Epochale Umbrüche haben eine unangenehme Eigenschaft: Sie werden in der Regel als solche nicht sofort wahrgenommen. Der wirtschaftliche Wiederaufstieg der VR China hingegen hat mittlerweile fast jeden Haushalt und jedes Unternehmen erfasst. Derzeit wundert sich kaum noch ein Konsument darüber, dass sein Mobiltelefon oder sein Notebook im „Reich der Mitte“ produziert worden ist. Dass diese Produkte aber immer noch das ihm vertraute Label eines internationalen Unternehmens tragen zeigt nur, wie sehr die Weltwirtschaft bereits von dem Standort China profitiert hat. So wird allenthalben davon ausgegangen, dass der Zuwachs an Effizienz, den die chinesische Volkswirtschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten vorzuweisen hatte, fast ausschließlich auf das Konto der internationalen Investoren geht (Baron et al., 2005: 24). Für die internationalen Unternehmen ist dies jedoch nur die eine Seite derselben Medallie. Denn China verfügt auch noch über einen der attraktivsten Binnenmärkte weltweit, den es zu erschließen gilt.
Voraussetzung hierfür war zunächst die wirtschaftliche Öffnung der Volksrepublik, die durch wirtschaftspolitische Reformmaßnahmen umgesetzt worden ist (vgl. Deng, 2001: 63). Hiernach ist die Zahl internationaler Unternehmen aus aller Welt, die sowohl von den chinesischen Produktionsbedingungen als auch von der Attraktivität des chinesischen Binnenmarktes überzeugt sind und die darin ihr Zielgebiet einer geschäftlichen Expansion gefunden haben, ständig gewachsen (Meng, 2003: 1). Aus eigener Notwendigkeit heraus nutzen die Chinesen hierbei geschickt die Kräfte der Globalisierung und des Kapitalismus nach ihren eigenen Vorstellungen und für ihre eigenen Zwecke. Denn die Entscheidung der internationalen Unternehmen für den Standort der VR China wird auch zukünftig durch die Sachzwänge erleichtert, denen sie auf den Weltmärkten unterworfen sind. Diese ergeben sich durch den gegenwärtigen Globalisierungsprozess, auf den im Rahmen verknüpfter Weltwirtschaftsstrukturen mit neuen strategischen Ausrichtungen seitens der Unternehmen reagiert werden muss. Nur so lässt sich vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wettbewerbsdrucks auf internationalen Märkten weiterhin erfolgreich operieren.
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Gang der Untersuchung
2. Investitionsstandort Volksrepublik China
2.1 Politischer Transformationsprozess
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
2.3 Ökonomische Situation
2.3.1. Bruttoinlandsprodukt
2.3.2. Außenhandel
2.3.3. Ausländische Direktinvestitionen
2.4 Kulturelle Aspekte: „Guanxi“ und „Mianzi“
2.5 Zwischenfazit
3. Strategien des Managements internationaler Unternehmen – Darstellung des Untersuchungsgegenstandes
3.1 Internationale Unternehmensstrategie
3.2 Internationale Markteintrittsstrategie
4. Die Transaktionskostentheorie
4.1 Grundlagen der Transaktionskostentheorie
4.1.1. Transaktion
4.1.2. Transaktionskosten
4.2 Einflussgrößen auf die Höhe der Transaktionskosten
4.2.1. Verhaltensannahmen
4.2.2. Umweltmerkmale
4.3 Koordinationsformen der Transaktion: Markt und Hierarchie
4.4 Zwischenfazit
5. Equity Joint Ventures (EJV) in der VR China
5.1 Grundlagen: Abgrenzung EJV von CJV
5.2 Voraussetzungen
5.3 Motive
5.3.1. Seitens der chinesischen Unternehmen
5.3.2. Seitens der internationalen Unternehmen
5.4 Der Prozess eines EJV in der VR China
5.4.1. Ex ante: Initiierungsphase
5.4.2. Ex ante: Verhandlungs- bzw. Gründungsphase
5.4.3. Ex post: Betriebs- und Kontrollphase
5.4.4. Ex post: Beendigungsphase
5.5 Zwischenfazit
6. Wholly Foreign-Owned Enterprises (WFOE) in der VR China
6.1 Grundlagen
6.2 Voraussetzungen
6.3 Motive
6.4 Der Prozess eines WFOE in der VR China
6.4.1. Ex ante: Initiierungsphase
6.4.2. Ex ante: Verhandlungs- und Gründungsphase
6.4.3. Ex post: Betriebs- und Kontrollphase
6.4.4. Ex post: Beendigungsphase
6.5 Zwischenfazit
7. Gegenüberstellung: EJV versus WFOE
7.1 Vorteile: EJV versus WFOE
7.2 Nachteile: EJV versus WFOE
7.3 Strategiealternativen
7.3.1. Vom EJV zum WFOE
7.3.2. EJV und WFOE
7.4 Fazit
III. Literaturverzeichnis
IV. Selbständigkeitserklärung
I. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Außenhandelswachstum der VR China (Index 1970=1)
Abbildung 2: Level und Zusammensetzung der Brutto-Kapitalzuflüsse in Mrd. USD (1982-2003)
Abbildung 3: Formen internationaler Markteintrittsstrategien
Abbildung 4: Transaktionskostenarten
Abbildung 5: „Organizational Failures Framework“
Abbildung 6: Koordinationsformen zwischen Markt und Hierarchie
Abbildung 7: Vorgehensweise mittelgroßer internationaler Unternehmen beim Markteintritt in der VR China
Abbildung 8: EJV und WFOE als Markteintrittsstrategie internationaler Unternehmen in der VR China
II. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Epochale Umbrüche haben eine unangenehme Eigenschaft: Sie werden in der Regel als solche nicht sofort wahrgenommen. Der wirtschaftliche Wiederaufstieg der VR China[1] hingegen hat mittlerweile fast jeden Haushalt und jedes Unternehmen erfasst. Derzeit wundert sich kaum noch ein Konsument darüber, dass sein Mobiltelefon oder sein Notebook im „Reich der Mitte“ produziert worden ist. Dass diese Produkte aber immer noch das ihm vertraute Label eines internationalen Unternehmens tragen zeigt nur, wie sehr die Weltwirtschaft bereits von dem Standort China profitiert hat. So wird allenthalben davon ausgegangen, dass der Zuwachs an Effizienz, den die chinesische Volkswirtschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten vorzuweisen hatte, fast ausschließlich auf das Konto der internationalen Investoren geht (Baron et al., 2005: 24). Für die internationalen Unternehmen ist dies jedoch nur die eine Seite derselben Medallie. Denn China verfügt auch noch über einen der attraktivsten Binnenmärkte weltweit, den es zu erschließen gilt.
Voraussetzung hierfür war zunächst die wirtschaftliche Öffnung der Volksrepublik, die durch wirtschaftspolitische Reformmaßnahmen umgesetzt worden ist (vgl. Deng, 2001: 63). Hiernach ist die Zahl internationaler Unternehmen aus aller Welt, die sowohl von den chinesischen Produktionsbedingungen als auch von der Attraktivität des chinesischen Binnenmarktes überzeugt sind und die darin ihr Zielgebiet einer geschäftlichen Expansion gefunden haben, ständig gewachsen (Meng, 2003: 1). Aus eigener Notwendigkeit heraus nutzen die Chinesen hierbei geschickt die Kräfte der Globalisierung und des Kapitalismus nach ihren eigenen Vorstellungen und für ihre eigenen Zwecke. Denn die Entscheidung der internationalen Unternehmen für den Standort der VR China wird auch zukünftig durch die Sachzwänge erleichtert, denen sie auf den Weltmärkten unterworfen sind. Diese ergeben sich durch den gegen-wärtigen Globalisierungsprozess, auf den im Rahmen verknüpfter Weltwirtschafts-strukturen mit neuen strategischen Ausrichtungen seitens der Unternehmen reagiert werden muss. Nur so lässt sich vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wett-bewerbsdrucks auf internationalen Märkten weiterhin erfolgreich operieren. Hierzu bedarf es der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Erfolgsstrategien durch die Unternehmen, um hinsichtlich der bestehenden internationalen Kapitalmobilität und des internationalen Standortwettbewerbs wirtschaftliche Erfolge in verschiedenen Ländern langfristig zu sichern. Dies zu erreichen macht in zunehmendem Maße Direktinvestitionen in den jeweiligen Zielmärkten notwendig. Vor diesem Hinter-grund lassen sich insbesondere so komplizierte Märkte wie die der VR China besser erschließen (vgl. Gutowski, 2003: 5; Gutowski, 1998: 1).
1.1 Problemstellung
Die meisten internationalen Unternehmen würden die Behauptung unterschreiben, dass der Markteintritt mittels Direktinvestition in der VR China keine strategische Option, sondern eher eine strategische Notwendigkeit für die Zukunft darstellt (Teng, 2004: 381). Die Frage, die sich viele internationale Unternehmen stellen ist also nicht die, ob überhaupt ein Investment in der VR China getätigt werden soll, sondern wie sie ihr Engagement in den weltweit komplexesten Märkten der VR China am erfolgreichsten strukturieren und managen sollten (Mechem, 2004: 6; vgl. Schlevogt, 2000b: 201). Hieran knüpft das Ziel der Untersuchung an, wonach sich anschließend der Gang der Untersuchung ausrichtet.
1.2 Ziel und Gang der Untersuchung
Ziel der vorliegenden Arbeit wird es sein, die beiden hauptsächlich gewählten Markteintrittsstrategien mit Direktinvestitionen in der VR China, nämlich das Equity Joint Venture (EJV)[2] und das 100%ige Auslandsunternehmen (WFOE)[3] hinsichtlich der Koordination von Transaktionen und deren Kosten im chinesischen Umfeld einander gegenüberzustellen. Die Analyse soll schließlich eine Entscheidungshilfe bei der Wahl der effizientesten Strategie für das Management eines internationalen Unternehmens in der VR China sein.
