In diesem Text werden verschiedene Essstörungen, ihre Ursachen und ihre Entstehung zusammengefasst. Es folgt eine Beschreibung einzelner Übungsformen in der psychomotorischen Praxis sowie ein beispielhafter Ablaufplan.
Andauerndes Beschäftigen mit Essen kann ein Indikator für eine Essstörung sein. Dabei ist die Krankheit mit einer Lebenszeitprävalenz von 1% eher selten. Häufig treten Essstörungen chronisch und gepaart mit anderen affektiven Störungen auf, wie z.B. einer Depression oder einer bipolaren Störung.
Faktoren, welche die Anfälligkeit für eine Essstörung erhöhen sind laut Hölter (1993) ein niedriges Selbstwertgefühl, Perfektionismus oder Essstörungen in der Familie. Außerdem sind besonders häufig Frauen aus der westlichen Kultur in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter betroffen. Übergewicht, sexueller Missbrauch oder häufiges Diätverhalten in der Familie begünstigen zudem das Auftreten einer Essstörung.
Inhaltsverzeichnis
1 Zusammenfassung der Theorie
1.1 Anorexia nervosa
1.2 Bulimia nervosa
1.3 Binge Eating
1.4 Atypische Formen
1.5 Andere
1.6 Ursachen und Entstehung
1.7 Therapie
2 Praxi
2.1 Beschreibung einzelner Übungsformen
2.2 Ablaufplan
Literaturverzeichnis
1 Zusammenfassung der Theorie
Andauerndes Beschäftigen mit Essen kann ein Indikator für eine Essstörung sein. Dabei ist die Krankheit mit einer Lebenszeitprävalenz von 1 % eher selten (Caspar, Pjanic, & Westermann, 2018).
Häufig treten Essstörungen chronisch und gepaart mit anderen affektiven Störungen auf wie z.B. einer Depression oder einer bipolaren Störung (Keller, 2013).
1.1 Anorexia nervosa
Bei Anorexia nervosa handelt es sich um eine extreme Abmagerung als Folge einer selbst herbeigeführten massiven Einschränkung der Nahrungsaufnahme. Dabei liegt eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers vor, woraus eine starke Körperschemastörung resultiert (Caspar et al., 2018).
Die Betroffenen leiden unter einer extremen Angst vor einer Gewichtszunahme trotz ihres Untergewichts. Bei Anorexie Patienten liegt das Körpergewicht 15 % unter dem Normalgewicht und der BMI liegt unter 18,5 (Caspar et al., 2018).
Die Erkrankung tritt vor allem in der Adoleszenz zwischen 15-19 Jahren auf. Betroffene haben ein 10% erhöhtes Mortalitätsrisiko (Organversagen, Suizid) und laut Caspar et al. (2018) kann Osteoporose als Folge auftreten.
Häufig liegt eine Hyperaktivität, also ein Bewegungszwang, vor, welcher dazu dient, Spannungen abzubauen und das Gewicht zu regulieren. Es treten Schuldgefühle auf, wenn sich nicht bewegt wird, und Müdigkeitsgefühle werden geleugnet.
Zudem treten endokrine Störungen wie das Ausbleiben der Periode, Schilddrüsenstörungen oder erhöhte Kortisolspiegel auf (Caspar et al., 2018).
Beim Auftreten der Erkrankung in der Pubertät führt dies zu einer verzögerten Entwicklung, was sich in einem Wachstumsstopp oder einer verzögerten Entwicklung der Geschlechtsteile äußern kann (Caspar et al., 2018).
1.2 Bulimia nervosa
Bei der Erkrankung Bulimia nervosa handelt es sich um eine Ess-Brech-Sucht. Dabei treten Essanfälle mindestens dreimal täglich mit zeitnaher Gegenkompensation auf. Strategien zur Kompensation sind Erbrechen, Fasten, Sport, der Gebrauch von Abführmitteln oder Diuretika (Appetitzügler) (Caspar et al. 2018).
Die Erkrankung tritt vorwiegend im Alter von 20-25 Jahre auf und die Betroffenen sind laut Caspar et al., anders als bei der Anorexia nervosa, häufig normalgewichtig. Charakteristisch für die Erkrankung sind vor allem die übermäßige Gier nach Nahrung, gleichzeitig die krankhafte Angst dick zu werden und eine unrealistische, selbst festgelegte Gewichtsgrenze (Caspar et al., 2018).
1.3 Binge Eating
Binge Eating nennt sich eine Erkrankung, bei der immer wieder Heißhungeranfälle mit Essattacken auftreten. Die Betroffenen essen dabei häufig sehr schnell, übermäßig viel und allein (Munsch, 2011).
Nach einer Essattacke treten Ekel und Schuldgefühle auf und allgemein herrscht ein großer Leidensdruck durch die Erkrankung.
Laut Munsch (2011) treten die Anfälle an mindestens zwei Tagen pro Woche für mindestens 6 Monate auf und es finden, anders als bei der Bulimie, keine regelmäßigen Gegenmaßnahmen statt. Betroffene sind häufig übergewichtig oder adipös (Body Mass Index [kg/m2] > 30).
1.4 Atypische Formen
Zwischen den Symptomatiken können auch Fluktuationen auftreten und es kann sein, dass nicht alle Kriterien eines Störungsbildes erfüllt werden.
