Der Fokus dieser Masterarbeit liegt auf einer diskurslinguistischen Untersuchung der Darstellung von Kim und Trump und deren charakterlichen Eigenschaften. Es wird untersucht, wie die Nordkoreakrise in den deutschsprachigen Medien konzipiert wird, und ob anhand des Sprachgebrauchs der Medien das Empfinden erzeugt wurde, die Nordkoreakrise könne sich möglicherweise zu einem Krieg zuspitzen.
Das Thema rund um die Entwicklungen des Nordkoreakonflikts und die darin verwickelten Protagonisten Donald Trump und Kim Jong-Un hat seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten immer wieder Höhen und Tiefen durchlaufen und wurde in der Öffentlichkeit heiß diskutiert. Die Medien berichten über, und kritisieren insbesondere die rhetorischen Ausfälle und gegenseitigen Bedrohungen der beiden Staatsoberhäupter.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Einleitung
1. Das Spannungsfeld Nordkorea – zwischen Krise, atomarem Wettrüsten und „unberechenbaren“ Staatsoberhäuptern
2. Geschichtliche und politische Hintergründe zum Nordkoreakonflikt
3. Forschungsfragen
Hauptteil- Methoden zur Textanalyse
4. Die Darstellung des dominierenden Kollektivwissens aus diskurslinguistischer Sicht
5. Eine quantitative Analyse unter der Verwendung von n-Grammen
6. Das Mehr-Ebenen-Modell (DIMEAN) nach Spitzmüller/Warnke (2011)
7. Eine diskurslinguistische Analyse des Nordkoreakonflikts und ihrer Protagonisten
Hauptteil-Ergebnisse
7.1. Kim und Trump – zwei streitsüchtige Verrückte?
7.2. Eine Bestätigung der Musterhaftigkeit von Trumps und Kims dominierenden Charakteristika
8. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
9. Ausblick für weiterführende Studien
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4
Abbildung 5
Abbildung 6
Abbildung 7
Abbildung 8
Abbildung 9
Abbildung 10
Abbildung 11
Abstract
Das Thema rund um die Entwicklungen des Nordkoreakonflikts und die darin verwickelten Protagonisten Donald Trump und Kim Jong-Un hat seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten immer wieder Höhen und Tiefen durchlaufen und wurde in der Öffentlichkeit heiß diskutiert. Die Medien berichten über, und kritisieren insbesondere die rhetorischen Ausfälle und gegenseitigen Bedrohungen der beiden Staatsoberhäupter. Der Fokus dieser Masterarbeit liegt auf einer diskurslinguistischen Untersuchung der Darstellung von Kim und Trump und deren charakterlichen Eigenschaften. Es wird untersucht wie die Nordkoreakrise in den deutschsprachigen Medien konzipiert wird, und ob anhand des Sprachgebrauchs der Medien das Empfinden erzeugt wurde, die Nordkoreakrise könne sich möglicherweise zu einem Krieg zuspitzen. Um feststellen zu können welches Wissen diesbezüglich im deutschsprachigen Raum vorherrscht wurden 98 Zeitungsartikel quantitativ mithilfe von n-Grammen, sowie sechs Zeitungsartikel qualitativ auf der Grundlage des Mehr-Ebenen-Modells (DIMEAN) von Spitzmüller und Warnke (vgl. Spitzmüller and Warnke 2011: 114) ausgewertet. Die Untersuchungen ergaben, dass die beiden Staatsoberhäupter auffällige Ähnlichkeit aufweisen. So neigen beide Protagonisten dazu „streitsüchtig“, „gefährlich“, „unberechenbar“ und „narzisstisch“ zu sein, sowie über eine „Position der Stärke“ zu verfügen. Am dominantesten prägte sich jeweils ihr Hang zur „Streitsüchtigkeit“ aus. Unterschiede verdeutlichten sich in der Ausprägung ihrer Eigenschaften, demnach Trump „unberechenbarer“ und „narzisstischer“ als Kim gilt, der nordkoreanische Diktator jedoch als „gefährlicher“ eingestuft wird. Ein Charakterzug in dem sich beide Staatsoberhäupter nach dem Wissen der deutschsprachigen Bevölkerung jedoch deutlich unterscheiden ist ihre Fähigkeit „in komplexen Zusammenhängen denken“ zu können (Kim), bzw. ihre Unfähigkeit in diesem Punkt (Trump). Darüber hinaus herrscht die deutschsprachige Meinung vor, dass nicht die Wasserstoffbombe des Diktators allein, sondern das Zusammenspiel zwischen Kim, dem „gefährlichsten Mann der Welt“, Chinas Unberechenbarkeit, Trumps Unfähigkeit „in komplexen Zusammenhängen denken zu können“ und das Hauptmerkmal beider Staatsoberhäupter „streitsüchtig“ zu sein die Ursache für die eskalierende Lage des Nordkoreakonflikts ist. Es konnte bestimmt werden, dass eine generelle Sorge und Unruhe im deutschsprachigen Raum vorherrscht es könne zu einem Atomkrieg kommen. Dass der nordkoreanische Despot Gebrauch von seinen Wasserstoffbomben macht, wird jedoch nicht vermutet. Letztlich ist die deutschsprachige Gesellschaft vielmehr der Auffassung, dass der nordkoreanische Machthaber über kurz oder lang seine „Position der Stärke“ in Folge eines internen Aufstands vom Volk einbüßen muss.
