Auf dem Höhepunkt seiner Popularität, so vermutet man, beantworteten neun von zehn Deutschen die Frage, ob sie „Hitleranhängige, Führergläubige“ sind mit Ja (Kershaw 1999: 13). Im Gegensatz dazu stimmte bei der Reichtagswahl im März 1933 nicht einmal jeder zweite Wähler für die NSDAP (Kershaw 1999: 17). Hierbei darf jedoch nicht übersehen werden, dass eine Wahl geheim und eine Umfrage zur Führertreue durch Interviewer-Effekte oder ähnliches beeinflusst werden kann. Auch ist von einem Zeitunterschied von annähernd zehn Jahren auszugehen. Dennoch, die Verbindung des deutschen Volkes zu seinem Führer war um einiges stärker, als zur NSDAP. Welche Bedeutung hatte Adolf Hitler für das deutsche Volk? War er mehr als nur ein Staatsoberhaupt, mehr als ein Diktator? War er vielleicht der erste politische Star des 20. Jahrhunderts? Es ist nicht leicht, all diese Fragen zu beantworten, da der Wissenschaft aus der damaligen Zeit keine oder kaum qualitative Umfragen zur Verfügung stehen. Dieser Umstand macht eine Erklärung für die Anziehung der Massen durch Hitler nur bedingt möglich.
Dennoch möchte ich versuchen, in dieser Arbeit einen kleinen Teil dazu beizutragen, indem ich mich weniger auf die Person, sondern mehr auf den Führer Adolf Hitler konzentriere. Ziel soll es sein, mit Hilfe einiger Theorien der Gruppenpsychologie eine Erklärung dafür zu finden, warum das deutsche Volk relativ unkritisch einem Führer selbst bis zum eigenen Untergang folgen wollte, und wie dies vor allem in der Programmatik der NSDAP schon früh ausgenutzt wurde, um die Massen zu mobilisieren. Dazu werde ich im zweiten Kapitel die Theorien der Massenpsychologie und der Gruppendynamik kurz vorstellen und die wichtigsten Aspekte herausarbeiten. Anschließend folgt eine knappe Darstellung der Ideologie und der Organisation des Nationalsozialismus, bevor ich im vierten Kapitel den Versuch unternehmen werde, den Bogen zwischen gruppendynamischen sowie massenpsychologischen Aspekten und der Organisation in der NS-Zeit zu spannen. Im abschließenden Fazit wird eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse präsentiert, um diese mit anderen Studien vergleichen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Leben ohne Führer?
- Ideologie und Organisation des Nationalsozialismus
- Die frühe NSDAP (1920-1923)
- Verbot, Wiederaufbau und Machtergreifung (1923-1933)
- Das dritte Reich (1933-1945)
- Führerprinzip und Mobilisierung der Massen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Bedeutung von Adolf Hitler für das deutsche Volk und untersucht, inwieweit er über die Rolle eines Staatsoberhauptes oder Diktators hinausging. Sie befasst sich mit der Frage, warum das deutsche Volk relativ unkritisch einem Führer folgte, selbst bis zum eigenen Untergang. Im Zentrum steht die Analyse der Rolle des Führerprinzips und dessen Einfluss auf die Mobilisierung der Massen im Nationalsozialismus. Dabei werden Theorien der Massenpsychologie und Gruppendynamik herangezogen, um das Phänomen der Massenattraktivität Hitlers zu erklären.
- Die Rolle des Führers in der Massenpsychologie
- Die Ideologie und Organisation des Nationalsozialismus
- Die Mobilisierung der Massen im Nationalsozialismus
- Gruppendynamische Aspekte der Führer-Follower-Beziehung
- Die Bedeutung des Führerprinzips für die NS-Machtergreifung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die zentrale Frage nach Hitlers Bedeutung für das deutsche Volk und stellt die Forschungsziele der Arbeit vor. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Theorie der Massenpsychologie und der Gruppendynamik, wobei insbesondere die Bedeutung des Gruppenaspekts hervorgehoben wird. Im dritten Kapitel wird die Ideologie und Organisation des Nationalsozialismus kurz dargestellt, wobei die Entwicklung der NSDAP von ihrer Gründung bis zur Machtergreifung beleuchtet wird. Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse des Führerprinzips und dessen Einfluss auf die Mobilisierung der Massen in der NS-Zeit. Hier werden gruppendynamische sowie massenpsychologische Aspekte mit der Organisation der NSDAP in Verbindung gebracht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Führerprinzip, Massenpsychologie, Gruppendynamik, Nationalsozialismus, Mobilisierung der Massen, Ideologie, Organisation, Macht und Propaganda. Sie untersucht die Rolle Hitlers als Führer und seine Anziehungskraft auf das deutsche Volk. Die Arbeit verbindet verschiedene Theorien, um das Phänomen der Massenattraktivität Hitlers zu erklären.
- Quote paper
- Nils Wiebe (Author), 2005, Das Führerprinzip und die Mobilisierung der Massen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48961