Gegenstand dieser Arbeit soll die Thematik der Tätowierung bei weiblichen Adoleszenten unter der Berücksichtigung von körper- und gendersoziologischen Aspekten darstellen. Die hier zu beantwortende Kernfrage lautet diesbezüglich, durch welche Umstände und Beweggründe sich die Tätowierung bei jungen Frauen einer zunehmend größeren Beliebtheit erfreut, während der Erwerb einer solchen bis vor einigen Jahren fast ausschließlich dem Mann vergönnt war beziehungsweise von diesem getragen wurde. Daneben sollen die Fragen nach der Funktion von Tätowierungen in der postmodernen Gesellschaft sowie nach den Motiven junger Menschen, bei denen Tätowierungen besonderen Anklang finden, sich mit solchen versehen zu lassen, geklärt werden.
In der postmodernen Gesellschaft existiert eine umfangreiche Auswahl an Modellierungsmöglichkeiten für den eigenen Körper. Kleidung, Frisuren, Schmuck, Makeup, Maniküre oder Pediküre – die Reihe der sogenannten Körpermodifikationen lässt sich nahezu unendlich fortführen. Als eines der wichtigsten Themen beschäftigen sich vor allem Jugendliche mit der Ausgestaltung ihres Erscheinungsbildes, wobei nicht nur solche alltäglichen Gestaltungsmöglichkeiten Anwendung finden. Derweil ist es die Körpermodifikation der Tätowierung, die sich einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreut. Dass Tätowierungen auf den Körpern des männlichen Geschlechts regen Einsatz finden, ist hierbei keine Neuigkeit. Jedoch mag einem auch der Gedanke an tätowierte Frauen kaum mehr befremdlich erscheinen. Insbesondere junge Frauen sind nicht selten Trägerinnen von Tätowierungen und in alltäglichen Kontexten anzutreffen.
Während Frauen in stammeskulturellen Gesellschaften bereits vor Jahrhunderten ihre Haut mit Tätowierungen verzierten, ist dies in westlichen Gesellschaften hingegen als eine noch recht neuzeitliche Erscheinung zu verbuchen. Bis vor einigen Jahrzehnten bedienten sich Frauen hierzulande nur in den seltensten Fällen des Hautstichs. Dies steht in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, denen westliche Gesellschaften in besonderem Maße unterliegen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Forschungsstand
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2. Die Geschichte der Tätowierung
- 2.1 Tätowierungen im Ursprung
- 2.2 Tätowierungen im 15. bis 19. Jahrhundert
- 2.3 Tätowierungen vom 20. Jahrhundert bis heute
- 2.4 Die Geschichte der Tätowierung im Überblick
- 3. Körper- und Geschlechtssoziologie
- 3.1 Gegenstand der Körpersoziologie
- 3.2 Der Geschlechtskörper als soziales Konstrukt
- 3.2.1 Der Körper als geschlechtliches Ordnungsmerkmal
- 3.2.2 Der Geschlechtskörper als soziales Ordnungsmerkmal
- 3.3 Exkurs: Sex und gender in der Theorie Judith Butlers
- 3.4 Der Körper als soziales Konstrukt
- 4. Schönheit, Schönheitshandeln und Attraktivität
- 4.1 Gesellschaftliche Relevanz von Schönheit und Körperlichkeit
- 4.2 Selbstdarstellung und Theatralität
- 5. Die Individualisierung des Körpers in der Nachmoderne
- 5.1 Macht und Habitus als individualitätsbegrenzende Faktoren
- 5.1.1 Begrenzungsfaktor Macht
- 5.1.2 Begrenzungsfaktor Habitus
- 5.2 Körper und Identität
- 5.2.1 Der Körper als Identitätsressource
- 5.2.2 Der Körper als Symbol der Geschlechtsidentität
- 6. Jugend und Körper
- 6.1 Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz in der Nachmoderne
- 6.2 Die Bedeutung des Geschlechts in der Adoleszenz
- 6.3 Die weibliche Adoleszenz
- 6.4 Der adoleszente Körper
- 7. Körpermodifikationen in der nachmodernen Gesellschaft
- 7.1 Piercings
- 7.2 Dehnungen
- 7.3 Schmucknarben
- 8. Tätowierungen bei jungen Menschen
- 8.1 Motive junger Menschen für Tätowierungen
- 8.1.1 Identitätszeichen
- 8.1.2 Zugehörigkeit, Abgrenzung, Stigma
- 8.1.3 Individualitätszeichen
- 8.1.4 Schönheitszeichen
- 8.1.5 Nachahmung
- 8.1.6 Ritualkompensation
- 8.1.7 Stärkesymbol
- 8.1.8 Tätowierungen als sexuelles und Geschlechtssymbol
- 8.1.9 Weitere (vermeintliche) Motive
- 8.2 Zusammenfassung der Beweggründe
- 8.3 Studien zur Geschlechterdifferenz von Tätowierungen
- 8.4 Tätowierungen bei jungen Frauen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die steigende Popularität von Tätowierungen bei jungen Frauen im Kontext der Körper- und Geschlechtersoziologie. Ziel ist es, die Gründe für diese Entwicklung zu verstehen und die Funktion von Tätowierungen in der postmodernen Gesellschaft zu beleuchten.
