Obwohl der Begriff „Magischer Realismus“ schon über siebzig Jahre existiert, scheint es doch immer noch keinen gemeinsamen Konsens über eine Definition zu geben. Die Schwierigkeit der Begriffsbestimmung liegt in dem Terminus selbst, denn die Verbindung aus „magisch“ und „realistisch“ deutet darauf hin, dass sich hier zwei scheinbar widersprüchliche Elemente zusammenfügen: das Konzept der gewöhnlichen Realität einerseits und das Konzept des Magischen, d.h. des Fantastischen oder Übernatürlichen andererseits. Normalerweise können diese beiden Konzepte - zumindest aus europäischer Sichtweise - nicht gleichwertig koexistieren. Für einen narrativen Text bedeutet dies, dass er entweder überwiegend realistisch ist, d. h. fiktive Gestalten und Handlungen bewegen sich immer in den Normen der Realität, oder der Text weicht von der Realität ab und zeigt uns fantastische Elemente. Dabei ist dem Leser normalerweise bewusst, in welcher der beiden Welten er sich gerade bewegt. In magisch-realistischer Literatur hingegen scheinen die Grenzen zwischen rational-pragmatischer Alltagserfahrung und magischer Wirklichkeitssicht überschritten zu werden, und es wird eine gleichwertige Koexistenz der beiden Konzepte ermöglicht. Dies macht den Begriff des magischen Realismus sicherlich sehr faszinierend. Doch wie sieht ein Text aus, in dem diese gegensätzlichen Elemente koexistieren, in dem es keine Grenzen zwischen der Realität und magischen Vorstellungen gibt? Wie kann ermöglicht werden, dass die beiden Elemente gleichwertig und nicht in einer Hierarchie existieren? Dies sind Fragen, die sicherlich nicht einfach zu beantworten sind. Deutlich wird jedoch, dass sich hinter dem Begriff „Magischer Realismus“ ein komplexes und problematisches Konzept verbirgt.
In der Literaturwissenschaft finden sich viele Versuche, den Begriff zu definieren, doch meistens werden die Definitionen sehr allgemein gehalten, was dazu führt, dass Kritiker diesen Begriff auf unterschiedlichste Texte beziehen und den verschiedensten Autoren zuordnen. Auch findet man häufig keine Abgrenzung zu benachbarten Genres wie dem der fantastischen Literatur oder des Surrealismus. Unklar bleibt im Grunde auch, worum es sich beim magischen Realismus eigentlich handelt. Ist es ein Genre, eine literarische Technik, ein bestimmter Stil oder einfach nur ein Sammelbegriff für die Literaturen, die vom klassischen Realismus abweichen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Geschichte des magischen Realismus
- 1. Ursprung des Begriffes
- 2. Magischer Realismus und das „wunderbar Wirkliche“ in Lateinamerika
- II. Das Wesen des magischen Realismus
- 1. Abgrenzung zu fantastischer Literatur
- 2. Magischer Realismus als ein postkoloniales Phänomen
- 3. Magischer Realismus in Afrika
- 3.1. Südafrika
- III. Magischer Realismus in Werken von André Brink
- 1. Imaginings of Sand (1996)
- 2. Devil's Valley (1998)
- 3. The Rights of Desire (2000)
- 4. Magischer Realismus bei Brink - ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendung magischen Realismus in ausgewählten Werken von André Brink. Ziel ist es, zu analysieren, inwiefern Brinks Romane Merkmale des magischen Realismus aufweisen und wie diese im Kontext der südafrikanischen Geschichte und der Post-Apartheid-Ära zu verstehen sind.
- Der Ursprung und die Entwicklung des Begriffs "Magischer Realismus", insbesondere in lateinamerikanischem Kontext.
- Das Wesen des magischen Realismus und seine Abgrenzung zu anderen Genres.
- Magischer Realismus als postkoloniales Phänomen und seine Relevanz für die afrikanische, speziell die südafrikanische Literatur.
- Analyse des magischen Realismus in drei ausgewählten Romanen von André Brink.
- Die Rolle des magischen Realismus in der Darstellung der südafrikanischen Gesellschaft nach der Apartheid.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Definition des magischen Realismus aufgrund des scheinbaren Widerspruchs zwischen Magischem und Realistischem. Sie betont die fehlende einheitliche Definition und die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung zu verwandten Genres. Die Arbeit kündigt die Untersuchung des magischen Realismus in den Werken von André Brink an, im Kontext der südafrikanischen Geschichte und der Post-Apartheid-Ära.
I. Geschichte des magischen Realismus: Dieses Kapitel verfolgt die Entwicklung des Begriffs "Magischer Realismus". Es konzentriert sich auf den lateinamerikanischen Kontext und die Bedeutung von Autoren wie Gabriel García Márquez und Jorge Luis Borges. Es wird die Debatte um die Einordnung bestimmter Werke beleuchtet und die assoziierten Herausforderungen der Genreeinteilung aufgezeigt.