Einleitung
1. Das Spannungsfeld Nordkorea – zwischen Krise, atomarem Wettrüsten und „unberechenbaren“ Staatsoberhäuptern
„Die Welt ist jetzt nicht nur gefährlicher als vor einem Jahr; es ist so bedrohlich wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr" (Krauss and Rosner 2018)
Berichten deutschsprachige oder weltweite Medien über Nordkorea und die Vereinigten Staaten werden meist politische Schlagwörter wie Nordkoreakonflikt, Nordkoreakrise, Atomstreit oder nukleares Wettrüsten in einem Atemzug genannt. Auch von der sogenannten Doomsday Clock ist immer häufiger die Rede (vgl. z.B. Krauss and Rosner 2018). Tatsächlich blicken internationale Beobachter und Experten sorgenvoll auf ein insbesondere seit 2017 stetig verbessertes Atom- und Raketenprogramm des nordkoreanischen Regimes (Krauss and Rosner 2018). Ebenso wie Kim Jong-Un spielt Donald Trump eine Schlüsselrolle in der „zunehmenden Sorge um die weltweite Sicherheitslage“ (vgl. Krauss and Rosner 2018). Die Internationalisierung der Sorge und Unsicherheit in der Gesellschaft liegt mitunter daran, dass ein möglicher Nordkoreakrieg nicht allein zwischen Nordkorea und den USA, sondern auf weltweiter Ebene ausgetragen werden würde. Fachleute wie der US-Amerikanische Verteidigungsminister Mattis warnen bereits vor dem „schlimmsten Konflikt im Leben der meisten Menschen heute“ (Mattis in Hemicker 2017b) oder vor einer „neuen Kuba-Krise“ (Dorn 2017). Parallelen zwischen der Kuba-Krise und dem Nordkoreakonflikt können im Hinblick auf die permanent angespannte Lage gezogen werden (Hemicker 2017b). Ebenso wie zu Zeiten des Kalten Krieges besteht aktuell die Angst vor einem Kriegsauslöser, der lediglich auf ein Missverständnis des Gegenübers zurückzuführen ist (Hemicker 2017b).
„Ich habe die Kubakrise mitgemacht, den Vietnamkrieg, die zwei Irakkriege. Ich muss sagen, ich habe mich noch nie so um dieses Land und die Welt gesorgt wie jetzt.“ (Wilkerson, Lawrence in Dorn 2017).
2. Geschichtliche und politische Hintergründe zum Nordkoreakonflikt
Auslöser für erste Konfliktpunkte zwischen Nordkorea und den USA sind bereits auf das Ende des zweiten Weltkriegs zurückzuführen (vgl. Drotschmann 2017). Die ehemalige japanische Kolonie wurde nach der Kapitulation Japans im Jahr 1945 in zwei Besatzungszonen unter der Führung der Sowjetunion im Norden, und einer US-amerikanischen Besatzungszone im Süden aufgeteilt (vgl. Ebert 2017). 1948 bildeten sich das demokratische Südkorea und das diktatorische Nordkorea unter Führung von Kim Il Sung, dessen Macht bis heute im Land zu spüren ist (vgl. Drotschmann 2017). 1950 bis 1953 kam es zum Koreakrieg, in dem die damalige UDSSR und China auf Seiten des Nordens und die westliche Welt auf Seiten des Südens kämpften (vgl. Drotschmann 2017). Bis heute liegt kein offizieller Friedensvertrag vor, weswegen es immer wieder zu gegenseitigen Auseinandersetzungen kam (vgl. Stöver 2017). Seit den 1990er Jahren verarmte Nordkorea aufgrund von hohen Aufrüstungsausgaben zur Verbesserung seines Atomprogramms zusehends (vgl. Drotschmann 2017). Das diktatorische Entwicklungsland wird zunehmend mit Armut, Hungersnöten, Menschenrechtsverletzungen und zensierten Medien assoziiert (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018a). Nach dem Tod Kim Jong-ils im Jahr 2011 übernahm sein Sohn Kim Jong-Un die Macht im Land. Kim wird schnell bekannt als einer der brutalsten Herrscher aller Zeiten, da er für seinen Machterhalt z.B. auch nicht vor Familienmitgliedermorden zurückschreckt. Doch auch Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung, Verarmung, Atom- und Raketenprogramm werden in einem Atemzug mit dem Diktator genannt. Heute hat das „unglückliche Überbleibsel des Kalten Krieges“ (Welter 2018) mit China und Russland kaum Verbündete (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018c). Die Bevölkerung verhungert und ist politisch isoliert. Durch die zensierten Medien gelang es der Kim-Dynastie über viele Jahre hinweg einen positiven Herrscherkult aufrechtzuerhalten. Die psychische Manipulation der nordkoreanischen Bevölkerung ist einer der Hauptgründe für die Stärke des nordkoreanischen Heeres, da die Nordkoreaner bereits in der Kindheit lernten, dass die USA und Südkorea „der Feind“ seien (vgl. z.B. Schmidt 2017).
