In Kenya haben sich aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen verschiedene Städtetypen entwickelt, die nach bestimmten Kriterien definiert werden können. Lamu repräsentiert den am deutlichsten in Afrika verbreiteten Typus der arabisch-islamisch geprägten Küstenstadt. Mit der wichtigste Gesichtspunkt war der frühe Handel, der wesentlich zur Entwicklung der Stadt beigetragen hat. Malindi ist ein Beispiel für eine typische Fremdenverkehrssiedlung mit touristischen Einrichtungen und ausgedehnten Stränden. Gilgil ist ein typisches Landstädtchen in den ehemaligen White Highlands mit wichtigen zentralen Funktionen. Eldoret beschreibt besonders die Merkmale expansiven Wachstums mit bedeutender Industrieansiedlung. Isiolo steht für Grenzstädte, die eine Verknüpfung zwischen den von Hirten und Bauern besiedelten Räumen darstellen. Diese werden als “Gateway Towns“ bezeichnet.
Eine besondere Stellung in der Entwicklung der Städte Kenyas nehmen die beiden Metropolen Nairobi und Mombasa ein. Gerade in den Metropolen steigt die Bedeutung der Versorgung der ärmeren Bevölkerung. Hierbei leistet Urban Agriculture einen besonderen Beitrag, der auch einen hohen Einfluss auf die aktuelle Stadtentwicklung hat. Die Versorgung der armen Bevölkerungsteile mit Nahrungsmitteln durch Umwandlung der im Produktionsprozess der Städte anfallenden Abfallstoffe als bspw. Dünger sichert einen kleinen Grundbetrag an Versorgung. Vielfältige Flächen neben oder zwischen Straßen, Grünanlagen können dafür genutzt werden. Weltweit sind 15% der Bevölkerung auf Produkte der Urban Agriculture angewiesen. Dies ist Grund genug, einen tieferen Blick auf dieses Fragestellung zu werfen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Stadttypen
2.1 Die Arabisch- islamisch beeinflußte Küstenstadt
2.2 Landstädte der White Highlands
2.3 Expansiver Wachstumspol
2.4 Gateway Towns
2.5 Die Fremdenverkehrssiedlung
3. Urban Agriculture
3.1 Allgemeines, “Urban agriculture“ als Teil des informellen Sektors
3.2 “ Waste is food”
4. Schlußwort
5. Literatur
6. Anhang
1. Einleitung
Kenya ist ein Staat vieler unterschiedlicher Formen und Gestalten. Zu diesen Formen gehören nicht nur physische Merkmale der Landschaft oder die offensichtlichen Komponenten aus Flora und Fauna, sondern auch Erscheinungen, die einer völlig anderen Genese entsprechen. Als Tourist oder aufmerksamer Beobachter bemerkt man unweigerlich unterschiedliche Details des Beobachteten. Ob man ein Naturschutzgebiet besucht oder eine Stadt besichtigt. Für europäische Städte und Metropolen lassen sich anhand der Stadtviertel sehr viele Erklärungen dazu finden, wie die Stadt einmal ausgesehen haben mag oder wie die Entstehungsgeschichte nachvollziehbar erscheint.
Ob dies im Großen und Ganzen auch auf kenianische Städte zutrifft, werden die Ausführungen zeigen.
2. Stadttypen
In Kenya haben sich aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen verschiedene Städtetypen entwickelt, die nach bestimmten Kriterien definiert werden können. Lamu repräsentiert den am deutlichsten in Afrika verbreiteten Typus der arabisch-islamisch geprägten Küstenstadt. Mit der wichtigste Gesichtspunkt war der frühe Handel, der wesentlich zur Entwicklung der Stadt beigetragen hat. Malindi ist ein Beispiel für eine typische Fremdenverkehrssiedlung mit touristischen Einrichtungen und ausgedehnten Stränden. Gilgil ist ein typisches Landstädtchen in den ehemaligen White Highlands mit wichtigen zentralen Funktionen. Eldoret beschreibt besonders die Merkmale expansiven Wachstums mit auch bedeutender Industrieansiedlung. Isiolo steht für Grenzstädte, die eine Verknüpfung zwischen den von Hirten und Bauern besiedelten Räumen darstellen. Diese werden als “Gateway Towns“ bezeichnet.
Eine besondere Stellung in der Entwicklung der Städte Kenyas nehmen die beiden Metropolen Nairobi und Mombasa ein.
