Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern der Völkermord in Srebrenica in Vergessenheit geraten ist und wen ein Völkermord in Europa (nicht) kümmerte. „Das Massaker von Srebrenica. Ein fast vergessener Völkermord?“ wird auf zwei Ebenen diskutiert: Zum einen wird die Zeit während des Völkermords in den Blick genommen. Hierbei geht es darum zu analysieren, inwieweit jene, die im Völkermord involviert waren, unabhängig ob als „Beobachter“ oder „Schutzgewährender“, den Völkermord versucht haben zu ignorieren und zu vergessen. Zum anderen wird die Zeit nach dem Völkermord bzw. die der Vergangenheitsbewältigung fokussiert. Letztere ist eine sehr junge Forschung, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Dementsprechend ist die Anzahl an Quellen und Literaturen nicht sehr ausgeprägt.
Hierbei wird danach gefragt, wer und in welcher Form an den Genozid gegen die europäischen Muslime nach 1945 erinnert. Die Frage ergibt sich unter anderem aus der Tatsache heraus, dass nur wenige Schuldige für die Kriegsgräuel vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verurteilt wurden. Die Geschichte des Vergessens ist im Gegensatz zu der Geschichte des Erinnerns bislang ein wenig geforschter Bereich.
Es war das Zeitalter nach dem Kalten Krieg (1989-1991). Jene Zeit, in der der Kommunismus in Ost- und Mitteleuropa zusammenbricht, die Sowjetunion zerfällt und der Imperialismus eine neue Form annimmt. Eine neue Weltordnung musste geschaffen werden. Neben den Aggressionen gegen den Irak 1991, dem Einmarsch in Somalia 1993 und dem Massaker in Ruanda 1994, sollte auch Srebrenica bald an den Folgen der Zeit nach dem Kalten Krieg leiden. Das kaltblütige Massaker von Srebrenica, welches sich im Juli 1995 im Rahmen des bosnischen Bürgerkrieges ereignete, ist das größte Genozid in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Tragödie Srebrenicas wurde unter anderem durch das Nicht-Einschreiten der internationalen Sicherheit zu einem Debakel der jüngsten europäischen Geschichte sowie zu einem Beispiel für den menschlichen Untergang. Im Übrigen ist heute - dreiundzwanzig Jahre später - die Identifizierung der bisher gefundenen Leichen immer noch nicht ganz abgeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vorgeschichte
- 2.1. Jugoslawien: Ein Vielvölkerstaat wird demontiert
- 2.2. Der Konflikt ist in Bosnien-Herzegowina angekommen: Auf dem Weg in die Katastrophe
- 3. Der Bosnienkrieg 1992-1995
- 3.1. „Ethnische Säuberung“: Eine Definition
- 3.2. Ziele und Motive der drei bosnischen Gruppen im Kampf gegeneinander: Serben, Kroaten und Muslime
- 3.3. Friedenspläne und internationale Intervention in den Krieg in Bosnien-Herzegowina: ein gescheitertes Experiment?
- 3.4. Der Bosnienkrieg: Endphase und der „Friede“ von Dayton
- 4. Der Völkermord von Srebrenica: ein Massaker an den bosnischen Muslimen
- 4.1. Genozid: eine Definition
- 4.2. Srebrenica während des Bürgerkrieges: die Geschichte vor dem Massaker
- 4.2.1. „Die Schutzzone“ Srebrenica
- 4.2.2. Die internationale Sicherheit und die Schutzzone: Wie Srebrenica dem Konzept der Sicherheitszone verfiel
- 4.3. Das Massaker an den Muslimen
- 4.3.1. Die Flucht nach Potocari
- 4.3.2. Die Flucht nach Tuzla
- 4.4. Die Schuldfrage im Völkermord
- 5. Die Rolle des Auslands in Srebrenica: Wer trägt die (Mit)-verantwortung?
- 5.1. Der Vereinten Nationen in Srebrenica: ein Versagen der internationalen Sicherheit?
- 5.2. Kein Schutz durch das Dutchbat?