Die Wahl Donald Trumps zum US- amerikanischen Präsident am 20. Januar 2017 setzte der Philosophie der „strategischen Geduld“ (vgl. z.B. Belz 2017) Obamas ein Ende. In seiner Rede vor der UN-Generalversammlung provozierte Trump den koreanischen Despoten als „rocketman auf Selbstmordmission“ (Trump 2017) und drohte dem Regime in Pjöngjang mit weiteren Tweets und scharfer Rhetorik. Kim antwortet auf die Drohungen mit dem Zünden von Atombomben. Auf diese Bedrohung wiederum reagierte der US-Präsident mit weiterer Kriegsrhetorik (Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018b) wie z.B. mit der „totalen Zerstörung Nordkoreas“ (Trump 2017). Seit 2017 versucht die US-Regierung nun Kims Macht mit Sanktionen einzudämmen. Nach Einschätzungen von Experten kann somit die nordkoreanische Wirtschaft innerhalb eines Jahres zum Stillstand kommen (vgl. Richter 2017). Als Weiteres wird versucht, China als Unterstützer im Kampf gegen Kim zu gewinnen (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018b). Bis heute weigert sich Kim seine Atomwaffen vollständig aufzugeben, weshalb die Sanktionen nach wie vor gegen Nordkorea verhängt bleiben. Erste Auswirkungen machen sich jedoch primär in der verhungernden nordkoreanischen Bevölkerung bemerkbar (Hemicker 2017b).
Politische Ziele und Motive Kims
Der nordkoreanische Despot verfolgt mit seinen Drohungen, durch die er eine innenpolitische Glaubwürdigkeit erzeugen möchte das Ziel, seine Machtposition im eigenen Land zu sichern. Zum Machterhalt übt die Kim-Dynastie seit Jahrzehnten eine Droh- und Entspannungspolitik aus. Im Unterschied zu seinen Vorgängern bedient sich Kim jedoch einer erheblich zugespitzten Wortwahl und Tonlage. Durch seine Kriegsrhetorik erhofft sich der nordkoreanische Machthaber den nationalen Zusammenhalt und folglich seine Macht zu stärken, was ihm dadurch gelingt die nordkoreanische Bevölkerung von einer Bedrohung von außen zu überzeugen (vgl. Schmidt 2017), weswegen sich das Land aufrüsten müsse. Trumps Drohungen fungieren hierbei als wertvolle Unterstützung (Hemicker 2017b). Dabei stützt sich Kim Jong-Un auf die sogenannte Byungjin-Lehre, wodurch er sich einen simultanen atomaren und wirtschaftlichen Erfolg des Regimes verspricht (vgl. Welter 2018).
Kims Machterhalt durch Atomwaffen
Derzeit wird in den Medien immer wieder von Kims Atom- und Raketentests berichtet. Der Grund für den Bau dieser Sprengkörper resultiert aus einer in Nordkorea aktuell herrschenden ungünstigen Lage. Das Land ist verarmt und braucht die Atomwaffen als Druckmittel, um Verhandlungen mit der internationalen Gemeinschaft nicht nur ermöglichen zu können, sondern vor allem, aus einer Position der Stärke heraus mit den mächtigsten Staatsoberhäuptern der Welt auf Augenhöhe zu verhandeln (vgl. PolyMatter 2018). Mit dem Gipfeltreffen am 12.06.2018 in Singapur kam es zwar zu einem beispiellosen Treffen zwischen einem US-amerikanischen Präsidenten und einem nordkoreanischen Diktator, Verhandlungen über eine nukleare Abrüstung Nordkoreas können jedoch seit 2003 insgesamt achtmal beobachtet werden. Das musterhaftes Verhalten Nordkoreas während der Verhandlungen weckte Vorsicht und Misstrauen der internationalen Gemeinschaft, da die Kim-Dynastie nie vollständig ihre Atom- und Raketenprogramme, in die Nordkorea in den letzten 40 Jahren viel investiert hat, aufgab (vgl. PolyMatter 2018). Insbesondere Kim Jong-Un hat sich zum Ziel gemacht, mit seinen Waffen die Westküste der Vereinigten Staaten zu erreichen um Druck auf das Land auszuüben und seine Position der Stärke zu etablieren (vgl. PolyMatter 2018). Nordkorea gilt mittlerweile offiziell als Atommacht. Wie viele Atombomben das Land besitzt ist jedoch nach wie vor unklar. Experten gehen davon aus, dass Nordkorea im Besitz von ca. 20 Atombomben ist (vgl. z.B. Hegmann 2018). Obwohl nach wie vor die zerstörende Wirkung der nuklearen Waffen unbekannt ist, müssen Kims Drohungen seine Atomwaffen einzusetzen ernst genommen werden. Ein tatsächlicher Angriff gilt jedoch als unwahrscheinlich, da die Intention Kim Jong-Uns lediglich seine Strategie des Machterhalts ist, und er nicht „selbstmörderisch“ handle (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018c).
Derwirtschaftliche Aufbau Nordkoreas
Ein weiterer Grund für Kim Jong-Uns Drohungen könnte die Ablenkung von der desaströsen wirtschaftlichen Lage des Landes sein (vgl. Dorn 2017). Obwohl es seit den 1990er Jahren zunehmend verarmt, befindet sich Kim Jong-Un auf einem guten Weg, eine wirtschaftliche und soziale Reform in seinem Land durchzuführen (Frank 2018), ohne jedoch seine Machtposition hierdurch einbüßen zu müssen. Dies kann ihm gelingen, da Kim Jong-Un einen neuen Ansatz im Vergleich zu seinem Vater verfolgt. Der aktuelle nordkoreanische Despot hat erkannt, dass der privatwirtschaftliche Sektor gefördert werden muss. Bei genauer Betrachtung des Landes wird deutlich, dass Nordkorea durchaus über wichtige Ressourcen verfügt. Neben wichtigen, vielversprechenden Industriezweigen profitiert das Regime durch eine sehr junge Bevölkerung, Bodenschätze und dem Handelspartner China (vgl. Frank 2018). Diese vorteilhaften Gegebenheiten bieten Nordkorea die Möglichkeit, „zum nächsten ostasiatischen Tigerstaat zu werden“ (vgl. Frank 2018). Gründe, warum es zu einer solchen Realisierung bislang nicht kam sind die internationalen Sanktionen, die immer wieder gegen Nordkorea auferlegt wurden. In Zukunft könnte das Land entweder nach wie vor „isoliert bleiben, oder nur minimale Veränderung zulassen und vor allem auf Stabilität setzen“ (Frank 2018). Eine andere Möglichkeit wäre die Orientierung am chinesischen Wirtschaftsmodell, das auf „Staatskapitalismus“ setzt, demokratische Rechte jedoch ausbleiben (Welter 2018). Experten gehen davon aus, dass eine derartige Entwicklung nur langsam erfolgen wird, da mit einem wirtschaftlichen Aufschwung, verbunden mit mehr Wohlstand in der Bevölkerung auch eine Gefährdung des Kim-Regimes einhergeht (vgl. Welter 2018). Nichtsdestotrotz muss Kim eine wirtschaftliche Veränderung im Land zulassen, um seine Macht im Land dauerhaft erhalten zu können.
