Über lange Zeit galt die Branche der Unternehmensberatung in Deutschland als Paradebeispiel für langfristig erfolgreiche Wachstumsstrategien. Jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Bereich waren bei vielen Firmen keine Seltenheit. Gerade zu Beginn der 90er Jahre erfolgte ein regelrechter „Boom“ im Bereich der Beratungsunternehmen, welcher sowohl die quantitative Seite des Angebots, als auch die Ausdifferenzierung des Dienstleistungsangebots gegenüber den Kunden betraf. „Laut einer Statistik des Bundes deutscher Unternehmensberater (BDU) belief sich 2001 der Umsatz unternehmensbezogener Beratungsdienstleistungen auf insgesamt 12,9 Mrd. Euro. 1995 waren es noch 7,2 Mrd. Euro.“ Die Zahl der in Deutschland ansässigen Beratungsunternehmen soll nach Angaben des BDU derzeit rund 14440 betragen, in denen ca. 70000 Berater beschäftigt sind. Die meisten dieser Unternehmen sind Klein- und Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und verfügen über einen Marktanteil von 16,2 Prozent. Dominiert wird die Branche von einigen, zumeist international tätigen Großunternehmen, welche einen weitaus größeren Marktanteil besitzen und über doppelt so hohe Umsatzspannen pro Berater verfügen wie Kleinstunternehmen und freiberuflich tätige Berater.
Erstmals kritisch erwähnt wurde die Beratungsbranche im Zusammenhang mit größeren Skandalen um einige global players. In Deutschland entzündete sich die Kritik vor allem an der schlechten Qualität, zumeist nicht namentlich ausgewiesener Berater, welche die Unerfahrenheit ostdeutscher Unternehmen nach der Wiedervereinigung schamlos ausgenutzt hatten. 3 Die anhaltend verlangsamte Wachstumsdynamik seit 2001 ist auch an der scheinbar heilen Beraterwelt nicht spurlos vorbeigezogen. Mancherorts wird von Personalfreisetzung gesprochen, durch Fluktuation frei werdende Stellen werden nicht nach besetzt und der Preiskampf beim Kunden ist um vieles härter geworden. Die großen Beratungsunternehmen fassen nun auch gezielt den Mittelstand ins Auge, den sie zunächst gemieden hatten. Bisher profitierte die Beraterbranche von konjunkturellen Schwächephasen, schien der Bedarf an sachgerechter Beratung hier schließlich am größten. Momentan trifft der überall verbreitete permanente Spar- und Effizienzdruck jedoch gerade die Beratungsbranche selbst, da das Geld der großen Unternehmen nicht mehr so locker sitzt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Grundlagen der Unternehmensberatung
- 2.1 Historische Entwicklungen
- 2.2 Produkte der Unternehmensberatung
- 3. Unternehmensberatung in Deutschland - Krise oder vorübergehende Sparwelle
- 3.1 Entwicklung der Branche seit der Wiedervereinigung
- 3.2 Nachfrageseite und Beratungsfelder
- 4. Die Rahmenbedingungen eines professionslosen Berufsstandes
- 4.1 Rolle und Selbstverständnis des Beraters
- 4.2 Die Berater - Klient - Beziehung
- 4.3 Das Problem des fehlenden Professionsstatus
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Situation der Unternehmensberatung in Deutschland, insbesondere die Rahmenbedingungen für Berater als Hauptakteure eines lukrativen Marktes. Sie untersucht die historische Entwicklung, die aktuelle Marktsituation, und die Herausforderungen, denen Berater gegenüberstehen.
- Historische Entwicklung der Unternehmensberatung in Deutschland
- Der aktuelle Zustand der Branche und ihre Herausforderungen
- Die Rolle und das Selbstverständnis des Unternehmensberaters
- Die Berater-Klient-Beziehung und ihre Dynamik
- Das Problem des fehlenden Professionsstatus für Unternehmensberater
Zusammenfassung der Kapitel
1. Problemstellung: Der Text beginnt mit einer Beschreibung des Aufstiegs und des anschließenden wirtschaftlichen Abschwungs der deutschen Unternehmensberatung. Es wird der rapide Anstieg des Umsatzes in den 1990er Jahren beschrieben, gefolgt von einer Verlangsamung des Wachstums und einem zunehmenden Preiskampf. Die Kritik an der Qualität einiger Berater nach der Wiedervereinigung und der zunehmende Kostendruck bei großen Unternehmen werden als wesentliche Faktoren für diese Entwicklung genannt. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit, die Rolle des Beraters und die Rahmenbedingungen seines Berufsfeldes genauer zu untersuchen.
2. Grundlagen der Unternehmensberatung: Dieses Kapitel definiert Unternehmensberatung als höherwertige, persönliche Dienstleistung zur Identifizierung und Analyse von Unternehmensproblemen. Es werden verschiedene Herausforderungen der Branche beleuchtet, wie z.B. der fehlende Berufs-schutz, Abhängigkeiten von Herstellern, der Einsatz von vorgefertigten Konzeptionen und die variable Dauer der Analysephasen. Der Text betont die Vielschichtigkeit der Problematik und überträgt die diskutierten Punkte auf andere Beratungsbereiche, wie pädagogische oder psychologische Beratung.
2.1 Historische Entwicklungen: Dieser Abschnitt skizziert die Ursprünge der Unternehmensberatung im späten 19. Jahrhundert in den USA, hervorgehoben durch die Gründung von Arthur D. Little (ADL) im Jahr 1866. Er zeigt die diskontinuierliche Entwicklung der Branche auf und impliziert eine Verbindung zwischen wachsender arbeitsteiliger Spezialisierung und dem Entstehen von Unternehmensberatungen.
