Unsere moderne Gesellschaft ist geprägt vom Bildungsbegriff. Daher ist häufig die Rede von einer Wissensgesellschaft oder Informationsgesellschaft, in der das gesellschaftliche System auf der Bildung seiner Mitglieder beruht und sich durch diese auszeichnet. Es gilt die Devise: immer mehr und immer bessere Bildungsmöglichkeiten. Eine Entwicklung, die sich nicht zuletzt in der Bildungsexpansion der vergangenen Jahre widerspiegelt. Vor allem höhere Bildung und die entsprechenden Bildungsabschlüsse dienen als Zugang zu angesehenen Berufen und damit einhergehender finanzieller Sicherheit. Doch haben alle Mitglieder hinsichtlich des Bildungserfolgs die gleichen Chancen?
Obwohl die Maxime der Bildungspolitik im Sinne der Meritokratie die Gewährleistung einer Chancengleichheit aller Mitglieder - unabhängig von externen Faktoren - innerhalb des Bildungssystems darstellt, kann durch etliche Studien, wie die PISA-Studien oder die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, nachgewiesen werden, dass diese Idealvorstellung nicht der Realität entspricht. So konnte mehrfach festgestellt werden, dass die schulische Leistung eng im Zusammenhang mit der sozialen Herkunft der Schüler steht. Es scheint also nicht allen Sozialgruppen im selben Ausmaß möglich zu sein, die gleichen Bildungsabschlüsse, und damit einhergehend, den gleichen Wohlstand zu erwerben, woraus eine soziale Ungleichheit von Bildungschancen zwischen den verschiedenen Akteuren einer Gesellschaft entsteht.
Die zentrale Frage, die sich aus dieser Problematik ergibt, lautet: Welche möglichen Ursachen und Mechanismen könnte es für diese Chancenungleichheit im Bildungssystem geben? Um dieser komplexen Frage auf den Grund zu gehen, sollen in der vorliegenden Arbeit zwei unterschiedliche Ungleichheitstheorien näher betrachtet werden, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen und sich innerhalb der soziologischen Forschung etabliert haben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Bildung und soziale Ungleichheit
- 2.1. Die Bedeutung von Bildung
- 2.2. Soziale Ungleichheit innerhalb der soziologischen Forschung
- 2.3. Bildungsungleichheit als eine Form der sozialen Ungleichheit
- 3. Pierre Bourdieus Theorie zur Entstehung von Bildungsungleichheit
- 3.1. Soziale Ungleichheit in der Theorie Bourdieus
- 3.1.1. Der Raum der sozialen Positionen
- 3.1.2. Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit
- 3.2. Bildungsungleichheit bei Bourdieu
- 3.2.1. Die Illusion der meritokratischen Ideologie
- 3.2.2. Die Vererbung des kulturellen Kapitals
- 3.2.3. Schule und Hochschule als Institution sozialer Reproduktion
- 4. Raymond Boudons Theorie zur Entstehung von Bildungsungleichheit
- 4.1. Soziale Ungleichheit bei Boudon
- 4.2. Bildungsungleichheit bei Boudon
- 4.2.1. Primäre Effekte der Schichtzugehörigkeit
- 4.2.2. Sekundäre Effekte der Schichtzugehörigkeit
- 5. Theorievergleich der Ansätze von Bourdieu und Boudon
- 5.1. Einordnung der beiden Theorien
- 5.2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Ansätze
- 5.3. Potentiale und Defizite der Theorien
- 6. Resümee und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung von Bildungsungleichheit und untersucht zwei bedeutende Theorien des französischen Soziologen Pierre Bourdieu und des Soziologen Raymond Boudon. Ziel der Arbeit ist es, die beiden Ansätze zu vergleichen und zu analysieren, wie sie die Entstehung von Bildungsungleichheit erklären. Dabei werden die zentralen Elemente der Theorien, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie ihre potentiellen Stärken und Schwächen beleuchtet.
- Bildung und soziale Ungleichheit
- Die Rolle des kulturellen Kapitals in der Bildungsungleichheit (Bourdieu)
- Primäre und sekundäre Effekte der Schichtzugehörigkeit (Boudon)
- Vergleich der Theorien von Bourdieu und Boudon
- Potentiale und Defizite der beiden Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Bildungsungleichheit ein und verdeutlicht die Relevanz des Themas im Kontext der modernen Gesellschaft. Sie stellt die zentrale Frage nach den Ursachen und Mechanismen dieser Ungleichheit.
Kapitel 2 beleuchtet die Bedeutung von Bildung in der Gesellschaft und betrachtet die soziale Ungleichheit im Kontext der soziologischen Forschung.
Kapitel 3 stellt Pierre Bourdieus Theorie zur Entstehung von Bildungsungleichheit dar, mit einem Fokus auf die Rolle des kulturellen Kapitals und der sozialen Reproduktion.
Kapitel 4 präsentiert Raymond Boudons Theorie zur Entstehung von Bildungsungleichheit, wobei die primären und sekundären Effekte der Schichtzugehörigkeit im Vordergrund stehen.
Kapitel 5 vergleicht die Ansätze von Bourdieu und Boudon, identifiziert Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Potentiale und Defizite der beiden Theorien.
Schlüsselwörter
Bildungsungleichheit, Soziale Ungleichheit, Pierre Bourdieu, Raymond Boudon, Kulturelles Kapital, Soziale Reproduktion, Schichtzugehörigkeit, Primäre und sekundäre Effekte.
- Quote paper
- Viktoria Jung (Author), 2013, Soziale Herkunft als Ursache für Bildungsungleichheit und Bildungsentscheidungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506223