Spätestens seit dem Ende des Zweiten Punischen Krieges befand sich Rom auf dem Weg vom Stadtstaat zum Imperium. Tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen vollzogen sich in nahezu allen Lebensbereichen. Insbesondere in der römischen Oberschicht trat ein zunehmender Einfluss griechisch-hellenistischen Kulturgutes zu Tage, der die Wurzeln römischer Traditionen ergriff. Die Kultur des Ostens fand Einzug in Religion, Literatur, politischer Repräsentationskunst sowie in der Verwendung rein materieller Güter. Die Auswirkungen griechischer Bildung auf die römischen Eliten kann als Vorgang von weltgeschichtlicher Bedeutung angesehen werden, bilden sie doch Grundlagen geistiger Traditionen, die bis heute nachwirken. Die Vermischung griechischen und römischen Gedankenguts hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der abendländischen Kultur. Möglicherweise war diese kulturelle Offenheit Roms auch ein entscheidender Grund für den lang andauernden Erfolg und Zusammenhalt des Imperiums.
Unter denen, die sich östlichen Einflüssen öffneten, nahm Scipio Aemilianus eine herausragende Stellung ein. Ihm und seinem Freundeskreis wird entscheidende Bedeutung bei der Rezeption griechischer Kultur eingeräumt. Mit dem Wirken des sogenannten Scipionenkreises fasste die Philosophie entgültig Fuß in Rom, die römische Literatur erhielt entscheidende Impulse und die Herausbildung des römischen Humanitäts-Gedankens als neuem Lebensideal ist eng mit der Tätigkeit dieses Kreises verbunden.
Im Folgenden wird zu untersuchen sein, inwieweit dieses Bild des Scipionenkreises der historischen Realität entspricht. Also in welcher Form existierte dieser Kreis und was war seine tatsächliche Bedeutung? Wer waren die Personen, die sich dort zusammenfanden, welche Beziehungen bestanden unter ihnen und welche Rolle spielt Scipio innerhalb dieser Gemeinschaft?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Quellenkritik und Forschung
3. Scipio Aemilianus
4. Wesen und Wirken des Scipionenkreises
5. Schlussbetrachtung
6. Quellen- und Literarurverzeichnis
1. Einleitung
Spätestens seit dem Ende des Zweiten Punischen Krieges befand sich Rom auf dem Weg vom Stadtstaat zum Imperium. Tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen vollzogen sich in nahezu allen Lebensbereichen. Insbesondere in der römischen Oberschicht trat ein zunehmender Einfluss griechisch-hellenistischen Kulturgutes zu Tage, der die Wurzeln römischer Traditionen ergriff. Die Kultur des Ostens fand Einzug in Religion, Literatur, politischer Repräsentationskunst sowie in der Verwendung rein materieller Güter. Die Auswirkungen griechischer Bildung auf die römischen Eliten kann als Vorgang von weltgeschichtlicher Bedeutung angesehen werden, bilden sie doch Grundlagen geistiger Traditionen, die bis heute nachwirken. Die Vermischung griechischen und römischen Gedankenguts hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der abendländischen Kultur. Möglicherweise war diese kulturelle Offenheit Roms auch ein entscheidender Grund für den lang andauernden Erfolg und Zusammenhalt des Imperiums.
Die Aufnahme griechischer Einflüsse verlief jedoch nicht ohne Widerstand einiger Nobiles, welche traditionelle Werte und die eigene römische Identität gefährdet sahen. Unter diesen tat sich besonders Cato hervor, der sich jedoch selbst diesen Einflüssen nicht gänzlich entziehen konnte. Unter denen, die sich östlichen Einflüssen öffneten, nahm Scipio Aemilianus eine herausragende Stellung ein. Ihm und seinem Freundeskreis wird entscheidende Bedeutung bei der Rezeption griechischer Kultur eingeräumt. Mit dem Wirken des sogenannten Scipionenkreises fasste die Philosophie entgültig Fuß in Rom und die römische Literatur erhielt entscheidende Impulse. Die Herausbildung des römischen Humanitäts-Gedankens als neuem Lebensideal ist eng mit der Tätigkeit dieses Kreises verbunden.