- Die Geschichte der Tätowierung und ihre gesellschaftliche Entwicklung.
- Der Körper als soziales Konstrukt und seine Bedeutung für die Geschlechtsidentität.
- Schönheitsideale und Selbstdarstellung im Zusammenhang mit Körpermodifikationen.
- Die Rolle von Tätowierungen in der Adoleszenz und Identitätsfindung.
- Motive junger Frauen für das Tätowieren ihres Körpers.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Körpermodifikationen, insbesondere Tätowierungen bei jungen Frauen, ein. Sie beschreibt den Forschungsstand und die zentrale Fragestellung der Arbeit: Warum erfreuen sich Tätowierungen bei jungen Frauen zunehmender Beliebtheit, während sie früher eher mit Männern assoziiert wurden? Die Arbeit untersucht die soziokulturellen Veränderungen, die zu diesem Wandel geführt haben.
2. Die Geschichte der Tätowierung: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Tätowierung, von ihren Ursprüngen in verschiedenen Kulturen bis hin zu ihrer heutigen Verbreitung. Es wird die Entwicklung der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Tätowierungen nachgezeichnet und der Wandel von einer oft stigmatisierten Praxis hin zu einem weit verbreiteten Modetrend aufgezeigt.
3. Körper- und Geschlechtssoziologie: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit, indem es zentrale Konzepte der Körper- und Geschlechtersoziologie erläutert. Es wird der Körper als soziales Konstrukt diskutiert und der Einfluss gesellschaftlicher Normen und Erwartungen auf die Körperinszenierung von Frauen analysiert. Der Einfluss von Judith Butlers Theorie von Sex und Gender wird ebenfalls diskutiert.
4. Schönheit, Schönheitshandeln und Attraktivität: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss von gesellschaftlichen Schönheitsidealen und der Bedeutung von Körperlichkeit auf die Entscheidung für oder gegen eine Tätowierung. Es betrachtet, wie die Selbstdarstellung durch Tätowierungen beeinflusst wird und welche Rolle Theatralität spielt.
5. Die Individualisierung des Körpers in der Nachmoderne: In diesem Kapitel wird der Einfluss von Machtstrukturen und Habitus auf die individuelle Gestaltung des Körpers diskutiert. Es wird analysiert, wie der Körper als Ressource zur Identitätsfindung und zur Darstellung der Geschlechtsidentität eingesetzt werden kann.
6. Jugend und Körper: Dieses Kapitel fokussiert auf die besonderen Herausforderungen und Entwicklungsaufgaben junger Menschen in der Adoleszenz. Es werden die spezifischen Aspekte der weiblichen Adoleszenz in Bezug auf Körperwahrnehmung und -gestaltung hervorgehoben. Der adoleszente Körper als Ort der Identitätsfindung und des Experimentierens steht im Mittelpunkt.
