Durch den Wandel der Wirtschaft und einige Wirtschaftskrisen hat das Controlling im Laufe der Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen. Besonders in Deutschland genießt das Controlling große Wertschätzung.
Die Entwicklung des Controllings wurde bereits in zahlreichen Forschungen, Büchern, Artikeln und Arbeiten diskutiert. Der internationale Vergleich des Controllings stellt hingegen ein noch relativ junges Forschungsfeld dar, mit verhältnismäßig wenigen Studien, trotz der seit Jahren zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen. Dieses Gebiet wird vor allem für junge Controller von großer Bedeutung sein, da es für sie ein grundlegendes Zukunftsthema in Zeiten der Globalisierung und Weltöffnung darstellt. Daher wird das international vergleichende Controlling Thema dieser Bachelorarbeit sein.
In den folgenden Kapiteln wird neben dem deutschen noch das US-amerikanische und chinesische Controlling-System näher betrachtet und analysiert. Für die USA wurde sich entschieden, da es das Ursprungsland des Controllings und zudem noch eine Wirtschaftsmacht darstellt. China wird hingegen in vielen Bereichen noch als Entwicklungsland bezeichnet, spielt jedoch in der weltweiten Wirtschaft eine bedeutende Rolle. Aufgrund der großen Unterschiede in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft eignen sich diese Länder besonders gut für einen Vergleich der Controlling-Systeme.
Ziel dieser Arbeit ist es die Controlling-Praktiken der drei Länder zu vergleichen und dabei auf die Ausgestaltung, Instrumente und Aufgaben des Controllings einzugehen. Außerdem soll geklärt werden, inwieweit das Controlling in den Ländern verbreitet ist und warum es sich unterscheidet. In dieser Arbeit werden bestehende Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Controllings identifiziert. Dieses Wissen kann Unternehmen bei einer internationalen Zusammenarbeit helfen, die von anderen Ländern verwendeten Ansätze besser zu verstehen. Die Internationalisierung der Wirtschaft führt dazu, dass sich die Rahmenbedingungen des Controllings ändern. Daher wird es für Controller immer bedeutender nicht nur das eigene Geschäft zu verstehen, sondern auch die internationalen Märkte und Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Verständnis des Controllings
2.1 Historischer Hintergrund
2.2 Erläuterung der Controlling Begriffe
2.2.1 Das Verständnis in Deutschland
2.2.2 Das Verständnis in US-Amerika
2.2.3 Das Verständnis in China
3 Die Grundlagen des Controllings
3.1 Strategisches und operatives Controlling
3.2 Ziele des Controllings
3.3 Die Controlling-Funktionen
3.3.1 Informationsfunktion
3.3.2 Planungsfunktion
3.3.3 Kontrollfunktion
3.3.4 Steuerungs-, Koordinationsfunktion
3.4 Abgrenzung des Controllings zu verwandten Bereichen
3.5 Länderspezifische Unterschiede
3.6 Controlling-Instrumente
4 Die Kultur als Einflussfaktor
4.1 Die Kontingenztheorie
4.2 Kulturelle Unterschiede und ihre Auswirkungen
4.2.1 Machtdistanz
4.2.2 Unsicherheitsvermeidung
4.2.3 Kollektivismus versus Individualismus
4.2.4 Femininität versus Maskulinität
4.2.5 Langfristorientierung versus Kurzfristorientierung
4.3 Controlling in internationalen Joint Ventures
5 Das Berufsfeld Controlling
5.1 Aufgaben
5.2 Anforderungsprofil
5.3 Bildung
5.4 Hierarchische Ebene der Controlling-Abteilung
6 Einflussfaktoren der letzten Jahre
7 Fazit
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Der Regelkreis des Controllings
Abbildung 2: Abgrenzung des Controllings zu verwandten Bereichen
Abbildung 3: Activity Based Costing
Abbildung 4: Ausprägung der Kulturdimension Machtdistanz
Abbildung 5: Ausprägung der Kulturdimension Unsicherheitsvermeidung
Abbildung 6: Ausprägung der Kulturdimension Kollektivismus/Individualismus
Abbildung 7: Ausprägung der Kulturdimension Maskulinität/Femininität
Abbildung 8: Aufgabeninhalte der Controller
Abbildung 9: Aktuelle und zukünftige Fähigkeiten von Controllern
Abbildung 10: Hierarchische Einordnung der Controlling-Abteilung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Abgrenzung zwischen strategischen und operativen Controlling
Tabelle 2: Unterschiede zwischen Rechnungswesen und Controlling
Tabelle 3: Kontingenzfaktoren im Überblick
Tabelle 4: Auswirkung der Kulturdimensionen auf das Controlling
Tabelle 5:Aufgaben der Controller im Überblick
1 Einleitung
Durch den Wandel der Wirtschaft und einige Wirtschaftskrisen hat das Controlling im Laufe der Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen. Besonders in Deutschland genießt das Controlling große Wertschätzung.