Im Folgenden wird zu untersuchen sein, inwieweit dieses Bild des Scipionenkreises der historischen Realität entspricht. Also in welcher Form existierte dieser Kreis und was war seine tatsächliche Bedeutung? Wer waren die Personen, die sich dort zusammenfanden, welche Beziehungen bestanden unter ihnen und welche Rolle spielt Scipio innerhalb dieser Gemeinschaft?
Hierzu ist es zu aller erst notwendig die relevanten Quellen kritisch zu betrachten und einzuschätzen. Der Forschungsliteratur soll in diesem Zusammenhang besondere Beachtung geschenkt werden, da sie doch wesentlichen Anteil am verbreiteten Bild dieses Kreises hat. Hier wird zu fragen sein wie der Begriff entstanden ist und welches die Grundlagen für die Beurteilung seiner Bedeutung bilden. Außerdem wird betrachtet, wie die jüngere Forschung dieses Bild bewertet und welche Positionen sich angesichts dessen herausgebildet haben. Hier wird der kontrovers diskutierte Aufsatz Strasburgers von besonderem Interesse sein.[1]
Zur Klärung der Bedeutung des Scipionenkreises ist eine genauere Betrachtung der Persönlichkeit Scipios, seiner Biographie und seines Charakters, von entscheidendem Interesse.
So ist die Bedeutung dieses Kreises doch im wesentlichen identisch mit der Bedeutung Scipios, als deren Wortführer und herausragenster Persönlichkeit. Scipios familiäre Herkunft, seine Erziehung und seine Stellung innerhalb der römischen Gesellschaft finden hier besondere Beachtung.
Im Anschluss daran soll untersucht werden in welcher Form der sogenannte Scipionenkreis bestanden hat, welche Inhalte dort verhandelt wurden und welche Wirkungen auf die römische Gesellschaft von ihm ausgingen. Hier soll also versucht werden den Begriff etwas genauer zu definieren. Dazu ist es notwendig, soweit dies möglich ist, die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Personen zu betrachten und dem philosophischen Gehalt dieser Gemeinschaft nachzuspüren. Ciceros konkrete Darstellung der Zusammenkünfte, ihrer Teilnehmer und deren Diskussionen wird hier zu prüfen sein. Dabei wird man auch nicht umhin kommen den Begriff der `Humanitas´ und dessen politische Bedeutung in diesen Zusammenhang einzuordnen. Eine Darstellung der kulturellen Entwicklungen im Rom des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts soll darüber hinaus helfen, das Phänomen des Scipionenkreises besser in seine Zeit einzuordnen.
Zusammenfassend soll zum Schluss versucht werden ein Resümee zu diesem vielverzweigten Untersuchungen zu ziehen und eigene Positionen zu den kritischen Fragen die damit verbunden sind einzunehmen.
2. Quellenkritik und Forschung
Bei der Betrachtung von Scipio Aemilianus und seinem Freundeskreis werde ich mich im wesentlichen mit den Quellen von Polybios und Cicero beschäftigen. Damit liegen zwei doch recht unterschiedliche Quellen vor, deren größte Gemeinsamkeit die umfassende Würdigung des jüngeren Scipio Africanus als herausragende Persönlichkeit der römischen Geschichte ist.