Der Erreichung des Zieles ordnet sich der Gang der Untersuchung unter, welche in sieben Kapitel unterteilt ist. Im Anschluss an die oben vollzogene Einführung in die Thematik beginnt die Analyse im zweiten Kapitel mit der Beschreibung des Investitionsstandorts VR China, die sich sowohl in politische und rechtliche als auch ökonomische und kulturelle Aspekte gliedert. Im dritten Kapitel werden der Gegen-stand der Untersuchung und daran anschließend die zu analysierende Hauptfrage der Arbeit hergeleitet. In einem vierten Kapitel wird die der Arbeit zugrunde liegende Theorie näher erläutert. Sie kommt erstmalig in Kapitel fünf zur Anwendung in dem der Autor die Koordination von Transaktionen innerhalb eines EJV in der VR China analysiert. In derselben prozessualen Art und Weise wird im darauf folgenden sechsten Kapitel das WFOE in der VR China untersucht. Nachdem beide Strategien erörtert worden sind, können sie im siebten Kapitel einander abschließend gegen-übergestellt werden.
2. Investitionsstandort Volksrepublik China
Die Beschreibung des Investitionsstandortes VR China beinhaltet in einem ersten Schritt den politischen Transformationsprozess, auf dem sich das Land in den letzten Jahren befindet. Hieran soll deutlich werden, wie sich die Investitionsmöglichkeiten für internationale Unternehmen im Zuge dieses Prozesses verändert haben und auf welchem politischen Weg sich die Volksrepublik derzeit befindet. Die Umsetzung dieses politischen Prozesses kommt in den rechtlichen Rahmenbedingungen zum Ausdruck, welche einerseits die Wahl der Unternehmensform beeinflussen und die Grundlage für die erzielten ökonomischen Ergebnisse bilden. Letztere weisen zudem darauf hin, mit welcher allgemeinen Konkurrenzsituation ein Investor auf den Märkten der VR China derzeit rechnen kann. Nicht minder wichtig für die solide Vorbereitung eines China-Engagements ist die Berücksichtigung einiger kultureller Aspekte, der hier Folge geleistet werden soll. Denn unabhängig von der Wahl einer China-Strategie kann sich dieser kein internationales Unternehmen entziehen.
2.1 Politischer Transformationsprozess
Nach Jahrzehnten einer geschlossenen Volkswirtschaft und Abkopplung vom Weltmarkt, begannen die Chinesen Ende der 1970er Jahre mit einer vorsichtigen Liberalisierungs- und Öffnungspolitik die das Ziel verfolgte, durch eine zunehmende Integration der Volksrepublik in die Weltwirtschaft, auch ihren Einfluss in dieser zu stärken (vgl. Bühler, 2000: 9). Parallel hierzu leitete die kommunistische Partei Chinas (KPCh) mit ihren Reformbeschlüssen aus dem Jahre 1978 den Wandel des chinesischen Wirtschaftssystems (Systemtransformation)[4] ein, um damit zunächst eine größere Effektivität der ökonomischen, politischen und sozialen Strukturen zu erreichen (vgl. Meng, 2003: 1). Man verständigte sich auf eine Transformations-politik[5], die einem „(...) path of incremental reforms instead of fundamental changes, „shock therapies”, or „big bangs“ (Schlevogt, 2000a: 93) folgen sollte (vgl. Gutowski, 2003: 11 ff.). Diese graduelle Transformation lässt sich charakterisieren als eine „(...) policy of opening and economic reforms while holding on to the communist ideology in the political sphere“ (Schlevogt, 2000a: 88). Genauer führte diese, von der KPCh gesteuerte und kontrollierte Politik vermehrt marktwirt-schaftliche Elemente in das bis dahin rein planwirtschaftlich organisierte Wirt-schaftssystem und förderte den wirtschaftlichen wie technischen Austausch mit dem Ausland (Bühler, 2000: 9; Chong, 2001: 4). Neben einer stärkeren Außenhandels-verflechtung wurden ausländische Direktinvestitionen (FDI)[6] gezielt begünstigt und sollten helfen, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes voranzutreiben. „Indeed, attracting FDI has been the key pillar of China’s „opening up“- policies” (Tseng et al., 2002: 2). Außer der Bereitstellung von Kapital ermöglichen FDI zusätzlich den wichtigen Zugang zu Technologie und Know-how und schaffen damit die Basis für langfristiges Wirtschaftswachstum (vgl. Mohr, 2002: 20; Meng, 2003: 3).
Ein Charakteristikum des politischen Transformationsprozesses ist die stufenweise Vorgehensweise, weshalb er sich auch in einzelne Transformationsphasen unterteilen lässt. Diese lassen sich sowohl in kleinere, den 5-Jahresplänen angelehnte, als auch in größere, die mittel- bis langfristigen Ziele beschreibende Phasen disponieren.[7] Folgt man der letztgenannten, so lässt sich der Transformationsprozess nach Meng unterscheiden in eine erste Phase bis ins Jahr 1992, die man „(...) als Vorbereitungs-phase auf den Bedarf marktwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten identifizieren kann“, während eine zweite Phase seit Anfang der 1990er Jahre mit der „tatsächlichen Umstrukturierung zur Marktwirtschaft“ begonnen hat, welche auf eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik abzielt und bis heute andauert (vgl. Meng, 2003: 1).
1. Transformationsphase: „Vorbereitungsphase“ (1978-1992)
2. Transformationsphase: „Umstrukturierung zur Marktwirtschaft“ (1992-heute)
Die einzelnen Transformationsphasen beschreiben dabei auch den wirtschaftlichen Öffnungsprozess der VR China gegenüber den FDI. Die Summe von Investitions-möglichkeiten für FDI kann dabei als Indikator des Öffnungsgrades, sowohl Regionen als auch Sektoren betreffend eingesetzt werden (Bühler, 2000: 13). Unter diesem Fokus werden hier kurz die Maßnahmen und Zielsetzungen der beiden großen Transformationsphasen analysiert.
In der ersten Phase setzte neben allgemeinen Wirtschaftsreformen auch ein Beginn der Liberalisierung der bis dahin strikten Zulassungskontrollen für ausländisches Kapital ein. Ziel war es herauszufinden, welche Auswirkungen FDI auf die Wirt-schaftsentwicklung ausgewählter Regionen in der VR China haben, um sie dann im Erfolgsfall gezielt für die eigenen Zwecke zu nutzen. Hierfür wurden neben den vier errichteten Sonderwirtschaftszonen (SWZ) auch einige so genannte „Open Coastal Cities“ (OCC) entlang der chinesischen Küste bestimmt, welche den internationalen Unternehmen zu einem sicheren ökonomischen Umfeld unter attraktiven Konditionen verhalfen (vgl. Chong, 2001: 4; Schlevogt, 2000a: 97).[8] Im Ergebnis konnte, aus Gründen der von internationalen Investoren erfolgreich genutzten Produktionskostenvorteile, der Zweck einer Integration in die internationale Arbeits-teilung über ein allmählich ansteigendes Exportvolumen erreicht werden (Schlevogt, 2000b: 220).
In der zweiten Phase, die auch als „(...) era of renewed confidence and entrepreneur-ship“ (Tseng et al., 2002: 3) bezeichnet wird, wurde das Systemziel der Trans-formation von einer sozialistischen Planwirtschaft in eine sozialistische Marktwirt-schaft als langfristige Strategie für die VR China vereinbart (Schlevogt, 2000a: 95).[9]
Zwar wurde die Fortführung der bis dahin Erfolg versprechenden Wirtschafts-reformen in regionaler wie sektoraler Hinsicht zusätzlich beschleunigt und weiter ausgedehnt. Allerdings standen einfache Zugeständnisse vorteilhafter Konditionen an internationale Investoren von Beginn an eher weniger im Vordergrund, denn ein langfristiges Engagement internationaler Unternehmen. Auf diese Weise will die VR neben einer tatsächlichen Umstrukturierung zur Marktwirtschaft eine langfristige und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung erreichen (vgl. Bühler, 2000: 20).
Aus Sicht der VR China ist eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung untrennbar mit dem Ausgleich der regionalen Disparitäten verbunden. Die einseitige Anziehung von FDI in der ersten Transformationsphase hat die Heterogenität zuungunsten der Inlandsprovinzen noch zusätzlich verschärft. Letztere drückt sich nicht nur in einem, mit zunehmender Arbeitslosigkeit steigendem Einkommensunterschied zwischen Inlands- und Küstenprovinzen, sondern auch in einem Gefälle der ohnehin nicht ausreichenden sozialen Sicherungssysteme aus (vgl. Weltbank, 2004: 2; Schlevogt, 2000a: 94).[10] Dieses Ungleichgewicht zwischen Küste und Inland soll langfristig durch einen sukzessiven geographischen Verlauf der Reformen von Süden nach Norden und von Osten nach Westen egalisiert werden (vgl. Meng, 2003: 2). Hieraus werden sich neue und weit reichende Investitionsmöglichkeiten für internationale Investoren ergeben.[11]
Der unbedingte Wille einer Umstrukturierung zur Marktwirtschaft wird vor allen Dingen durch den in dieser Phase begonnenen Prozess der Privatisierung und Re-strukturierung der Staatsbetriebe unterstrichen. Im Rahmen der Privatisierungs-bemühungen begann sich der Staat langsam aus der Führung staatseigener Unter-nehmen (SOE)[12] zurückzuziehen (Bosch et al., 2003: 20). Eine Konkurrenzfähigkeit der SOE konnte trotz hoher Subventionierung im Anschluss nicht erreicht werden, so dass eine „Alimentierung der Staatswirtschaft aus den öffentlichen Haushalten“ (Bosch et al., 2003: 20) heute weitestgehend eingestellt worden ist (vgl. Bosch, et al., 2003: 20; Chong, 2001: 5; Yan et al., 2001: 6; Mohr, 2002: 24). „Critical industries from energy to defence and especially China´s banks, which desperately need foreign owners, will probably remain under state control“(Economist, 2005: 74).