3. Unternehmensberatung in Deutschland - Krise oder vorübergehende Sparwelle: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der deutschen Beratungsbranche seit der Wiedervereinigung. Es beschreibt den Boom der 90er Jahre und die darauffolgende Verlangsamung des Wachstums, die durch Faktoren wie zunehmende Konkurrenz, Preiskämpfe und den Sparzwang in Unternehmen begründet wird. Die Ausrichtung der großen Beratungsgesellschaften auf den Mittelstand wird als neuer Aspekt erwähnt.
4. Die Rahmenbedingungen eines professionslosen Berufsstandes: Dieses Kapitel behandelt die Rahmenbedingungen für Unternehmensberater, insbesondere den fehlenden Professionsstatus und die damit verbundenen Herausforderungen. Es analysiert die Rolle und das Selbstverständnis des Beraters, die Berater-Klient-Beziehung sowie den Einfluss des fehlenden Professionsstatus auf das Vertrauen und die Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Die steigenden Anforderungen an messbare Erfolge werden ebenfalls diskutiert.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Unternehmensberatung in Deutschland
Was ist der allgemeine Gegenstand des Textes?
Der Text analysiert die Situation der Unternehmensberatung in Deutschland, insbesondere die Rahmenbedingungen für Berater und die Entwicklung der Branche seit der Wiedervereinigung. Er untersucht die historische Entwicklung, die aktuelle Marktsituation und die Herausforderungen, denen Berater gegenüberstehen, mit Fokus auf den fehlenden Professionsstatus.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt folgende Themen: die historische Entwicklung der Unternehmensberatung in Deutschland, den aktuellen Zustand der Branche und ihre Herausforderungen (Krise oder vorübergehende Sparwelle), die Rolle und das Selbstverständnis des Unternehmensberaters, die Berater-Klient-Beziehung und ihre Dynamik, sowie das Problem des fehlenden Professionsstatus für Unternehmensberater.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text ist in mehrere Kapitel gegliedert: Eine Einleitung (Problemstellung), ein Kapitel zu den Grundlagen der Unternehmensberatung (inklusive historischer Entwicklungen und Produkten), ein Kapitel zur Entwicklung der Branche in Deutschland seit der Wiedervereinigung, ein Kapitel zu den Rahmenbedingungen eines professionslosen Berufsstandes (Rolle des Beraters, Berater-Klient-Beziehung, fehlender Professionsstatus) und schließlich eine Schlussbetrachtung.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Kapitels "Problemstellung"?
Das Kapitel "Problemstellung" beschreibt den Aufstieg und den anschließenden wirtschaftlichen Abschwung der deutschen Unternehmensberatung. Es werden der rapide Umsatzanstieg in den 1990er Jahren, gefolgt von einer Verlangsamung und zunehmendem Preiskampf, sowie Kritik an der Beraterqualität nach der Wiedervereinigung und der Kostendruck bei Unternehmen als wichtige Faktoren genannt. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit, die Rolle des Beraters und die Rahmenbedingungen seines Berufsfeldes zu untersuchen.
Was sind die zentralen Punkte des Kapitels "Grundlagen der Unternehmensberatung"?
Dieses Kapitel definiert Unternehmensberatung, beleuchtet Herausforderungen wie den fehlenden Berufsschutz, Abhängigkeiten von Herstellern und den Einsatz vorgefertigter Konzeptionen. Es betont die Vielschichtigkeit der Problematik und überträgt die Diskussion auf andere Beratungsbereiche.
Was wird im Kapitel zur historischen Entwicklung der Unternehmensberatung behandelt?
Dieser Abschnitt skizziert die Ursprünge der Unternehmensberatung im späten 19. Jahrhundert in den USA (z.B. Arthur D. Little) und zeigt die diskontinuierliche Entwicklung der Branche auf, wobei eine Verbindung zwischen wachsender arbeitsteiliger Spezialisierung und dem Entstehen von Unternehmensberatungen impliziert wird.
Welche Aspekte werden im Kapitel "Unternehmensberatung in Deutschland - Krise oder vorübergehende Sparwelle" untersucht?
Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der deutschen Beratungsbranche seit der Wiedervereinigung, den Boom der 90er Jahre und die darauffolgende Verlangsamung des Wachstums aufgrund von Faktoren wie zunehmende Konkurrenz, Preiskämpfe und Sparzwang in Unternehmen. Die Ausrichtung auf den Mittelstand wird als neuer Aspekt erwähnt.
Worauf konzentriert sich das Kapitel "Die Rahmenbedingungen eines professionslosen Berufsstandes"?
Dieses Kapitel behandelt den fehlenden Professionsstatus von Unternehmensberatern und die damit verbundenen Herausforderungen. Es analysiert die Rolle und das Selbstverständnis des Beraters, die Berater-Klient-Beziehung und den Einfluss des fehlenden Professionsstatus auf Vertrauen und Akzeptanz. Steigende Anforderungen an messbare Erfolge werden ebenfalls diskutiert.
Welche Schlussfolgerung lässt sich aus dem Text ziehen?
Eine konkrete Schlussfolgerung wird im bereitgestellten Textauszug nicht explizit genannt. Jedoch legt der Text nahe, dass der fehlende Professionsstatus der Unternehmensberatung in Deutschland eine zentrale Herausforderung darstellt, die die Branche und die Berater-Klient-Beziehung stark beeinflusst.
- Quote paper
- Christian Dube (Author), 2005, Unternehmensberatung in Deutschland – unter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Beraters als Hauptakteur auf einem lukrativen Markt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49396