Richard Wagner war zweifellos ein Mensch und Künstler mit Sinn für Komik, sogar für mozarteske Albernheit – aber inwieweit man seine große Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ unumwunden dem Typus „komische Oper“ zuschlagen darf, stellt das hier vorliegende Referat in Frage.
Im Rahmen eines germanistischen Hauptseminars aus theaterwissenschaftlicher Sicht angelegt untersucht die vorliegende Arbeit Wagners Bezug zu komischen Opern seiner Zeit und des damaligen Repertoirebetriebs, seine eigene Haltung gegenüber den unterhaltsam-witzigen Aspekten seines Werkes und geht der Wirkung „komischer“ Momente und Personen in den "Meistersingern" nach - auch unter Einbeziehungen anderer, thematisch naheliegender Bearbeitungen z. B. durch Albert Lortzing ("Hans Sachs" 1840), Johann Ludwig Deinhardstein ("Hans Sachs", UA 1827, Erstdruck Wien 1829) oder Adalbert Mathias Gyrowetz („Hans Sachs im vorgerückten Alter“, geplante Uraufführung 1833 Dresden).
Inhaltsverzeichnis
- Die deutsche Komische Oper vor Wagner – ein Rundblick
- Wagner und die Komische Oper – eine lebenslange Liaison
- Wagners Verständnis der "Meistersinger von Nürnberg" als Komische Oper
- Komische Momente und Personen in den "Meistersingern"
- Vorbildhafte Strukturen aus der Komödientradition
- Typische Mittel der Komischen Oper in Wagners "Meistersingern": Kleidertausch, Prügelei und Liedvortrag
- Die kleinbürgerliche Nürnberger Welt als augenzwinkernde Spiegelung der Realität
- Das Paar der Altersmesalliance: Magdalene und David eine Chance?
- Beckmesser - Stadtschreiber und Witzfigur?
- Parallelen zwischen Albert Lortzing „Hans Sachs“ und Richard Wagners „Meistersingern“, auch im Hinblick auf die Werke von Deinhardtstein und Gyrowetz
- Der Humor in den "Meistersingern"
- "Moral" und Kunstästhetik im Nürnberg der "Meistersinger"
- Die "Meistersinger von Nürnberg": Hauptwerk der Komischen Oper oder ihre Überwindung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ in die Tradition der deutschen Komischen Oper einzuordnen sind. Die Arbeit untersucht, ob das Werk die Gattung der komischen Oper fortsetzt oder sie aufbricht und neue Wege beschreitet.
- Wagners frühe Beschäftigung mit der komischen Oper
- Komische Elemente und Figuren in den „Meistersingern“
- Die Rolle des Humors und der Komik in Wagners Werk
- Die „Meistersinger“ im Kontext der deutschen Komischen Oper
- Wagners eigene Definition der „Meistersinger“ als Komische Oper
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entwicklung der deutschen Komischen Oper vor Wagner, wobei Werke wie Lortzings „Zar und Zimmermann“ und Mozarts „Entführung aus dem Serail“ exemplarisch betrachtet werden. Das zweite Kapitel untersucht Wagners Beschäftigung mit der Komischen Oper in seinen frühen Werken wie „Die Feen“ und „Männerlist größer als Frauenlist“, wobei seine Entscheidung, die Komische Oper zu verlassen, beleuchtet wird. Im dritten Kapitel geht es um Wagners Verständnis der „Meistersinger“ als Komische Oper. Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse von komischen Elementen und Figuren in Wagners Werk, darunter der Kleidertausch, die Prügelei, die Nürnberger Welt und die Figur des Beckmessers. Im fünften Kapitel werden Parallelen zwischen Lortzings „Hans Sachs“ und Wagners „Meistersingern“ im Hinblick auf Humor und „Moral“ gezogen.
Schlüsselwörter
Deutsche Komische Oper, Richard Wagner, „Meistersinger von Nürnberg“, Humor, Komik, „Moral“, Kunstästhetik, Lortzing, „Hans Sachs“, Parodie, „Zar und Zimmermann“, „Entführung aus dem Serail“, „Die Feen“, „Männerlist größer als Frauenlist“, Kleidertausch, Prügelei, Beckmesser, Nürnberger Welt.
- Quote paper
- Dr. Sabine Busch-Frank (Author), 1998, »Die Meistersinger von Nürnberg« in der Tradition der deutschen Komischen Oper - Eckstein oder Sprengung der Gattung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49786