Bevor 1960 die Industrialisierung in starkem Maße einsetzte, war Spanien ein Agrarland. Die Zahl der Arbeitnehmer und der Beitrag dieses Sektors zum Bruttosozialprodukt sind seitdem ständig zurückgegangen. Heutzutage werden in Spanien, bei einer Gesamtfläche von annähernd 510.000 qm2 ,19 Millionen Hektar als landwirtschaftliche Anbaufläche genutzt. Die spanische Landwirtschaft produziert 3% des Bruttoinlandprodukts und beschäftigt mit 720.000 Personen 6,4% der Erwerbstätigen. Aber auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts zählt die Landwirtschaft noch zu den stärksten Sektoren der spanischen Wirtschaft. Aufgrund des facettenreichen Klimas und der dadurch bedingten sehr unterschiedlichen Bodenstruktur ist es in Spanien möglich, eine große Vielzahl von verschiedenen landwirtschaftlichen Produkten anzubauen. Mediterrane sowie tropische Erzeugnisse, aber auch die Produkte der gemäßigten Klimazone gedeihen prächtig. Vor allem die bewässerten Gebiete, welche 19% der Anbauflächen darstellen, sind Standort für eine hochintensive landwirtschaftliche Produktion. An der Mittelmeerküste und im andalusischen Binnenland werden vor allem Gemüse und die für den Export wichtigen Zitrusfrüchte angebaut.
Die historisch bedingte Agrarstruktur ist im Wesentlichen von dem Gegensatz zwischen Minifundien und Latifundien geprägt. Während im Norden des Landes Klein- und Kleinstbesitz vorherrscht, dominiert in Mittel- und Südspanien der extensiv bewirtschaftete Großgrundbesitz. Die landwirtschaftlichen Betriebsgrößen sind gleichzeitig mit bestimmten agrarsozialen Strukturen verknüpft. Während die Kleinbetriebe des Nordens überwiegend auf Selbstversorgungswirtschaft ausgerichtet sind, produzieren die Großbetriebe ausschließlich marktorientiert. Zurückzuführen sind diese verschiedenen Besitze auf die unterschiedlichen Kolonisationsvorgänge der mittelalterlichen Reconquista. Der Großgrundbesitz entstand, als sich die Reconquista nach und nach vom Norden nach Süden verlagerte. Die Streitkräfte, die an dieser Wiedereroberung teilgenommen hatten, erhielten von den Königen als Lohn für ihre Dienste weite Landflächen zugewiesen. Somit befand sich ein großer Teil des Bodens in den Händen des Adels, der Kirche, der Militär- und Ritterorden. Die Güter der Kirche wuchsen aufgrund von Schenkungen mit der Zeit immer weiter an und bei den Adligen verhalf das Erstgeburtenrecht den Besitz zu halten, da die erstgeborenen Söhne den Boden zugesprochen bekamen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Allgemeines
- 2. Trockenfeldbau
- 2.1 Getreideanbau im Trockenfeld
- 2.1.1 Drei-Felder-Wirtschaft
- 2.1.2 Zwei-Felder-Wirtschaft
- 2.2 Anbau von Dauerkulturen
- 2.2.1 Der Olivenbaum
- 2.2.2 Weinbau
- 3. Bewässerungswirtschaft
- 3.1 Der Huerta- oder Vega-Typ
- 3.2 Der Enarenado-Invernadero-Typ
- 3.3 Der Marisma-Typ
- 4. Viehzucht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die traditionelle und moderne Landwirtschaft in Spanien. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Agrarstruktur, die unterschiedlichen Anbaumethoden und Bewässerungssysteme sowie die Bedeutung der Viehzucht. Der Fokus liegt auf der Anpassung an die klimatischen Bedingungen und den Herausforderungen der modernen Landwirtschaft.
- Historische Entwicklung der spanischen Agrarstruktur
- Traditionelle Anbaumethoden im Trockenfeldbau
- Moderne Bewässerungssysteme und ihre Auswirkungen
- Die Rolle der Viehzucht in der spanischen Landwirtschaft
- Der Gegensatz zwischen Minifundien und Latifundien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Allgemeines: Vor 1960 war Spanien ein Agrarland. Die Industrialisierung führte zu einem Rückgang der Beschäftigtenzahl im Agrarsektor. Trotzdem ist die Landwirtschaft mit 3% des BIP und 6,4% der Erwerbstätigen immer noch ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die vielfältigen klimatischen Bedingungen ermöglichen den Anbau einer großen Bandbreite an landwirtschaftlichen Produkten. Bewässerte Gebiete spielen eine wichtige Rolle für die intensive Landwirtschaft, insbesondere im Mittelmeerraum und in Andalusien, wo Gemüse und Zitrusfrüchte für den Export angebaut werden. Die historische Agrarstruktur ist durch den Gegensatz zwischen Minifundien (Kleinbetriebe) im Norden und Latifundien (Großbetriebe) im Süden und Mittelspanien geprägt. Kleinbetriebe konzentrieren sich auf Selbstversorgung, während Großbetriebe marktorientiert produzieren. Diese Struktur ist ein Ergebnis der mittelalterlichen Reconquista und der damit verbundenen Landverteilung an Adel, Kirche und Militärorden. Die "Tote Hand" (unveräußerlicher Besitz von Kirche und Adel) führte zu sinkenden Erträgen und Entvölkerung. Erst im 19. Jahrhundert gab es Versuche einer Agrarreform, die jedoch unter Franco rückgängig gemacht wurden. Nach Francos Tod gab es weitere Reformversuche, die auf "Zwangsverpachtung" von Großgrundbesitz abzielten, was zu Konflikten führte.