Die Entwicklung des Controllings wurde bereits in zahlreichen Forschungen, Büchern, Artikeln und Arbeiten diskutiert. Der internationale Vergleich des Controllings stellt hingegen ein noch relativ junges Forschungsfeld dar, mit verhältnismäßig wenigen Studien, trotz der seit Jahren zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen. Dieses Gebiet wird vor allem für junge Controller von großer Bedeutung sein, da es für sie ein grundlegendes Zukunftsthema in Zeiten der Globalisierung und Weltöffnung darstellt. Daher wird das international vergleichende Controlling Thema dieser Bachelorarbeit sein.
In den folgenden Kapiteln wird neben dem deutschen noch das US-amerikanische und chinesische Controlling-System näher betrachtet und analysiert. Für die USA wurde sich entschieden, da es das Ursprungsland des Controllings und zudem noch eine Wirtschaftsmacht darstellt. China wird hingegen in vielen Bereichen noch als Entwicklungsland bezeichnet, spielt jedoch in der weltweiten Wirtschaft eine bedeutende Rolle. Aufgrund der großen Unterschiede in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft eignen sich diese Länder besonders gut für einen Vergleich der Controlling-Systeme.
Ziel dieser Arbeit ist es die Controlling-Praktiken der drei Länder zu vergleichen und dabei auf die Ausgestaltung, Instrumente und Aufgaben des Controllings einzugehen. Außerdem soll geklärt werden, inwieweit das Controlling in den Ländern verbreitet ist und warum es sich unterscheidet. In dieser Arbeit werden bestehende Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Controllings identifiziert. Dieses Wissen kann Unternehmen bei einer internationalen Zusammenarbeit helfen, die von anderen Ländern verwendeten Ansätze besser zu verstehen. Die Internationalisierung der Wirtschaft führt dazu, dass sich die Rahmenbedingungen des Controllings ändern. Daher wird es für Controller immer bedeutender nicht nur das eigene Geschäft zu verstehen, sondern auch die internationalen Märkte und Unternehmen.
Das Controlling kann sich in vielerlei Hinsicht unterscheiden, es beginnt bereits bei der historischen Entwicklung und der Begriffsklärung. Nicht überall gibt es den Begriff Controlling. Das Controlling-System mit seinen Zielen, Funktionen, Abgrenzungen und Instrumenten weist ebenfalls eine Reihe von Gemeinsamkeiten und Unterschieden auf. Als nächstes wird in der Arbeit auf die kulturellen Unterschiede und ihre Auswirkungen eingegangen. Landeskulturelle Ungleichheiten können die Gestaltung von Controlling-Systemen und eine internationale Zusammenarbeit maßgeblich beeinflussen. Auch das Berufsfeld Controlling unterscheidet sich zwischen den Ländern und wird daher in dieser Arbeit näher betrachtet. Vor dem Fazit der Arbeit wird noch auf die Einflussfaktoren der letzten Jahre eingegangen, die das Controlling verändert und zu einer zunehmenden Konvergenz beigetragen haben.
2 Verständnis des Controllings
Zu Beginn der Arbeit soll auf das unterschiedliche Verständnis des Controllings in den Ländern USA, China und Deutschland eingegangen werden. Hierfür wird zunächst die geschichtliche Entwicklung des Berufsfeldes untersucht. Zu klären sind hierbei die Fragen wann und wie sich das Controlling in den drei Ländern etabliert hat. Anschließend wird in diesem Kapitel auf die bedeutendsten Controlling-Begriffe und deren jeweiliges Länderverständnis eingegangen. Es werden Controlling-Konzeptionen der wichtigsten Literaturvertreter aus Deutschland und den USA betrachtet.
