Unsere Gesellschaft befindet sich in einem deutlichen strukturellen Wandel. Steigende Lebenserwartungen und verbesserte medizinische Versorgung haben unter anderem dazu geführt, dass die Anzahl älterer Menschen zunimmt. Es entstehen immer vielseitigere Angebote zu Wohnformen und Betreuungsarten. Auch in der Politik ist die alternde Gesellschaft ein bedeutungsvolles Thema. Diese Gegebenheiten führen dazu, dass der/die Ältere ebenso in der Sozialen Arbeit zunehmend in den Fokus gerät.
Das Case Management hat sich, wie in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit, auch in der Altenhilfe als eine effiziente Methode herausgestellt. Die anschließende Arbeit beschäftigt sich speziell mit dem Case Management in der ambulanten Altenhilfe. Mit der zentralen Frage, wie sich Case Management in den verschiedenen Bereichen der ambulanten Altenhilfe äußert, gliedert sich der Text wie folgt: Zuerst wird das Arbeitsfeld der Sozialen Altenhilfe in ihrer Entwicklung dargestellt. Anschließend folgt eine Definition des Case Managements mit den Merkmalen und Ursprung. Darauf aufbauend werden die Aufgaben des/der Case Managers/in in verschiedenen Bereichen der ambulanten Altenhilfe beschrieben.
Einleitung
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem deutlichen strukturellen Wandel. Steigende Lebenserwartungen und verbesserte medizinische Versorgung haben unter anderem dazu geführt, dass die Anzahl älterer Menschen zunimmt. Es entstehen immer vielseitigere Angebote zu Wohnformen und Betreuungsarten. Auch in der Politik ist die alternde Gesellschaft ein bedeutungsvolles Thema. Diese Gegebenheiten führen dazu, dass der/die Ältere ebenso in der Sozialen Arbeit zunehmend in den Fokus gerät.
Das Case Management hat sich, wie in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit, auch in der Altenhilfe als eine effiziente Methode herausgestellt. Die anschließende Arbeit beschäftigt sich speziell mit dem Case Management in der ambulanten Altenhilfe. Mit der zentralen Frage, wie sich Case Management in den verschiedenen Bereichen der ambulanten Altenhilfe äußert, gliedert sich der Text wie folgt: Zuerst wird das Arbeitsfeld der Sozialen Altenhilfe in ihrer Entwicklung dargestellt. Anschließend folgt eine Definition des Case Managements mit den Merkmalen und Ursprung. Darauf aufbauend werden die Aufgaben des/der Case Managers/in in verschiedenen Bereichen der ambulanten Altenhilfe beschrieben.
1 Soziale Arbeit in der Altenhilfe
Seit Ende der 1980er Jahre beschäftigt sich die Soziale Arbeit vermehrt mit der Unterstützung älterer Menschen. Dementsprechend kam es in diesem Bereich zu einer deutlicheren Ausgestaltung von Institutionen und Konzepten.1 Grundlage für den starken Wandel ist der Paragraph 71 des zwölften Sozialgesetzbuches (§71 SGB XII), wonach Altenhilfe Aufgabe der Kommunen sei. Der Paragraph 75 des Bundessozialhilfegesetzes (§75 BSHG) verpflichtet diese außerdem eine eigenständige Altenhilfeinfrastruktur zu entwickeln.
Im Zusammenhang mit der Altenhilfe fällt oft der Begriff der „Altenarbeit“. Die Altenhilfe beschäftigt sich mit der Bereitstellung von Hilfsangeboten in ohnmächtigen Lebenslagen, wie Armut, Pflegebedürftigkeit oder soziale Isolation. Die Altenarbeit verfolgt hingegen das Ziel dem/der Alten die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten und diese/n zu integrieren. Die Grenzen zwischen beiden verlaufen in der Praxis des/der Sozialarbeiters/in fließend.