Politische Ziele und Motive Trumps
"Wenn ich nicht gewählt worden wäre, hätten Sie einen Krieg gehabt" (Trump 2018a)
Im Kontrast zu seiner Behauptung ist auch der derzeitige US-Präsident mitverantwortlich für die eskalierende Situation des Nordkorea-Konflikts. Experten zufolge droht Trump um nicht schwach zu wirken (vgl. Schmidt 2017), da diplomatische Verhandlungen für den US-Präsidenten ein Zeichen von Schwäche darstellen. Ebenso wird häufig argumentiert, dass Trump sich dazu berufen fühlt, neben anderen politischen Baustellen, auch den seit Jahrzehnten schwelenden Nordkoreakonflikt auf seine Art und Weise zu lösen (vgl. z.B. Westdörp 2017). Zudem braucht Donald Trump, genau wie Kim Jong-Un einen politischen Erfolg, um von der innenpolitischen Schwäche im Land abzulenken (vgl. z.B. Westdörp 2017). Die wirtschaftliche Lage der USA hat sich seit dem Amtsantritt Donald Trumps nicht nennenswert verbessert, auch wenn der US-Präsident in seinem Wahlspruch angekündigt hatte, Amerika wieder großartig zu machen (Trump 2016). Um Glaubwürdigkeit und so das Vertrauen seiner Wähler weiterhin zu bekommen und von der schwachen Wirtschaft der Vereinigten Staaten abzulenken, muss Trump ein positives Image seiner selbst etablieren. Deshalb setzt der US-amerikanische Staatschef auf seine Außenpolitik, in der Hoffnung somit den Fokus weg von seiner schwachen Innenpolitik zu lenken (Thränert 2017). Beim Gipfeltreffen mit Kim Jong-Un präsentierte sich Trump als starker Politiker, der Beispielloses geschaffen hat.
Trumps Fokus auf seine Außenpolitik: die Denuklearisierung Nordkoreas mit der Strategie eines Dealmakers
Bereits Obama stellte fest, dass der Konflikt mit Nordkorea „die größte sicherheitspolitische Aufgabe für Trump [werde]“ (Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018b). Im Gegensatz zu Obama verfolgt Trump keine Politik der „strategischen Geduld“, sondern eine „Kampagne des maximalen Drucks“ (Welter 2018). Dies machte sich beispielsweise dadurch bemerkbar, dass im Jahr 2017 die härtesten Sanktionen gegen Pjöngjang verhängt wurden. Ziel der Strategie ist die vollständige Aufgabe von Kims Atom- und Raketenprogramm. Auch kann Trump nicht mehr auf die Strategie Obamas setzen, da Kim bereits behauptet, seine Raketen soweit entwickelt zu haben, dass diese in der Lage sind, Amerika angreifen zu können. Trump ist sich bewusst, dass er „die nationale Sicherheit seines Landes“ (Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018b) schützen muss. Dies verfolgt er in seiner Rolle als Geschäftsmann. Trump versucht sogenannte Deals mit Kim Jong-Un auszuhandeln (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018b).