2.1 Historischer Hintergrund
Die Anfänge des Controllings lassen sich bis in das Mittelalter zurückverfolgen. Bereits im 15. Jahrhundert gab es in der staatlichen Verwaltung im angloamerikanischen Sprachraum erste Controlling-Aufgaben. Die sogenannten „Countrollours“ hatten damals die Aufgabe die Staatsfinanzen zu kontrollieren. Dazu zählte unteranderem Zahlungs- und Liefervorgänge zu kontrollieren und das Steuern von finanziellen Transaktionen.1
In den USA hat der Beruf des Controllers seine Ursprünge 1778. Der amerikanische Kongress schuf in diesem Jahr die gesetzliche Grundlage für den Einsatz von Controllern im Staatsdienst. Diese Art von Staatsangestellten, die auch als „Comptroller“ bezeichnet wurden, hatten, wie schon ihre Vorgänger aus dem 15. Jahrhundert, die Aufgaben über den Staatshaushalt zu wachen und staatliche finanzielle Mittel zu steuern.2 Im Jahr 1880 richtete die Eisenbahngesellschaft „Atchison, Topeka & Santa Fe Railway System“ als erstes amerikanisches Wirtschaftsunternehmen eine Controller Stelle ein. Zu dem Aufgabenfeld dieses Berufes gehörten zu dieser Zeit überwiegend finanzwirtschaftliche Aufgaben. Die Verbreitung des Controllings blieb jedoch bis zu den 20er Jahren weitgehend aus.3 Erst das industrielle Wachstum machte deutlich, dass ein Controlling mit einer zukunftsorientierten Finanzplanung und Risikoanalyse von großer Bedeutung für Unternehmen sein kann. Auch der Staat hat immer höhere Anforderungen an das Rechnungswesen gestellt. Demzufolge wurde das Aufgabenfeld der Controller um Planungs- und Koordinationsaufgaben erweitert. Immer öfter hatten Controller eine eigene organisatorische Einheit in Wirtschaftsunternehmen.4 Die Gründung des „Controllers Institute of America“ im Jahr 1931 war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Controllings. Die Organisation unterstützte die Weiterentwicklung des neuen Berufsfeldes maßgeblich. Im Jahr 1962 wurde die Institution umbenannt in „Financial Executive Institute“.5
In Deutschland blieb der Beruf des Controllers lange Zeit unbekannt. Erst in den 60er Jahren brachten US-amerikanische Tochtergesellschaften den Controlling Gedanke nach Mitteleuropa und vor allem nach Deutschland.6 Die recht späte Einführung des Controllings in Deutschland lässt sich auf den Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit zurückführen. Durch das stetige Wachstum und die sicheren Gewinne der deutschen Unternehmen, gab es zu dieser Zeit aus unternehmerischer Sicht keinen Veränderungsbedarf.7 Erst die sogenannte Insolvenzwelle in den 80er Jahren setzte ein Umdenken des wirtschaftlichen Handelns voraus. Die Amerikaner brachten die nötigen Planungs- und Steuerungsinstrumente und moderne Managementideen mit in deutsche Unternehmen.8 Das amerikanische Controlling Konzept wurde in den darauffolgenden Jahren an die deutschen Verhältnisse angepasst. Bis heute hat sich der Beruf des Controllers in Deutschland fest etabliert.9
In dem chinesischen Staatssektor gab es bereits vor über 4000 Jahren Controlling ähnliche Ansätze.10 Dennoch stellte das moderne Controlling eine Innovation in China dar, welche erst nach der ökonomischen Öffnungspolitik im Jahr 1978 langsam an Bedeutung gewann.11 Bis dahin gab es eine staatlich gelenkte Planwirtschaft mit einem fest vorgeschriebenen Buchhaltungssystem. Dies machte die Umsetzung von Controlling Ansätzen unmöglich. In den frühen 80er Jahren wurde das westliche Controlling in China langsam bekannt.12 Anfang der 1990er Jahre wurden bereits die ersten westlichen Controlling-Instrumente implementiert. Trotzdem konnte sich der Beruf des Controllers in China lange Zeit nicht durchsetzen. Durch die hohe Bevölkerung stehen dem Land nach wie vor billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Zugunsten der Wirtschaftsentwicklung erlaubte die Regierung außerdem einen überproportionalen Nutzen der Naturressourcen, was zu einer Senkung der Rohstoffpreise führte. Demzufolge hatten chinesischen Unternehmen lange keinen hohen Kostendruck und der Bedarf an Controlling-Techniken blieb weitgehend aus.13 Laut Prof. Dr. Wang Xuyi lebte China bisher in einer Wirtschaftswunderzeit ohne Krisen. Die Bedeutung des Controllings würde China erst nach der ersten Krise erkennen können.14 Nachdem es nun bereits erste Anzeichen einer drohenden Wirtschaftskrise gab, gewinnt auch in China das Controlling an Wert. Seit ein paar Jahren schon verbessert sich der Entwicklungsstand des Controllings in chinesischen Unternehmen stetig.15
