Die Arbeit setzt sich aus einer praktischen Perspektive mit dem Thema Flow auseinander. Sie fasst die wichtigsten Eigenschaften eines Flows zusammen und stellt die Bedingungen vor, unter denen man in einen Flow kommen kann.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Was ist Flow?
3. Praktischer Teil
4. Merkmale, woran man Flow an Menschen erkennen kann
5. Flow mit Musik erleben
6. Was ist Glück?
7. Besteht eine Suchtgefahr?
8. Mihaly Csikszentmihalyi – der „Entdecker“ des Flows
9. Wie andere den Flow erleben
10. Fazit
11. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Als in der Schule mal das Thema Jahresarbeit fiel, habe ich mir mal Gedanken darüber gemacht was ich eigentlich als Thema nehmen will. Als erstes habe ich mich gefragt ob ich überhaupt ein eher theoretisches oder ein praktisches Thema nehmen soll. Denn ich habe Schon an der Jahresarbeit in der achten Klasse gemerkt, das mir der praktische Teil viel einfacher von der Hand lief als der theoretische Teil, denn ich mache lieber etwas, was mich körperlich anstrengt, als das ich etwas schreibe oder rechne. Deswegen habe ich sehr lange überlegt ob ich das Thema „Wald“ nehmen sollte. Denn hier hätte ich zum Beispiel, ein Praktikum bei einem Förster machen können. Bei dem Thema Wald hätte ich auch nicht so viel „theoretisches“ zum schreiben. Ich hatte aber gar keine Motivation an das Thema heranzugehen, zu schreiben und zu berichten. Weil das Thema hat mich leider überhaupt nicht angesprochen.
Mir sind keine neuen Ideen gekommen und es war auch schon kurz vor dem Termin an dem wir unser Thema einreichen sollten.
Dann auf einer Mountainbike abfahrt habe ich eine ungewohnte Erfahrung gemacht. Ich habe Flow erlebt. Ich wusste allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht das ich Flow erleben durfte. Mich hat dieses Gefühl so stark interessiert, das ich nachgelesen habe was es denn damit auf sich hat. So habe ich herausgefunden, dass ich Flow erlebt habe.
Ich habe etwas mehr über Flow gelesen und mich hat das Thema so stark interessiert, dass ich es als mein Jahresarbeit Thema genommen habe.
2. Was ist Flow?
Ein Versuch, Flow zu beschreiben, könnte folgendermaßen sein:
Flow ist der mentale beglückende Zustand, völliger Konzentration oder Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht. Flow ist ein englischer Begriff und heißt in Deutsch so viel wie „ Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch“ oder auch „ Funktionslust“.
Flow entsteht dadurch, dass die eigenen Fähigkeiten und die Anforderungen der Aktivität, die man gerade betreibt, gleichzeitig steigen und ein Gleichgewicht bilden. Denn wenn die Fähigkeiten rascher steigen als die Anforderungen, so kommt es dazu, dass man sich schnell langweilt, unterfordert ist oder eine Routine entsteht. Anders wiederum ist es, wenn die Anforderungen schneller steigen als die eigenen Fähigkeiten, dann kommt es zu Überforderung, zu Stress und Angst.1
Ich glaube aber kaum, dass nur dann, wenn Anforderungen und Fähigkeiten übereinstimmen Flow entsteht. Für mich gehört noch mehr dazu, vor allem die eigene Laune, die natürlich auch durch andere beeinflusst werden kann. Mir kam auch die Frage, ob Flow in der Gruppe erlebt werden kann oder ob Flow etwas Persönliches ist. Daraufhin habe ich einen Freund gefragt der Goa-Musik hört. Ich hatte davon gehört, dass die Teilnehmer an einem Goa Festival in eine Art Trance kommen. Er meinte, dass es bei ihm so sei. Wenn er und alle um ihn herum mit der Musik mitfühlten, also nicht nur oberflächlich hinhörten sondern sich richtig auf den Rhythmus und auf die Melodie konzentrierten, dann käme er in eine Art von Trance, in der er die Zeit vergessen und auch die Gefühle intensiver wahrnehmen würde. Also es entstehen bei ihm Glücksgefühle. Das kann sich aber auch negativ auswirken. Zum Beispiel meinte er, er nehme auch Traurigkeit deutlicher wahr. Er käme anscheinend richtig in ein „emotionales Tief“ hineinversetzen – leider ohne es zu wollen. Nachdem ich ihm von Flow erzählt habe, meinte er sofort, dass das was er da fühle so etwas in der Art sei. Er hat mir ein paar Tage später erzählt, dass er auf einer Goa Party war und dort intensiv versucht habe, sich auf die Musik zu konzentrieren und Flow zu erleben. Er hatte dabei jedoch keinen Erfolg gehabt.
