Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Relation zwischen dem modernen Phänomen des Cinderella-Komplexes und der tatsächlichen Figur des Aschenputtels aus den Grimm‘schen Kinder- und Hausmärchen.
Frauen, die Angst vor der Unabhängigkeit haben, und wie Cinderella auf ein äußeres Ereignis warten, das ihr Leben grundsätzlich verändert, ist eine weit verbreitete Theorie, die in der Psychologie genauer untersucht wird. Der sogenannte Cinderella-Komplex, der von der amerikanischen Forscherin Colette Dowling 1981 erforscht wurde, erklärt die persönliche, psychologische Abhängigkeit der Frau, die mit einem tief verwurzelten Wunsch, von anderen versorgt zu werden, zusammenhängt.
Trotz jahrelanger Frauenbewegungen und Emanzipation sollen Frauen eine tiefe Sehnsucht nach Anlehnung an der „starken“ Schulter des Mannes verspüren. Diese emotionale Kraft sei nach Dowling die stärkste Form der Frauenunterdrückung.
Wenn wir uns näher mit Märchen, insbesondere mit den Grimm’schen Märchen auseinandersetzen, wird uns schnell auffallen, dass es keine schlechthin Repräsentantin für die Frau im Märchen gibt. Im Allgemeinen ist in der Märchenforschung die kritische Auseinandersetzung mit den weiblichen Grimm’schen Figuren lange noch nicht so weit verbreitet wie die mit den männlichen Märchenhelden.
Wenn wir eine der am häufigsten rezipierten Märchenerzählungen der Weltliteratur, und zwar Aschenputtel, näher untersuchen, scheint die weibliche Figur ganz dem Klischee des Rollenbildes der Frau des 19. Jhd. zu entsprechen. Es ist das arme entrechtete Aschenputtel, dem auferlegt wird, „nur fromm und gut zu bleiben“, da "brave und hübsche Mädchen ihre Probleme für das ganze Leben gelöst haben, sobald es ihnen gelungen ist, den Märchenprinzen für sich zu interessieren und fest zuhalten." Ist Aschenputtel in der Tat ein untergeordnetes passives Mädchen, das ihr Leben lang auf den Prinzen wartet? Denn eine andere Position behauptet konträr, dass sie keineswegs gehorsam und keine ergebene Dulderin sei. Ganz im Gegenteil, wird sie nämlich von Max Lüthi als eine Figur personifiziert, die ihr eigene Aktivität entfaltet und hinzu selbstständig Initiativen ergreift.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Cinderella - Komplex
- II.1. Die Frauenrolle im menschlichen Lebenszyklus
- II.2. Modernisierung des Frauenlebens
- III. Das Wesen der weiblichen Figuren im Märchen
- III.1. Die Frauenrolle in den Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen
- III.2. Die Figur des Aschenputtels (KHM 21)
- III.3. Cinderella vs. Aschenputtel: ein Vergleich
- IV. Umfrage: Zwischen Emanzipation und Abhängigkeit
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen dem modernen Phänomen des Cinderella-Komplexes und der Figur des Aschenputtels in den Grimm'schen Märchen. Es wird analysiert, inwieweit Aschenputtel als passive, abhängige Frau dargestellt wird und wie sich die Figuren Aschenputtel und Cinderella im Hinblick auf das Frauenbild unterscheiden. Die Arbeit beleuchtet zudem die allgemeine Darstellung von Frauentypen in den Grimm'schen Märchen.
- Der Cinderella-Komplex und seine Relevanz in der modernen Gesellschaft
- Die Darstellung von Frauen in den Grimm'schen Märchen
- Vergleich der Figuren Aschenputtel und Cinderella
- Die Rolle der Frau im menschlichen Lebenszyklus
- Emanzipation und Abhängigkeit im Kontext des Cinderella-Komplexes
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Verhältnis zwischen dem Cinderella-Komplex und der Figur des Aschenputtels in den Grimm'schen Märchen. Sie skizziert den Forschungsansatz und die Gliederung der Arbeit, wobei die Verbindung zwischen dem modernen Phänomen und der klassischen Märchenfigur herausgestellt wird. Die Einleitung verweist auf den Wandel des Frauenbildes und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der weiblichen Figuren in Märchen.
II. Der Cinderella - Komplex: Dieses Kapitel beschreibt den Cinderella-Komplex als Angst der Frau vor der Unabhängigkeit, ein scheinbar paradoxes Phänomen in der modernen, emanzipierten Gesellschaft. Es wird auf Colette Dowlings Forschung eingegangen, die Frauen unterschiedlicher Lebenslagen beschreibt, deren Potential durch eine Art "geschlechtsspezifisches Gefängnis" gehemmt ist. Die Diskussion kreist um den inneren Konflikt zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der emotionalen Abhängigkeit.
