiert deren Implikationen für unser Menschenbild.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Illusion des freien Willens aus neurobiologischer Sicht, den Konflikt zwischen subjektiver Willenserfahrung und deterministischen Erklärungen, die Rolle von bewusstem und unbewusstem Handeln, das Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein, sowie soziale und kulturelle Konstrukte im Zusammenhang mit dem freien Willen. Sie analysiert verschiedene philosophische Positionen wie Determinismus und Libertarismus.
Welche Rolle spielt Wolf Singer in der Hausarbeit?
Die Hausarbeit präsentiert die Sichtweise von Wolf Singer, der den freien Willen als Illusion betrachtet, basierend auf der Unterscheidung zwischen subjektiver Erfahrung (Erste-Person-Perspektive) und naturwissenschaftlicher Betrachtung (Dritte-Person-Perspektive). Singer argumentiert, dass bewusste Entscheidungen durch unbewusste, neuronale Prozesse determiniert sind.
Wie wird das Experiment von Benjamin Libet in der Hausarbeit behandelt?
Die Bedeutung des Experiments von Benjamin Libet und seine Folgen für die Debatte um die Willensfreiheit werden ausführlich analysiert. Die Ergebnisse werden im Kontext des bewussten und distanzierten Abwägens und der Funktion des Gefühls der Willensfreiheit diskutiert.
Welche philosophischen Positionen werden in der Hausarbeit diskutiert?
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Determinismus und dem Libertarismus und untersucht den Zusammenhang dieser Konzepte mit handlungspsychologischen Erkenntnissen. Der Konflikt zwischen diesen Positionen und der subjektiven Erfahrung von Willensfreiheit wird beleuchtet.
Wie wird das Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein in der Hausarbeit betrachtet?
Die Hausarbeit untersucht kritisch, inwieweit unser Selbstverständnis und unsere Identität vom Gehirn abhängen. Sie hinterfragt, ob das Gehirn die alleinige Quelle unseres Denkens, Fühlens und Handelns ist oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen. Die Metapher "Das Hirn trickst das Ich aus" wird im Kontext der neurobiologischen Erkenntnisse interpretiert.
Gibt es in der Hausarbeit auch Gegenargumente zur These der Illusion des freien Willens?
Ja, die Hausarbeit präsentiert alternative Perspektiven und Argumente, die die Existenz des freien Willens unterstützen. Sie diskutiert Gegenargumente zu den neurobiologischen Ansätzen und mögliche Limitationen der bisherigen Forschung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Inhalte der Hausarbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Freier Wille, Neurobiologie, Determinismus, Libertarismus, Bewusstsein, Gehirn, Handlungspsychologie, Menschenbild, Subjektivität, Objektivität, Experiment Libet, Wolf Singer.
Welche Kapitel enthält die Hausarbeit?
Die Hausarbeit enthält folgende Kapitel: Einleitung, Wolf Singer und die Illusion des freien Willens, Alternativismus und Libertarismus und die subjektiv empfundene Willensfreiheit, Bin ich mein Gehirn?, „Das Hirn trickst das Ich aus“, Unser Wille ist frei, und Fazit.
Welche zentrale Frage wird in der Einleitung gestellt?
Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach der Vereinbarkeit von subjektiver Willenserfahrung und naturwissenschaftlichen Erklärungen und kündigt die Auseinandersetzung mit relevanten Forschungsergebnissen an. Die Frage, ob der Mensch ein "Opfer seiner Neuronen" ist, wird ebenfalls thematisiert.
- Quote paper
- Julia Gütgemann (Author), 2005, Freier Wille? - Zur Diskussion um den freien Willen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50731