Unwiderruflich und mit großen Chancen hinsichtlich einer langfristigen und nach-haltigen wirtschaftlichen Entwicklung verbunden, ist der bisher bedeutendste Schritt innerhalb dieser Transformationsphase: der Beitritt der VR China zu Welthandels-organisation (WTO)[13] im Dezember 2001 (o.V., 2003). Einerseits haben sich daraus enorme Ansprüche und eine wichtige außenpolitische Stärkung für die VR China ergeben. Denn durch diese neue Stellung findet sich Peking in einer Position wieder, in der es über die Ausgestaltung der Spielregeln des Welthandels mitentscheidet. Andererseits verpflichtet der WTO-Status die VR zu weiteren außenwirtschaftlichen Liberalisierungsprozessen, zur Schaffung eines chinesischen Binnenmarktes sowie zur Beseitigung noch bestehender Marktzugangsbeschränkungen (Bosch, et al., 2003: 29). Sicher ist, dass „China´s implementation of it´s WTO commitments has significantly expanded foreign investors´ ability to participate in the country´s economy” (Mechem, 2004: 6).
Die beibehaltene Steuerung und Kontrolle des Transformationsprozesses durch die KPCh, drückt sich in den rechtlichen Bestimmungen aus, die zur Anziehung von Direktinvestitionen erlassen worden sind. Sie sollen im nächsten Unterabschnitt genauso kurz erwähnt werden, wie eine generelle Einschätzung des aktuellen Rechts-systems.
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
Seit dem Ende der siebziger Jahre wurde schrittweise ein rechtliches Rahmenwerk geschaffen, um die politischen Vorgaben umzusetzen. Dieses hat die Bedingungen für FDI zunächst begrenzt und dann langsam erweitert hat.[14]
In der ersten Transformationsphase wurde die gesetzliche Grundlage für die Attrahierung von FDI im Jahr 1979 mit dem „Law on Joint Ventures Using Chinese and Foreign Investment“ geschaffen, was im Jahre 1983 noch um weitere Details (Durchführungsbestimmungen) ergänzt wurde (Tseng et al., 2002: 12; Tetz, 1995: 143). Die Investitionstätigkeit ausländischer Unternehmen sollte in diesem ersten Schritt einer Liberalisierung der Zulassungskontrollen für ausländisches Kapital gefördert werden, allerdings nur unter Einbeziehung eines chinesischen Partners. Im Jahr 1986 folgte die Genehmigung der Gründung einer Gesellschaft in 100%igem Auslandsbesitz (WFOE) (auch außerhalb der SWZ), vertreten durch das „Law on Wholly Foreign Owned Enterprises“ (Janus, 2004a: 1; Tseng et al., 2002: 12; Bühler, 2000: 14).
In der zweiten Transformationsphase sind die FDI in vier verschiedene Klassen, nämlich in „encouraged, permitted, restricted, and prohibited“ unterteilt worden. Hierzu sind vom Ministerium für Außenhandel und wirtschaftliche Zusammenarbeit im Jahre 1995 (MOFTEC)[15] gesetzliche Bestimmungen erlassen worden, die so genannten „Interim Provisions Guiding Foreign Investment Direction“. Dieser „Guidance Catalouge” spiegelt dabei überaus deutlich die Steuerung und Kontrolle der FDI in die zur erfolgreichen Gestaltung des Transformationsprozess benötigten Gebiete und Sektoren wieder.[16] „The regulations aim to encourage greater geo-graphic dispersion of FDI flows within China, and promote FDI flows into targeted sectors and industries, such as export-oriented and high-technology industries, agriculture, and infrastructure” (Tseng et al., 2002: 12 f.). Insbesondere seit dem WTO-Beitritt ist es der chinesischen Führung allerdings nicht mehr bedingungslos möglich, alle FDI in rein chinesischem Interesse zu überwachen und zu lenken. So verpflichtete sich die Volksrepublik zur Einhaltung von Zusagen, zu denen bspw. die Nicht-Diskriminierung ausländischer Unternehmen und die Einhaltung der WTO-Regeln im Bezug auf gewerbliche Schutzrechte, den Schutz des geistigen Eigentums (IPR) oder das Streichen einiger Anforderungen an FDI, wie z.B. die überwiegende Exportorientierung gehören. Hinzukommt die Verpflichtung internationalen Unter-nehmen den Marktzugang zu erleichtern und die Restriktionen im Dienstleistungs-bereich zu lockern (Tseng et al., 2002: 13).[17] Zwar schreibt das Rechtssystem vor, dass die internationalen Abkommen, denen China vorbehaltlos beigetreten ist, über dem chinesischem Recht stehen (Kuhn et al., 2001: 99). Gleichwohl ist vier Jahre nach dem Beitritt so manche Illusion verflogen. Immer noch werden lediglich diejenigen Klauseln einwandfrei umgesetzt, die der VR nach Ansicht der KPCh nützen (Baron et al., 2005: 28). Letzten Endes bedeutet dies zwar, dass „(…) foreign companies will have more opportunities to enter the business area in China” (Yan et al., 2001: 17), die Steuerung und Kontrolle der FDI durch die KPCh, verkörpert durch den „Guidance Catalouge“, ist dennoch beibehalten worden.
Natürlich werden internationale Unternehmen während ihres Engagements in der VR China nicht nur von den gesetzlichen Regelungen betroffen, die ihre Investitions-möglichkeiten angehen, sondern auch grundsätzlich von der aktuellen Situation des chinesischen Rechtssystems. Zweifels ohne kann im Blick darauf festgestellt werden, dass sich, in besonderer Weise nach dem Beitritt zur WTO, die Bemühungen zum Aufbau eines formalen Rechtssystems nach internationalen Standards erheblich ver-stärkt haben. Unabhängig davon ist das Rechtssystem in der VR China bis heute, gemessen an einer nach westlichen Standards ausgerichteten, rechtssicheren Ge-schäftstätigkeit, noch äußerst unzureichend und volatil. Der Aufbau eines solchen verläuft schwerfällig, was zunächst auf die Tatsache zurückzuführen sein dürfte, dass im Allgemeinen ein formales Rechtssystem im Sinne derer westlicher Demokratien in der VR China keine Tradition hat (vgl. Baron et al., 2005: 32). Die Ge-schäftstätigkeit ist seit jeher geprägt durch das Nebeneinander von formellen und informellen Ordnungsstrukturen. Für viele Sachverhalte des Wirtschaftslebens existieren bis heute keine oder nur unzureichend definierte Rechtsgrundlagen. Diese Graubereiche werden zu Ermessensspielräumen der Behörden, die bisher zu einer hohen Rechtsunsicherheit bei den ausländischen Investoren geführt haben (Düerkop, 2001: 55 ff.). Die informelle Rechtsordnung, das „Guanxi“-System, genauer beschrieben in Abschnitt 2.4, vermag bislang die Lücke zur formellen Rechts-ordnung zu verringern. Andererseits wird der Aufbau auch dadurch verlangsamt, dass „(...) bis heute in China Politik und Recht nicht voneinander zu trennen“ sind (Kuhn et al., 2001: 90). Durch die staatliche Einflussnahme in Verwaltungs- wie Unternehmensentscheidungen wird eine wirksame und rechtssichere Geschäfts-führung zusätzlich erschwert. So ergeben sich bspw. Schwierigkeiten, wenn Behörden nach internen Anweisungen agieren, die überhaupt nicht veröffentlicht oder selten eingesehen werden dürfen (Tommsdorff, 1994: 36). Hierbei handelt es sich um von der KPCh erlassene Politnormen, welche aufgrund ihrer Richtungs-weisung als solches über dem chinesischen Recht stehen. Dies schafft deshalb Unsicherheiten für internationale Investoren, da schon für die Gründung einer Firma die Bewilligung der zuständigen Behörde notwendig ist. Somit liegt die letzte Entscheidung auch in der Legislative oftmals in der Parteizentrale (vgl. Kuhn et al.; 2001: 90 f.).[18]
Insgesamt ist für die Zukunft zu erwarten, dass „mit dem Beitritt zur WTO auch das Rechtssystem differenzierter, effizienter und vor allem transparenter ausgestaltet werden [dürfte]“ (Bosch et al., 2003: 29). Welche ökonomischen Ergebnisse sich unter dem Mantel des derzeitigen Rechtssystems und den verbesserten Investitions-möglichkeiten internationaler Unternehmen bereits erzielen ließen, soll im nächsten Abschnitt erläutert werden.
2.3 Ökonomische Situation
Die chinesische Volkswirtschaft befindet sich seit Jahrzehnten auf einem dynamisch wachsenden Expansionspfad, der auf die Reform- und Öffnungspolitik im Zuge des oben beschriebenen Transformationsprozesses zurückzuführen ist. Die ausländischen Direktinvestitionen bilden dabei den Kern dieses Expansionspfades. Ihm nähert sich die Abfolge der hier vorgestellten makroökonomischen Kennzahlen.