2.1 Die Arabisch- islamisch beeinflußte Küstenstadt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: www.lib.utexas.edu/maps/world_cities/mombasa.jpg
Trotz ihres Sonderstandes innerhalb von Kenya ist neben Lamu auch Mombasa zu nennen. Dieser Typus einer Stadt ist in Afrika nur an der ostafrikanischen Küste verbreitet. Die topographische Lage Mombasas ist sehr günstig zur Errichtung eines Hafens gewesen. Die kleine Insel Mombasa ist von tief ins Landesinnere greifenden Buchten umgeben. Ursprünglich entwickelte sich dort eine Stadt mit Schwerpunkt des Fernhandels, der mit großer Beteiligung Arabiens entstand. Im 19. Jh. gingen von dort aus auch Karawanen ins Binnenland. Die vorkoloniale Stadt machte nur einen kleinen Teil der Insel aus. Die Fläche lag nie über 0,5 km². Omani-Araber und im 17. Jh. auch die Portugiesen errichteten in direktem Anschluß an die Stadtgrenze ihre militärischen Stützpunkte. Mombasa war die dominierende Handelsstadt an der Küste und auch zu Beginn der britischen Herrschaft veränderte sich erstmals nichts. Auch die Briten errichteten südlich der vorkolonialen Stadt ihren Stützpunkt. Mit dem Beginn des Baus der Uganda-Bahn, die in Mombasa starten sollte, verstärkte sich natürlich die Bedeutung der Stadt. In vielen Städten ließ sich eine solche Entwicklung nachvollziehen, daß der ursprüngliche Siedlungsbereich, heute meist die Altstadt oder der zentrale Distrikt, an Bedeutung verlor. Im Fall Mombasa entwickelte sich zwischen dem Verwaltungsquartier und dem Hafen als Hauptwarenumschlagsort das moderne Geschäftsviertel der asiatischen Ladeninhaber, der Banken und der europäischen Handelshäuser. Entsprechend der kolonialen Herrschaft und der Arbeitsteilung innerhalb der Stadt entwickelten sich auch die Wohnviertel. Auf begünstigten Lagen entstanden die Wohnanlagen der europäischen „Oberschicht“, in der Nähe der Arbeitsstätten, häufig auch am Hafen, wohnten die hauptsächlich afrikanischen Arbeitskräfte und der asiatische Teil der Bevölkerung lebte und arbeitete im Geschäftsviertel.
Besonders im Vordergrund der städtebaulichen Entwicklungsabschnitte stehen natürlich einerseits die koloniale Verwaltung und andererseits die industrielle Entwicklung innerhalb der Region und der Stadt. Besonders auffallend ist die räumliche Trennung der Menschen durch unterschiedliche Stadtviertel. Trotz einer Ablehnung der Segregation entwickelten sich unterschiedliche Wohnbereiche, die hauptsächlich durch unterschiedliche Preisniveaus hervorgerufen wurden. Vor allem den europäischen Bewohnern kam dies zu Gute, da ihnen bevorzugte Lagen zur Verfügung gestellt wurden. Aber nicht nur die Wohnfrage war entscheidend, sondern auch besonders die Wohndichte. Zahlen von Nairobi belegen, daß schon 1979 im europäischen Wohnviertel Spring Valley-Sublocation nur eine Einwohnerdichte von 788 Einwohner/km² bestand, hingegen Pumwani, das älteste Afrikanerquartier eine Einwohnerdichte von 36.000 Einwohnern/m² aufwies. (VorlaufeR,1990, S. 120f)
2.2 Landstädte der White Highlands
Nach Fertigstellung der Uganda-Bahn wurden Entwicklungsprojekte erstellt, die die Besiedlung der nicht so dicht erschlossenen Gebiete betrafen. Einerseits stand die marktwirtschaftliche Inwertsetzung der Region im Vordergrund, aber auch die Steigerung der Rentabilität der Bahnstrecke durch eine Ansiedlung von wirtschaftlichen Komponenten. Somit war die Entwicklung stark an die Bahnlinie gebunden. Es wurden Siedlerkolonien in die Highlands implementiert. Die dortigen Landressourcen sollten den Siedlern zum Erwerb dienen. Alles nicht von den “Natives“ genutzte Land wurde der Krone unterstellt und zu bestimmten Anteilen an europäische Siedler verkauft. Jeder Siedler hatte Anspruch auf 259 ha Neuland. 64 ha wurden ihm bei der Vermessung direkt zugesprochen (homestead) und auf die restlichen 195 ha (freehold) hatte der Siedler ein Vorkaufsrecht. Später wurde dieser “freehold“ auf 405 ha erweitert. Für große Unternehmen wurde diese Grenze auch noch verzehnfacht, so daß Großbetriebe entstanden. Eldoret ist ein solches Entwicklungszentrum, das auf die Landnahme zurückzuführen ist. Besonders die Verwaltungseinheiten für die landwirtschaftliche Entwicklung hatten eine hohe Bedeutung für die Siedler. Die Ansiedlung vieler europäischer Großbetriebe mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße 1920 von 2103 ha führte zu einem akuten Landmangel. Die eigentlichen Afrikaner durften in diesen erschlossenen Gebieten kein Land erwerben und wurden wohntechnisch in Reservate verbannt. Aber bei den immer geringer werdenden Landflächen siedelten sich viele Afrikaner als sog. “Squatter“ (wilde Siedler) in den europäischen Farmregionen an. Diese Siedler waren gesetzlich daran gebunden, mindestens 180 Tage pro Jahr für den Landeigentümer zu arbeiten. Daraus entwickelte sich ein Pull-Faktor, da die Bauern Land bewirtschaften konnten und die europäischen Landeigner eine entsprechende Einnahmequelle aus der landwirtschaftlichen Produktion hatten. Nach 1945 wurde die Landbewirtschaftung organisierter, so daß Neusiedlungs-Projekte in der Folgezeit entstanden (Swynnerton-Plan, One-Million-Acre-Settlement-Scheme). Mit den ersten Settlement Schemes konnte zunächst nicht nur die Landknappheit der Reservate behoben werden, sondern auch die freie Ansiedlung in den landwirtschaftlichen Gebieten mit voller rechtlicher Gewährleistung vorangetrieben werden. Diese neu entstandenen Städte dienten den Siedlern vor allem zur Versorgung mit landwirtschaftlichen Inputs (Saatgut etc.), der Vernetzung einzelner Siedlungsschwerpunkte und auch durch den Eisenbahnknotenpunkt zum Transport.
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- Quote paper
- Guido Bürger (Author), 2001, Stadttypen und Stadtentwicklung in Kenya unter Berücksichtigung der Urban Agriculture, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49012
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