Wie die Figuren beziehungsweise die Geschlechter in den Räumen agieren und welche Rolle beziehungsweise räumliche Zuweisung zum Beispiel die Ehefrau des Professors erhält, soll Gegenstand dieser literaturwissenschaftlichen Untersuchung werden. Narrative Raumdarstellungen bieten sich für geschlechterrelevanten Implikationen und Aussagen vor allem daher an, da der Raum als kulturelles Phänomen sowohl vielfältigen Semantisierungen unterworfen ist, als auch in der Lage ist, soziale Realität abzubilden.
Dies kann sich in unterschiedlicher Weise in den Einstellungen und Verhaltensweisen, aber auch in kommunikativen und konkreten Handlungen der Figuren abzeichnen. Im Verlauf der vorliegenden Arbeit soll des Weiteren die tatsächliche Ursache der Verwirrung der Gefühle erläutert werden und welche Intention Zweig auf diese Weise verfolgt. Anhand der Analyse von Raum und Geschlecht soll es anschließend möglich sein, Auskunft über die Geschlechterproblematik, um die Jahrhundertwende zu geben. Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte wird herausgearbeitet, welche Position der Text bezüglich Geschlechterbildern und Sexualität einnimmt. Hierzu wird vor allem auf die Wirkung der Inszenierung von sexuellen Handlungen auf den Rezipienten eingegangen. Abschließend werden die Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst und Zweigs Darstellung von Sexualität in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext bewertet.
Literatur erzählt Welten und entwirft mit ihren narrativen Texten ein raumzeitliches Kontinuum, das als Rahmen für Figuren und deren Bewegungen und Handlungen fungiert. Stefan Zweigs Erzählung "Verwirrung der Gefühle" folgt dabei dem Aufbau einer Detektivgeschichte: So erfahren die Rezipienten schon frühzeitig, dass es im Leben des Anglistikprofessors ein Geheimnis gibt, welches durch die Erzählung Rolands allmählich gelüftet wird. Der verheiratete Anglistikprofessor ist homosexuell und hat sich in ihn verliebt. Homosexualität stand im späten 19. Jahrhundert bis ins ausgehenden 20. Jahrhundert unter strafrechtlicher Verfolgung, daher ist der Professor darauf bedacht, seine sexuellen Neigungen vor der Gesellschaft zu verbergen, unter anderem durch seine Ehe. Die homosexuelle Neigung des Professors beschränkt sich innerhalb der Erzählung auf zwei topographische Räume: das für die Öffentlichkeit unzugängliche Arbeitszimmer und den Raum der anonymen Großstadt Berlin. Hier ist es dem Professor möglich, diese mehr oder weniger frei auszuleben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stefan Zweig und seine Epoche
- Kultur- und literaturhistorische Voraussetzungen
- Gesellschaft und Sexualität
- Raum und Geschlecht in Verwirrung der Gefühle
- Die Großstadt - Berlin
- Berlin – Stadt der Freiheit und Unabhängigkeit: Rolands Zeit in Berlin
- Berlin die lasterhafte Stadt: Die Ausflüge des Lehrers
- Die Universität
- Das Haus
- Das Studierzimmer
- Das Zimmer von Roland
- Die Natur/ Der Naturraum
- Die Großstadt - Berlin
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Stefan Zweigs Novelle „Verwirrung der Gefühle“ im Hinblick auf Raum und Geschlecht. Ziel ist es, die räumlichen Kontexte der Geschichte zu analysieren und zu zeigen, wie diese die Darstellung von Geschlecht und Sexualität beeinflussen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Figuren und ihrer Handlungen in den verschiedenen Räumen, die die Novelle prägen.
- Die Bedeutung von Raum als kulturelles Phänomen und seine Funktion in der Darstellung von Geschlecht und Sexualität
- Die Rolle von Berlin als Großstadt und Ort der Freiheit und Verführung
- Die Inszenierung des Universitätsraums als Ort des Wissens und der Machtverhältnisse
- Das Haus als symbolischer Raum der Intimität und der Verborgenheit
- Die Bedeutung der Natur als Kontrast zu den geschlossenen Räumen der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Darstellung von Geschlecht und Sexualität in der Literatur ein und stellt den Kontext der Arbeit vor. Das zweite Kapitel widmet sich Stefan Zweig und seiner Epoche, beleuchtet die kultur- und literaturhistorischen Voraussetzungen seines Werks und diskutiert die gesellschaftliche Situation im Hinblick auf Geschlecht und Sexualität um die Jahrhundertwende. Das dritte Kapitel analysiert die Novelle „Verwirrung der Gefühle“ im Detail. Hierbei stehen die verschiedenen räumlichen Kontexte der Geschichte im Vordergrund und deren Einfluss auf die Figuren und ihre Beziehungen zueinander.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Raum und Geschlecht in der Literatur, insbesondere in Bezug auf Stefan Zweigs Novelle „Verwirrung der Gefühle“. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Raumdarstellung, Geschlechterrollen, Sexualität, Homosexualität, Wiener Moderne, Großstadt, Universität, Haus, Natur, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2019, Raum und Geschlecht in Stefan Zweigs "Verwirrung der Gefühle", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498681