2.3.1. Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Mit einer über die letzten 25 Jahre gerechneten jahresdurchschnittlichen Zuwachsrate von 9,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gehört die Volksrepublik China zu einer der sich am schnellsten entwickelnden Volkswirtschaften weltweit (vgl. Sachver-ständigenrat, 2005: 56).[19] „Economic growth has remained high, fuelled especially by strong investment“ (Weltbank, 2004: 3). Jetzt schon rangiert das Land auf dem weltweit siebten Platz (vgl. Sachverständigenrat, 2005: 56; Deutsche Bundesbank, 2005: 38), wobei das BIP des Jahres 2003 bereits bemerkenswerte 62% der Größe der deutschen Wirtschaft betrug (o.V., 2004a: 3). Der rasante Anstieg des BIP und das Vertrauen in eine Fortführung dessen zeigt sich in aktuellen Hochrechnungen der Economist Intelligence Unit (EIU) aus dem Jahr 2004, nach denen die Volksrepublik bereits im Jahr 2008 den vierten Platz einnehmen, und damit solch wirtschaftlich starke Länder wie Frankreich oder England überholt haben wird (o.V., 2004a: 2). Gemessen an den Kaufkraftparitäten (KKP) der Wirtschaftsnationen war China bereits im Vorjahr weltweit die Volkswirtschaft Nummer zwei (o.V., 2004a: 4).[20] Durch einen Anteil von 4% am gesamten Welt-Output leistet das Land heute einen beachtlichen Beitrag zum Wachstum der gesamten Weltwirtschaft.[21] Insbesondere seit dem Beginn der zweiten Transformationsphase hat China demnach deutlich aufgeholt; denn 1990 lag dieser Wert noch bei ca. 1,7% (Sachverständigenrat, 2005: 56). Nicht unterschätzt werden sollte allerdings das BIP pro Kopf, welches mit ca. 1300 USD (in jeweiligen Preisen) noch immer relativ gering ausfällt (Deutsche Bundesbank, 2005: 38).
Die Regionen sind in unterschiedlichem Maße an der Erbringung des BIP beteiligt. Der Anteil der Küstenprovinzen am BIP des Jahres 2004 betrug immer noch mehr als 60% (o.V., 2004a: 5). Bspw. erwirtschafteten fast 35 Millionen Einwohner in der östlichen Provinz Fujian in etwa den Anteil am BIP des Jahres 2004, wie knapp 87 Millionen Einwohner der süd-westlichen Provinz Sichuan (o.V., 2004a: 6).
Sektoral gesehen entfielen im Jahr 2004 anteilig am BIP 15% auf den primären, 53% auf den sekundären und schließlich 32% auf den tertiären Sektor. Im industriellen Sektor beeindruckt vor allem der High-tech Bereich mit einer Zuwachsrate von 23,1% im Vergleich zum Jahr 2003 (NBS, 2005b). „Of this total, the output of optical telecommunications facilities, program-controlled switchboards, mobile telephones and microcomputers rose by a range of 14.7 percent to 40.3 percent” (NBS, 2005b).
Des Weiteren nimmt, zurückzuführen auf die zunehmende Privatisierung, die relative Bedeutung der reinen Staatsbetriebe (SOE) am BIP (Tseng, 2002: 2) und hier insbesondere in der industriellen Produktion ab. Danach ging der Anteil aller SOE an der industriellen Produktion von über zwei Drittel zu Beginn der Reformpolitik (Bühler, 2000: 37) auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurück. Nach amtlichen Angaben des National Bureau of Statistics of China (NBS) liegt der Anteil der SOE am Mehrwert der industriellen Produktion im Jahr 2004 zwar immer noch bei 42,3% (NBS, 2005b). Eine Konkurrenzfähigkeit der SOE gegenüber den internationalen Unternehmen konnte dennoch nicht erreicht werden. „Despite years of restrucuring state-owned firms remain poorly profitable and under-capitalised“ (Economist, 2005: 74). Zur gleichen Zeit stieg allein im Jahr 2004 der Anteil der privaten Großunter-nehmen am industriell produzierten Mehrwert um 22,8%. Diese Verschiebungen bei den Unternehmen mit verschiedenen Eigentumsformen weisen unmissverständlich auf die wesentlichen strukturellen Veränderungen hin, die sich durch die andauernde Transformationspolitik ergeben haben.
Die in den letzten Jahrzehnten in Form eines höheren Anteils an der Weltproduktion gestiegene Bedeutung Chinas für die übrige Welt war zunächst Ausdruck eines kräftigen Zuwachses des Außenhandels (Tseng, 2002: 7).
2.3.2. Außenhandel
Während der Welthandel in den letzten 20 Jahren ein durchschnittliches Wachstum von 7% aufwies, stiegen die Exporte und Importe der VR China mit jeweils über 15% an (Sachverständigenrat, 2005: 57; Rumbaugh et al., 2004: 3). Die Phase der höchsten Handelszuwächse hat ihren Ausgangspunkt dabei in der zweiten politischen Transformationsphase. Insbesondere seit dem Beitritt der Volksrepublik in die WTO wird die weltwirtschaftliche Integration Chinas vorangetrieben. Export- wie Import-wachstum haben sich im Anschluss daran noch beschleunigt und geben somit auch der weltweiten Außenhandelsentwicklung bedeutende Impulse (vgl. Deutsche Bundesbank, 2005: 39; Rumbaugh et al.; 2004: 3; Weltbank, 2004: 3). Allein im Jahr 2004 stiegen die chinesischen Exporte und Importe um beachtenswerte 35,5% bzw. 36% an (NBS, 2005b; Deutsche Bundesbank, 2005: 39).[22]
Abbildung 1: Außenhandelswachstum der VR China (Index 1970=1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Rumbaugh et al. (2004: 19).
Nach mehreren Jahren hoher Außenhandelszuwächse nimmt die Volksrepublik heute im Ergebnis mit einem Anteil am (nominalen) Welthandel von 6,5% hinter den Vereinigten Staaten und Deutschland den dritten Rang der wichtigsten Welthandels-nationen ein (Deutsche Bundesbank, 2005: 39).[23]
Der Zusammenhang zwischen zunehmender, weltwirtschaftlicher Integration und den durch die Volksrepublik gezielt geförderten Direktinvestitionen lässt sich daran erkennen, dass im Jahr 2002 fast die Hälfte aller chinesischen Exporte auf WFOE, Beteiligungen und Joint Ventures mit ausländischer Kapitalbeteiligung entfielen (vgl. Deutsche Bundesbank, 2005: 43; Davies, 2003: 47). Wie bedeutend ihre Rolle für den eingangs erwähnten, anhaltenden Expansionspfad der VR China ist, soll in den Ausführungen des nächsten Abschnitts zum Ausdruck kommen.
2.3.3. Ausländische Direktinvestitionen (FDI)
Auch wenn die FDI in den beiden Transformationsphasen unterschiedlich hoch ausfallen, sind ein seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik ein kontinuierlicher Anstieg und somit auch ein zunehmender Öffnungsgrad zu identifizieren. „FDI rose gradually from the early 1980s to early 1991 and then rose dramatically through the mid-1990s” (Prasad et al., 2005: 5). Gründe des anfangs zögerlichen Kapital-zuflusses waren trotz günstiger Konditionen in den SWZ und Küstenstädten in erster Linie weiter bestehende Kapitalverkehrskontrollen und die Unsicherheit gegenüber einer Investition in eine sozialistische Ökonomie mit schwachen Institutionen. Daneben ist die schwache Integration der Volksrepublik in den Welthandel der Grund für relativ zurückhaltende FDI während der ersten Transformationsphase gewesen (Prasad et al., 2005: 4). Erst unter der Anfang der 90er Jahre gegebenen Zusicherung der chinesischen Führung, die Reform- und Öffnungspolitik fort-zuführen, sowie durch zunehmendem Außenhandel entstanden neue Möglichkeiten für ausländische Investoren.
Abbildung 2: Level und Zusammensetzung der Brutto-Kapitalzuflüsse in Mrd. USD (1982-2003)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Prasad et al. (2005: 51).
„The reduction of barriers to FDI and policies to improve the investment environment has played a key role in attracting FDI to China“ (Tseng, 2002: 11). Vorläufiger Höhepunkt dieser kontinuierlich steigenden Engagements internationaler Unternehmen war das Jahr 2002, in dem China das weltweit höchste Niveau mit einer Gesamtsumme von ca. 53,5 Mrd. USD an zufließenden FDI erreicht hat (Sachverständigenrat, 2005: 58; o.V., 2004a: 4; o.V., 2004b).[24] Damit hatte die VR einen Bestand an FDI von ca. 500 Mrd. USD vorzuweisen, was einem Anteil von über 35% des BIP des Landes entsprach. Daran lässt sich der Einfluss des Zustroms ausländischer Direktinvestitionen bemessen, die gewissermaßen als kritische Kraft in Form von ausländischem Kapital, Managementfähigkeiten und technischem Wissen entscheidend zum Wachstum der Volkswirtschaft Chinas beitragen. Noch zu Beginn der zweiten Transformationsphase hatte dieser, die Korrelation zwischen BIP und FDI verdeutlichende Wert ca. 6% betragen (Deutsche Bundesbank, 2005: 43; Sachverständigenrat, 2005: 59).[25] Der IWF geht nach eigenen Berechnungen für das Jahr 2004 von einen Anstieg von 61 Mrd. USD aus, womit der Rekord des Jahres 2002 erneut gebrochen wäre (Prasad et al., 2005: 5). Damit zog das „Reich der Mitte“ ca.10% des internationalen Direktinvestitionskapitals an und war hinter den Vereinigten Staaten bedeutendster Empfänger von FDI weltweit (vgl. Deutsche Bundesbank, 2005: 42).