Der Kampf um die Position der Stärke
Ein möglicher nuklearer Angriff der USA wird von Experten aufgrund von desaströsen Folgen und Millionen Toten, sowie von Nordkorea, das sich seiner schwächeren Position bewusst ist, für unwahrscheinlich gehalten. Trotzdem sollte ein solcher und eine damit einhergehende atomare Explosion aufgrund aktueller Ereignisse und der komplexen und ambivalenten Persönlichkeitsstrukturen der Protagonisten im Nordkoreakonflikt nicht unterschätzt werden. Für beide Staatsoberhäupter fungiert der Nordkoreakonflikt als Spielfläche zur Austragung ihrer Machtkämpfe. Sowohl Kim Jong- Un als auch Donald Trump wollen ihre Verhandlungspositionen verbessern, weswegen ein Gipfeltreffen in Singapur bestimmt wurde. Für Kim bedeutet das Gipfeltreffen eine Demonstration seiner Stärke, da er mit dem mächtigsten Mann auf Augenhöhe agiert. Zudem erhofft sich der Diktator mit dem Treffen Sicherheitsgarantien und mögliche ökonomische Privilegien für sein Land (vgl. Richter 2017). Auch das Wechselspiel der Sanktionen kann als Machtkampf verstanden werden. Sie verhindern Kims Möglichkeiten, sein Land wirtschaftlich voran zu bringen, und ändern den Kurs weg von seiner Entspannungspolitik, in der sich Kim als netter, humorvoller Politiker präsentiert, der Sportler zu den olympischen Spielen nach Pyeongchang schickt, Staatsoberhäupter in China und Südkorea besucht und Versprechungen zur nuklearen Abrüstung gibt, hin zu seiner Drohpolitik in Form von Atom- und Raketentests. Der Erfolg von Kims Droh- und Entspannungspolitik liegt mitunter am „diplomatischen Geschick“ des nordkoreanischen Machthabers (Chan 2018). Seine Gewandtheit sorgt für ein sprunghaftes oder unberechenbares Bild des Diktators in der Gesellschaft. So behaupten Experten, dass sich Kim als „durchtriebener und gefährlicher wie zuvor angenommen“ herausgestellt hat, und somit die Lage der aktuellen Nordkoreakrise komplizieren wird (vgl. Chan 2018). Die Sanktionen dienen jedoch ebenso einer Stärkung Trumps Position der Macht und schränken zudem die Möglichkeiten einer Weiterentwicklung des Atomprogramms ein. Die Fronten sind verhärtet, da es keine Einigung zum Atomwaffenprogramm gibt. Kim argumentiert er brauche sein Atom- und Raketenprogramm als Schutz vor einer äußeren Bedrohung und misstraut Trump, da er vermutet dieser werde weiterhin Sanktionen gegen Nordkorea verhängen. Kim sieht seine Atombomben als Lebensversicherung, als einziges Mittel, um seine Macht im Land erhalten zu können. Trump wiederum hat sich die Aufgabe von Kims Atomprogramm zum Ziel gesetzt. Er hofft einen „Deal“ mit dem Diktator aushandeln zu können, der in einem Tausch mit der Aufhebung der Sanktionen sowie humanitärer Hilfen, Treibstofflieferung und guten Beziehungen zu Japan und den USA besteht (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018a). Dieser Deal bedeutet jedoch auch Ambivalenz für den nordkoreanischen Machthaber. Einerseits kann Kim somit seine Wirtschaft voranbringen und für Wohlstand seines Landes sorgen, andererseits muss der Diktator eine für ihn geeignete Balance finden, die es ermöglicht, dass seine Bevölkerung nur soweit zufrieden ist um keinen Putsch gegen ihn zu planen (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018a).
In den Verhandlungen mit Nordkorea dienen die Sanktionen als Druckmittel. Eine Lockerung oder Aufhebung dieser findet ausschließlich gegen eine Abrüstung der Atombomben statt. Beide Parteien kommen jedoch zu keiner Einigung, da keiner der beiden Staatschefs seine Position der Stärke einbüßen möchte. In seiner Neujahrsansprache 2019 drohte Kim „andere Wege [zu finden]“, für den Fall, dass Trump nicht auf seine Forderungen eingehe (vgl. z.B. Bhuiyan 2019). Ursache für diese Drohungen ist Kims Zeitdruck, unter dem er seine Wirtschaft voranbringen muss. Da unter anderem aufgrund der olympischen Winterspiele in Pyeongchang Nordkorea langsam von der Isolation befreit wird und ein Umdenken in der nordkoreanischen Bevölkerung stattfindet, muss Kim schnell handeln, um seine Macht im Land erhalten zu können. Der nordkoreanische Despot ist folglich von einer Lockerung der Sanktionen abhängig, da die Unzufriedenheit über den niedrigen Lebensstandard im Land wächst (Frank 2018).
Die Rolle Chinas im Konflikt
Ebenso wenig wie die USA unterstützt China die Annäherungspolitik des südkoreanischen Präsidenten Moon an Nordkorea, und den Gedanken eines Wiedervereinigten Koreas. China fürchtet jedoch insbesondere eine mögliche US-amerikanische Führung des neuen Koreas, was die Macht der Vereinigten Staaten gegenüber China verstärken würde. Derzeit fungiert Nordkorea als Pufferstaat für China, und in seiner Rolle als Öllieferant genießt das Land eine etablierte Machtposition gegenüber der abhängigen Diktatur (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018c). Schätzungen zufolge werden ca. „90 Prozent des Nordkoreanischen Außenhandels in China“ (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018c) betrieben. Der Ausbau von Kims Atom- und Raketenprogramm führte zu einer gespaltenen politischen Haltung Chinas gegenüber dem nordkoreanischen Regime. China sieht sich durch die Destruktionskraft der Atomraketen gefährdet, unterstützt jedoch nicht einen möglichen Sturz der Kim-Diktatur aus Angst vor einem Ansturm nordkoreanischer Flüchtlinge (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018c) sowie einer Stärkung der US-amerikanischen Machtposition. Folglich ist nach wie vor unklar, wessen Seite China unterstützen wird. Insbesondere in letzter Zeit kann beobachtet werden, dass es die internationale Gemeinschaft unterstütz, indem es ebenfalls Sanktionen gegen Nordkorea verhängt (Hemicker 2017b). Jedoch ist anzunehmen, dass China „langfristig nichts tun [wird], was das nordkoreanische Regime ernsthaft gefährden würde.“ (vgl. Cieschinger, Küpper, and Steinmetz 2018c).
Wird es zu einem Krieg kommen?
