Alternierende zyklische Bewegungen sind durch die mehrfache Wiederholung des Hauptbewegungsablaufes, bei dem abwechselnd die linke und rechte Körperseite am Vortrieb beteiligt ist, gekennzeichnet (Hartmann, Minow & Senf, 2011). Obwohl sich viele zyklische Bewegungen durch Symmetrie auszeichnen, sind die meisten menschlichen Bewegungen asymmetrisch. Dies resultiert daraus, dass die menschliche Struktur nicht von Symmetrie gekennzeichnet ist (Czabanski & Koszczyc, 1979). Bestätigend hierzu wurden in vielen zyklischen Sportarten Asymmetrien nachgewiesen (Furlong & Egginton, 2018; Gilgen-Ammann, Taube & Wyss, 2017; Krüger, 2005; McKean & Burkett, 2010; Millour et al. 2016; Witt & Hermsdorf 2006). So haben Bertucci, Arfaoui & Polidori (2012) bei den maximalen Pedalkräften von Amateurradfahrern eine bilaterale Asymmetrie von bis zu 60% festgestellt, was Bini, Jacques, Sperb, Lanferdini & Vaz (2016) validiert haben. Aber nicht nur im Amateurbereich, sondern auch im Profiradsport zeigen sich Bewegungsabweichungen zwischen der linken und rechten Körperseite (Pouliquen, Nicolas, Bideau, Megret & Bideau 2015). Im Laufsport wurden ebenfalls Dysbalancen der unteren Extremitäten festgestellt (Schütte, Seerden, Venter & Vanwanseele, 2016; Wileman, Moresi & Millet, 2015).
Gleichermaßen wurden in der Sportart Schwimmen für die verschiedenen Wettbewerbsschwimmarten (Brust-, Delphin-, Kraul-, und Rückenschwimmen) Dysbalancen beobachtet (Sanders, Thow & Fairweather, 2011). Beim Brust- und Delphinschwimmen gestaltet sich die Vortriebswirkung durch achsensymmetrische und abwechselnde Arm- und Beinaktionen, welche in hohem Maße koordiniert werden müssen (Chollet & Seifert, 2012). Trotz der spiegelbildlichen Bewegungen wurden bei diesen Gleichschlagschwimmarten Asymmetrien beim Beinschlag festgestellt (Carson, 1999; Czabanski, 1975; Jaszczak, 2008). Im Gegensatz dazu besteht beim Kraul- und Rückenschwimmen der Antrieb aus einer wechselseitigen Bewegung der Arme und Beine. Während „die Beine abwechselnd und mehr oder weniger gestreckt auf und ab schlagen“ (Madsen, Reischle & Kandolf, 2015, S.56) erzeugt ein Arm unter Wasser Vortrieb, solange sich der andere Arm über Wasser erholt (Andrews, Bakewell & Scurr, 2011; Seifert & Chollet, 2012; Tourney-Chollet, Seifert & Chollet, 2009).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Dysbalancen
- 2.1.1 Muskuläre Dysbalance
- 2.1.2 Neuromuskuläre Dysbalance
- 2.1.3 Funktionale Dysbalance
- 2.2 Der Functional Movement Screen
- 2.2.1 Beschreibung des Functional Movement Screens
- 2.2.2 Die Items des FMS
- 2.1 Dysbalancen
- 3 Methodik
- 3.1 Probanden
- 3.2 Messorte
- 3.3 Messgeräte
- 3.3.1 FMS Testsystem
- 3.3.2 GoPro Hero 7 Black
- 3.4 Untersuchungsdesign
- 3.5 Messparameter
- 3.6 Datenverarbeitung und -auswertung
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Ergebnisse FMS
- 4.2 Ergebnisse Zuglänge und Zugweg
- 4.3 Korrelation zwischen dem FMS und den Schwimmarten
- 4.3.1 Korrelation zwischen dem Gesamtscore und der Differenz der großen und kleinen Züge
- 4.3.2 Korrelation zwischen Seitenasymmetrien beim Schwimmen und den Dysbalancen in ausgewählten Items
- 5 Diskussion
- 6 Fazit/Ausblick
- 7 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen den Testergebnissen des Functional Movement Screens (FMS) und Asymmetrien in der Zuglänge und dem Zugweg beim Kraul- und Rückenschwimmen von Leistungsschwimmern. Die Studie analysiert, ob ein Screening an Land Aufschluss über Dysbalancen im Schwimmstil geben kann.
