Trinkwasser ist neben der Luft zum Atmen das Wichtigste, was der Mensch zum Leben braucht. Ohne Nahrung kann man mehrere Wochen überleben, ohne Wasser nur drei Tage. Außer zum Trinken wird Wasser auch benötigt, um Nahrung zu produzieren, meist in der Landwirtschaft. Reicht die als Niederschlag fallende Menge nicht aus, um die Felder zu bewässern, so muss der Bedarf aus anderen Quellen gedeckt werden. Schon in der Antike wurden raffinierte Bewässerungssysteme konstruiert, die Wasser aus Flüssen und Seen über weite Strecken dorthin transportierten, wo es gebraucht wurde. Damals hing der Fortbestand der Kulturen erheblich davon ab, ob die Wasserversorgung funktionierte oder nicht. Sandra Postel stellt sich die Frage: „Wird es unserer Kultur anders ergehen?“ Zur Zeit verbraucht die Menschheit etwa drei- bis viertausend Kubikkilometer im Jahr. Ein Kubikkilometer entspricht 1012Liter oder auch 1000 Millionen Kubikmeter (MKM), die Einheit, in der die Wassermenge eines Flusses oder der Wasserbedarf eines Landes meist angegeben wird.
Derzeit steuert die Welt nach Einschätzung aller Experten auf eine schwere Wasserkrise zu. Der Bedarf der Menschheit wird immer größer, da die Weltbevölkerung wächst und der Lebensstandard der Bevölkerung steigt - besonders in den Entwicklungsländern. Damit verbunden sind höhere Ansprüche an Nahrung, Hygiene, Freizeit, Luxus, etc., was einen höheren Wasserverbrauch nach sich zieht. Doch erst muss der Zugang vor allem der Armen zu Wasserressourcen verbessert werden. In der Tat „ist die Armut eines großen Teils der Weltbevölkerung sowohl ein Symptom als auch eine Ursache der Wasserkrise.“ Nach Angaben der UN hatten um die Jahrtausendwende 1,2 Milliarden Menschen (also jeder fünfte auf der Welt) kein sauberes Trinkwasser. Ca. drei Milliarden lebten ohne Zugang zu sanitären Anlagen. Ein Drittel aller Todesopfer in den Entwicklungsländern sterben an Krankheiten, die auf verschmutztes Wasser zurückzuführen sind, wie Durchfall, Ruhr oder Cholera. Die Krise ist in den Entwicklungsländern schon akut, während es den entwickelten Ländern noch verhältnismäßig gut geht. Doch auch ihnen wird für die Zukunft Wassermangel prophezeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DIE RESSOURCE WASSER
- 2.1. Der Wasserhaushalt der Erde
- 2.1.1. Allgemeines
- 2.1.2. Der Wasserkreislauf
- 2.1.3. Verteilung des Wassers auf unserem Planeten
- 2.1.4. Einflüsse des Klimawandels
- 2.2. Wasserverbrauch der Menschheit
- 2.2.1. Wasserbedarf
- 2.2.2. Verteilung der Vorräte unter den Verbrauchern
- 2.2.3. Bevölkerungswachstum - der limitierende Faktor
- 2.2.4. Gewinnung und Speicherung von Wasservorräten
- 2.2.5. Die Verwendung von Wasser zu industriellen Zwecken
- 2.2.6. Wasser für die Städte und Haushalte
- 2.2.7. Wasser in der Landwirtschaft
- 2.2.8. Lösungsansätze
- 2.2.9. Privatisierung der Wasserversorgung und Wasser als Handelsware
- 3. WASSER – STOFF FÜR KONFLIKTE IM NAHEN UND MITTLEREN OSTEN
- 3.1. Auseinandersetzungen um Wasser
- 3.2. Wasser im internationalen Recht
- 3.3. Der Indus Water Treaty
- 3.3.1. Geographische Gegebenheiten
- 3.3.2. Der Ursprung des Konflikts
- 3.3.3. Die Weltbank als Mediator
- 3.3.4. Der Vertrag und seine Wirkung
- 3.4. Wasserverteilung an Euphrat und Tigris
- 3.4.1. Die Geographie des Zweistromlandes
- 3.4.2. Geschichtliche Hintergründe
- 3.4.3. Verschiebung der Machtverhältnisse in Folge des Irakkriegs