Mittlerweile hat sich das Controlling als wichtiger Bestandteil in Institutionen aller Länder, Branchen und Größen etabliert. Immer öfter gibt es den Beruf des Controllers auch in Non-Profit-Organisationen oder öffentlichen Körperschaften.16
2.2 Erläuterung der Controlling Begriffe
Über die Inhalte, den Begriff und die Definition des Controllings wird seit Jahren diskutiert.17 Die Ursprünge und der geschichtliche Hintergrund des Controllings haben bereits einen ersten kleinen Einblick in die Begriffsentwicklung gegeben.
Bis heute gibt es trotz der stetig wachsenden Bedeutung des Controllings keine einheitliche Begriffsklärung. Sowohl in Deutschland, als auch in den USA, gibt es in diesem Bereich zahlreiche Begriffe, welchen jedoch keine eindeutige Definition gegenübersteht.18 In dem Sprachgebrauch der deutschen Betriebswirtschaftslehre haben über die letzten Jahrzehnte zudem immer mehr englischsprachige Begriffe Einzug erhalten. Diese Entwicklung, die vor allem auch das Controlling betrifft, bringt Probleme mit sich.19 Oftmals gibt es innerhalb eines Sprachgebiets unterschiedliche Bezeichnungen für denselben Sachverhalt. Außerdem kann es sein, dass verschiedene Sprachräume unter demselben Begriff etwas Anderes verstehen. Beispielsweise kann eine deutsche Interpretation eines Begriffs erheblich von dem eigentlichen Gedanken im Ursprungsland abweichen. Diese Problematik beeinträchtigt nicht nur die zwischenländliche Kommunikation, sondern auch die Kommunikation innerhalb des deutschen Sprachraums. Folge einer solchen Sprachverwirrung sind Schwierigkeiten bei der Abgrenzung der Controlling-Aufgaben und Organisationen. Vor allem bei internationalen Joint Ventures oder bei der Zusammenarbeit von verschiedensprachigen Kollegen kann es zu unterschiedlichen Auslegungen der Controlling-Begriffe kommen und dadurch die gemeinsame Arbeit behindern.20
Im Folgenden wird daher auf die wichtigsten deutschen und US-amerikanischen Begriffe des Controllings eingegangen. Der Wirtschaftswissenschaftler Marcus Roso und die Universitätsprofessorin Friederike Wall haben zusammen mit Rainer Vormweg die Definitionen der bedeutendsten Controlling-Vertreter verglichen.21
2.2.1 Das Verständnis in Deutschland
„Jeder hat seine eigene Vorstellung darüber, was Controlling bedeuten soll, nur jeder meint etwas Anderes“.22
So beschreibt der namhafte Betriebswirt Peter Preissler die verwirrende Sammlung von Definitionen, Aufgaben und Funktionen des Controllings.23 Auch die Controlling-Experten Péter Horváth, Hans-Ulrich Küpper, Thomas Reichmann und Jürgen Weber haben unterschiedliche Meinungen zu den zahlreichen Controlling-Begriffen.24
- Controlling
Laut Thomas Reichman liegt der Schwerpunkt des Controllings in der Informationsversorgung. Planung und Kontrolle sind hingegen nur eine nebensächliche Teilfunktion.25
Péter Horváth sieht in dem Controlling hingegen einen Ausgleich der Teilfunktionen Planung, Steuerung und Kontrolle. Seiner Meinung nach wird bei den Teilfunktionen eine systembildende und systemkoppelnde Koordination verfolgt.26
Das Verständnis von Küpper ähnelt dem von Horváth sehr. Er erweitert die Koordinationsfunktion jedoch um Personalführung und Organisation.27
Nach Jürgen Weber ist die Hauptaufgabe des Controlllings die Rationalitätssicherung der Führung. Es sollten dabei alle Führungsfunktionen unterstützt werden.28
- Management Accounting
Dieser Begriff wird in der deutschen Controlling-Literatur kaum verwendet. Bei Jürgen Weber lässt sich hierzu auch keine Definition finden. Die Vertreter Küpper, Reichmann und Horváth sehen darin ein Controlling-Instrument.29
- Controller
Für Küpper, Reichmann und Horváth handelt es sich bei Controllern um Inhaber von Controlling-Stellen, die zur Erfüllung der Controlling-Funktionen (Planung, Steuerung und Kontrolle) beitragen sollen.