Herkömmlich ist die Altenhilfe Bestandteil des Sozialwesens. Jenes setzt den Schwerpunkt auf die Integration Älterer in die Gesellschaft, auf die Ressourcen älterer Menschen und die Tragfähigkeit des Generationenvertrages. Die Gesellschaft hat jedoch u.a. eine zunehmende Feminisierung, Singularisierung, Hochaltrigkeit und Entberuflichung zu verzeichnen. Eine reflexive Neuorientierung ist wegen des demographischen Strukturwandels notwendig geworden.2 Nach Schmidt3 ist aufgrund der biografischen Ausweitung des nachberuflichen Lebensabschnitts auch von einem „vierten Lebensalter“ die Rede, in welchem sich vor allem soziale Probleme häufen. Er begründet diese auch als Folge von chronischer Krankheit und nachlassender Kräfte, was zu einer Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung führt. Daraus ergibt sich eine große Heterogenität in den Lebenslagen älterer Personen und damit auch in ihrer Bedürftigkeit. Hoppe4 spricht von einer Ausrichtung der Themen der Altenhilfe auf die Bereiche Gerontologie und Alter und damit verbunden von einer vermehrten Verschiebung der Altenhilfe in Richtung Gesundheitswesen. Laut ihr liegt die Altenhilfe auf der Schnittstelle des Sozial- und Gesundheitswesens. Aufgrund der großen Unterschiede der Bedarfslagen älterer Menschen, die sich aus dem Strukturwandel der Gesellschaft ergeben, kommt es in der Sozialen Altenhilfe zu einer „Pluralisierung der Angebotsstruktur“.5 Je nach Bedarfslage existieren ambulante, stationäre und teilstationäre Angebote der Pflege. Oberstes Ziel ist es während der Arbeit mit dem älteren Menschen trotz seiner alltäglichen Schwierigkeiten ein Leben in der Häuslichkeit sicher zu stellen.6
Die Soziale Arbeit richtet sich in diesem Zusammenhang vom Fachwissen und den Methoden her stark auf die Sicherstellung der Pflege aus. Eine wichtige Methode des/der Sozialarbeiters/in ist die Netzwerkarbeit, also die stetige Zusammenarbeit mit Angehörigen und die damit verbundene leistungserschließende Beratung. Die Evaluation der bisher erlangten Ergebnisse aus Sicht des/der Klienten/in und dessen/deren Umfeld, gehören ebenso zu den täglichen Aufgaben in der Altenhilfe. Das Case Management dient der Überwindung von Rationalitätsdefiziten in der ambulanten Versorgung. Für die Sicherstellung der Pflege, wie die Erhaltung der Lebensqualität des/der Älteren, sind auch der Informationsaustausch und die Organisation der Maßnahmen durch den/die Sozialarbeiter/in nötig. Im Rahmen sozialer Dienste und Maßnahmen können auch auf Grundlage von reflexiver Auswertung neue Produkte durch Sozialarbeiter/innen gestaltet werden.7
2 Ursprung und Definition des Case Managements
Der Ursprung des Case Managements ist auf Entwicklungen in den USA zurückzuführen. Es wurde dort von den Sozialdiensten entwickelt und erhielt seit den 1980er Jahren auch in Deutschland zunehmend Beachtung. Es ist auch bekannt unter dem Begriff „Unterstützungsmanagement“. Gründe für die vermehrte Anerkennung waren die steigenden Differenzierungen, sowie Spezifizierungen der Dienstleistungen, was eine Zusammenarbeit mit den vielseitigen Angeboten notwendig machte.8
Das Case Management lässt sich nach Galuske9 als eine direkt interventionsbezogene Methode der Sozialen Arbeit einordnen. Sie wird als Weiterentwicklung der Einzelfallhilfe aufgefasst. Die Aufgaben des/der Sozialarbeiters/in umfassen zu geringen Teilen die Beziehungsarbeit und den damit einhergehenden psycho-sozialen Beistand des/der Klienten/in. Dieser wird im Vergleich eher beiläufig gestaltet. Vielmehr verlagern sich die Tätigkeiten auf das zugänglich machen zu den individuell angepassten Hilfen. Primäres Ziel ist es auf die genauen Probleme passende Hilfen zu gestalten. Der/Die Sozialarbeiter/in geht hierbei stark planend, organisierend, kooperierend und koordinierend vor. Außerdem nutzt diese/r während der Arbeit lokale, ökonomische, politische und kulturelle Bezüge.10 Wendt11 beschreibt für das Case Management die Ganzheitlichkeit und Integration als wichtige Prinzipien.
„Case Management gehört der Sozialarbeit an und hat die Kernfunktion, den Klienten-Systemen (einzelnen Menschen, Familien und ihren Angehörigen, Kleingruppen, Nachbarn, Freunden usw.) in koordinierter Weise Dienstleistungen zugänglich zu machen, die von ihnen zur Lösung von Problemen und zur Verringerung von Spannungen und Stress benötigt werden … indem sie soziale oder gesundheitliche, therapeutische und erzieherische, religiöse, juristische u.a. Hilfen denen vermitteln und zukommen lassen, die auf derartige Leistungen ambulant … oder in Institutionen und Organisationen angewiesen sind.“12
Ableitend aus Lowys Definition erfüllt Case Management vier Funktionen. Durch das „assessment“ erfolgt die Erfassung der aktuellen Lebenssituation des Menschen und den sich daraus ergebenden benötigten Hilfen. Während des „service planning“ wird gemeinsam mit dem Klienten ein Hilfe- und Unterstützungsplan erarbeitet. Beim „brokering services“ erfolgt die Kontaktaufnahme und Vermittlung zu den konkreten hilfeleistenden Einrichtungen. Die vierte Funktion, die „community intervention“, ist die Koordination der verschiedenen Hilfestellungen im kommunalen Zusammenhang.13
Es existiert auch eine neuere Einteilung des Case Managements in fünf Funktionen. Nach Wendt14 ist die erste die Falleinschätzung und Abklärung („assessment“). Als nächste kommt das Planen der Schritte („planning“). Dann folgt die Durchführung („intervention“) und als viertes die Kontrolle, sowie Überwachung („monitoring“). Als letzte Funktion wird die Beurteilung und Auswertung des Vorangegangenen beschrieben („evaluation“).
[...]
1 vgl. Schmidt 1999, S. 209
2 vgl. Hoppe 2008, S. 57
3 vgl. 1999, S. 217
4 vgl. 2008. S. 57
5 Schmidt/Schweppe, zit. nach Schmidt, S. 215
6 vgl. Hoppe 2008, S. 58 f.
7 vgl. Schmidt 1999, S. 214
8 vgl. Galuske 2011, S. 198
9 ebd. 2011, S. 166
10 ebd. S. 199
11 vgl. 2010, S. 205
12 Lowy, zit. nach Galuske 2011, S. 199
13 vgl. Galuske 2011, S. 199 f.
14 vgl. 2010, S. 124
- Quote paper
- Christin Burchardt (Author), 2017, Case Management in der ambulanten Altenhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501260
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