Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der noch immer vorherrschenden Konkurrenzsituation von Geschlecht als sozialer Konstruktion und dem biologische identifizierbaren Geschlecht im Rahmen von (Biologie)-Unterricht an Schulen.
Im aktuellen Diskurs um Geschlecht spielt die biologische Determinierung von Geschlechtern und damit verflochten das Argument der Natürlichkeit von Geschlecht vor allem bei Gendergegnern eine große Rolle. Die Idee des Geschlechts als soziale Konstruktion wird als "unwissenschaftlich" diffamiert und ihr wird das angeblich eindeutig biologisch identifizierbare natürliche Geschlecht entgegengesetzt. Da auch Schule als Sozialisierungsraum nicht unabhängig von Geschlecht betrachtet werden kann und die Lehrperson aktiv an den vermittelten Geschlechtervorstellungen der Schülerinnen und Schüler mitwirkt, bietet sich hier gerade der Biologieunterricht an, um das Konkurrenzverhältnis der beiden Auffassungen aufzuzeigen und durch die Thematisierung des Geschlechts als soziale Konstruktion bestehende Vorstellungen einer binären heteronormativen Ordnung aufzubrechen.
Im Weiteren wird zunächst die strukturelle Situation analysiert, welche die Unterrichtsinhalte im Fach Biologie maßgeblich bestimmt. Daraufhin soll die Notwendigkeit aufgezeigt werden, jene Themen in der Schule zu behandeln. Es folgen Ansätze, dieses Vorhaben tatsächlich umzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strukturelle Situation
- Genderaspekte in Kerncurricula und Lehrplänen
- Gendernormen in Lehrbüchern
- Genderveranstaltungen in der Lehramtsausbildung
- Sinnhaftigkeit einer Thematisierung
- Aufbrechen normativer Strukturen und Abbau von Vorurteilen
- Das bio-logische Geschlecht ist ungenügend
- Das Thema betrifft und interessiert die Schüler_innen
- Umsetzungsansätze
- Unterschiedliche Bestimmungsmöglichkeiten von Geschlecht
- Geschlechterwandel im Tierreich
- Aufzeigen kultureller Unterschiede
- Umsetzung in der Lehrer_innenbildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Thematik von Gender im Biologieunterricht. Sie untersucht die strukturellen Gegebenheiten, die den Unterricht in Biologie maßgeblich beeinflussen, und argumentiert für die Notwendigkeit, gendersensible Inhalte in die Lehrpläne und Lehrmaterialien zu integrieren. Die Arbeit beleuchtet dabei auch die Sinnhaftigkeit einer solchen Thematisierung, indem sie aufzeigt, wie ein gendersensibler Biologieunterricht zu einem Abbau von Vorurteilen und einem Aufbrechen normativer Strukturen beitragen kann.
- Genderaspekte in Kerncurricula und Lehrplänen
- Die Rolle von Lehrbüchern bei der Reproduktion von Gendernormen
- Die Bedeutung von Genderkompetenz in der Lehramtsausbildung
- Die Relevanz des Themas Gender für Schüler_innen
- Umsetzungsansätze für einen gendersensiblen Biologieunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik von Gender im Biologieunterricht ein und beleuchtet die aktuelle Diskussion um die biologische Determinierung von Geschlecht und die damit verbundene Debatte über die Natürlichkeit von Geschlecht. Es wird darauf hingewiesen, dass Schule als Sozialisierungsraum nicht unabhängig von Geschlecht betrachtet werden kann und die Lehrperson aktiv an den vermittelten Geschlechtervorstellungen der Schüler_innen mitwirkt. Der Biologieunterricht bietet sich als geeigneter Raum an, um die verschiedenen Auffassungen von Geschlecht aufzuzeigen und bestehende Vorstellungen einer binären heteronormativen Ordnung aufzubrechen.
Kapitel 2 analysiert die strukturelle Situation, die die Unterrichtsinhalte im Fach Biologie maßgeblich bestimmt. Es werden Genderaspekte in Kerncurricula und Lehrplänen für Biologie in Hessen untersucht, wobei die Fokussierung auf die Sekundarstufe I und die Gymnasiale Oberstufe erfolgt. Die Analyse zeigt, dass die Lehrpläne zwar das Thema Sexualität des Menschen behandeln, aber die Gender-Thematik nur bedingt integriert wird. Die Untersuchung von Lehrbüchern deckt auf, dass diese häufig Geschlechtervorurteile reproduzieren und Geschlecht ausschließlich binär definieren. Intergeschlechtliche Menschen und Transsexualität finden in den Lehrmaterialien kaum Erwähnung.
Kapitel 3 befasst sich mit der Sinnhaftigkeit einer Thematisierung von Gender im Biologieunterricht. Es werden Argumente für die Notwendigkeit angeführt, um normative Strukturen aufzubrechen und Vorurteile abzubauen. Dabei wird die unzureichende Fokussierung auf das bio-logische Geschlecht in den Lehrplänen kritisiert und die Relevanz des Themas für die Schüler_innen hervorgehoben.
Kapitel 4 stellt Umsetzungsansätze für einen gendersensiblen Biologieunterricht vor. Es werden unterschiedliche Bestimmungsmöglichkeiten von Geschlecht, der Geschlechterwandel im Tierreich sowie kulturelle Unterschiede im Zusammenhang mit Geschlecht diskutiert. Schließlich werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Genderkompetenz in der Lehrer_innenbildung vermittelt werden kann.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themen dieser Arbeit sind Gender, Biologieunterricht, Gendernormen, Lehrpläne, Lehrmaterialien, Genderkompetenz, Geschlechterrollen, Heteronormativität, bio-logische Determination, soziale Konstruktion, Intersexualität, Transsexualität und die Relevanz des Themas für Schüler_innen.
- Quote paper
- Leon Pezzica (Author), 2018, Gender in Schule und Unterricht. Sinnhaftigkeit und Umsetzung eines gendersensiblen (Biologie-)Unterrichts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493937