2. Trockenfeldbau: Der Trockenfeldbau („cultivo secano“) ist aufgrund des sommerlichen Niederschlagsdefizits in Spanien wichtig. Dieser Anbau, der sich auf natürlichen Niederschlag stützt, wurde mit der Weidewirtschaft zur autarken Nahrungsmittelproduktion kombiniert. Verschiedene Wirtschaftsformen entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte. Im Getreideanbau im Trockenfeldbau sind Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur und Wasserspeicherung von entscheidender Bedeutung. Die Trockenbrache, bei der das Land für ein Jahr oder länger nicht bebaut wird, spielt eine wesentliche Rolle bei der Feuchtigkeitsregeneration im Boden. Die Trockenbrache ist ein integraler Bestandteil traditioneller Fruchtfolgesysteme im Trockenfeldbau. Der Wechsel von Anbau- und Brachejahren hat unterschiedliche Ausprägungen.
Schlüsselwörter
Spanische Landwirtschaft, Agrarstruktur, Trockenfeldbau, Bewässerungswirtschaft, Minifundien, Latifundien, Reconquista, Agrarreform, Getreideanbau, Olivenanbau, Weinbau, Selbstversorgung, Marktorientierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Spanischen Landwirtschaft
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die spanische Landwirtschaft. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der traditionellen und modernen Landwirtschaft, den verschiedenen Anbaumethoden (Trockenfeldbau und Bewässerungswirtschaft), der Viehzucht und der historischen Entwicklung der Agrarstruktur in Spanien, einschließlich der Herausforderungen durch Minifundien und Latifundien.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die wichtigsten Themen sind die historische Entwicklung der spanischen Agrarstruktur, traditionelle und moderne Anbaumethoden (insbesondere Trockenfeldbau und verschiedene Bewässerungssysteme), die Rolle der Viehzucht, der Gegensatz zwischen Minifundien und Latifundien, sowie die Anpassung an klimatische Bedingungen und die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft. Der Text beleuchtet auch die Auswirkungen der Industrialisierung und die verschiedenen Agrarreformen.
Welche Arten von Anbau werden beschrieben?
Der Text beschreibt den Trockenfeldbau ("cultivo secano") mit detaillierten Ausführungen zum Getreideanbau (inkl. Drei- und Zwei-Felder-Wirtschaft) und dem Anbau von Dauerkulturen wie Oliven und Wein. Darüber hinaus werden verschiedene Bewässerungssysteme wie der Huerta- oder Vega-Typ, der Enarenado-Invernadero-Typ und der Marisma-Typ erläutert.
Was sind Minifundien und Latifundien?
Minifundien sind kleine landwirtschaftliche Betriebe, während Latifundien große landwirtschaftliche Großbetriebe bezeichnen. Der Text hebt den Gegensatz zwischen diesen beiden Formen der Landbewirtschaftung in Spanien hervor, wobei Minifundien oft auf Selbstversorgung ausgerichtet sind, während Latifundien marktorientiert produzieren. Dieser Gegensatz ist eng mit der historischen Entwicklung und Landverteilung in Spanien verbunden.
Welche Rolle spielte die Reconquista für die Agrarstruktur?
Die Reconquista und die damit verbundene Landverteilung an Adel, Kirche und Militärorden hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die spanische Agrarstruktur. Der unveräußerliche Besitz von Kirche und Adel ("Tote Hand") führte zu sinkenden Erträgen und Entvölkerung. Die Folgen dieser historischen Entwicklung sind bis heute in der Verteilung von Minifundien und Latifundien sichtbar.
Welche Bedeutung hat die Viehzucht?
Der Text erwähnt die Viehzucht als wichtigen Bestandteil der spanischen Landwirtschaft, wobei die genaue Rolle und Bedeutung im Detail nicht weiter ausgeführt wird. Es wird lediglich als ein wichtiger Aspekt der traditionellen und modernen Landwirtschaft erwähnt.
Welche Kapitel gibt es im Text?
Der Text ist in folgende Kapitel gegliedert: 1. Allgemeines, 2. Trockenfeldbau (inkl. Unterkapitel zu Getreideanbau und Anbau von Dauerkulturen), 3. Bewässerungswirtschaft und 4. Viehzucht.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Spanische Landwirtschaft, Agrarstruktur, Trockenfeldbau, Bewässerungswirtschaft, Minifundien, Latifundien, Reconquista, Agrarreform, Getreideanbau, Olivenanbau, Weinbau, Selbstversorgung und Marktorientierung.
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- Ines Adam (Author), 2004, Traditionelle und moderne Landwirtschaft in Spanien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49348