Bevor ich etwas von Flow wusste, habe ich nie bewusst auf die Situationen geachtet, in denen ich Flow erlebt habe. Aber seit ich mich mit dem Thema beschäftige, fallen mir öfter Momente auf, in denen es sich so anfühlt, als würde ich gerade Flow erleben oder erlebt haben. Und so habe ich mir die Frage gestellt, ob man Flow noch erleben kann, auch wenn man von ihm weiß. Insbesondere wollte ich auch herausfinden, ob man Flow erzwingen kann.
Auf einer Internetseite wird sehr viel davon geschrieben, dass man Flow nicht erzwingen kann, man aber erlernen kann, ihn öfter zu erleben.2 Ich halte davon sehr wenig, weil ich es selber schon probiert habe, Flow zu erzwingen indem ich Musik höre und habe es nicht geschafft, weil ich extrem darauf fokussiert habe, entspannt und/oder aktiv der Musik zuzuhören. Jedoch war ich dabei überhaupt nicht entspannt sondern stattdessen zu gestresst um Flow zu erleben.
3. Praktischer Teil
Als ich das Thema eingereicht habe wusste ich noch gar nicht, was ich als praktischen Teil machen möchte. Mein erster Gedanke war, mit einem Freund ein Video zu machen, in dem ich Enduro3 fahre und damit Flow ausdrücke. Aber dann ist mir aufgefallen, dass das nicht funktionieren würde, weil ich Flow nicht zum Ausdruck bringen kann, denn man kann Flow nicht durch anschauen erfahren/verstehen, da es ein persöhnliches Gefühl ist.
Ich hatte schließlich die Idee, verschiedene Aktivitäten auszuprobieren und dabei zu beobachten, ob ich dabei Flow erleben kann und welche Erfahrungen ich dabei machen würde und diese dann zu beschreiben. Ich behaupte sicher, dass man bei jeder Aktivität Flow erleben kann. Doch jeder Mensch ist anders und kann deswegen ganz unterschiedlich Flow erleben. Also habe ich um zu schauen, wo ich Flow erleben kann und wo nicht, unterschiedliche Aktivitäten herausgesucht, die teilweise meditativ und nicht anstrengend sind (Malen, Computerspielen), teilweise aber auch hohe körperliche Anstrengung erfordern (Biken, Bouldern, Zirkus).
Zirkus:
Ich bin seit der vierten Klasse im Jugendzirkus Ragazzi und habe dort zunächst in der Akrobatik-Jungs-Gruppe angefangen und im Familienprogramm mitgemacht. Seit der achten Klasse bin ich im Variete als Artist engagiert. Meine Hauptdisziplin ist das Diabolo.
Diabolo habe ich als meine Disziplin genommen, weil man bei den Tricks unglaublich kreativ sein kann. Ich mag es, Tricks die schon bestehen, zu nehmen und aus ihnen etwas Neues zu kreieren, anstatt bestehende Tricks einfach nur zu kopieren.
Beim Diabolo spielen kommt es stark auf die Laune an. Wenn ich schlecht oder gut gelaunt bin, habe ich dementsprechend weniger oder mehr Lust Tricks zu üben oder neue Tricks zu erfinden. Sobald ich merke, dass ich nicht weiterkomme oder wenn ein schwieriger Trick mehrmals nicht klappt, bin ich sehr schnell frustriert oder habe keine Lust mehr weiter zu spielen. Wenn ich aber spüre, dass es gut läuft und ich weiterkomme, kommt eine Art Glücksgefühl in mir auf, das mich zum Weiterspielen antreibt. Das verstärkt sich für mich noch stark, wenn ich mich in einer Umgebung befinde, in der ich mich wohlfühle, zum Beispiel in der Sonne (solange sie mich nicht blendet) oder im warmen Zirkuszelt.
Im Zirkus spiele ich natürlich nicht nur Diabolo, sondern mache in Gruppennummern auch Akrobatik. Dabei hatte ich bisher noch nie ein Flowerlebnis, denn mir macht Akrobatik im Vergleich viel weniger Spaß als Diabolo spielen.
Fazit: Flow ist sehr stark abhängig von der eigenen Stimmung. Um in Flow zu kommen, brauche ich unbedingt eine angenehme Umgebung. Ich muss auch Spaß an der Aktivität haben, sonst erlebe ich kein Flow.
Enduro-Fahren:
Die erste Flow Erfahrung an die ich mich erinnere, hatte ich auf einer Enduro-Abfahrt Das Enduro ist ein Mountainbike, das speziell für Abfahrten gebaut ist. Das heißt, es ist eher zum Runterfahren eines Berges gedacht als zum Hochfahren. Es ist möglich, damit einen Berg hochzufahren, dies ist aber sehr anstrengend.