Aufgrund der Persönlichkeiten zweier impulsiver Staatschefs ist die Lage zwischen Nordkorea und den USA angespannter denn je und die gegenseitigen Drohungen könnten schnell zu einem Kriegsauslöser führen. Laut der amerikanischen UN-Botschafterin Nikki Haley wird es bei jeglichem negativen verdächtigen Verhalten von Seiten Notkoreas zu einer „Zerstörung des Regimes“ (vgl. Steffens 2017) kommen. Jedoch beteuert die Botschafterin auch, dass Krieg nur als letzte Option in Betracht gezogen würde (Steffens 2017). Nach Angaben von Experten setzt das Kim-Regime ebenso wenig auf Krieg, sondern versucht lediglich, ebenso wie Trump, seine Machtposition auszubauen, sowie sein Land vor der Macht Amerikas zu schützen, da er sich seiner schwächeren Position gegenüber den Vereinigten Staaten durchaus bewusst ist (vgl. Thränert 2017). Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass sowohl der junge Kim als auch der Geschäftsmann Donald Trump wenig Expertise im Umgang mit internationalen Konflikten aufweisen können. Nach Angaben vieler Experten darf der 35- jährige Diktator mit schweizerischem Hochschulabschluss jedoch nicht unterschätzt werden. Viele Medien und Politologen weisen darauf hin, dass Kim nicht wie oft angenommen als „verrückt“ bezeichnet werden könne, sondern sich hinter seinen sprunghaften Handlungen durchaus eine Strategie verbirgt. Nach wie vor ist die Gefahr jedoch groß, dass die gegenseitigen Provokationen Trumps und Kims überhandnehmen, und im Zuge dessen einer der beiden aus einem „Krieg der Worte“ einen tatsächlichen Krieg startet (vgl. Dorn 2017).
3. Forschungsfragen
Um eine sprachlich wertvolle Untersuchung vorzunehmen, und ein kollektiv vorherrschendes Wissen in der deutschsprachigen Bevölkerung bestmöglich herauskristallisieren zu können, wurden Kommentare aus sechs unterschiedlichen Zeitungen als zu analysierender Gegenstand herangezogen.
Die Untersuchung wird durch die folgenden Forschungsfragen geleitet:
1. Wie wird die Nordkoreakrise in den deutschsprachigen Medien dargestellt?
2. Wie werden Kim Jong-Un und Donald Trump präsentiert?
3. Wie werden die charakterlichen Eigenschaften der beiden Protagonisten sprachlich hergestellt?
4. Wie wird die Meinung in der Bevölkerung konzipiert, dass sich die Nordkoreakrise zu einem Krieg zuspitzen könnte?
Hauptteil- Methoden zur Textanalyse
4. Die Darstellung des dominierenden Kollektivwissens aus diskurslinguistischer Sicht
Die Diskursforschung setzt dort an, wo die Meinungen in der Gesellschaft bezüglich hitzig debattierten, aktuellen Themenkomplexen auseinandergehen. Beispiele für kontroverse Diskurse sind die Flüchtlingsdebatte, der Klimawandel oder das Renteneintrittsalter, aber auch internationale Themen wie die Anerkennung Guaidós als Interimspräsident Venezuelas oder der Brexit. Der nachfolgende Diskurs zur politischen Lage des Nordkoreakonflikts soll unter Berücksichtigung der Charakteristika Donald Trumps und Kim Jong-Uns aufzeigen, ob in der deutschsprachigen Bevölkerung die Sorge vorherrscht, der Nordkoreakonflikt könne sich zu einem Krieg zuspitzen. Die Diskursanalyse eignet sich hervorragend zur Untersuchung des dominierenden Kollektivwissens der Gesellschaft eines bestimmten Zeitraums, beispielsweise wie der Nordkoreakonflikt in den Medien dargestellt wird. Die Wahrnehmung der deutschsprachigen Bevölkerung bezüglich der beiden Protagonisten kann zudem ausgezeichnet mit dieser Methode durchgeführt werden, da diese die „Mentalitäten, in Form von Gewohnheiten des Erlebens, Denkens, Fühlens und Handelns der Akteure im Diskurs“ aufdeckt (vgl. Topczewska 2012). Es soll untersucht werden, wie die allgemeine Einstellung der deutschsprachigen Gesellschaft gegenüber Kim und Trump „geschaffen wird“, wie die Haltung gegenüber der beiden Protagonisten ist, und welche Auswirkungen die Charakteristika der beiden Staatsoberhäupter gemäß der herrschenden Meinung haben könnten (Wengeler 2013: 270).
Definition und Operationalisierung des Diskursbegriffs
Der alltagssprachliche Gebrauch des Diskursbegriffs ist im politischen Bereich sehr gängig. Hiermit meinen die Sprecher meist jedoch einen Diskurs im Sinne von einer „lebhaften Erörterung“ oder einer „Diskussion“ (vgl. Carstens and Herbst 2019). Weitere im Duden vorzufindende Synonyme zu Diskurs sind: „Auseinandersetzung, Debatte, Kontroverse, Wortgefecht, Disput oder Meinungsverschiedenheit“ (vgl. Carstens and Herbst 2019). Folglich muss eine Unterscheidung zwischen alltagssprachlichem und wissenschaftlichem Diskurs vorgenommen werden. Der Diskursbegriff als solches ist aufgrund seiner „Ambiguität [..], seine[r] disziplinären Polysemie und seine[r] vollkommen unklaren Granularität […] äußerst schwer fassbar.“ (Kämper 2015: 1). Um den Diskursbegriff möglichst umfassend greifbar zu machen, werden demnach unterschiedliche Definitionen wichtiger Vertreter der Diskursforschung näher betrachtet.