II. Das Wesen des magischen Realismus: Dieses Kapitel befasst sich mit den Merkmalen des magischen Realismus, seiner Abgrenzung von der fantastischen Literatur und dem Surrealismus. Es untersucht den magischen Realismus als postkoloniales Phänomen und beleuchtet dessen Verbreitung in verschiedenen Literaturen weltweit, einschließlich der afrikanischen Literatur, wobei ein besonderer Fokus auf Südafrika gelegt wird und die Frage nach den Voraussetzungen für die Entstehung eines magischen Realismus in diesem Kontext untersucht wird.
III. Magischer Realismus in Werken von André Brink: Dieses Kapitel analysiert drei Romane von André Brink ("Imaginings of Sand", "Devil's Valley", "The Rights of Desire") im Hinblick auf den magischen Realismus. Es untersucht, wie Brink magisch-realistische Elemente einsetzt und welche Bedeutung diese im Kontext seiner Werke und der südafrikanischen Gesellschaft haben. Es wird untersucht, ob und inwiefern diese Romane als magisch-realistisch eingestuft werden können und welche Rolle der magische Realismus in der Darstellung der südafrikanischen Gesellschaft nach der Apartheid spielt. Die Analyse umfasst die narrative Struktur, die verwendeten Motive und Symbole, sowie die Charakterentwicklung in Bezug auf den magisch-realistischen Ansatz.
Schlüsselwörter
Magischer Realismus, André Brink, Südafrika, Postkolonialismus, Apartheid, Literaturanalyse, Fantastische Literatur, Gabriel García Márquez, Jorge Luis Borges, Realität, Magie, postkoloniale Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse des Magischen Realismus in ausgewählten Werken von André Brink
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Anwendung des magischen Realismus in drei ausgewählten Romanen von André Brink ("Imaginings of Sand", "Devil's Valley", "The Rights of Desire") im Kontext der südafrikanischen Geschichte und der Post-Apartheid-Ära. Das Ziel ist es zu untersuchen, inwiefern Brinks Romane Merkmale des magischen Realismus aufweisen und wie diese zu verstehen sind.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Ursprung und die Entwicklung des Begriffs "Magischer Realismus", insbesondere im lateinamerikanischen Kontext. Sie befasst sich mit dem Wesen des magischen Realismus und seiner Abgrenzung zu anderen Genres wie fantastischer Literatur und Surrealismus. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem magischen Realismus als postkoloniales Phänomen und seiner Relevanz für die afrikanische, speziell die südafrikanische Literatur. Die Analyse der drei ausgewählten Romane von André Brink umfasst die narrative Struktur, Motive, Symbole und die Charakterentwicklung im Hinblick auf den magisch-realistischen Ansatz. Schließlich wird die Rolle des magischen Realismus in der Darstellung der südafrikanischen Gesellschaft nach der Apartheid untersucht.
Welche Romane von André Brink werden analysiert?
Die Arbeit analysiert drei Romane von André Brink: "Imaginings of Sand" (1996), "Devil's Valley" (1998) und "The Rights of Desire" (2000).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, drei Hauptkapitel und ein Kapitel mit Schlüsselwörtern. Die Einleitung beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Definition des magischen Realismus. Kapitel I behandelt die Geschichte des magischen Realismus, insbesondere im lateinamerikanischen Kontext. Kapitel II befasst sich mit dem Wesen des magischen Realismus und seiner Abgrenzung zu anderen Genres. Kapitel III analysiert den magischen Realismus in den drei ausgewählten Romanen von André Brink. Schlüsselwörter fassen die wichtigsten Begriffe der Arbeit zusammen.
Welche Autoren werden im Zusammenhang mit dem magischen Realismus genannt?
Die Arbeit erwähnt Gabriel García Márquez und Jorge Luis Borges als wichtige Autoren im lateinamerikanischen Kontext des magischen Realismus.
Welche Rolle spielt der Postkolonialismus in der Arbeit?
Der magische Realismus wird in der Arbeit als postkoloniales Phänomen betrachtet, und seine Relevanz für die afrikanische, insbesondere die südafrikanische Literatur, wird untersucht. Die Analyse der Romane von André Brink berücksichtigt den Kontext der südafrikanischen Geschichte und der Post-Apartheid-Ära.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Magischer Realismus, André Brink, Südafrika, Postkolonialismus, Apartheid, Literaturanalyse, Fantastische Literatur, Gabriel García Márquez, Jorge Luis Borges, Realität, Magie, postkoloniale Literatur.
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- M.A. Jenny Matulat (Author), 2003, Aspekte des magischen Realismus in ausgewählten Werken von Andre Brink, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49452