Polybios gelangt als Kriegsgefangener in Folge der Schlacht bei Pydna im Jahre 168 v.Chr. nach Rom und wird im Haus des Aemilius Paullus als Hausverwalter und Erzieher seiner Söhne aufgenommen. Aufgrund des Sonderstatus´ den Polybios unter den ca. 1000 ausgelieferten Archaiern genoss, von denen 17 Jahre später gerade 300 übrig blieben und freigelassen wurden, dürfte er seinen Gastgebern durchaus zu Dankbarkeit verpflichtet gewesen sein. Mit seinem Schüler Scipio verband ihn ein lebenslanges und freundschaftliches, Vertrauensverhältnis, „ wie zwischen Vater und Sohn“.[2] Durch seine guten politischen Kontakte agierte er zum Teil als „geheimer politischer Agent“ der Scipionen, wodurch es ihm gelegentlich sogar möglich war auf politische Vorgänge Einfluss zu nehmen.[3]
Polybios´ Geschichtswerk ist geprägt von dem Anliegen seinen Landsleuten den Erfolg Roms erklärbar zu machen. Er gehörte wohl zu den wenigen Griechen seiner Zeit, welche die römische Vormachtstellung akzeptierten und, folgt man der Argumentation Harders, im römischen Sieg auch einen „Sieg ethischer Überlegenheit“ wahrnahmen.[4] Bei Polybios finden sich ausführliche Schilderungen zum Leben und zur Persönlichkeit des Scipio Aemilianus, so nimmt dieser doch in den letzten Teilen seines Werkes geräumigen Platz ein. Trotz aller Breite findet sich jedoch nichts zum Freundeskreis Scipios, zu dessen Mitgliedern er ja selbst als eine der maßgeblichen Persönlichkeiten gerechnet wird. Außer Cato und M´. Manilius tauchen überhaupt keine Namen aus diesem Kreis auf, was durch die Fragmentierung des polybianischen Werkes bedingt sein könnte.[5] Möglicherweise aber schenkte er den Treffen dieser Gemeinschaft, sofern er überhaupt daran teilnahm, keine wesentliche Beachtung bzw. besaß gar keine Kenntnis von diesen.
Als eigentliche Hauptquelle zum Scipionenkreis muss Cicero mit seinen philosophischen Schriften `Über den Staat´ und `Laelius über die Freundschaft´ betrachtet werden. Hier findet man ausführliche Schilderungen von Zusammenkünften und philosophischen Diskussionen in Scipios Haus.[6] Die Bezeichnung `Scipionenkreis´ selbst geht auf eine recht beiläufige Bemerkung in seiner Schrift `über die Freundschaft´ zurück.[7] Cicero beschreibt diesen Kreis aus der Distanz von knapp zwei Generationen und wählt für seine Darstellungen die Form des Kunstdialogs. Cicero verfasste diese Schriften vor dem Eindruck von Bürgerkrieg und Niedergang der Republik. Er beschwört darin den Geist einer vergangenen Epoche und Scipio als großes allgemeingültiges Vorbild einer Führergestalt.
Cicero sah sich in unmittelbarer geistiger Tradition mit diesem Kreis verbunden und verstand es als seine Aufgabe, die private Humanismus-Philosophie Scipios und seines Kreises, die wohl mehr auf persönlichem Erleben und ethischer Praxis beruhte, in seiner Literatur schriftlichen Ausdruck zu verleihen und sie zu einer öffentlichen Angelegenheit zu machen.[8] Inwiefern nun das von Cicero geschilderte Bild Scipios als einer überhöhten Kunstfigur seiner philosophischen Dialoge der historischen Realität entspricht ist in der Forschung sehr umstritten. Die Schriften Ciceros sind von der Forschung vielerlei Kritik ausgesetzt, die ihnen eine Reihe von Fehlern, Oberflächlichkeiten und Erfindungen zuschreibt . So sind aus dem umfangreich überlieferten Briefkorpus Ciceros einige Anhaltspunkte zur Entstehung von `de re publica´ enthalten, die Aufschluss über die Authentizität dieses Kreises geben, auf die aber an anderer Stelle genauer eingegangen werden soll. Da nun das Phänomen des Scipionenkreises wesentlich von der Glaubwürdigkeit Ciceros abhängt, muss man feststellen, dass die Quellengrundlage zu deren Beurteilung relativ dürftig ist.
[...]
[1] Strasbuger, H.: Der Scipionenkreis, in: Hermes 94 (1966), S. 61 – 72.
[2] Pol. XXXII, 11.
[3] Ziegler, K.: s.v. Polybios 1, in: RE XXI, 2 (1952), Sp.1452f.
[4] Harder, R.: Die Einbürgerung der Philosophie in Rom, in: ders., Kleine Schriften, München 1960, S. 338.
[5] Vgl. Strasburger S. 61.
[6] Vgl. Cic. Rep. I, 14ff.
[7] Vgl. Cic. Lael. 69.
[8] Vgl. Harder S. 344.
- Arbeit zitieren
- Robert Hanulak (Autor:in), 2003, Der Scipionenkreis - Untersuchungen zum Freundeskreis des Scipio Aemilianus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50137
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