Verschiedene Definitionen des wissenschaftlichen Diskursbegriffs
Focault, der Begründer und wichtigste Vertreter der Diskursforschung definierte den Diskursbegriff nicht näher ausdifferenziert als eine „Gesamtheit von Äußerungen“ (Jäger 1993: 148). Auch weitere Diskursforscher sahen die Äußerung als zentralen Bestandteil des Diskurses. Wichter beispielsweise betrachtete den Diskurs als ein „Äußerungsensemble, in dem in einer Gesellschaft oder in mehreren Gesellschaften untereinander ein Thema verhandelt wird“ (Wichter 1999: 256 in Spitzmüller and Warnke 2011: 115). Übertragen auf den nachfolgend untersuchten Diskurs wird beispielsweise beobachtet, ob in der deutschsprachigen Gesellschaft die Meinung vorherrscht, Kim Jong-Un sei berechenbar oder unberechenbar. Was den Diskurs jedoch auszeichnet ist das zugrundeliegende gleiche Thema, das in einer Vielzahl von unterschiedlichen Texten widergespiegelt wird (vgl. Spitzmüller and Warnke 2011: 108). Andere Diskursforscher sehen den Begriff als weitaus komplexeres Gefüge und betonen insbesondere den Zeitgeist und das vorherrschende „Weltwissen“ einer Gesellschaft, aus dem heraus der Diskurs entsteht und der durch gesellschaftliche, kulturelle, politische und zeitliche Einflussfaktoren geprägt ist (Jäger 1994 in Kujawa 2014: 113/14). Dieses durch die Sprache erzeugte (vgl. Kujawa 2014: 113), „stark inhomogen[e]“ (Kämper 2015: 8) Weltwissen sorgt für Interesse der Untersuchung unterschiedlicher Standpunkte verschiedenster Diskursakteure. In Anbetracht der unterschiedlichen Fokussierungen vieler Diskursforscher zur Definition des Begriffs kann festgehalten werden, dass „der Diskursbegriff [...] mittlerweile so vielfach und ausgiebig reflektiert, diskutiert und präzisiert worden [ist] wie kaum ein anderer linguistischer Gegenstand“ (Spitzmüller and Warnke 2011: 9)
Nachfolgend soll der Diskurs als „Wahrheitsanspruch des Weltwissens [über den Nordkoreakonflikt, der im deutschsprachigen Raum vorherrscht]“ verstanden werden (vgl. Kujawa 2014: 114).
Was ist die Diskursanalyse?
Die Diskursanalyse setzt sich mit aktuellen, debattierten und kontrovers diskutierten Themen, den sogenannten „Zeitgesprächen“ (vgl. Hermanns 2007: 67 in Kämper 2015) auseinander. Dabei soll untersucht werden, welche „sprachliche[n] Muster [in Form von] Vorkommenshäufigkeiten und Verteilungen“ (Spitzmüller and Warnke 2011: 84) auffallen. Bei der Durchführung einer solchen Analyse gibt es unterschiedliche Schulen und Ansätze, beispielsweise die kritische Diskursanalyse (KDA), die linguistische Diskursanalyse, die Diskurslinguistik, die sozialwissenschaftliche Diskursanalyse, die politische Diskursanalyse oder die machtanalytische Diskurslinguistik. Die nachfolgende Arbeit legt die Diskurslinguistik als Herangehensweise zugrunde, da diese Herangehensweise den Fokus auf die Betrachtung des kollektiven Wissens einer Gesellschaft, welches hier im deutschsprachigen Raum untersucht werden soll, legt. Auch Focault definiert die Diskurslinguistik als ein „Formationssystem von Aussagen, das auf kollektives, handlungsleitendes und sozial stratifiziertes Wissen verweist“ (Spitzmüller and Warnke 2011: 8). Wissen im diskurslinguistischen Zusammenhang wird beispielsweise als „das Resultat von Vereinbarungen auf der Grundlange historischer, gegenseitiger Zusagen“ (Spitzmüller and Warnke 2011: 41) definiert. Wissen beruht demnach nicht auf seiner faktischen Richtigkeit, sondern wird von der Gesellschaft diskursiv bezüglich seiner Richtigkeit oder Falschheit festgelegt. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass Wissen nicht statisch ist, und nur zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Raum als wahr gilt (vgl. Foucault 1974). Ein „meinungs- und […] machtneutrale[s] Wissen als intersubjektiv gesicherte Erkenntnis“ existiert im Bereich dieser Forschungsdisziplin nicht (Spitzmüller and Warnke 2011: 42/43). Hier kommt es zum wahren Interesse der Diskursanalyse. Ziel dieses Forschungsbereichs ist es, „das umkämpfte und nur relativ gültige Wissen“ (Spitzmüller and Warnke 2011: 43) herauszukristallisieren. Für die Diskursanalyse ist nun primär von Interesse, wer dieses kollektive Wissen „initiiert, beeinflusst und wer sich in einer solchen Machtposition befindet um Zugang zu [diesem] Wissen“ zu haben (vgl. Spitzmüller and Warnke 2011: 43). Der Begriff der Machtposition spielt eine weitere wesentliche Rolle in der Diskursanalyse. Macht im diskurslinguistischen Sinne ist Wissen. Denn welches kollektive Wissen zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Gebiet als wahr gilt bestimmen die Diskursakteure, die Einfluss darauf haben, welches Wissen von der Gesellschaft als richtig akzeptiert wird (vgl. Spitzmüller and Warnke 2011: 43). Spitzmüller und Warnke gehen sogar soweit, dass sie dem Diskurs selbst die meiste Macht zuschreiben, indem sie behaupten, dieser „selbst [produziere] Macht.“ (Spitzmüller and Warnke 2011: 74). Die Macht des Diskurses und somit seine Einflussnahme auf eine Gesellschaft darf folglich nicht unterschätzt werden. Jäger betont dies ebenso mit seiner Aussage, dass „Diskurse [..] gesellschaftliche Wirklichkeit nicht einfach [widerspiegeln], sondern [..] ein „Eigenleben“ gegenüber der Wirklichkeit [führen]“ (Jäger 1993: 166). Trumps Beziehungen zu Russland können beispielsweise in Wirklichkeit viel besser sein, als von den Medien berichtet. Die Tatsache, dass Diskurse umstritten und ambivalent sind sowie ein „Eigenleben“ haben führt unmittelbar zur Emotionskomponente. Diskurse werden nicht auf der Sachebene ausgetragen, sondern schüren Konflikte und Debatten (vgl. Rothenhöfer 2015: 251 in Kämper 2015). Insbesondere im nachfolgenden behandelten Thema können des Öfteren Konflikte beobachtet werden, die auf die „Streitsüchtigkeit“ der beiden Protagonisten zurückzuführen sind. In ihren Konflikten sind deutliche „Gefühlsregungen, Einstellungen und ein Verhalten von Antipathie gegenüber des jeweiligen anderen zu beobachten“ (vgl. Rothenhöfer 2011: 251 in Kämper 2015). Ziel der Diskurlinguistik ist nun, diese „Wissens- und Machtstrukturen“ zu erkennen (Spitzmüller and Warnke 2011: 117).