Innerhalb des Landes konzentrierten sich die internationalen Unternehmen mit ihrem Investment hauptsächlich auf die SWZ und OCC in den östlichen Küstenprovinzen. Dies liegt daran, dass die Öffnungspolitik von den Küstenprovinzen ausging und erst in den letzten Jahren die Inlandsprovinzen erreichte. Trotz verstärkter Bemühungen der chinesischen Regierung, die Investitionsbedingungen für internationale Unter-nehmen auch in diesen Gebieten zu verbessern, konnten zentrale und westliche Provinzen die aus Sicht der Investoren herrschenden Vorteile der Küstengebiete bislang nicht egalisieren (Davies, 2003: 46).[26]
Stellt man auf die sektorale Unterscheidung der geflossenen Direktinvestitionen ab, so konzentrierte sich der größte Anteil auf den Industriesektor (Sachverständigenrat, 2005: 59; Deutsche Bundesbank, 2005: 43; Prasad et al., 2005: 42; NBSC, 2005: 12; Davies, 2003: 46). Der Schwerpunkt der industriellen FDI liegt dabei in den Bereichen Maschinenbau, Textilien, Elektrotechnik, chemischer Industrie und in den Baumaterialien. Besonders für die Bereiche Maschinenbau und Elektrotechnik ist der hohe Bedarf an technologischem Know-how charakteristisch (vgl. NBSC, 2005: 12).[27]
Unabhängig von den einzelnen Motiven, die internationale Unternehmen von einem Investment in diesem komplexen und äußerst fragmentierten, chinesischen Markt überzeugen, müssen sich diese den kulturellen Herausforderungen in der VR China stellen. Nur die Unternehmen, welche die geschäftlichen Spielregeln kennen und richtig anwenden, können gewinnen. Dies betrifft nicht nur Investoren aus westlichen Industrieländern, sondern auch solche des asiatischen Kulturkreises.[28]
2.4 Kulturelle Aspekte: „Guanxi“ und „Mianzi“
Die Chinesen haben eine sich seit 5000 Jahren entwickelnde Kultur und Wertesystem und sie bilden die größte ethnische Gruppe der Welt (Schlevogt, 2000b: 216). Natürlich unterscheiden sich deshalb die kulturellen Charakteristika in erheblichem Ausmaß von denen der „nicht-chinesischen“ Gesellschaften des Westens. In der Konsequenz ist es für die Akteure internationaler Unternehmen wichtig, diese zu beachten und beim Umgang mit den chinesischen Geschäftspartnern sorgsam in alle Handlungen mit einzubeziehen (Yang et al, 2002: 100).
Neben anderen kulturellen Einflussgrößen[29] auf die Geschäftstätigkeit internationaler Unternehmen, ist einer der wesentlichen kulturellen Aspekte in der VR China, die besondere Bedeutung der „Guanxi“ (Park et al, 2001: 455 ff.). In der Literatur wird „Guanxi“ als „Beziehung“ definiert, womit jegliche Formen von langfristigen Beziehungen und Verbindungen zwischen Individuen oder Organisationen gemeint sind (Tsang, 1998: 64, Standifird et al., 2000: 22). Wichtig für die Kontinuität jener ist dabei, dass beide Parteien in reziproker Weise von der Beziehung profitieren (vgl. Joffe, 2003: 122). Die inhaltliche Bedeutung von „Guanxi” in der VR China vermag folgende Aussage sehr genau verdeutlichen: „Who you know is more important than what you know“(Yeung et al., 2001: 54).[30] Dieses Zitat weist unmissverständlich auf die übergeordnete Stellung der „Guanxi” für die Geschäftstätigkeit eines jeden Unternehmens in China hin, weshalb der Aufbau solcher mithin als Teil der strategischen Unternehmensführung bezeichnet wird (Kuhn et al., 2001: 255). Ein nicht geringer Teil der Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Unternehmen wird auf gut funktionierende Unternehmensbeziehungen zurückgeführt. Ein größeres „Guanxi“-Netzwerk zu besitzen als die Konkurrenz, „(...) allows transactions or exchanges aiming at mutual benefits“ (Fock et al., 2000: 35). Genauer wird der Zugang zu mehr Informationen ermöglicht, was dabei hilft, Unsicherheit zu reduzieren. Auf diese Weise kann durch eine Investition in „Guanxi“ eine höhere Effektivität und somit auch eine höhere Effizienz erzielt werden.[31] Besonders vorteilhaft sind „Guanxi“ im Umgang mit der Bürokratie und einem noch unzureichend ausgestalteten formellen Rechtssystem zu bewerten. „(...) the Chinese use guanxi to make up for the lack of the rule of law and transparency in rules and regulations“ (Yeung et al., 2001: 56). Chinesische Unternehmen fürchten die Diskontinuität von Politik und gesetzlichen Vorschriften und verlassen sich deshalb nicht allein auf die Wirtschaftspolitik, sondern bauen „Guanxi“ zu wichtigen Entscheidungsträgern auf, damit sie frühzeitig über Änderungen informiert werden und sich den neuen Bedingungen anpassen können. Denn in Abwesenheit klarer Rechtsgrundsätze bleibt die Interpretation der Regeln den einflussreichen Entscheidungsträgern überlassen (vgl. Economist, 2005: 94). Die „Guanxi“ in der VR China gehen demnach weit über das westliche Ver-ständnis von Beziehungen und Verbindungen hinaus. „ Guanxi compensates for systematic inefficiency and institutional weaknesses. […] Without the presence of guanxi or the legal system, the range of transactions would be restricted“ (Fock et al., 2000: 35). Insofern existiert in der VR China ein Nebeneinander von informellem „Guanxi”-System und formellem Rechtssystem.
Eine wichtige Funktion von „Guanxi“ ist die Bildung von Vertrauen als Gegenstück zum opportunistischen Verhalten. Man braucht Beziehungen um Vertrauen erlangen zu können, was wiederum die Voraussetzung für eine eventuelle Unterstützung und die Basis für eine Zusammenarbeit ist. Diesen vertrauensbasierten Beziehungen wird in China im Vergleich zum Westen traditionell mehr Gewicht beigemessen, als schriftlich fixierten Verträgen. So ist ein Vertrag nach dem chinesischen Verständnis ein Papier, welches auf Misstrauen, aber nicht auf Vertrauen beruht. Nicht der Vertrag sondern Vertrauen ist folglich die sichere Basis für ein gutes Geschäft (vgl. Kuhn et al., 2001: 253 f.). Dies gilt natürlich besonders in einer Situation, in der die Einhaltung bzw. Geltendmachung von Verträgen aufgrund eines nicht vorhandenen bzw. nicht funktionierenden Rechtssystems kaum möglich erscheint.
Hinzukommt, dass der Missbrauch von Vertrauen auf chinesischer Seite durch „Mianzi“ begrenzt wird. Unter „Mianzi“ versteht man wörtlich das „Wahren des Gesichts“, im übertragenen Sinne also die soziale Reputation. Der Schutz dieser ist in China traditionell sehr stark ausgeprägt und steht dem westlichen, an manchen Stellen ökonomisch-rationalen und opportunistischen Verhalten entgegen (Schlevogt, 2000b: 218). Hier besteht auch der Zusammenhang zu der Einklagbarkeit von Rechten. Der chinesische Partner verliert beispielsweise sein Gesicht durch einen Rechtsstreit und beendet als Reaktion möglicherweise eine bis dahin lang gewachsene Geschäftsbeziehung (Düerkop, 1996: 55).
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kenntnisse über die kulturellen Aspekte noch nicht zu einer erfolgreichen Managementstrategie internationaler Unternehmen in der VR China ausreichen, die Unkenntnis bzw. Missachtung dieser allerdings für ge-wöhnlich zum Misserfolg führt. „ Guanxi is a necessary but insufficient condition to long term business success in China” (Yeung et al., 2001: 60 und 64).
2.5 Zwischenfazit
Am Ende des zweiten Abschnitts lassen sich in einem Zwischenfazit einige Chancen und Risiken für das Engagements internationaler Unternehmen identifizieren, die sich aus den bisherigen Ausführungen zu den Rahmenbedingungen des Investitions-standort VR China ergeben. Dabei ist auf die enge Verwobenheit zwischen politisch-rechtlichen und kulturellen Aspekten besonders zu verweisen.
Zu den Chancen einer ausländischen Direktinvestition in der VR China gehören (vgl. Schlevogt, 2000b: 220 ff.; Deutsche Bundesbank, 2005: 52):
- Die weiterhin zu erwartenden hohen Wachstumsraten
- der Privatisierungsprozess,
- die Deregulierung,
- die zunehmende Liberalisierung (WTO-Beitritt)
- der schrittweise Aufbau einer formalen Rechtsordnung,
- die weitere Entwicklung der Inlandsprovinzen und
- die Öffnung des Dienstleistungssektors.