Nach Weber kann das Aufgabenfeld nicht konkret bestimmt werden, da es sich entsprechend der Situation ändern kann. Die Rationalitätssteigerung steht dabei stets im Vordergrund.30
- Management Accountant
Dieser Begriff spielt in keiner der untersuchten Quellen eine bedeutende Rolle.31
- Controllership
Horváth definiert den Begriff „Controllership“ als ein Synonym für Controlling. Aus Sicht Webers ist es hingegen das gesamte Aufgabenfeld, das Controller bewältigen sollten. Bei Reichmann und Küpper lässt sich zu dem Begriff keine Definition finden.32
2.2.2 Das Verständnis in US-Amerika
Auch in Amerika sind sich die Controlling-Experten Anthony, Hilton und Kaplan bei vielen Begriffen nicht einig.
- Controlling
Auch wenn man die ersten Controllerstellen in den stattlichen Organisationen der USA fand, konnte sich der Begriff in den darauffolgenden Jahrzehnten nicht durchsetzen.33
Für Anthony stellt Controlling keinen eigenständigen Fachbegriff dar.
Der Literaturvertreter Kaplan benutzt den Ausdruck ohne ihn genau zu definieren. Er beschreibt mit dem Begriff die Kontrolle des Ausführungssystems.34
Aus Sicht von Hilton ist Controlling die Sicherstellung des Unternehmenserfolgs. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kontrolle.35
- Management Accounting
Der Begriff Management Accounting kann als amerikanisches Pendant zum deutsche Controlling gesehen werden. Der wichtigste Bestandteil des Management Accountings ist laut allen drei Experten die Übernahme der Informationsversorgung. Finanzielle Informationen werden sowohl den internen als auch den externen Berichtsadressaten zur Verfügung gestellt. Unterschiedliche Ansichten gibt es lediglich bezüglich der Führungsfunktionen.36
Laut Anthony bezieht sich der Begriff auf das gesamte Management, mit allen Teilfunktionen. Planung und Kontrolle hebt er besonders hervor.
Eine ähnliche Auffassung hat auch Hilton, er bezieht jedoch die Ausführungsfunktion mit ein.37
Der Vertreter Kaplan greift zurück auf die Definition des „Institute of Management Accountants“: „… the process of identification, measurement, accummulation, analysis, preparation, interpretation and communication of financial information used by management to plan, evaluate and control within an organization and to assure appropriate use of financial reports “38. Zudem betont er die Führungs- und Kontrollfunktion.
- Controller
Diesbezüglich sind sich Hilton und Anthony einig. Ein Controller ist der höchstrangige Management Accountant innerhalb einer Organisation. In Kaplans Büchern bleibt der Begriff unerwähnt.39
- Management Accountant
Ein Management Accountant stellt aus Sicht von Hilton und Kaplan einen Mitarbeiter des Controllers dar, beziehungsweise eine Person, die das Management Accounting durchführt.
