In der Psychologie werden heute drei Systeme der menschlichen Informationsverarbeitung unterschieden. Neben dem motorischen und kognitiven System, leistet das sensorische System – speziell die Wahrnehmungsfähigkeit – einen unverzichtbaren Beitrag zur erfolgreichen Orientierung des Menschen in seiner Umwelt. Innerhalb der visuellen Wahrnehmung stellen Bewegungen in der Umwelt, aber auch des Betrachters selbst, eine wichtige Informationsquelle der visuellen Verarbeitung dar. Nach neueren Erkenntnissen erfolgt die Verarbeitung der Bewegungswahrnehmung im menschlichen Gehirn vorrangig im MT – Areal, welches überwiegend aus bewegungs- und richtungsempfindlichen Neuronen besteht. Diese Neuronen reagieren selektiv auf Reizmuster, die sich in einer bestimmten Richtung über die Retina bewegen (Müsseler & Prinz, 2002).
Auch im Tierreich ist die große Relevanz der Fähigkeit zur Bewegungswahrnehmung deutlich erkennbar und eng mit dem Überleben verknüpft. Viele potenzielle Beutetiere, etwa junge Rehe, erstarren bei auftretender Gefahr und verharren absolut ruhig in einer Deckung. Hat der Jäger seine Beute noch nicht durch andere Sinne, wie etwa ausgeprägten Geruchssinn aufgenommen, so ist die Beute für ihn faktisch unsichtbar. Erfolgreiche Jäger, beispielsweise große Greifvögel wie Adler oder Falken, zeichnen sich daher durch eine überdurchschnittlich gut ausgeprägte Fähigkeit auch kleinste kaum sichtbare Bewegungen wahrzunehmen, aus. Es gibt Tierarten, welche einen unterentwickelten Farbsinn oder schwach ausgeprägte Tiefenwahrnehmung besitzen. Keiner Tierart, abgesehen von blinden Lebewesen, fehlt jedoch die Fähigkeit Bewegungen wahrzunehmen. Bewegung erregt in hohem Maße Aufmerksamkeit, sowohl im Tierreich, als auch bei Menschen. Deutlich wird dies, wenn man Personen beobachtet, die sich in einer Menge befinden und eine andere Person auf sich aufmerksam machen wollen. Meistens schwenkt diese Person dann ihre Arme und reckt sich in die Höhe, was wiederum dazu führt, das der Adressat es leichter hat die Signale zu erkennen (Goldstein, 2002). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung Bewegungswahrnehmung
- Leistung und Klassifikation des Wahrnehmungssystems
- Beeinträchtigung der Bewegungswahrnehmung
- Wahrnehmung von Objekt- und Scheinbewegungen
- Visuelles Erfassen von Bewegungen
- Scheinbewegungen und „motion pictures“
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bewegungswahrnehmung als wichtigen Bestandteil des visuellen Wahrnehmungssystems. Ziel ist es, die Leistung des Systems zu analysieren, grundlegende Aspekte der Wahrnehmung von Bewegungen zu beleuchten und Scheinbewegungen im Kontext von „motion pictures“ zu erläutern.
- Klassifikation des Wahrnehmungssystems
- Visuelle Bewegungswahrnehmung
- Scheinbewegungen und deren Bedeutung
- Relevanz von Bewegungswahrnehmung im menschlichen Alltag
- Methodische Herausforderungen bei der Untersuchung von Bewegungswahrnehmung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Bewegungswahrnehmung ein, indem sie ihre Bedeutung für die menschliche Orientierung und das Überleben in der Umwelt herausstellt. Sie beleuchtet die Relevanz der Bewegungswahrnehmung für das soziale Zusammenleben und die Interaktion zwischen Lebewesen. Zudem werden methodische Herausforderungen bei der Erforschung von Bewegungswahrnehmung angesprochen.
- Einführung Bewegungswahrnehmung: Dieses Kapitel definiert und beschreibt das menschliche Wahrnehmungssystem und seine Leistungen, wobei die Unterscheidung zwischen stationärem Beobachter und bewegtem Objekt sowie dem umgekehrten Fall thematisiert wird. Im Weiteren wird die Klassifizierung der visuellen Bewegungswahrnehmung nach Goldstein (2002) vorgestellt, die verschiedene Bewegungstypen differenziert.
- Wahrnehmung von Objekt- und Scheinbewegungen: Dieses Kapitel widmet sich dem visuellen Erfassen von Bewegungen, wobei die Verarbeitung von Objektbewegungen und Oberflächenbewegungen im Vordergrund steht. Des Weiteren werden Scheinbewegungen und ihr Zusammenhang mit „motion pictures“ erläutert.
Schlüsselwörter
Bewegungswahrnehmung, visuelles Wahrnehmungssystem, Objektbewegung, Scheinbewegung, „motion pictures“, Bewegungserkennung, sensorische Informationsverarbeitung, visuelle Verarbeitung, MT-Areal, propriozeptives Feedback.
- Citar trabajo
- Christian Dube (Autor), 2005, Bewegungswahrnehmung und Wahrnehmung bewegter Bilder (Motion Pictures), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49314