- Identifizierung von Bewegungsmustern und Asymmetrien im Kraul- und Rückenschwimmen.
- Analyse von Dysbalancen mittels des Functional Movement Screens (FMS).
- Untersuchung der Korrelation zwischen FMS-Ergebnissen und Schwimmleistung.
- Bewertung des FMS als präventives Tool zur Erkennung von Dysbalancen.
- Diskussion der möglichen Ursachen für Asymmetrien im Schwimmen.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Dysbalancen im Leistungssport Schwimmen ein. Sie beschreibt alternierende zyklische Bewegungen und die häufige Asymmetrie in menschlichen Bewegungen, insbesondere im Schwimmsport. Es werden bereits bekannte Dysbalancen in verschiedenen Schwimmarten und deren mögliche Ursachen (genetische Faktoren, Verletzungen, Müdigkeit etc.) diskutiert. Die Bedeutung des Functional Movement Screens (FMS) zur Erfassung von funktionalen Limitationen und Verletzungsrisiken wird hervorgehoben. Schließlich wird die Zielsetzung der Arbeit formuliert: die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen FMS-Testergebnissen und Asymmetrien in Zuglänge und Zugweg beim Kraul- und Rückenschwimmen.
2 Theoretischer Hintergrund: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über Dysbalancen. Es werden verschiedene Arten von Dysbalancen klassifiziert: muskuläre Dysbalancen (nach Janda, mit Fokus auf tonische und phasische Muskulatur und Syndromen wie dem oberen und unteren gekreuzten Syndrom), neuromuskuläre Dysbalancen (mit einem praxisorientierten Modell), und funktionale Dysbalancen (nach Cook, mit Betonung von Mobilität und Stabilität). Der Functional Movement Screen (FMS) wird detailliert beschrieben, inklusive der sieben Bewegungsmuster (Tiefe Kniebeuge, Hürdenschritt, Ausfallschritt auf einem Balken, Schultermobilität, Anheben des gestreckten Beines, Rumpfstabilitätsliegestütz, Rotationsstabilität), ihrer Durchführung und Interpretation. Der "Gelenk-für-Gelenk"-Ansatz wird ebenfalls erläutert.
3 Methodik: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der durchgeführten Studie. Es werden die Probanden (13 Leistungsschwimmer), die Messorte (Schwimmhallen und Kraftraum), und die Messgeräte (FMS-Testsystem und GoPro Hero 7 Black Kameras) detailliert vorgestellt. Das Untersuchungsdesign wird erläutert, inklusive der Durchführung des FMS, der Unterwasseraufnahmen und der gewählten Messparameter (Zuglänge und Zugwinkel). Die Datenverarbeitung und statistische Auswertung (SPSS) werden ebenfalls beschrieben.
4 Ergebnisse: Das Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie. Die Ergebnisse des FMS werden für den Gesamtscore und die einzelnen Items dargestellt, inklusive der Identifizierung von Dysbalancen. Die Ergebnisse der Unterwasseranalyse der Zuglänge und des Zugwinkels in den Schwimmarten Kraul und Rücken werden mit statistischen Kennzahlen präsentiert. Die Korrelationen zwischen FMS-Ergebnissen und Schwimm-Asymmetrien werden untersucht, und die Ergebnisse des Mann-Whitney-U-Tests und des exakten Fisher-Tests werden berichtet.
5 Diskussion: Die Diskussion analysiert die Ergebnisse im Kontext der bestehenden Literatur. Die gefundenen Asymmetrien im Schwimmen werden im Hinblick auf Schwimmgeschwindigkeit, Ermüdung und Atmungsasymmetrie interpretiert. Die Korrelationen zwischen FMS-Ergebnissen und Schwimm-Asymmetrien werden diskutiert, wobei die Limitationen des FMS als Leistungsindikator angesprochen werden. Die Ergebnisse der einzelnen FMS-Items werden im Vergleich zu anderen Studien diskutiert und mögliche Erklärungen für die gefundenen Zusammenhänge werden angeboten.