Anthony hat sich zu diesem Begriff in keinem seiner Werke geäußert.40
- Controllership
Controllership stellt laut allen drei Vertretern den Aufgabenbereich eines Controllers dar.41
2.2.3 Das Verständnis in China
Da das Controlling in China noch sehr jung ist, hat das Land keine eigenen bekannten Controlling-Begriffe. Deshalb werden die Begrifflichkeiten aus Deutschland und vor allem aus Amerika weitestgehend übernommen.42 Den deutschen Begriff „Controlling“ gibt es in China jedoch nicht. Er wird in dem Land mit „bilanzieller Kontrolle“ übersetzt und nicht als Unternehmenssteuerung verstanden. Anstelle dessen wird der Begriff „Management Accounting/Control“ verwendet. Die Bedeutung dieser Bezeichnung kommt der Definition des deutschen Controllings jedoch sehr nahe. Denn auch das Management Control unterstützt Organisationen dabei ihre Erfolgs- und Finanzziele zu realisieren.43
Zusammenfassend kann man sagen, dass es trotz der zahlreichen Versuche das Controlling, beziehungsweise das Management Accounting zu beschreiben, es bis heute zu keiner eindeutigen Begriffsdefinition gekommen ist. Im internationalen Vergleich gibt es so gut wie keine einheitliche Interpretation der Begriffe.44 Zwar bietet dieser Zustand den Unternehmen die Möglichkeit Controlling individuell zu gestalten, jedoch verhindert es gleichzeitig ein systematisches Vorgehen bei der Einführung von Controlling.45
3 Die Grundlagen des Controllings
Das Controlling zählt aktuell zu den schnellst wachsenden und wandelnden Unternehmensfunktionen. Wie bereits im vorhergehenden Kapitel deutlich wurde, gibt es im Controlling keine eindeutige Einigung über die Inhalte und genauen Funktionen. Klar ist jedoch, dass das Controlling in Zukunft in Unternehmen immer stärker gebraucht wird. Bereits in dem letzten Jahrzehnt haben sich Controllerstellen in Unternehmen massiv gesteigert.46 Zudem hat es sich zu einem umfassenden Steuerungsinstrument für das gesamte Unternehmen entwickelt. Die Kernaufgaben sind dabei nicht nur Abweichungsanalysen aufzustellen, sondern auch auf allen Managementebenen zu beraten, auf mögliche Schwachstellen hinzuweisen und das Unternehmen zu koordinieren.47 Die Funktion des Controllings in einem Unternehmen kann gut mit einem Steuermann verglichen werden. Zwar ist die Abteilung nicht der Kapitän des Schiffs beziehungsweise des Unternehmens, aber sie sagt dem Kapitän wo es langgeht.48 Es stellt sich deshalb die Frage, was für Ziele und Funktionen der Bereich Controlling hat, und ob es internationale Unterschiede gibt.
3.1 Strategisches und operatives Controlling
Grundsätzlich kann man strategisches und operatives Controlling unterscheiden. Das operative Controlling ist kurzfristig ausgerichtet und hat einen Planungszeitraum von ein bis zwei Jahren. Es befasst sich mit Entwicklungen aus Vergangenheit und Gegenwart und leitet daraus Steuerungsmaßnahmen ab. Der Schwerpunkt liegt auf der Erstellung von kurz- und mittelfristigen Umsatz-, Kosten- und Finanzplänen, die die Basis einer kurzfristigen Gewinnsteuerung sind.49 Die Wirtschaftlichkeit, Produktivität und Rentabilität des Unternehmens steht dabei immer im Vordergrund. Außerdem bildet das operative Controlling eine Schnittstelle zwischen dem betrieblichen Rechnungswesen und dem strategischen Controlling.50
Während bei dem operativen Controlling die Frage „Tun wir die Dinge richtig?“ gestellt wird, beschäftigt sich das strategische Controlling damit, dass wir die „richtigen Dinge tun“. Es ist längerfristig ausgerichtet und hat die Existenzsicherung des Unternehmens zum Ziel. Das strategische Controlling muss in der Lage sein, zukünftige Chancen und Risiken zu erkennen. Daher werden auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen außerhalb des Unternehmens betrachtet. Um strategische Controlling-Ziele erfolgreich umsetzen zu können, benötigt ein Unternehmen ein funktionierendes operatives Controlling.51