- 5.3. Rückblick und Zusammenfassung
- 6. Die Zeit nach Srebrenica: eine gelungene „Vergangenheitsbewältigung“?
- 6.1. Die Aufarbeitung des Völkermordes: Stand der Untersuchungen
- 6.1.1. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag (ICTY)
- 6.1.2. Die Wichtigkeit des ICTY für die Aufarbeitung der Vergangenheit
- 6.2. Erinnerungskultur: das Gedenken an den Völkermord
- 6.3. Der Völkermord von Srebrenica im Kontext von Schule: ein fast vergessener Völkermord?
- 6.3.1. Das Bildungssystem in Bosnien und Herzegowina – „Zwei Schulen unter einem Dach“
- 6.3.2. Srebrenica in deutschen Schulbüchern: eine Erinnerung an den größten Völkermord nach 1945?
- 6.4. Das Massaker von Srebrenica - aus den Fehlern gelernt?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit untersucht das Massaker von Srebrenica im Juli 1995, analysiert dessen Vorgeschichte im Kontext des Bosnienkrieges und beleuchtet die Rolle der internationalen Gemeinschaft. Ziel ist es, das Ereignis als Völkermord zu charakterisieren und die Verantwortung der beteiligten Akteure zu untersuchen. Die Arbeit hinterfragt zudem die "Vergangenheitsbewältigung" und die Erinnerungskultur im Zusammenhang mit Srebrenica.
- Der Bosnienkrieg und seine Ursachen
- Der Völkermord von Srebrenica als Kriegsverbrechen und Genozid
- Die Rolle der internationalen Gemeinschaft (UNO, Dutchbat)
- Die Aufarbeitung des Massakers und die Erinnerungskultur
- Die Darstellung des Massakers im Bildungssystem
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt das Massaker von Srebrenica im Kontext der Zeit nach dem Kalten Krieg dar und hebt seine Bedeutung als größtes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg hervor. Sie betont das Versagen der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Vereinten Nationen, im Schutz der als „Safe Area“ deklarierten Stadt und die daraus resultierende Tragödie.
2. Vorgeschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte des Massakers, indem es den Zerfall Jugoslawiens als Vielvölkerstaat und den sich daraus ergebenden Konflikt in Bosnien-Herzegowina beschreibt. Es skizziert den Weg in den Bürgerkrieg und die sich verschärfenden Spannungen zwischen Serben, Kroaten und Muslimen.
3. Der Bosnienkrieg 1992-1995: Hier wird der Bosnienkrieg umfassend dargestellt, einschließlich der Definition von „ethnischen Säuberungen“, der Ziele und Motive der beteiligten Kriegsparteien, der gescheiterten internationalen Interventionen und der Endphase des Krieges mit dem Dayton-Abkommen. Der Abschnitt analysiert die komplexen politischen und militärischen Dynamiken des Konflikts.
4. Der Völkermord von Srebrenica: ein Massaker an den bosnischen Muslimen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Völkermord selbst, definiert den Begriff Genozid und beschreibt die Situation in Srebrenica vor dem Massaker, einschließlich der Einrichtung der „Schutzzone“. Es detailliert das Massaker, die Flucht der Überlebenden und die Frage nach der Schuld. Die Rolle der UN und Dutchbat werden kritisch betrachtet.
5. Die Rolle des Auslands in Srebrenica: Wer trägt die (Mit)-verantwortung?: Dieser Abschnitt untersucht die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Vereinten Nationen und des niederländischen Bataillons (Dutchbat), für das Geschehen in Srebrenica. Er analysiert das Versagen der internationalen Sicherheit und deren mögliche Beteiligung am Massaker.
6. Die Zeit nach Srebrenica: eine gelungene „Vergangenheitsbewältigung“?: Das Kapitel befasst sich mit der Aufarbeitung des Völkermordes, der Rolle des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY), der Erinnerungskultur und der Darstellung des Massakers im Bildungssystem in Bosnien und Herzegowina sowie in deutschen Schulbüchern.