Schlüsselwörter
Dysbalancen, Leistungssport, Schwimmen, Kraul, Rücken, Functional Movement Screen (FMS), Bewegungsanalyse, Asymmetrie, Zuglänge, Zugweg, Muskelkraft, Mobilität, Stabilität, Prävention, Verletzung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie: Zusammenhang zwischen FMS und Schwimm-Asymmetrien
Was ist das Thema dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen den Testergebnissen des Functional Movement Screens (FMS) und Asymmetrien in der Zuglänge und dem Zugweg beim Kraul- und Rückenschwimmen von Leistungsschwimmern. Es wird analysiert, ob ein Screening an Land Aufschluss über Dysbalancen im Schwimmstil geben kann.
Welche Arten von Dysbalancen werden betrachtet?
Die Arbeit differenziert zwischen muskulären Dysbalancen (nach Janda, mit Fokus auf tonische und phasische Muskulatur und Syndromen wie dem oberen und unteren gekreuzten Syndrom), neuromuskulären Dysbalancen und funktionalen Dysbalancen (nach Cook, mit Betonung von Mobilität und Stabilität).
Was ist der Functional Movement Screen (FMS)?
Der FMS ist ein Screening-Tool zur Beurteilung von Bewegungsmustern und zur Identifizierung von funktionalen Limitationen und Verletzungsrisiken. Die Arbeit beschreibt die sieben Bewegungsmuster des FMS detailliert: Tiefe Kniebeuge, Hürdenschritt, Ausfallschritt auf einem Balken, Schultermobilität, Anheben des gestreckten Beines, Rumpfstabilitätsliegestütz und Rotationsstabilität.
Welche Methodik wurde angewendet?
Die Studie umfasste 13 Leistungsschwimmer. Es wurden der FMS, Unterwasseraufnahmen mit einer GoPro Hero 7 Black und eine statistische Auswertung mit SPSS verwendet. Die Messparameter waren Zuglänge und Zugwinkel beim Kraul- und Rückenschwimmen.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse umfassen FMS-Gesamtscores und Einzelergebnisse der Items, Analysen der Zuglänge und des Zugwinkels im Kraul- und Rückenschwimmen, sowie Korrelationen zwischen FMS-Ergebnissen und Schwimm-Asymmetrien. Es wurden der Mann-Whitney-U-Test und der exakte Fisher-Test eingesetzt.
Wie werden die Ergebnisse interpretiert?
Die Diskussion analysiert die Ergebnisse im Kontext bestehender Literatur. Gefundene Asymmetrien werden im Hinblick auf Schwimmgeschwindigkeit, Ermüdung und Atmungsasymmetrie interpretiert. Die Limitationen des FMS als Leistungsindikator werden ebenfalls angesprochen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit bewertet den FMS als präventives Tool zur Erkennung von Dysbalancen und diskutiert mögliche Ursachen für Asymmetrien im Schwimmen. Die Ergebnisse der einzelnen FMS-Items werden im Vergleich zu anderen Studien diskutiert und mögliche Erklärungen für die gefundenen Zusammenhänge werden angeboten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Dysbalancen, Leistungssport, Schwimmen, Kraul, Rücken, Functional Movement Screen (FMS), Bewegungsanalyse, Asymmetrie, Zuglänge, Zugweg, Muskelkraft, Mobilität, Stabilität, Prävention, Verletzung.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen theoretischen Hintergrund (mit Fokus auf Dysbalancen und dem FMS), die Methodik, die Ergebnisse, die Diskussion, das Fazit/den Ausblick und eine Zusammenfassung.
Gibt es Limitationen der Studie?
Die Diskussion der Ergebnisse thematisiert die Limitationen des FMS als Leistungsindikator und betrachtet die Ergebnisse im Kontext der angewendeten Methodik und der Anzahl der Probanden.
- Quote paper
- Jochen Stetina (Author), 2019, Dysbalancen im Leistungssport Schwimmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502390