Ich war an dem Tag mit zwei Freunden in Freiburg auf dem „Baden-to-the-Bone-Trail“. Beim Enduro fahren kommt es immer auf die eigene Laune an. Wenn man gut gelaunt ist, traut man sich mehr und es macht mehr Spaß. Wenn man schlecht gelaunt ist, traust man sich weniger und regt sich mehr über Misserfolge auf. Ich hatte an dem Tag sehr gute Laune. Wir haben die Enduros den Berg hoch geschoben und haben oben zuerst einmal eine Pause gemacht. Ich habe mir eine paar Tricks ausgesucht, die ich auf der Abfahrt ausprobieren wollte. Nach der Pause sind wir auf unsere Fahrräder gestiegen und sind losgefahren.
Ich habe die Abfahrt als solche gar nicht bewusst wahrgenommen sondern war nur in meinem Ding. Es hat sich einfach gut angefühlt, jeden Trick und jede Kurve erfolgreich zu meistern und vor allem noch schneller zu fahren als bisher. Während der Abfahrt kam es mir so vor, als wäre ich mit dem Fahrrad und dem Trail verschmolzen. So als wäre ich der Oberkörper, das Fahrrad meine Beine und meine Füße wären und der Trail sehr passende Schuhe. Es war ein wunderbares Gefühl. Ich habe mich so frei gefühlt und habe alle Sorgen um mich herum vergessen. Also waren bei der Abfahrt meine Fähigkeiten und die Anforderung, die der Trail hergab, ausgeglichen. Ich durfte somit Flow erleben. Jedoch wenn ich jetzt den Trail jeden Tag fahren würde, dann würden meine Fähigkeiten steigen, ohne dass sich der Trail verändert. Also würde er immer mehr zu einer Unterforderung und somit langweilig oder besser gesagt: zu einer Routine. Wenn ich jetzt aber wiederum bei den verschiedenen Sprüngen Tricks machen würde, die mich etwas fordern, steigt das Schwierigkeitslevel und ich muss mich mehr anstrengen. Dafür habe ich aber wenn ich einen Trick schaffe ein größeres Erfolgsgefühl, die Chance Flow zu erleben steigt.
Fazit: Wenn ich etwas zu oft wiederhole, sinkt die Chance Flow zu erleben. Wenn ich dagegen Neues ausprobiere, Schwierigeres, ist die Wahrscheinlichkeit Flow zu erleben höher.
Metall – und Holzarbeit:
Ich bin seit März 2019 im praktischen Zug in der Schule und mache hier meine „Abschlussarbeit“. Diese Arbeit ist die letzte, große Arbeit im praktischen Zug in der man zeigt, was man in den vergangenen Jahren gelernt hat. Da ich mich erst vor kurzem dazu entschieden habe in den praktischen Zug zu wechseln, habe ich direkt mit der Abschlussarbeit angefangen und mir einen Schreibtisch gebaut.
Mein Tisch besteht aus Metall und Holz. Für die Tischplatte habe ich Holz genommen, das für mich passendste Material. Auch habe ich große Freude an Holzarbeiten und finde Holz einfach wunderschön. Für das Gestell des Tisches habe ich Stahl ausgewählt, weil wir zuvor eine Epoche hatten, in der uns gezeigt wurde, wie man schweißt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich das unbedingt wieder machen wollte.
Bevor ich angefangen habe habe ich mir zur Inspiration viele Videos von Personen angesehen, die Tische machen. Nach den Videos habe ich mir Skizzen gemacht und ich konnte es kaum abwarten, mit meinem Tisch anzufangen. Jedoch waren die Videos mit tollen Kamerafahrten und guter Musik unterlegt, sodass ich doch manchmal ins Zweifeln kam ob das wirklich was werden würde. Doch ich hab mich einfach überraschen lassen.
Ich habe mit dem Schweißen des Gestells angefangen. Mir ist sofort aufgefallen, dass man ständig Unterbrechungen hat, wenn man immer nur kleine Arbeitsschritte erledigt. Es kann also kaum Flow zustande kommen, wenn man immer wieder kleine Pausen bei seiner Arbeit macht. Als ich aber einmal viele Schweißnähte nebeneinander setzen musste und dabei kaum Pausen dazwischen machte, habe ich zwar nicht direkt Flow gespürt, aber ein sehr glückliches Gefühl, eines bei dem man sich sehr wohl und geborgen fühlt, welches Flow sehr nahe kam.