II.1. Die Frauenrolle im menschlichen Lebenszyklus: Dieses Kapitel beleuchtet die psychosexuelle Entwicklung der Frau und deren Auswirkungen auf die Persönlichkeitsbildung, unter Bezugnahme auf Freud und Chodorow. Es wird die These vertreten, dass die weibliche Identität stärker durch Beziehungen definiert wird als die männliche, was zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung von Abhängigkeit und Bindung führt. Die Diskussion umfasst die Rolle der Mutter-Tochter-Beziehung und die Herausforderungen der Identitätsfindung im Kontext von Beziehungen.
III. Das Wesen der weiblichen Figuren im Märchen: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung weiblicher Figuren in den Grimm'schen Märchen, mit besonderem Fokus auf Aschenputtel. Es wird der Frage nachgegangen, ob Aschenputtel tatsächlich ein passives, abhängiges Mädchen ist oder ob eine aktive, eigenständige Persönlichkeit dahintersteht. Der Vergleich zwischen Aschenputtel und Cinderella verschiedener Adaptionen wird angedeutet.
Schlüsselwörter
Cinderella-Komplex, Aschenputtel-Syndrom, Frauenrolle, Märchenforschung, Grimm'sche Märchen, Emanzipation, Abhängigkeit, Identitätsbildung, Psychoanalyse, Geschlechterrollen, Moderne Gesellschaft.
Häufig gestellte Fragen: Analyse des Cinderella-Komplexes und der Figur des Aschenputtels
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Verbindung zwischen dem modernen Phänomen des Cinderella-Komplexes und der Darstellung von Aschenputtel in den Grimm'schen Märchen. Im Fokus steht die Frage, inwieweit Aschenputtel als passiv und abhängig dargestellt wird und wie sich die Figuren Aschenputtel und Cinderella in verschiedenen Adaptionen unterscheiden. Die Arbeit untersucht auch allgemein die Darstellung von Frauen in den Grimm'schen Märchen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Cinderella-Komplex und seine Relevanz in der modernen Gesellschaft, die Darstellung von Frauen in den Grimm'schen Märchen, einen Vergleich der Figuren Aschenputtel und Cinderella, die Rolle der Frau im menschlichen Lebenszyklus und die Themen Emanzipation und Abhängigkeit im Kontext des Cinderella-Komplexes.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Cinderella-Komplex (inklusive der Rolle der Frau im Lebenszyklus), ein Kapitel zur Analyse weiblicher Figuren in den Grimm'schen Märchen (mit Fokus auf Aschenputtel und einem Vergleich zu Cinderella), eine Umfrage (deren Inhalt nicht im Preview detailiert ist) und ein Fazit. Jedes Kapitel wird in der Übersicht zusammengefasst.
Was ist der Cinderella-Komplex?
Der Cinderella-Komplex wird als die Angst der Frau vor Unabhängigkeit beschrieben, ein scheinbares Paradox in der modernen, emanzipierten Gesellschaft. Die Arbeit bezieht sich auf Colette Dowlings Forschung, die Frauen beschreibt, deren Potential durch eine Art "geschlechtsspezifisches Gefängnis" gehemmt ist, und den inneren Konflikt zwischen dem Wunsch nach Freiheit und emotionaler Abhängigkeit beleuchtet.
Wie wird Aschenputtel in der Arbeit dargestellt?
Die Arbeit analysiert, ob Aschenputtel in den Grimm'schen Märchen tatsächlich als passiv und abhängig dargestellt wird oder ob eine aktive, eigenständige Persönlichkeit dahintersteht. Ein Vergleich mit der Figur Cinderella in anderen Adaptionen ist Teil der Analyse.
Welche Rolle spielt die Psychoanalyse?
Die psychosexuelle Entwicklung der Frau und deren Auswirkungen auf die Persönlichkeitsbildung werden unter Bezugnahme auf Freud und Chodorow diskutiert. Die These, dass die weibliche Identität stärker durch Beziehungen definiert wird als die männliche, wird im Zusammenhang mit Abhängigkeit und Bindung beleuchtet. Die Mutter-Tochter-Beziehung und die Herausforderungen der Identitätsfindung spielen ebenfalls eine Rolle.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Cinderella-Komplex, Aschenputtel-Syndrom, Frauenrolle, Märchenforschung, Grimm'sche Märchen, Emanzipation, Abhängigkeit, Identitätsbildung, Psychoanalyse, Geschlechterrollen, Moderne Gesellschaft.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Die Arbeit ist für ein akademisches Publikum gedacht und dient der Analyse von Themen im Zusammenhang mit dem Cinderella-Komplex, Frauenrollen und Märchenforschung.
- Quote paper
- Yousra Hamzaoui (Author), 2017, Das Aschenputtel und der Cinderella-Komplex, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492152