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 : Abgrenzung zwischen dem strategischen und operativen Controlling (Eigene Darstellung mit Anlehnung an „Controlling, Kostenrechnung und Kostenmanagement“, S. 7)
3.2 Ziele des Controllings
Das Management wird vom Controlling beraten und unterstützt. Daher verfolgen Controlling und Management auch dieselben Ziele. Die Controlling-Ziele können demnach aus den Unternehmenszielen abgeleitet werden.52 Die primären Ziele liegen also „in der Sicherung und Erhaltung der Koordinations-, Reaktions- und Adaptionsfähigkeit der Führung, damit diese die Ergebnis- und Sachziele der Unternehmung realisieren kann“53. Demnach trägt das Controlling einen Beitrag zur erfolgreichen Unternehmensleitung bei und reagiert rechtzeitig auf Änderungen in der Unternehmensumwelt.54
Die Ziele lassen sich auch in operative (kurzfristige) und strategische (langfristige) Ziele unterteilen. Eine nachhaltige Existenzsicherung und das Ziel bestehende Erfolgspotentiale zu erhalten und neu aufzubauen sind beispielsweise strategische Ziele und langfristig ausgerichtet. Monetäre Ziele wie Gewinn und Liquidität sind hingegen operative.55
Das Controlling in Deutschland, China und den USA verfolgt dasselbe Ziel: Entscheidungsfindungen in einem Unternehmen unterstützen. Differenzen gibt es jedoch bezüglich der Zielgruppen. Das US-amerikanische Management Accounting und das chinesische Controlling stellen nicht nur dem unternehmensinternen Management finanzielle Reports bereit, sondern auch externen Interessensgruppen wie Aktionären, Gläubigern und Steuerbehörden.56 In Deutschland sind diese finanziellen Berichte hingegen nur an unternehmensinterne Entscheidungsträger adressiert. Nichtsdestotrotz kann davon ausgegangen werden, dass chinesische und deutsche Controller und Management Accountants dieselben Ziele verfolgen.57
Hinzuzufügen ist noch, dass eine klare Definition der Ziele von großer Bedeutung ist. Es gibt kein Controlling ohne Ziele. Diese Einstellung sollte fest in jeder Firmenphilosophie integriert sein.58
3.3 Die Controlling-Funktionen
Im Folgenden werden die Schwerpunktfunktionen des Controllings zunächst allgemein näher betrachtet. Dazu zählen die Informationsfunktion, Planungsfunktion, Analysefunktion und Kontrollfunktion. Die vier Funktionen sind durch ein Regelkreissystem miteinander verbunden und tauschen ständig Informationen aus. So kann das Controlling seine Aufgaben bestmöglich bewältigen. Keiner der Funktionsbereiche darf vernachlässigt werden, da dies sonst gravierende Auswirkungen auf das gesamte Controlling-System hätte.59
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der Regelkreis des Controllings (Eigene Darstellung mit Anlehnung an „Controlling im ERP-System“)
3.3.1 Informationsfunktion
Die Informationsfunktion stellt das Kernstück jeder Controlling-Abteilung dar, denn sie deckt den Informationsbedarf des Unternehmensmanagements ab. Das Controlling nimmt Informationen auf, gibt diese weiter und bereitet die Daten für das Management auf. Alle Informationen müssen rechtzeitig, plausibel und entscheidungsorientiert zur Verfügung gestellt werden.60
Durch die starke Internationalisierung haben sich Umfang, Qualität und Zeitnähe der notwendigen Informationen stark erhöht. Landes- und marktspezifische Besonderheiten lassen den Informationsbedarf zusätzlich steigen.61
Die Informationsfunktion hat auch dafür zu sorgen, dass Planungsprobleme frühzeitig erkannt werden. Hierfür müssen wiederum Informationen über die möglichen Handlungswege bereitgestellt werden.62
[...]