7. Körpermodifikationen in der nachmodernen Gesellschaft: Hier werden verschiedene Körpermodifikationen neben Tätowierungen, wie Piercings, Dehnungen und Schmucknarben, im Kontext der postmodernen Gesellschaft betrachtet. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Tätowierungen werden analysiert, um ein umfassenderes Bild von Körpergestaltung zu vermitteln.
8. Tätowierungen bei jungen Menschen: Dieses Kapitel analysiert die Motive junger Menschen, sich tätowieren zu lassen. Es werden verschiedene Beweggründe wie Identitätsfindung, Zugehörigkeit, Abgrenzung, Selbstinszenierung und die Kompensation von gesellschaftlichen Erwartungen betrachtet. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen Motiven von Frauen und Männern.
Schlüsselwörter
Tätowierungen, Körper- und Geschlechtssoziologie, Körpermodifikation, Adoleszenz, Weiblichkeit, Identität, Selbstdarstellung, Postmoderne, Schönheitsideale, Individualisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse von Tätowierungen bei jungen Frauen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die steigende Popularität von Tätowierungen bei jungen Frauen im Kontext der Körper- und Geschlechtersoziologie. Das Hauptziel ist es, die Gründe für diese Entwicklung zu verstehen und die Funktion von Tätowierungen in der postmodernen Gesellschaft zu beleuchten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Tätowierung, den Körper als soziales Konstrukt und seine Bedeutung für die Geschlechtsidentität, Schönheitsideale und Selbstdarstellung im Zusammenhang mit Körpermodifikationen, die Rolle von Tätowierungen in der Adoleszenz und Identitätsfindung sowie die Motive junger Frauen für das Tätowieren ihres Körpers. Zusätzlich werden verschiedene Körpermodifikationen (Piercings, Dehnungen, Schmucknarben) betrachtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Geschichte der Tätowierung, Körper- und Geschlechtssoziologie, Schönheit, Schönheitshandeln und Attraktivität, Individualisierung des Körpers in der Nachmoderne, Jugend und Körper, Körpermodifikationen in der nachmodernen Gesellschaft und schließlich Tätowierungen bei jungen Menschen (mit Fokus auf die Motive). Jedes Kapitel beleuchtet einen spezifischen Aspekt des Themas.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf zentralen Konzepten der Körper- und Geschlechtersoziologie. Der Körper wird als soziales Konstrukt verstanden, und der Einfluss gesellschaftlicher Normen und Erwartungen auf die Körperinszenierung von Frauen wird analysiert. Die Theorie von Judith Butler zu Sex und Gender spielt ebenfalls eine Rolle.
Welche Motive für Tätowierungen bei jungen Frauen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht diverse Motive, darunter Identitätszeichen, Zugehörigkeit/Abgrenzung/Stigma, Individualitätszeichen, Schönheitszeichen, Nachahmung, Ritualkompensation, Stärkesymbole, sexuelle und geschlechtsspezifische Symbolik und weitere (vermeintliche) Motive. Die Arbeit vergleicht auch die Motive von Frauen und Männern.
Wie wird die Geschichte der Tätowierung dargestellt?
Das Kapitel zur Geschichte der Tätowierung zeichnet die Entwicklung von den Ursprüngen in verschiedenen Kulturen bis zur heutigen Verbreitung nach. Es zeigt den Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Tätowierungen von einer oft stigmatisierten Praxis hin zu einem weit verbreiteten Modetrend auf.
Welche Rolle spielt die Postmoderne in der Analyse?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Machtstrukturen und Habitus auf die individuelle Gestaltung des Körpers in der postmodernen Gesellschaft. Der Körper wird als Ressource zur Identitätsfindung und zur Darstellung der Geschlechtsidentität betrachtet, wobei die Individualisierung des Körpers ein zentraler Aspekt ist.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Tätowierungen, Körper- und Geschlechtssoziologie, Körpermodifikation, Adoleszenz, Weiblichkeit, Identität, Selbstdarstellung, Postmoderne, Schönheitsideale, Individualisierung.
- Citation du texte
- Caroline Siems (Auteur), 2018, Tätowierungen bei jungen Frauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502257