Zu den Risiken des Chinageschäfts, die für internationale Unternehmen einen Unsicherheitsfaktor darstellen, zählen (vgl. Schlevogt, 2000b: 222):
- Die noch schwachen sozialen Sicherungssysteme,
- eventuell auftretende gesellschaftspolitische Spannungen aufgrund der regionalen Disparitäten,
- das noch schwach ausgeprägte formale Rechtssystem,
- die Korruption als Schattenseite der „Guanxi“[32],
- zu erwartende Umweltprobleme[33],
- die kulturellen Differenzen denen sich der ausländische Investor gegenüber sieht und
- die Arbeitslosigkeit
Insgesamt entwickelt sich die Volksrepublik China politisch wie ökonomisch rasant weiter. Fünfundzwanzig Jahre nach Beginn der Öffnungs- und Reformpolitik ist die wirtschaftliche Situation in der Volksrepublik China für internationale Unternehmen als viel versprechend zu bezeichnen (vgl. Wei, 2005). Die damit verbundenen lang-fristigen Marktchancen verbinden die internationalen Unternehmen dabei eher mit dem langfristigen Absatzmarktpotential (vgl. Deutsche Bundesbank, 2004: 5; Bruun et al., 2002: 102; Tseng, 2002: 8) was ihnen vor dem Hintergrund der chinesischen Bevölkerungs- und Einkommensentwicklung genügend Impulse geben sollte, den Markteintritt in der VR China in Erwägung zu ziehen (vgl. Bühler, 2000: 47 ff.; Luo, 1997: 648 ff.).[34]
3. Strategien des Managements internationaler Unternehmen – Darstellung des Untersuchungsgegenstandes
Im Anschluss an die Analyse und Beurteilung darüber, welche neuen und chancen-trächtigen Märkte für ein internationales Unternehmen in der VR China in Frage kommen, muss vom Management des internationalen Unternehmens entschieden werden, welche Strategie für den Markteintritt gewählt werden soll. Generell ist die Wahl geeigneter Strategien zur Erschließung von Auslandsmärkten eine der zentralen strategischen Entscheidungen internationaler Unternehmen (vgl. Mechem, 2004: 6). „(...) choosing the means of entering a foreign market is a very important strategic decision and has a crucial impact on the competitive advantage of multinational enterprises (MNE)“ (Deng, 2001: 63). Bevor allerdings zur Analyse verschiedener Markteintrittsstrategien internationaler Unternehmen in der VR China vorgedrungen werden kann, diskutiert der Autor vorab einige Grundlagen, die in einem besseren Verständnis der nachstehenden Analyse ihren Wert finden sollen.
3.1 Internationale Unternehmensstrategie
Grundsätzlich ist die Markteintrittsstrategie, deren Analyse im Zentrum dieser Arbeit steht, als Mittel zur Umsetzung der Unternehmensstrategie eines internationalen Unternehmens im Ausland anzusehen. Die nachfolgende Herausarbeitung setzt daher an der inhaltlichen Beschreibung einer Unternehmensstrategie an und wendet diese auf die Besonderheiten im internationalen Kontext des chinesischen Marktes an. Unter einer Unternehmensstrategie versteht man in Anlehnung an Weiss das grund-legende Schema des gegenwärtigen und geplanten Ressourceneinsatzes und der Gestaltung der Interaktionen des Unternehmens mit seiner Umwelt, das anzeigt, wie das Unternehmen seine Ziele erreichen will (Weiss, 1996: 38).[35] Danach ist eine Unternehmensstrategie als Maßnahme des Unternehmens zur Erreichung seiner Ziele zu verstehen, deren Mittelpunkt bzw. Oberziel die Entwicklung und Realisierung von Wettbewerbsvorteilen bildet (vgl. Porter, 1991). Wesentlich für die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen in einem ausländischen Markt sind die Fähigkeiten eines Unternehmens, die Ressourcen effektiv und effizient einzusetzen und somit gewinn-bringend zu verwerten. Dabei wird der Einsatz von Ressourcen entscheidend durch die Konfiguration und Koordination der einzelnen Aktivitäten bzw. Transaktionen im ausländischen Markt bestimmt.
3.2 Internationale Markteintrittsstrategie
Im Allgemeinen beinhalten internationale Markteintrittsstrategien die Festlegung von Geschäftsaktivitäten von internationalen Unternehmen auf Auslandsmärkten. In der Literatur werden diese auch als Internationalisierungsstrategien, Auslandsaktivitäten, Auslandsengagements oder auch Strategien des Managements der politischen Umwelt bezeichnet (vgl. Belev, 2000: 167; Dähn, 1996: 4). Ausgangspunkt für die nachfolgenden Ausführungen bildet die auf Root zurückgehende Definition einer internationalen Markteintrittsstrategie als eine institutionelle Form der inter-nationalen Unternehmenstätigkeit, die einem Unternehmen die Einführung von Gütern und Dienstleistungen oder die zu ihrer Herstellung und/oder Vermarktung benötigten Fähigkeiten und Ressourcen (wie z.B. Kapital, Managementfähigkeiten oder technologisches Know-how) in einem Auslandsmarkt ermöglicht (Root, 1987: 5f.). Daran angelehnt soll eine internationale Markteintrittsstrategie in dieser Arbeit definiert sein als eine institutionelle Form der internationalen Unternehmens-tätigkeit, die einem Unternehmen die Umsetzung seiner Unternehmensstrategie in einem Auslandsmarkt ermöglicht.
Eine Markteintrittsstrategie gehört zu den strategischen Entscheidungen eines Unternehmens, welche das Management im Rahmen der Formulierung seiner Unter-nehmensstrategie zu treffen hat (vgl. Hammann, 1975: 5f.) und legt grundsätzliche Positionen hinsichtlich der Struktur bzw. Form der Aufbau- und Ablauforganisation sowie der rechtlichen Form von Unternehmensaktivitäten auf einem Auslandsmarkt fest. Allerdings muss an dieser Stelle deutlich darauf hingewiesen werden, „(...) dass die Markteintrittsstrategie nicht nur für einen Auslandsmarkt festzulegen ist, sondern sich entsprechend der Situation im multinationalen Unternehmen und auf dem Auslandsmarkt ändern kann, d.h. sie wird nicht einmalig festgelegt, sondern passt sich dynamisch den Verhältnissen an“ (Belev, 2000: 167). Demnach ist der Begriff der internationalen Markteintrittsstrategie auch eher „objektbezogen“ zu verstehen, d.h. aus Sicht des international tätigen Unternehmens geht es um die Frage, wie es die Einführung von Gütern und Dienstleistungen oder die zu ihrer Herstellung und/oder Vermarktung benötigten Fähigkeiten und Ressourcen in einem Auslands-markt gestalten kann (vgl. Weiss, 1996: 6).[36]
Zur Erschließung von Auslandsmärkten bietet sich dem Management der inter-nationalen Unternehmen eine Vielzahl von alternativen Markteintrittsstrategien, welche sich grundsätzlich in solche mit Produktion im Heimatland oder Produktion im Ausland unterteilen lassen. Für diejenigen mit Produktion im Ausland kann eine weitere Differenzierung in solche mit und solche ohne Direktinvestitionen vorge-nommen werden (vgl. Belev, 2000: 169 ff.; Weiss, 1996: 8 ff.).[37] Die verschiedenen Markteintrittsstrategien mit Direktinvestitionen haben dabei je nach institutioneller Form der internationalen Unternehmenstätigkeit ganz bestimmte Vor- und Nachteile, „(...) depending on the level of risk, commitment, and control the investor chooses“ (Schlevogt, 2000b: 206).
Abbildung 3: Formen internationaler Markteintrittsstrategien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Belev (2001: 168) und Weiss (1996: 7).
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht dabei die Analyse der Markteintrittsstrategien mit Produktion und Direktinvestition in der VR China, unter dem Gesichtspunkt der Generierung von Wettbewerbsvorteilen. Mit Blick auf den Untersuchungs-gegenstand ist dabei zunächst von besonderem Interesse, welche Formen von Direkt-investitionen in der VR China existieren um im Anschluss daran zu klären, warum sich internationale Unternehmen evtl. für die eine oder andere Markteintritts-alternative entscheiden.
Entschließt sich ein internationales Unternehmen für einen Markteintritt mit Direkt-investition in der VR China, so stehen ihm grundsätzlich die Möglichkeiten einer Unternehmensgründung mit oder ohne Partner, oder die Beteiligung an einem bereits bestehenden Unternehmen als Markteintrittsstrategie zur Verfügung. Demzufolge bieten sich den internationalen Unternehmen in der VR China
2. der Kooperationsvertrag (Contractual Joint Venture (CJV))
3. das Gemeinschaftsunternehmen (Equity Joint Venture (EJV)) und
4. die 100%-Tochtergesellschaft (Wholly Foreign-Owned Enterprise (WFOE))
als wichtigste Organisationsformen ausländischer Direktinvestitionen in der VR China an (vgl. Diem, 2000: 20 ff.). Die Gesamtheit der verschiedenen Formen einer ausländischen Direktinvestition wird in der VR China auch als „Foreign-Invested Enterprise“ (FIE) bezeichnet. Die Wahl der entsprechenden institutionellen Form einer Direktinvestition hängt dabei vom gewünschten Grad der Internalisierung der Transaktionen bzw. der Koordination der Aktivitäten im internationalen Umfeld ab. Damit verbunden sind weitere Abgrenzungskriterien wie z.B. die Partnerbindung und die Kapitalintensität bzw. -bindung für eine Markteintrittsform (Trommsdorff et al., 1995: 1). Der Grad der Internalisierung der Transaktionen im chinesischen Umfeld ist jedoch der entscheidende Aspekt für die Analyse der meist gewählten Strategien internationaler Unternehmen in dieser Arbeit. Fraglich ist dabei, welche Kosten von Transaktionen innerhalb der beiden Markteintrittsstrategien anfallen und in welcher Strategie diese im Sinne eines effizienten Auftritts in der VR China zu minimieren sind. Hierzu soll die Transaktionskostentheorie als theoretisches Modell zur der Auswahl internationaler Markteintrittsstrategien angeboten werden. Sie eignet sich besonders, um innerhalb dieser Arbeit konkret der Frage nachzugehen, ob entweder ein EJV oder ein WFOE die (kosten-)effizienteste Koordinationsform von Trans-aktionen in der VR China darstellen, die damit langfristig Wettbewerbsvorteile in einem chinesischen Markt ermöglichen kann.[38] So finden Brouthers et al. in einer häufig zitierten Studie heraus, dass „(…) firms that used TC-enhanced international entry mode choices were significantly more satisfied with firm performance than firms that did not” (Brouthers et al., 2003: 1246).[39]
4. Die Transaktionskostentheorie
Die Transaktionskostentheorie, die ursprünglich in den 1930er Jahren durch die theoretischen Arbeiten von Coase begründet wurde, ist durch die Weiterentwicklung von Williamson Anfang der 1970er Jahre populär geworden. Sie gehört dem theoretischen Gebilde der Neuen Institutionenökonomik[40] an, die sich aus der Kritik an dem traditionellen Paradigma der neoklassischen, mikroökonomischen Theorie heraus entwickelt hat. Unter modifizierten Annahmen beschäftigt sich die Neue Institutionenökonomik im Kern mit der Entstehung, dem Wandel, den Wirkungen und der spezifischen Gestaltung von Institutionen bei der Koordination wirtschaft-licher Aktivitäten unter dem Aspekt der ökonomischen Effizienz. Die Integration von wesentlichen Aspekten der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie als Teil der Organisationslehre in die mikroökonomische Theorie gibt dabei der Institutionenökonomik ihren „neuen“ Charakter.