Schlüsselwörter
Srebrenica, Völkermord, Bosnienkrieg, Genozid, Jugoslawien, internationale Gemeinschaft, Vereinte Nationen, Dutchbat, Ratko Mladic, Vergangenheitsbewältigung, Erinnerungskultur, ethnische Säuberung, Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY).
Häufig gestellte Fragen zur wissenschaftlichen Hausarbeit: Das Massaker von Srebrenica
Was ist der Inhalt dieser wissenschaftlichen Hausarbeit?
Diese Arbeit untersucht das Massaker von Srebrenica im Juli 1995. Sie analysiert die Vorgeschichte im Kontext des Bosnienkrieges, beleuchtet die Rolle der internationalen Gemeinschaft und charakterisiert das Ereignis als Völkermord. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Verantwortung der beteiligten Akteure und der kritischen Betrachtung der "Vergangenheitsbewältigung" und Erinnerungskultur im Zusammenhang mit Srebrenica. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, eine Darstellung der Vorgeschichte des Bosnienkrieges, eine detaillierte Beschreibung des Bosnienkrieges selbst, eine eingehende Analyse des Völkermords von Srebrenica, eine Untersuchung der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft und schließlich eine Auseinandersetzung mit der Aufarbeitung des Völkermordes und der Erinnerungskultur.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die zentralen Themen sind: Der Bosnienkrieg und seine Ursachen, der Völkermord von Srebrenica als Kriegsverbrechen und Genozid, die Rolle der internationalen Gemeinschaft (UNO, Dutchbat), die Aufarbeitung des Massakers und die Erinnerungskultur, sowie die Darstellung des Massakers im Bildungssystem (Bosnien und Herzegowina und Deutschland).
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Kapitel 1 (Einleitung), Kapitel 2 (Vorgeschichte – Zerfall Jugoslawiens und der Weg in den Bosnienkrieg), Kapitel 3 (Der Bosnienkrieg 1992-1995 – „Ethnische Säuberung“, Ziele der Kriegsparteien, internationale Interventionen, Dayton-Abkommen), Kapitel 4 (Der Völkermord von Srebrenica – Definition von Genozid, Situation vor dem Massaker, das Massaker selbst, die Flucht der Überlebenden und die Schuldfrage), Kapitel 5 (Die Rolle des Auslands – Verantwortung der UN und Dutchbat) und Kapitel 6 (Die Zeit nach Srebrenica – Vergangenheitsbewältigung, Rolle des ICTY, Erinnerungskultur und Darstellung in Schulbüchern).
Welche Rolle spielte die internationale Gemeinschaft in Srebrenica?
Die Hausarbeit untersucht kritisch das Versagen der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Vereinten Nationen und des niederländischen Bataillons (Dutchbat), im Schutz der als „Safe Area“ deklarierten Stadt Srebrenica. Es wird analysiert, inwieweit diese Akteure eine Mitverantwortung für das Massaker tragen.
Wie wird das Massaker von Srebrenica im Bildungssystem dargestellt?
Die Arbeit untersucht die Darstellung des Massakers in den Bildungssystemen von Bosnien und Herzegowina und Deutschland. Dabei wird auch der Aspekt des „Zwei-Schulen-unter-einem-Dach“-Systems in Bosnien und Herzegowina betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Srebrenica, Völkermord, Bosnienkrieg, Genozid, Jugoslawien, internationale Gemeinschaft, Vereinte Nationen, Dutchbat, Ratko Mladic, Vergangenheitsbewältigung, Erinnerungskultur, ethnische Säuberung, Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY).
Was ist das Ziel der Hausarbeit?
Die Hausarbeit zielt darauf ab, das Massaker von Srebrenica als Völkermord zu charakterisieren, die Verantwortung der beteiligten Akteure zu untersuchen und die "Vergangenheitsbewältigung" und die Erinnerungskultur kritisch zu hinterfragen.
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- Yousra Hamzaoui (Author), 2018, Das Massaker von Srebrenica. Ein fast vergessener Völkermord?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492242