Der politische Diskurs aus linguistischer Sicht
Politik kann als „Streit und Auseinandersetzung um Wörter“ (vgl. Kuhn 1991: 103 in Liedtke, Wengeler, and Böke 1991) verstanden werden. Demnach spielt die Sprache eine unmittelbar wichtige Rolle im Bereich der Politik. Sie ist unabdingbar, da auch politisches Handeln erst mithilfe der Sprache ermöglicht wird. Zudem kommt es genau wie in der Alltagskommunikation auch in der politischen Kommunikation nicht nur darauf an was, sondern auch wie etwas gesagt wird. Dabei übernimmt jeder Diskursteilnehmer eine festgelegte Position, deren Sprachgebrauchsmuster er übernimmt. US-Präsident Trump, in seiner Rolle als Sender versucht beispielweise seine Wähler argumentativ oder verlockend zu überzeugen. Die Medien als Vermittler wollen ihre Rezipienten mit aussagekräftigen Standpunkten für sich gewinnen, und die Gesellschaft als Empfänger bildet sich eine für sie glaubwürdige Meinung zu einem Thema, das sie entweder als wahr oder falsch bewertet (vgl. Kujawa 2014: 108). Der politische Diskurs ist in jeglicher Form von „gesprochene[n], geschriebene[n], gedruckte[n] oder gesendete[n] Texten“ im „Bereich der politischen Kommunikation“ vorzufinden (Girnth 1996: 66). Über soziale Netzwerke ist er der modernen Zeit angepasst, und entfaltet sich beispielsweise in Tweeds, von denen US-Präsident Trump des Öfteren Gebrauch macht. Aber auch in andere Massenmedien wie Zeitungen oder Rundfunk werden durch die Wechselwirkung mit den Rezipienten Diskurse „initiiert, ausgehandelt und diskutiert“ (vgl. Kujawa 2014: 92). Das Medium übernimmt hierbei die Rolle des „Anwalts der Bürger“ (vgl. Schröter and Carius 2009: 9), da es z.B. anhand von Kommentaren umstrittene politische Themen und Politiker von unterschiedlichen Seiten beleuchtet (vgl. Kujawa 2014: 103). Es bedient sich hierbei häufig dem stilistischen Mittel des Zitats, die beispielsweise von politischen Rednern geäußert wurden und die durch wiederholenden Gebrauch zu Schlagwörtern geworden sind, beispielsweise „rocketman auf Selbstmodmission“ oder „geistesgestörter Greis“. Aber auch „Anspielungen auf bestimmte Personen, die mit originellen oder kontroversen politischen Ansichten assoziiert werden“ (Kujawa 2014: 138), wie z.B. der Vergleich Trumps mit einem „schwarze[n] Schwan der Weltpolitik“ (vgl. Gujer 2018b) werden häufig von Medien aufgegriffen. Insbesondere anhand von Kommentaren kann der politische Diskurs das aktuelle als wahr geltende politische Wissen in einer Bevölkerung etablieren und beeinflussen (vgl. Kujawa 2014: 100), welches wiederum „das (politische) Denken und Handeln“ (Kujawa 2014: 99) der einzelnen Diskursteilnehmer steuern kann. Ziel der politischen Diskursanalyse ist es, auf der Grundlage von Textkorpora „ein exaktes Bild“ (Girnth 1996: 77 in Kujawa 2014: 103) über das als für wahr gehaltene aktuelle Wissen in einer bestimmten Gesellschaft herauszuarbeiten. Dabei ist das Einbeziehen von „möglichst unterschiedlichen Sekundär- bzw. Metatexten“ (Kujawa 2014: 103), beispielsweise in Form von Kommentaren entscheidend, um das Kollektivwissen der Bevölkerung bestmöglich widerspiegeln zu können.
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- Helena Fischer (Author), 2019, Die Darstellung der Nordkoreakrise und ihrer Protagonisten im deutschsprachigen Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492006
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