Die Transaktionskostentheorie, als „paradigmatischem Kern der neuen Institutionen-lehre“ (Fischer, 1993: 43), erklärt als Theorie der Unternehmung nicht nur das Zustandekommen betrieblicher Organisationsstrukturen, sondern beantwortet darüber hinaus auf Basis einer vergleichenden institutionellen Analyse die Frage, welche Organisationsform für eine gegebene Aufgabe vorteilhaft bzw. effizient ist. Als Maß zur Effizienzbeurteilung der unterschiedlichen institutionellen Formen der Organisation einer spezifischen Transaktion wird die Höhe der anfallenden Trans-aktionskosten in den Mittelpunkt der Analyse gerückt. „Die Kernaussage des Transaktionskostenansatzes ist, dass diejenige Organisationsform von Transaktionen gewählt wird, die transaktionskostenminimal ist“ (Schäper, 1996: 62). Nur in der effizientesten Koordinationsform lassen sich durch Transaktionskosteneinsparungen Wettbewerbsvorteile erreichen.
Auch wenn sich das Aussagesystem der Transaktionskostentheorie primär auf nationale Unternehmensaktivitäten bezieht, so kann es doch als allgemeingültig in dem Sinne angesehen werden, als dass es sich grundsätzlich auf die Effizienz-beurteilung von Organisationsformen für eine bestimmte Aufgabe bezieht (Weiss, 1996: 48). Folglich eignet sich die Transaktionskostentheorie ebenso im Zusammen-hang einer Markteintrittsstrategie mit Direktinvestition in der VR China, bei der es um die Frage geht: „Under what circumstances is an entry mode the most efficient choice in the long run?“ (Anderson et al., 1986: 2).
[...]
[1] Die Termini „China“ und „Volksrepublik China (VR China)“, beziehen sich – falls nicht aus-drücklich anders angegeben – auf das Gebiet der Volksrepublik China exklusive der Sonder-verwaltungszonen Hongkong SAR und Macau. Taiwan wird ebenfalls nicht unter diesen Begriff subsumiert. In der Literatur wird deshalb auch häufig der Begriff „Mainland China“ verwendet.
[2] Im Folgenden wird der englische Begriff des „Equity Joint Venture“ (EJV) verwendet.
[3] Im Folgenden wird der englische Begriff des „Wholly Foreign-Owned Enterprise“ (WFOE) verwendet.
[4] Die Systemtransformation bezeichnet dabei den grundlegenden Ordnungswandel der Wirtschaft und Gesellschaft (Streit, 1996: 3). Als fundamentales Ziel der Systemtransformation kann die Substitution einer ineffizienten Organisationsform der Volkswirtschaft durch eine andere Organisationsform gelten, welche die Effizienzkriterien eines Wirtschaftssystems besser erfüllt. Zu den Effizienzkriterien zählen dabei die Input-Output-Effizienz, die Produktivität, das Wachstumstempo, die Innovations-dynamik und die Allokationseffizienz (vgl. Lösch, 1993: 17).
[5] Allgemein wird unter Transformationspolitik diejenige Politik verstanden, welche die Ziele der Systemtransformation durchzusetzen versucht (vgl. Streit, 1996: 3).
[6] Im Folgenden wird auf den englischen Begriff des „Foreign Direct Investment“ (FDI) abgestellt.
[7] Nach Bosch und Bühler lassen sich die Schritte der Transformationspolitik in Anlehnung an 5-Jahrespläne in vier Transformationsphasen unterscheiden. Diese bestehen aus der ersten Phase der „vier Modernisierungen“ (Landwirtschaft, Industrie, Verteidigung, Wissenschaft und Technik) von 1978 bis 1983, der zweiten Phase der „planmäßigen Warenwirtschaft“ von 1984 bis 1991, der dritten Phase der „Sozialistischen Marktwirtschaft mit chinesischen Charakteristika“ von 1992 bis 1997 und schließlich der vierten Phase, der „Theorie des Anfangsstadiums des Sozialismus“ von 1997 bis heute (Bosch et al., 2003: 17 ff.; Bühler, 2000: 12). Die „Theorie des Anfangsstadiums des Sozialismus“ impliziert, dass die Entwicklung der Produktivkräfte noch nicht abgeschlossen ist. Es gilt, hierzu die Industrialisierung und Modernisierung der Volkswirtschaft voranzutreiben, was durch die System-transformation in die sozialistische Marktwirtschaft verwirklicht werden soll (vgl. Bühler, 2000: 21).
[8] Zu diesen vier SWZ gehören Shenzen, Zhuhai, Shantou und Xiamen (Pan, 1994: 5). Unter den attraktiven Bedingungen lassen sich Investitionsanreize wie Steuerbegünstigungen, weniger staatliche Kontrollen in Form administrativer Auflagen, sowie eine marktwirtschaftliche Ordnung subsumieren. Ab 1984 zählen zu den Open Coastal Cities (OCC) 14 Städte, darunter Lioning, Hebei, Tianjing, Shandong, Jiangsu, Shanghai, Zhejiang, Fuijian, Guangzhou, Hainan, Guangxi, Dalian, Ningbo und Qingdao. Diese liegen in Provinzen, die teilweise zu speziellen Entwicklungszonen gemacht worden sind. Die Flußdeltas Yangtse-, Perl-, und Fuijianflußdelta sowie die Insel Hainan wurden ein Jahr später als wirtschaftliche Präferenzgebiete geöffnet. (vgl. Chong, 2001: 4; vgl. Bühler, 2000: 16).
[9] Dies wurde auf dem 14. nationalen Parteikongress im Jahr 1992 vollzogen (vgl. Schlevogt, 2000a: 95). Charakteristisch für das Modell der sozialistischen Marktwirtschaft ist, dass die Produktions-faktoren zwar weiterhin als kollektives Eigentum betrachtet werden, die Verwendung dieser jedoch an marktwirtschaftlichen Prinzipien ausgerichtet sein soll (vgl. Mohr, 2002: 19).
[10] Für eine genauere Darstellung der Entwicklung des sozialen Netzes in der VR China siehe Weltbank (2004: 6).
[11] Bessere Investitionsbedingungen für ausländische Investoren sollen bspw. durch einen verstärkten Abbau von Marktbeschränkungen sowie durch staatliche Subventionen, Steuererleichterungen und andere Maßnahmen wie etwa ein vereinfachtes Gründungsverfahren geschaffen werden (Bittmann, 2001: 4 ff.). Die VR China ist also durchaus an einer zunehmenden und landesweiten Markt-erschließung durch internationale Unternehmen interessiert.
[12] Im Folgenden wird hier auf den englischen Begriff des „State-Owned Enterprise“ (SOE) zurück-gegriffen.
[13] Im Folgenden wird auf den englischen Begriff „Worls Trade Organisation“ (WTO) zurück-gegriffen.
[14] Eine genaue Auflistung der die Direktinvestitionen betreffenden Bestimmungen findet sich unter anderem bei Tseng et al. (2002: 12 ff.). Vgl. auch Prasad et al.(2005: 32ff.) und Rumbaugh et al. (2004).
[15] Im Folgenden wird auf den englischen Begriff des „Ministry of Foreign Trade and Economic Cooperation” (MOFTEC) abgestellt.
[16] Dabei sind beispielsweise die Industriebereiche, nach denen die Projekte innerhalb der Klassen untergliedert sind neu gruppiert worden. Einige Projekte sind für den ausländischen Investor insofern eingeschränkt worden, als dass bei JV die chinesische Seite mehrheitlich beteiligt werden muss und/oder keine Gründung eines WFOE möglich ist. „Encouraged“ sind alle Investitionen in die mit High-Tech und Infrastrukturaufbau in den Inlandsprovinzen zu tun haben. Auch wenn es zu einem langfristigen Ziel der chinesischen Regierung zählt, den Dienstleistungssektor zu öffnen, so ist auffällig, dass dieser keine grundlegenden Veränderungen im neuen „Guidance Catlouge“ erfahren hat und dadurch die bestehenden Restriktionen beibehalten worden sind. (o.V., 2001a: 6 ff.). Für eine Zusammenfassung des „Guidance Catalouge“ siehe Vanhonacker (1996a: 11).
[17] Eine zusammenfassende Darstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen nach Branchen findet sich bei o.V. (2004d: 12).
[18] Auf besondere Schwierigkeiten einzelner Rechtsbereiche kann an dieser Stelle nicht genauer eingegangen werden. Allerdings gilt für die verschiedensten Rechtsbereiche die oben beschriebene Unsicherheit, die sich für internationale Unternehmen aus dem immer noch eher formlosen Rechtssystem ergeben. Für ein genaueres Studium solcher Rechtsbereiche wie Vertragsrecht, Formen der Streitbeteiligung, die Vollstreckung von Gerichtsurteilen und Schiedssprüchen, Gesellschaftsrecht, Gewerblicher Rechtsschutz, Landnutzungsrecht und Steuerrecht siehe Kuhn et al. (2001: 91 ff.).