- 3.4.4. Guneydogu Anadolu Projesi (GAP) – das „Südostanatolienprojekt“
- 3.4.5. Syrische Projekte
- 3.4.6. Planungen des Irak
- 3.4.7. Relative Knappheit
- 3.4.8. Verlauf der Verhandlungen
- 3.4.9. Völkerrechtliche Positionen und gerechte Verteilung
- 3.4.10. Ausblick
- 3.5. Wasserkonflikte im Jordanbecken
- 3.5.1. Geographische Gegebenheiten
- 3.5.2. Wasserpolitische Ausgangssituation im Jordanbecken
- 3.5.3. Frühe Dispute um Wasser
- 3.5.4. Der Johnston-Plan von 1955
- 3.5.5. Der Sechstagekrieg im Juni 1967
- 3.5.6. Wassernutzung in Israel, Jordanien und den Palästinenser-Gebieten
- 3.5.7. Multilaterale Verhandlungen
- 3.5.8. Der israelisch-jordanische Friedensvertrag
- 3.5.9. Autonomie für die Palästinenser
- 3.5.10. Israels bilaterale Auseinandersetzungen mit Syrien und dem Libanon
- 3.5.11. Ausblick
- 3.5.12. Regulierung der Nachfrage und Ausweitung des Angebots
- Die zunehmende Wasserknappheit als Folge von Bevölkerungswachstum, Klimawandel und ungleicher Verteilung der Ressourcen
- Die Rolle von Wasser als strategische Ressource und Konfliktfaktor in der internationalen Politik
- Die Bedeutung internationaler Abkommen und multilateraler Kooperationen für die Bewältigung von Wasserkonflikten
- Die Auswirkungen von Wasserkonflikten auf die Sicherheit, Stabilität und Entwicklung der betroffenen Regionen
- Mögliche Lösungsansätze zur Bewältigung der Wasserknappheit und zur Förderung der nachhaltigen Wassernutzung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit internationalen Konflikten um Trinkwasser im Nahen und Mittleren Osten. Sie analysiert die Ursachen und Auswirkungen dieser Konflikte und untersucht die Rolle des internationalen Rechts und der internationalen Politik in der Bewältigung dieser Herausforderung.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Problematik der internationalen Konflikte um Trinkwasser. Es zeigt die zentrale Bedeutung von Wasser für die menschliche Existenz und beschreibt die Herausforderungen, die durch den steigenden Wasserbedarf und die zunehmende Wasserknappheit entstehen. Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Wasser als strategische Ressource und Konfliktfaktor. Es untersucht die Ursachen und Auswirkungen von Wasserkonflikten und analysiert die Rolle von Wasser im internationalen Recht. Die Kapitel drei und vier befassen sich mit konkreten Fallbeispielen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Es werden die Wasserkonflikte im Indusbecken, an Euphrat und Tigris sowie im Jordanbecken analysiert. Die Kapitel untersuchen die historischen Hintergründe, die geographischen Gegebenheiten, die Akteure und die Strategien, die in diesen Konflikten zum Tragen kommen. Abschließend werden die verschiedenen Lösungsansätze und die Bedeutung von internationaler Kooperation und Zusammenarbeit in der Bewältigung dieser Konflikte diskutiert.
Schlüsselwörter
Internationale Konflikte, Trinkwasser, Naher und Mittlerer Osten, Wasserknappheit, Ressourcenknappheit, Klimawandel, internationales Recht, internationale Politik, Kooperation, nachhaltige Wassernutzung, Indusbecken, Euphrat, Tigris, Jordanbecken, Kaschmirkonflikt, Guneydogu Anadolu Projesi (GAP), Johnston-Plan, israelisch-jordanischer Friedensvertrag.
- Quote paper
- Boris Michel (Author), 2003, Internationale Konflikte um Trinkwasser: Fallbeispiele aus dem Nahen und Mittleren Osten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49372