Das Gebiet der heutigen Republik Jemen an der südwestlichen Spitze der Arabischen Halbinsel war einst in der Antike unter dem Namen „Arabia Felix“ (glückliches oder fruchtbares Arabien) bekannt. Zu dieser Zeit galt der Jemen noch als das reichste Land in der arabischen Welt. Heute ist es das ärmste Land mit einem Pro-Kopf-Einkommen von etwa 1.030 US-Dollar. Der Jemen leidet gegenwärtig unter hoher Arbeitslosigkeit, starkem Bevölkerungswachstum, Trinkwasserknappheit und massiver Armut. Hinzu kommt, dass in dieser seit jeher konfliktreichen Region seit März 2015 ein blutiger Krieg herrscht. Die nationale und internationale Berichterstattung spricht in diesem Zusammenhang regelmäßig von einem Stellvertreterkrieg zwischen den beiden arabischen Großmächten Saudi-Arabien und Iran. Beide Kontrahenten werden dabei als Verteidiger ihrer Konfessionen dargestellt und die Religion als Hauptgrund für die kriegerischen Auseinandersetzungen angeführt. Mit dem Verweis auf einen gemeinsamen schiitischen Hintergrund suggerieren die Medien außerdem in ihrer Berichterstattung eine direkte Verbindung zwischen den schiitischen Huthis und dem amtierenden Regime in Teheran. In diesem Zusammenhang soll im Verlauf der Ausarbeitung differenziert untersucht werden, ob es sich beim Jemen-Konflikt um einen Stellvertreterkrieg zwischen Sunniten und Schiiten, im speziellen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, handelt. Zur Veranschaulichung wird dazu im zweiten Kapitel zunächst eine kurze geographische Einordnung der Republik Jemen vorgenommen. Außerdem sollen der Begriff des Stellvertreterkrieges definiert und wesentliche Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Sunniten und Schiiten dargestellt werden. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Akteuren des Jemen-Konflikts und erläutert die wichtigsten nationalen und internationalen Beteiligten. Dies geschieht insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen der Akteure sowie deren Hintergründe und Zusammensetzungen in sozialer und konfessioneller Hinsicht. Im vierten Kapitel wird schließlich die historische Entwicklung im Jemen von der Wiedervereinigung bis in die heutige Zeit skizziert. Dabei wird insbesondere versucht aufzuzeigen welche Entwicklungen zum aktuellen Konflikt geführt und welche Gründe die gegenwärtigen Auseinandersetzungen im Jemen haben. Abschließend erfolgt dann ein Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen
- 2.1. Der Jemen
- 2.2. Stellvertreterkrieg
- 2.3. Die Spaltung des Islam
- 2.4. Sunniten
- 2.5. Schiiten
- 2.5.1. Imamiten
- 2.5.2. Ismailiten
- 2.5.3. Zaiditen
- 3. Die Konfliktparteien
- 3.1. Nationale Akteure
- 3.1.1. Huthi-Bewegung
- 3.1.2. Huthi-Familie
- 3.1.3. Ali Abdullah Salih
- 3.1.4. Abd Rabbuh Mansur Hadi
- 3.1.5. Al-Ahmar Familie
- 3.1.6. Die Islah-Partei
- 3.1.7. Ali Mohsen
- 3.1.8. Die Südliche Bewegung (Hirak)
- 3.1.9. Dschihadistische Gruppen
- 3.2. Internationale Akteure
- 3.2.1. Saudi-Arabien und Iran
- 3.2.2. Der Golf-Kooperationsrat (GKR)
- 3.2.3. Die Vereinigten-Arabischen-Emirate (VAE)
- 3.2.4. Katar
- 3.2.5. Bahrain
- 3.2.6. Kuwait
- 3.2.7. Oman
- 3.2.8. USA
- 4. Historische Entwicklung
- 4.1. Zwei unabhängige Staaten
- 4.2. Bürgerkrieg
- 4.3. Der Huthi-Konflikt
- 4.4. Die Saada-Kriege
- 4.5. Arabischer Frühling
- 4.6. Transitionsprozess
- 4.7. Militärintervention
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Jemen-Konflikt, ein komplexer und vielschichtiger Konflikt, der durch die Geschichte des Landes, die regionale Geopolitik und den Einfluss internationaler Akteure geprägt ist. Sie analysiert die Ursachen, die Entwicklung und die Akteure des Konflikts, wobei besonderes Augenmerk auf die Rolle der schiitischen Huthi-Bewegung und den Einfluss regionaler Mächte wie Saudi-Arabien und Iran gelegt wird.
- Die historische Entwicklung des Jemen und seine Bedeutung im Kontext der regionalen Machtpolitik
- Die Rolle der Huthi-Bewegung und ihre Ziele im Jemen-Konflikt
- Der Einfluss regionaler Mächte wie Saudi-Arabien und Iran auf den Konflikt
- Die Dynamik des Stellvertreterkriegs und seine Auswirkungen auf die jemenitische Bevölkerung
- Die humanitäre Katastrophe im Jemen und die Herausforderungen der Konfliktlösung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Jemen-Konflikts ein und stellt die Relevanz der Arbeit dar. Das Kapitel 2 liefert grundlegende Informationen zum Jemen, dem Stellvertreterkrieg, der Spaltung des Islam, den Sunniten und den verschiedenen schiitischen Strömungen, insbesondere den Zaiditen, zu denen die Huthi-Bewegung gehört.
Kapitel 3 befasst sich mit den Konfliktparteien, sowohl nationalen als auch internationalen Akteuren. Es werden die Huthi-Bewegung, ihre Familienstruktur und ihre wichtigsten Führungspersonen, sowie die Rolle von Ali Abdullah Salih, Abd Rabbuh Mansur Hadi, der Al-Ahmar Familie, der Islah-Partei und Ali Mohsen beleuchtet. Des Weiteren werden die Südliche Bewegung (Hirak) und dschihadistische Gruppen näher betrachtet.
Im Anschluss werden die internationalen Akteure behandelt, insbesondere die Rolle von Saudi-Arabien und Iran, dem Golf-Kooperationsrat, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, Bahrain, Kuwait, Oman und den USA.
Kapitel 4 beleuchtet die historische Entwicklung des Jemen-Konflikts, ausgehend von zwei unabhängigen Staaten, über den Bürgerkrieg und den Huthi-Konflikt, bis hin zu den Saada-Kriegen, dem Arabischen Frühling, dem Transitionsprozess und der militärischen Intervention.
Schlüsselwörter
Jemen-Konflikt, Stellvertreterkrieg, Huthi-Bewegung, Saudi-Arabien, Iran, Zaiditen, Schiiten, Sunniten, Golf-Kooperationsrat, Arabischer Frühling, Militärintervention, Humanitäre Katastrophe, Konfliktlösung.
- Quote paper
- Michael Konkel (Author), 2019, Der Jemen-Konflikt. Ein Stellvertreterkrieg zwischen Sunniten und Schiiten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502150