[19] Die aktuelle Zuwachsrate des Jahres 2004 beträgt laut National Bureau of Statistics of China (NBS) und Deutscher Bundesbank ebenfalls bei einem Wert von 9,5% (NBS, 2005a; Deutsche Bundesbank, 2005:39). Das aktuelle Volumen liegt bei 1649,4 Mrd. USD (Deutsche Bundesbank, 2005: 39).
[20] Anteil am Welt-BIP zu Kaufkraftparitäten im Jahr 2004 von 13,2% (Deutsche Bundesbank, 2005:39).
[21] Zu Kaufkraftparitäten des IWF gerechnet sind es fast 13% (vgl. Deutsche Bundesbank, 2005: 38).
[22] Das Wachstum der exportierten High-Tech und New-Tech Produkten von 50,2% im Jahr 2004 ist dabei besonders bemerkenswert; der Anstieg exportierter mechanischer und elektronischer Produkte lag in diesem Jahr bei 42,3% (NBS, 2005b).
[23] Noch vor 20 Jahren lag der Anteil am Welthandel bei 1%-Punkt (Sachverständigenrat, 2005:57).
[24] Allerdings relativieren sich die oben beschriebenen Werte, legt man entweder die schon früher erreichten Volumina an ausländischen Direktinvestitionen der Schwellenländer Taiwan und Singapur zugrunde, oder sieht sie im Verhältnis zur Größe des Landes (Sacherständigenrat, 2005: 59; Prasad et al., 2005: 5).
[25] Damit einher geht ein rapider Zuwachs von Währungsreserven bis Ende 2003 auf 457 Mrd. USD. Damit ist China hinter Japan das Land mit den meisten Währungsreserven weltweit (Prasad et al., 2005: 9).
[26] Immer noch sind bessere Infrastruktureinrichtungen, gut qualifizierte Arbeitnehmerschaft und der größere Privatsektor Grund genug nicht in Inlandsprovinzen unternehmerisch aktiv zu werden. Außerdem hat sich gezeigt, dass die größeren Steigerungsraten und die größere Kaufkraft Investoren weiterhin davon überzeugen, ein küstennahes Investment vorzuziehen (vgl. Bühler, 2000: 120 ff.).
[27] Auch wenn dies auf die noch vorhandenen Restriktionen im Dienstleistungsbereich zurückgeführt werden kann, welche gemäß dem Beitrittsprotokoll zur WTO bis im Jahr 2007 gelockert werden müssen (Sachverständigenrat, 2005: 59), werden diese nach Schätzungen der UNCTAD auch in Zukunft weiterhin im sekundären Sektor am höchsten sein (UNCTAD, 2004: 2 ff.). Für ein genaueres Studium möglicher Szenarien der drei wichtigsten Dienstleistungsbereiche (Banken, Versicherungen, Telekommunikation) vgl. Whalley (2003).
[28] Allerdings muss für die Gesellschaften aus Hongkong, Singapur und der chinesischen Provinz Taiwan, die unter anderem zu den Ländern mit dem größten Direktinvestitionsanteil gehören, erwähnt werden, dass diese gewissermaßen durch ihre soziokulturelle Nähe als „chinesische Gesellschaften“ gewertet werden können (vgl. Prasad et al., 2005: 6; Mohr, 2002: 123).
[29] Auszugsweise lassen sich einige Einflussgrößen der „chinesischen Gesellschaften“ im Vergleich zu „Nicht-chinesischen Gesellschaften“ darstellen als ein Gegenüber von chinesischem Kollektivismus versus westlichem Individualismus, Beziehungen versus schriftliche Verträge, „Gesicht waren“ versus ökonomische Rationalität, kultureller Patriotismus versus technokratischer Multinationalismus und einer für Chinesen typischen Beharrlichkeit versus Zeitdruck (Schlevogt, Part Two, 2000: 216 ff.).
[30] Auf eine exakte Darstellung aller Unterschiede zwischen der Bedeutung der Beziehungen im Westen und den „Guanxi“ in China muss an dieser Stelle verzichtet werden. Dem interessierten Leser bieten sich hierfür besonders die Ausführungen von Yeung et al. (2001: 55 ff.) an.
[31] Neben den genannten Vorteilen kann eine Investition in „Guanxi“ zukünftig den Zugang zu benötigten (Produktions-)ressourcen genauso sichern wie die Nutzung von besseren Informationen hinsichtlich der Regierungspolitik, Markttrends, Geschäftsmöglichkeiten, sowie der Zeitersparnis. Darüber hinaus sind der verbesserte Aufbau eines Unternehmensimage und die Unterstützung einer verbesserten Logistik ein wichtiger Vorteil der „Guanxi“ für internationale Unternehmen in einem ansonsten unsicheren politisch-rechtlichen und dynamischen ökonomischen Umfeld (Fock et al., 2000: 35 f.).
[32] Bezüglich einer sehr guten Darstellung der Korruption als der negativen Schattenseite von „Guanxi“ vgl. Luo (2002b: 411 ff.). Hierin wird deutlich, dass sich eine klare Trennlinie zwischen der Korruption (illegal) und den „Guanxi“ (legal) ziehen lässt. Einer der wesentlichen von neun beschriebenen Unterschieden ist bspw. der, dass „guanxi builds on trust, whereas corruption is based on commodity“ (Luo, 2002b: 413). Darüber hinaus erläutert der Autor, welche negativen Effekte die Korruption mithin auf die Geschäftsführung hat (Luo, 2002b: 414 ff.).
[33] Die zu erwartenden Umweltprobleme werden von Schlevogt und anderen Autoren explizit als Risiko erwähnt. Setzt man ein weiterhin so rasantes Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft mit enormem Energieverbrauch voraus, werden diese zu einer langfristigen Herausforderung für die VR China.
[34] Nach Jahren der Mangelwirtschaft und des Nachfrageüberhangs in Zeiten einer geschlossenen Volkswirtschaft ist das große zukünftige Absatzmarktpotential Chinas primärer Beweggrund von internationalen Unternehmen des Westens für den Markteintritt (Deutsche Bundesbank, 2004: 5). Auch in einer Studie von Bruun kann identifiziert werden, dass keines der hier befragten inter-nationalen Unternehmen des Westens die Produktionskosten als ersten Grund für sein Engagement in der VR China nennt, „(...) although this factor is seen an an advantagous add-on“ (Bruun et al., 2002: 102). Nach aktuellen Angaben der Deutschen Bundesbank leben bereits heute mehr kaufkräftige Konsumenten (vor allen Dingen in den Küstenprovinzen) in der VR China, als in der BR Deutschland. Diese Zahl soll sich bis 2015 fast verzehnfacht haben (Deutsche Bundesbank, 2004: 5 f., vgl. NBS, 2005b). Anders verhält es sich bei den internationalen Unternehmen aus asiatischen Ländern, die FDI in der VR China noch überwiegend aus exportstrategischen Gesichtspunkten tätigen (Tseng, 2002: 8).
[35] Die Kursivschreibweise wird deshalb verwendet, da es sich um eigens hergeleitete Definitionen handelt, welche der Autor in Anlehnung an die angegebenen Quellen im Zuge der Arbeit verwenden wird.
[36] Die Tatsache, dass ein internationales Unternehmen in einem Auslandsmarkt beispielsweise bereits Produkte vertreibt oder herstellt ist bei der Einführung bzw. Herstellung eines neuen Produktes bzw. einer Produktgruppe in diesem Auslandsmarkt sicherlich zu berücksichtigen, ersetzt aber nicht die notwendigen strategischen Entscheidungen hinsichtlich der Gestaltung der Markteintrittsstrategie für das neue Produkt bzw. die Produktgruppe. Dies betrifft vor allen Dingen die eventuell in einem Land divergierenden lokalen Einzelmärkte.
[37] Als Direktinvestition bezeichnet man dabei eine private Kapitalanlage im Ausland, durch die Eigentumsrechte erworben werden, um „(...) einen unmittelbaren Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des kapitalnehmenden Unternehmens zu gewinnen oder einem Unternehmen, an dem der Investor bereits beteiligt ist, neue Mittel zuzuführen“ (Deutsche Bundesbank, 1965: 19 Herv. im Orig., zit. nach Weiss, 1996: 11). Hierbei steht das Kontrollmotiv auf die Geschäftsführung bzw. die direkte Einflussnahme auf die Geschäftsaktivitäten im Ausland im Mittelpunkt des Interesses (Weiss, 1996: 11 und Belev, 2000: 9). Hinsichtlich der Mittel, mit derer Beteiligungsanteile bzw. Stimmrechte an einem ausländischen Unternehmen erworben werden können, besteht grundsätzlich die Möglichkeit der Einbringung von Finanzkapital, Sachkapital, gewerblichen Schutzrechten und sonstigen technischen bzw. betriebswirtschaftlichen Know-how.
[38] Warum lediglich auf ein EJV in der VR China abgestellt wird, begründet der Autor in Abschnitt 5.1
[39] Er geht davon aus, dass diejenigen Unternehmen deshalb bessere Ergebnisse erzeilen, „(...) because they consider both transaction costs of internal coordination and control” (Brouthers, 2002: 207). Vgl. für eine ähnliche Argumentation Hu et al. (1993: 159).
[40] Der Begriff der „Neuen Institutionenökonomik“ („New Institutional Economics“) ist auf Williamson (1975: 1) zurückzuführen. Vgl. hierzu aber auch auch Coase (1998: 72). Neben der Traktionskostentheorie gehört auch die „Property-Rights“-Theorie und die „Pricipal-Agent“-Theorie zur Theorie der Neuen Institutionenökonomik, vgl. Rotering (1993: 89 f.) und Osterheld (2001: 91).
- Quote paper
- Andreas Lentzsch (Author), 2005, Management-Strategien internationaler Unternehmen in der VR China, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49131
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