1 Vgl. Kaatz, Christopher (Controlling), S.12
2 Vgl. Preißner, Andreas (Praxiswissen Controlling), S. 12
3 Stoffel, Kurt (Controllership im internationalen Vergleich), S.7
4 Vgl. Kaatz, Christopher (Controlling), S.12
5 Vgl. Braunstein, Roland (Die Controllingpioniere), S.55 ff
6 Vgl. Jung, Hans (Controlling), S.4
7 Vgl. Kaatz, Christopher (Controlling), S.12
8 Vgl. Braunstein, Roland (Die Controllingpioniere), S.60 ff
9 Vgl. Jung, Hans (Controlling), S.4
10 Vgl. Xuyi, Wang (Der Einfluss traditioneller Philosophien), S. 41.
11 Vgl. Xuyi, Wang; Hui, Chu (Controlling und die chinesische Kultur), S.90
12 Vgl. Controllerpraxis (Controlling in China)
13 Vgl. Xuyi, Wang; Hui, Chu (Controlling und die chinesische Kultur), S.90
14 Vgl. Xuyi, Wang (Controlling in der VR China) S. 8.
15 Vgl. Schäfer, Utz; Just, Alexander (Stand und Perspektiven) S.127
16 Vgl. Jung, Hans (Controlling), S.4
17 Vgl. Stoffel, Kurt (Controllership im internationalen Vergleich), S.1
18 Vgl. Hofjan, Andreas (Internationales Controlling), S.3
19 Vgl. Fröhling, Oliver (Strategisches Management Accounting), S.7
20 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.56
21 Vgl. ebd.
22 Preißler, Peter (Controlling), S.14
23 Vgl. Boucoiran, Thomas (Einfluss nationaler Kultur auf das Controlling), S. 9
24 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.58
25 Vgl. ebd.
26 Vgl. Berens, Wolfgang; Born, Axel; Hoffjan, Andreas (Controlling international tätiger Unternehmen), S.17
27 Vgl. Küpper, Hans Ulrich (Controlling), S. 13ff.
28 Vgl. Weber, Jürgen (Einführung in das Controlling), S.65.
29 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.58
30 Vgl. ebd.
31 Vgl. ebd.
32 Vgl. ebd.
33 Vgl. Hirsch, Bernhard; Mertins, Christian (Management Accounting in den USA), S. 17
34 Vgl. Atkinson, Anthony; Banker, Rajiv; Kaplan, Robert (Management Accounting), S.518ff
35 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.60
36 Vgl. Hofjan, Andreas (Internationales Controlling), S. 25-26
37 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.60
38 Institute of Management Accountants (Definition of Management Accounting), S.1
39 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.60
40 Vgl. ebd.
41 Vgl. ebd.
42 Vgl. Adili, Tina (Controlling in China), S. 17
43 Vgl. Liu, Qiongna (Controlling in deutsch-chinesischen Gemeinschaftsunternehmen), S. 15
44 Vgl. Roso, Marcus; Vormweg, Rainer; Wall, Friederike (Controllingnahe Begriffe), S.61
45 Vgl. Hoffjan, Andreas (Internationales Controlling, S.26
46 Vgl. Preißner, Andreas (Praxiswissen Controlling), S.1
47 Vgl. Stoffel, Kurt (Controllership im internationalen Vergleich), S.2
48 Vgl. Preißner, Andreas (Praxiswissen Controlling), S.1
49 Vgl. Jung, Hans (Controlling), S. 373
50 Vgl. Amann, Klaus; Petzold, Jürgen (Management und Controlling), S.132
51 Vgl. Jung, Hans (Controlling), S. 277 ff
52 Vgl. Hoffjan, Andreas (Internationales Controlling), S. 7
53 Vgl. Horváth, Péter (Controlling), S.123
54 Vgl. Hoffjan, Andreas (Internationales Controlling), S. 8
55 Vgl. Amann, Klaus; Petzold, Jürgen (Management und Controlling), S.132
56 Vgl. Hoffjan, Andreas (Comparative Management Accounting), S. 652
57 Vgl. Hoffjan, Andreas (Internationales Controlling), S.27
58 Vgl. Hoffjan, Andreas (Comparative Management Accounting), S. 652
59 Vgl. Scheld, Guido (Controlling - Unter der Berücksichtigung mittelständischer Unternehmen), S. 34
60 Vgl. Buchholz, Liane (Strategisches Controlling), S.29f
61 Vgl. Vesper, Oliver (Controlling in den USA), S.60
62 Vgl. Horváth, Péter (Controlling), S.300
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Internationales Controlling. Eine Analyse der Länder China, USA und Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489464
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