Bei der Tischplatte war das ganz anders: Hier hatte ich zwar weniger Schritte auszuführen, die aber deutlich länger für die Bearbeitung brauchten. Teilweise musste ich sehr fein arbeiten, teilweise hatte ich einfach nur mehr zu tun. Deswegen hatte ich auch so gut wie keine Pause bei der Arbeit. Ich kann mit Sicherheit sagen, hier erlebte ich mindestens einmal einen Flow-Zustand. Denn als ich etwas an der Tischplatte fräsen musste, habe ich komplett die Zeit vergessen und meine Hände haben die Fräse wie von alleine gesteuert. Also es lief alles wie von selbst - als ich fertig war mit Fräsen, waren eineinhalb Stunden wie im Flug vergangen. Es war, als ob ich keine Kontrolle über den herlauf der Arbeit hätte, aber es war ein gutes Gefühl, da es sich so anfühlte, als ob ich mich zurücklehnen könnte und meine Hände die Arbeit machen lassen könnte.
Fazit: Flow braucht bei mir Zeit um sich zu entwickeln. Das heißt, ich sollte bei meiner Aktivität keine Pausen machen sondern einen möglichst glatten Ablauf haben.
Bouldern:
Beim Klettern gibt es klassisch die sogenannte Drei-Punkt-Regel, nach der beim Klettern von den vier Gliedmaßen stets drei mit dem Fels oder der Wand in Kontakt sein sollen. John Gill (USA) entwickelte bereits in den 1950er und 1960er Jahren eine neue Klettertechnik. Sie ist statt der Drei-Punkt-Regel dynamisch und „schwungvoll“. Hierdurch konnte er den Schwung der letzten Bewegung für den nächsten Zug nutzen, so dass eine fließende Gesamtbewegung (sozusagen ein Flow) entstand. Also braucht Flow einen flüssigen Ablauf.
Einer meiner sportlichsten Aktivitäten die ich mir für meinen praktischen Teil rausgesucht habe, ist das Bouldern. Bouldern ist wie Klettern, nur ohne Seil und nicht so hoch. Man klettert nur 4 Meter hoch, bei Stürzen ist man durch dicke Matten am Boden geschützt. Das erste mal war ich mit meinem Bruder im September 2018 Bouldern. Es hat mir Spaß gemacht, weshalb ich auch drei bis vier mal danach mit Freunden bouldern gegangen bin. Ich habe es danach nicht weiter verfolgt, aber als ich Aktivitäten für meinen praktischen Teil gesucht habe, wollte ich unbedingt ausprobieren, ob ich dabei in Flow kommen könnte. Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen, weil man oft in einer verkrampften Haltung an der Wand steht und nach dem nächsten Griff sucht oder beim Klettern oft an einem Punkt ankommt, an dem man nicht mehr weiterkommt. Aber als mein Bruder und ich dann zum Bouldern nach Freiburg in das „Blockhaus“ gegangen sind, habe ich zwar selbst keinen Flow erlebt, aber vermute, dass man bei diesem Sport definitiv Flow erleben kann. Denn man fängt mit einer leichten Route an um sich warm zu klettern, danach kann man an die schwierigeren Routen gehen. Bei manchen schwereren Routen hatte ich große Schwierigkeiten hochzukommen, bei einigen war es jedoch so, dass es für mich zwar nicht einfach war hochzuklettern, aber ich habe es trotzdem geschafft. In dem Moment war ich an dem Punkt angelangt, an dem es mir sehr viel Spaß gemacht hat und ich glaube, wenn einem etwas Spaß macht und man etwas Schwieriges schafft, dann kann man sehr leicht Flow erleben. Beim Bouldern ist das Zeitfenster für den Flow-Moment jedoch sehr klein gehalten. Denn man klettert ja nur vier Meter hoch und springt danch ab oder man klettert wieder runter. Bei den Boulder-Worldcups sind die Wände etwas höher (etwa 5 Meter), der Flow-Moment kann dann länger andauern. Es gibt neben dem Bouldern in der Halle auch „Felsen-Bouldern“. Die Felsen-Boulderer nehmen zum Klettern eine Matte mit, die sie unter ihre Kletterlinie legen, damit sie gepolstert fallen falls sie stürzen sollten. Am Felsen ist die Höhe die man klettert unbegrenzt, solange der Fels reicht. Das hat den Vorteil, dass man einen sehr viel längeren Flow erleben kann.
[...]
1 (https://de.wikipedia.org/wiki/Flow_(Psychologie))
2 https://www.wettkampfvorbereitung.de/news/artikel/flow.html
3 Das Enduro ist ein spezielles Fahrrad zum bergab fahren
- Quote paper
- Anonymous,, 2019, Der Flow. Merkmale, Bedingungen und Suchtgefahr, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505267
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