So weisen im klinischen Alltag sogar 50% der Essgestörten eine atypische Form der Essstörung auf. Laut Caspar et al. (2018) haben Bulimie Patienten häufig eine anorektische Vorgeschichte.
1.5 Andere
Nicht in ICD 10 klassifiziert sind die Essstörungen Anorexia athletica (Hölter, 1993) und Orthorexia nervosa (Klotter, Depa & Humme, 2015).
Bei der Orthorexia nervosa liegt ein zwanghaft gesundes Essverhalten vor, welches sich nach selbst auferlegten Regeln richtet und zur sozialen Isolation der Betroffenen führt, da das strenge Essverhalten oftmals nicht mit sozialen Situationen kompatibel ist.
Zusätzlich herrscht eine Angst durch den Verzehr von „ungesunden“ Nahrungsmitteln zu erkranken und die Kontrolle über sein Essverhalten zu verlieren. Es herrscht keine ausgewogene Lebensmittelauswahl und eine andauernde Beschäftigung mit dem Thema Essen (Klotter et al., 2015).
Die Anorexia athletica tritt vor allem im Leistungssport auf. Hierbei wird die starke Einschränkung der Nahrungszufuhr genutzt, um die sportliche Leistung zu verbessern. Betroffene leiden unter Amenorrhoe und haben ein erhöhtes Risiko an Osteoporose zu erkranken (Hölter, 1993).
1.6 Ursachen und Entstehung
Faktoren, welche die Anfälligkeit für eine Essstörung erhöhen sind laut Hölter (1993) ein niedriges Selbstwertgefühl, Perfektionismus oder Essstörungen in der Familie. Außerdem sind besonders häufig Frauen aus der westlichen Kultur in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter betroffen. Übergewicht, sexueller Missbrauch oder häufiges Diätverhalten in der Familie begünstigen zudem das Auftreten einer Essstörung (Hölter, 1993).
Auslöser für die Erkrankung können Kritik am Essverhalten oder der Schlankheitsdruck, welcher vor allem Models, Leistungssportlerinnen oder Tänzerinnen betrifft, sein (Hölter, 1993).
Hölter (1993) nennt als Ursachen ein häufiges Erleben von Stress und negativen Gefühlen, Emotionsregulationsdefizite und ein dysfunktionaler Umgang mit Belastungssituationen.
1.7 Therapie
Bei der psychomotorischen Therapie als Teil einer multimodalen Behandlung wird der Körper und Bewegung als Mittel eingesetzt, um eine positivere Haltung dem eigenen Körper gegenüber zu erzeugen und ein realistischeres Körperbild zu entwickeln (Probst, 2008).
Laut Probst (2008) erachten 82 % der Patienten die Körpertherapie als sehr sinnvoll. Der Effekt der Therapie ist auf die Körperzufriedenheit kurz und mittelfristig dauerhaft. Die Patienten werden in der Therapie mit dem eigenen Körper konfrontiert um sich ihm besser bewusst zu werden.
Als Therapieziele gelten das Entwickeln eines realistischen Körperbildes und das Annehmen des Körpers. So sollen sich besonders die Anorexie Patienten ihres schlechten physischen Zustandes bewusst werden (Hölter, 1993).
Zudem sollen sie sich ihres Bewegunsdrangs bewusstwerden und diesen kontrollieren lernen (Probst, 2008). Auch auf die Entwicklung von sozialen Kompetenzen wird geachtet, gepaart mit individuellen Therapiezielen, wie mehr Energie zu haben, seine Gefühle besser ausdrücken oder sich besser zu entspannen zu können (Hölter, 1993).
Die Therapie findet meist in Gruppen und in Räumen mit Spiegeln statt, sodass die Patienten sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen können, und um die Patienten mit ihrem Körper zu konfrontieren (Hölter, 1993).
2 Praxis
2.1 Beschreibung einzelner Übungsformen
In der psychomotorischen Praxis für Essgestörte werden mitunter Übungen zur positiven Körpererfahrung eingesetzt. Diese Übungen dienen dazu, die Entspannungsfähigkeit zu trainieren. Zudem sollen die Patienten lernen, ihre Hyperaktivität zu kontrollieren und den Körper wieder zu fühlen (Probst, 2008).
Dazu eingesetzt werden z.B. Entspannungs- und Atemübungen, oder Massagen. Zusätzlich werden auch kreative Übungen zum Körperausdruck angewendet, bei denen es darum geht, seine Gefühle mit dem Körper auszudrücken und den Körper als Kommunikationsmedium wahrzunehmen (Hölter, 1993).
Typisch dafür sind Pantomime, freies Tanzen oder Musiktherapie.
Auch sehr beliebt sind Vertrauensübungen, um die Selbstsicherheit zu steigern, oder Übungen zur Kontaktaufnahme, wo die Interaktion des Körpers mit der Umwelt im Fordergrund steht, und so die sozialen Kompetenzen der Patienten geschult werden (Hölter, 1993). Abschließend lassen sich laut Probst (2008) auch noch andere körperliche Aktivitäten, wie Sportspiele oder Fitnessübungen nennen, welche mitunter eingesetzt werden, um die Gewichtszunahme für Patienten mit einem BMI über 16 erträglicher zu machen, oder zur Osteoporoseprävention, bei Patienten mit einem BMI unter 16 (Hölter, 1993).
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- Quote paper
- Oliver Hahn (Author), 2018, Psychomotorik bei Essstörungen. Ursachen und Therapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/500449
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